Auch im Gastgarten des Forsthauses waren die Sirenen gut zu hören gewesen und auch die schwarze Rauchsäule war deutlich zu sehen.
Das typische Piepsen mehrerer Pager war zu hören, woraufhin sich drei Männer von verschiedenen Tischen erhoben und erst jetzt Notiz voneinander nahmen. "Ah, du bist a da! Servus! Auf geht´s meine Herrn! Einsatz, gemma! Hat geh wieder mal oaner die Kurven unterschätzt am Thalgaueck..."
Die Männer waren von der Freiwilligen Feuerwehr und gingen unverzüglich in Einsatz. Bei solchen Einsätzen kommt es auf jede Sekunde an... wobei gesagt sei, dass mehr Personen in brennenden Fahrzeugen ersticken, als verbrennen.
Mehrere Martinshörner waren sogleich zu hören und man rätselte im schattigen Gastgarten, was da wohl wirklich passiert sei.
Zwei Feuerwehren waren innerhalb Minuten an der Unfallstelle. Ein rotes Audi Sportcoupe`war von der Strasse abgekommen, hatte sich mehrmals überschlagen und im angrenzenden, abschüssigen Wald noch zwei hohe Fichten umgerissen, bevor es - bis zur Unkenntlichkeit verformt und in zwei Teile zerfetzt - an einer Dritten und Vierten Halt gefunden hatte...
Die hintere Hälfte des Fahrzeuges die einige Meter weiter unten hängen geblieben war, hatte Feuer gefangen und brannte träge unter starker Rauchentwicklung dahin. Der Vorderwagen - oder das was davon übrig geblieben war - beinhaltete noch die vorderen Sitze und den offenbar leblosen und blutüberströmten Fahrer. Man würde ihn nur unter Einsatz der Bergeschere aus dem Wrack holen können. Wichtig war natürlich, die Flammen einzudämmen, weil es bei dieser Trockenheit auch zu einem Wald- und Flächenbrand hätte führen können und in unmittelbarer Nähe der Bergung eine nicht zu unterschätzende Gefahrenquelle darstellte.
Mittlerweile hatte sich auch der Notarztwagen eingefunden, sowie eine Funkstreife, deren Besatzung sofort mit der Absicherung der Unfallstelle begann.
Erschwert wurde der ganze Einsatz durch die abschüssige Lage und die schlechte Zugänglichkeit. Schließlich wurden hier Lösch- und Bergegeräte gebraucht, die nur schwierig an die Stelle zu transportieren waren. Der Notarzt, bzw. die Notärztin hatte Mühe sich mit ihrer Tasche in diesem Gelände auf den Beinen zu halten. Der Gripp war hier für zwei Beine zu Wenig und auf allen Vieren konnte sie kaum ihre Utensilien heranschaffen. Als sie durch eine kurze Kontrolle des Pulses an der Halsschlagader des Verunfallten feststellen konnte, dass dieser, wie durch ein Wunder noch am Leben war, wurde das ganze Geschehen an diesem Ort noch hektischer. Das Opfer musste schnellstmöglich geborgen und in die nächste Unfallstation verbracht werden. Ein Hubschrauber wurde angefordert. Jetzt kam es auf jede Minute an. Das Unfallopfer war dringend soweit zu stabilisieren, dass ein Heli-Transport überhaupt durchführbar wurde...
Das umliegende Blech wurde mit der hydraulischen Bergeschere entfernt nachdem die Ärztin einen Venenzugang gelegt hatte. Endlich konnte man eine Halskrause anlegen und den Schwerverletzten auf eine Trage verbringen und anschnallen. Zwei Männer von der Feuerwehr halfen den Sanitätern beim Transport bis zum Rettungsauto, mit welchem das Opfer zum in der Nähe, auf einer Wiese gelandeten Hubschrauber gebracht wurde.
Eine Polizistin hielt dessen Führerschein in Händen und einer der Feuerwehrmänner sagte zu seinem Kollegen: "He, Toni, des is der Kunt, der si beim Forsthaus so deppert aufgführt hat! Da brauchst di wundern, dass der Depp a Brez´n reißt, wann er mit der Krach´n ins Auto steigt! Da fehlt mir oafoch s´Verdständnis!"
Die Polizistin merkte kurz auf. "Sie kennen den Herrn?"
"Net direkt. Er war grad am Nachbartisch beim Forsthaus Wartenfels und hat sich dort ordentlich beliebt g´macht. Des heißt, er hat sich danebenbenommen und hätt gern a Schlägerei anzettelt. Und dann is a so a zarte Hübsche kommen und hat den mit an Judogriff oder sowas ganz arm abserviert, aber so richtig, wie wenn er aus Papier wär! Daraufhin is er gangen. Mia ham net gwusst, dass der no mit an Auto fahren will..."
"War er alkoholisiert? Ich meine, hatten sie den Eindruck, dass er alkoholisiert war?"
"Ehrlich g´sagt, ja! I fall net gern wem ins Kreuz, aber der Depp is wirklich selber schuld!"
Sie schaute nochmals auf den Führerschein, den ihr die Sanis ausgehändigt hatten. "Johann Mayerhofer" murmelte sie, "das ist heute kein besonders guter Tag für Sie..."