Ron hatte sich mit Charly in sein privates Wohnzimmer im Turm zurückgezogen. „Danke, dass Du ein Mädchen gerettet hast. Der schwierige Teil beginnt gerade erst.“, stieg er in die Unterhaltung ein. „Wie meinst Du das?“, fragte Charly unangenehm berührt. „Wenn sie dir nicht gehorcht, musst Du sie bestrafen. Tust Du es nicht oder bist Du zu gnädig, wird das Halsband es tun. Nur Harry kann es ihr abnehmen und er wird es nicht. Sie kann nichts essen oder trinken, wenn Du es nicht erlaubst. Jede Selbstverständlichkeit ist für sie ein Privileg, dass sie verlieren kann. Wenn Du einen Wunsch hast, sprichst ihn aber nicht aus, wird sie trotzdem bestraft, wenn sie ihn nicht erfüllt.“
Charly rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. „Warum hast Du es mir nicht vorhergesagt? Dann hätte ich mich nicht darauf eingelassen.“ Rons Ernsthaftigkeit schnürte beiden die Luft ab: „Wenn Du Dich nicht darauf eingelassen hättest, würde ein Menschenleben mehr enden. Im Schwarzen Schloss kann man nicht unschuldig bleiben. Hermine zitierte mal einen Muggelphilosophen – Adorno: Es gibt kein richtiges Leben im falschem. Wir können Harrys Dunkelheit nur mildern, aber nicht brechen.“ Die Härte der Erkenntnis schien schwer erträglich. „Und wenn ich Dinge will, die nicht in Ordnung sind?“ Ron blieb cool: „Du meinst Sex? Nun es liegt an Dir, wie Du ihn gestaltest. Was Du verlangst und wie, kannst Du steuern. Du hast die Kontrolle und damit die Verantwortung.“ Jede Antwort erschreckte Charly mehr. Plötzlich dachte er, dass es vielleicht besser gewesen wäre, sie sterben zu lassen. Ron schien Gedanken lesen zu können: „Nein. Weißt Du noch, was Dumbledore früher gesagt hat: Wir müssen uns entscheiden - zwischen dem was richtig ist und dem, was einfach ist.“
Düstere Gedanken begleiteten Charly auf dem Weg in sein Quartier. In was war er da nur hineingeraten? Wie sollte er Hagrid die ganze Sache erklären oder seiner Familie? Man hatte Abigail zurück in die Kerker gebracht, bis Charly Zeit hätte sich um sie zu kümmern. Er musste einem Schattenjäger befehlen, sie herzuholen. Vielleicht konnte man erst mal miteinander reden, dachte Charly. Er konnte Drachen zähmen, warum sollte er nicht auch eine junge Frau zähmen können. Die Zuversicht hielt bis zu der Sekunde, in der Abigail tatsächlich vor ihm stand. Genauer gesagt der Schattenjäger sie vor ihm auf Knie presste. „Du kannst gehen. Ich möchte keinesfalls gestört werden.“, sagte Charly, mit so etwas wie Autorität in der Stimme.
Der Schattenjäger grinste dreckig, blieb aber bei einem angemessenen. „Selbstverständlich, Sir.“ Die Weasleys standen im Rang so weit oben, dass jede kleine Frechheit unmittelbar geahndet würde. Er hatte einmal eine kleine Bemerkung über Arthur fallen lassen. Potters Cruciatus war noch Tage später spürbar gewesen.
Charly fand es gleichermaßen unangenehm, wie erregend, dass Abigail vor ihm kniete. „Steh´ bitte auf und setz Dich dort auf den Stuhl.“, sagte er um, überhaupt ein Gespräch zu beginnen. Sie tat, was er sagte und sah ihn hasserfüllt und ängstlich zugleich an. „Möchtest Du etwas trinken oder essen?“, fragte er sanft. „Etwas trinken wäre gut.“, gab sie widerwillig zu. Das Halsband bestrafte sie sofort, weil nicht sie nicht Herr oder Master gesagt hatte. Auch hatte sie sich nicht bedankt. Dieses Ding kam direkt aus der Hölle. Es würgte sie mit einen heftigen Brennen. Charly bemerkte dieses Detail nicht, weil er gerade etwas in zwei Gläser schenkte. „Danke, Master.“, sagte sie, sofort endete das Würgen.
Er lächelte genauso freundlich, wie er war. „ Am besten wir fangen ganz von vorne an. Ich bin, wie gesagt, Charly Weasley. Einer der vielen älteren Brüder von Lord und Lady Weasley. Wir werden zusammen mit meinem Freund Rubeaus Hagrid in Rumänien leben.“ Sie schwieg und trank einen Schluck Wasser. Da es seit der Verhaftung das erste Getränk überhaupt war, hielt ihre selbstverordnete Selbstbeherrschung nicht lange an. Obwohl er sich bemühte freundlich zu sein, blieb sie verstockt. Sie wirkte auf ihn, wie ein frischgeschlüpftes Drachenkind. Ängstlich. Hilflos. Bezaubernd. „Erzähl mir etwas von Dir.“, forderte er sie auf, um das Eis zu brechen. Es half nichts. Wieder wehrte sie sich und wieder wurde sie bestraft. Dieses Mal schmerzten alle Mediane ihres Körpers zugleich. Charly konnte nicht hinsehen. Diese ganze Situation machte ihn ratlos. Er empfand Mitleid, aber sie ließ nicht auf ihn ein. Was sollte er tun? Er hatte bis jetzt noch überhaupt nichts verlangt. Er entschloß sich, Ron noch einmal zu fragen. Ron kannte sich scheinbar mit diesen Dingen. Ansonsten blieben nur Potter oder Snape oder noch schlimmer einer dieser Shadowlords. Diese Möglichkeiten schloss Charly kategorisch aus. Endlich endete die Schmerzattacke für Abigail. Charly befahl in weichem Ton: „Trink ruhig noch etwas und ruhe Dich aus. Ich komme später wieder. Geh nicht weg. Ich möchte Dich nicht wieder in eine Zelle bringen lassen.“ Dieses Mal funktionierte es besser: „Danke. Ja, Herr. Ich werde vernünftig sein.“, stimmte sie nur leicht widerwillig zu.