Kingsley Shacklebolt erreichte das Schwarze Schloss kurz vor Abend. Das Gespräch mit Dumbledore hatte ihn ermutigt. Bereits bei der Wache am Eingang des Schlosses verlangte er Lord Potter gemeldet zu werden. Einen Augenschlag später empfing ihn ein sehr höflicher Dobby. „Guten Tag, Sir. Herzlich Willkommen im Schwarzen Schloss. Ich zeige Ihnen Ihr Quartier.“ Kingsley überging zunächst die Tatsache, dass es ein Hauself war, der ihn empfing. „Lord Potter erwartet mich. Ich muss dringend mit ihm sprechen.“, verlangte er energisch. Dobby wusste, dass viele Zauberer und Hexen ihn nicht als gleichwertig betrachteten. Lord Potter jedoch unterschied nicht zwischen Menschen, Hauselfen oder Vampiren. Er hatte Dobby befreit und Riddle getötet, dafür gehörte ihm Dobby gesamte Loyalität. „Seine Lordschaft wird Sie zu gegebener Zeit empfangen, Sir. Er ist derzeit beschäftigt. Bitte kommen Sie in Ihr Quartier. Haben Sie Gepäck dabei? Wir kümmern uns darum.“
„Ich verlange Lord Potter oder einen Vertreter sofort zu sprechen.“ Kingsleys Nerven lagen blank. „Derzeit ist Lord Potter anderweitig beschäftigt.“, widerholte Dobby höflich. „Lady Granger und Lord Weasley können unter keinen Umständen gestört werden. Möchten Sie mir Ihr Anliegen vortragen?“ Langsam verlor Kingsley die Geduld. „Nein. Ich will Lord Potter persönlich sprechen.“ Die unerschütterliche Höflichkeit des vollständig bekleideten Hauselfen machte ihn ärgerlich. Natürlich verstand er die leise Provokation in diesem Empfang. „Lord Potter liest im Moment in seinem Gemach. Dann ist er mit Lord Weasley zu einer Party Schach verabredet. Später wollte er dem Quidditchtraining unserer neuen Spieler beiwohnen. Er sagte, er würde Sie zu einem angemessenen Zeitpunkt empfangen.“ Kingsley konnte nichts tun und gab sich zunächst damit zufrieden, Dobby in ein Quartier zu folgen.
Das Gemach bestach durch seine bedrohliche Eleganz. Ein blutroter Teppich lag auf dem Boden und hob sich deutlich von den schwarzen Möbeln ab. Die Wände hatte man mit ebenfalls blutroten Tapeten gestaltet. Auf einem Gemälde konnte man unschwer Fürst Dragul den Jüngeren umgeben von düsteren Schönheiten erkennen. Trotz dieser Anspielung war das Quartier in jeder Hinsicht angemessen. Es bot allen in der Zaubererwelt bekannten Luxus. Offensichtlich wurden hier gewöhnlich hochrangige Vampirbotschafter empfangen. Potter quälte ihn bereits, bevor er Kingsley überhaupt empfing. Es war eine unverhohlene Frechheit ein banales Quidditchtraining seinem Anliegen vorzuziehen. Kingsley musste sich gedulden. Nur Potter hatte die Macht ihm Aurora zurückzugeben. Man ließ ihn warten. Regelmäßig erschien ein Hauself und fragte seinem leiblichen Wohl. Das Schwarze Schloss gewährte ihm perfekte Gastfreundschaft und verhöhnte ihn zugleich.
Potter sah seinem privaten Quidditchteam zu, während der Minister um seine Tochter bangte. Krum hatte tatsächlich einige Weltklassespieler engagiert. Man redete darüber im Ministerium. Die neue Mannschaft wollte in der kommenden Saison ihren Aufstieg beginnen. Kingsley zog in Erwägung hinunter zum Quidditchfeld zu gehen, um direkt mit Potter zu sprechen. Er verwarf den Plan. Potter würde ihn nur lächerlich machen.
Hermine und Fleur arbeiteten in Hermines Arbeitszimmer an einem Schreiben für das französische Zaubereiministerium. Zum ersten Mal konnte Fleur ihre Fähigkeiten und Kenntnisse angemessen unter Beweis stellen. Sie war nicht umsonst Champion von Beauxbatons. Die meisten sahen in ihr nur eine Veela, aber sie konnte viel mehr als Veelamagie. Stolz erfüllte sie, vor allem das Hermine sie trotz der Sache mit Ron akzeptierte. „Die Idee mit dem Konkordat in Frankreich stammt von Draco Malfoy?“, fragte Fleur überrascht nach. Hermine bestätigte es: „Lord Potter hat ihn direkt nach seiner Meinung gefragt. Bisher hatte Harry seinen Favoriten jede Einmischung in seine Politik verboten. Wir haben uns auch gewundert.“ Fleur überlegte etwas und ließ die vergangenen Tage Revue passieren. Malfoy stand hoch in der Gunst Seiner Lordschaft. Lord Potter suchte Malfoys Gegenwart. Sie dachte an die Szene, als Potter und Malfoy mit verschränkten Händen aus dem Thronsaal gegangen waren. „Draco Malfoy kommt aus einem hohen Haus. Vielleicht gefällt es Lord Potter deshalb so gut mit ihm.“
Hermine ging Harrys Favoriten durch. Blaise Zabini stammte auch aus einer sehr guten Familie, dennoch hatte Harry ihn nur zur Unterhaltung geduldet. Schon früher war Harry von Draco geradezu besessen gewesen. Sie erinnerte sich gut, an die vielen Male am Gryffindortisch in der Großen Halle bei denen Harry Draco während des Essens beobachtet hatte. Malfoys arrogante Eleganz lockte und provozierte Harry unzählige Male. Es gab so viele Blickduelle zwischen den beiden Jungen. Draco verlor jedes Mal. Oft genug errötete Malfoy damals.
Sie dachte auch an die Situation, als sie Malfoy mit ihrem Zauberstab bedroht und dann geohrfeigt hatte. Er hatte es zweifellos verdient. Einen Moment hatte sie damals gedacht, Harry würde ernsthaft dazwischen gehen. Aber der Gryffindor hatte nur festgestellt: „Er hatte eine Ohrfeige verdient. Es ist angemessen.“ Auf einmal verstand sie, dass Harry Malfoy schon damals als sein Eigentum empfunden hatte. Gleich nach dem Sieg hatte Harry zu Snape und ihr gesagt: „Ich will Malfoy auf jeden Fall. Er gehört mir.“ Es ging gar nicht um Rache, dachte Hermine. Harry wollte Draco für sich. Die Damen arbeiteten jetzt sehr konzentriert an dem Text. Fleurs Politikverständnis war dem von Hermine ebenbürtig. „Malfoy will, das die Franzosen jetzt ablehnen. Dann kann Seine Lordschaft später andere Bedingungen fordern. Er ist ziemlich clever,“ merkte Fleur beeindruckt. „Slytherins.“ ,war Hermines einziger Kommentar.