Ginny nahm an Lord Potters Seite Platz. Sie musste es noch einmal versuchen, ihn umzustimmen. „Guten Morgen, Prinzessin.“, begrüßte er sie mit jener kalten Höflichkeit, die sie so frieren ließ. „Hi Harry.“ Sie suchte nach einem Gesprächsbeginn, der erfolgversprechend war und flüchtete sich in Phrasen. „Hattest du eine gute Nacht?“, fragte sie ihn. „Du hast geweint. Man sieht die Ränder unter den Augen.“, stellte er fest. Es war die Wahrheit. Sie wusste, ihr gutes Aussehen war ihm wichtig, trotzdem hatte sie keine Lust gehabt, sich schön zu machen. Es platzte aus ihr heraus: „Bei der Liebe von Harry Potter. Du kannst kein Kind töten.“ Sein Blick war unlesbar. Er trank den Kaffee, als gäbe es nichts Wichtigeres.
Dann antwortete er ruhig: „Harry Potters Liebe gibt es nicht mehr. Man hat sie der Macht geopfert.“ Er hauchte einen Zauberspruch. Die Ränder unter ihren Augen verschwanden und ein dezentes Makeup legte sich auf ihr Gesicht. Trotz flammte in ihr auf. „Ich liebe Dich, Harry. Warum tust Du so etwas?“ Laut klappernd stellte er die Kaffeetasse ab. „Ich weiß, dass Du mich liebst. Es stört mich nicht. Du bist die einzige Frau, die ich je liebte. Vor Dir war nichts und nach Dir wird nichts sein. An meinen Entscheidungen ändert es nichts.“ Lord Potter küsste Ginnys Haarspitzen. Er log nicht, dachte Draco. Potter hatte sie wirklich geliebt.
Malfoy, der dieses Gespräch anhören musste, widerstand dem Impuls, Ginny zu trösten. Es stand ihm nicht zu sich einzumischen. Wenn er etwas für Theseus tun wollte, durfte er jetzt nicht patzen. Das Frühstück endete, als Ron dazukam. Aus dem schlaksigen Jungen von früher war ein muskulöser Mann geworden, der sich seiner selbst sicher schien. Er tat so, als wäre alles wie immer. „Wir sollten uns mit Snape und Mine zusammensetzen und die Sache mit dem anderen Lord besprechen. Was meinst Du, Harry?“ Lord Potter stimmte zu und erhob sich.
Minervas Nerven lagen blank. Obwohl Snape ihr erklärt hatte, das sie nichts tun konnten, wollte sie es nicht akzeptieren. Sie war bereit sich einem Duell mit dem Dunklen Lord zu stellen, auch wenn sie dabei sterben würde. Sie musste es tun, weil es richtig war. Sie schrieb ein paar Zeilen an Hermine. Sie würde Harry Potter zum Duell fordern. Sie war frei geboren und ungebrochen. Bereit für das zu Sterben woran sie glaubte, fühlte sie die Magie in ihren Adern prickeln. Sie sah noch einmal, Harry mit Nevilles Erinnermich an ihrem Fenster vorbei fliegen. Dieses Bild gab ihr Kraft. Harry würde dasselbe getan haben. Sie würde unterliegen, aber es war nicht wichtig. Sie dachte an Albus Satz: „Schon bald müssen wir uns entscheiden. Zwischen dem richtigen Weg und dem leichten.“ Der Orden hatte an Merlins Grab den leichten gewählt. Aber heute wählte sie den richtigen. Sie legte das Hausabzeichen von Gryffindor mit Stolz an, das solange in ihrem Schatzkästchen geruht hatte. Dann steckte sie ihren Zauberstab ein und ging festen Schrittes zum Thronsaal. Ihre Haltung spiegelte ihre Entschlossenheit.
Ginny musste Lord Potter folgen. Er verlangte es. Was sollte sie dagegen sagen? Zum ersten Mal erlebte sie das Schwarze Schloss ohne einen Funken von Hoffnung. Sie spürte Malfoys Gegenwart, die ihr unbestimmte Zuversicht verlieh. Der Slytherin bewahrte in dieser Situation eine Haltung, als gingen sie nicht zu einer grausamen Richtstatt. Draco Malfoy schien ein unerschütterliches Vertrauen zu haben, dass dem Jungen nichts geschehen würde. Sie fing seinen ermutigenden Blick auf. Malfoy hatte verdammt schöne Augen.
Ginevra hatte Lord Potter schon öfter Foltern oder Töten sehen. Allerdings konnte sie sein Verhalten bisher wenigstens verstehen. Heute jedoch empfand sie nur noch Abscheu. Ihr künftiger Mann wollte erbarmungslos ein unschuldiges Kind töten. Wie sollte sie ihn jemals wieder ansehen können? Der Dunkle Lord verlangsamte seine Schritte, bis sie auf seiner Höhe war. Wortlos nahm er ihre eiskalte Hand in seine Rechte. Er zeigte oft demonstrativ, dass sie zusammengehörten. Eigentlich mochte Ginny es sogar jetzt. Er gab ihr die Sicherheit, nach der sie sehnte. , Vertrau´ mir, Prinzessin.` , schien seine Geste zu sagen. Seine warme Hand beruhigte sie. Er konnte dieses arme Kind doch nicht hinrichten, oder doch?
Im Thronsaal wartete Theseus unruhig auf seinem Platz. Lord Potter hatte ihm befohlen, hier zu bleiben und mit niemandem zu sprechen. Der hübsche Junge spürte alle Blicke auf sich ruhen. Diese Aufmerksamkeit verwirrte ihn sehr. Er wollte gerne fort, vor allem weil hinter ihm zwei Schattenjäger mit unbewegten Minen standen. Lady Granger erwartete den Fortgang der Ereignisse mit hoher Anspannung von ihrem Thron aus. Der Junge hatte seinen Platz an der linken Seite ihres Thrones. Hermine überlegte noch immer, was Harry umstimmen würde. Sie hatte ihn selten so konsequent erlebt. Ron wünschte sich, eine passende Idee gefunden zu haben. Ein neues Spielzeug für Harry. Einen neuen Besen. Einen neuen Favoriten. Ein neues Spiel. Eine neue Sklavin. Was auch immer seine dunkle Aufmerksamkeit ablenken konnte. Lord Potter führte eine bleiche Lady Weasley an seiner Hand in den Saal. Ron empfand tiefes Mitleid mit seiner Schwester. Sie litt augenscheinlich unsagbar. Schließlich ging es um ein „Geschenk“ für sie.
Die Anwesenden erhoben sich vor dem Dunklen Herrn. Er ließ sich unbewegt auf dem Thron der Tränen nieder. Man setzte sich und brüllende Stille umgab sie. Minerva blieb aufrecht stehen. Er gab ihr mit einer kleinen Handbewegung das Recht zu sprechen. Auch die Animagi verstand sich auf mächtige Illusionen. Sie zeichnete mit dem Zauberstab ein riesiges Abbild der Narbe von Harrys Stirn in die Luft. Atemlos staunten alle. „Den Schwur, den ich an Merlins Grab geleistet habe, halte ich heute. Bei der Liebe von Harry Potter halte ich stand.“, sprach sie jedes Wort genau abgewogen. Die Schattenjäger waren bereit sie zu Boden zu werfen.