Minerva hatte es vergebens versucht. Potter hatte ihr eine Audienz gewährt. Die stolze und mutige Frau hatte dem Dunklen Lord ihr Leben und ihren bedingungslosen Gehorsam angeboten, wenn er seinen Befehl änderte. Der Dunkle Lord lehnte ab. „Bei Sonnenaufgang blühen die Rosen oder Theseus stirbt. Darüber diskutiere ich nicht. Du kannst gehen.“ Natürlich hatten danach Ron und Hermine von der Sache gehört. Auch ihre Bitten prallten an Lord Potter ab. Er saß gelangweilt auf dem Sofa, entzündete ein absinthgetränktes Zuckerstück und sah ihm beim Schmelzen zu. Hermine, Ron und Ginny erlebten ihn zum ersten Mal in dieser Zeit. Es war für alle drei entsetzlich. Sie redeten fast eine Stunde auf ihn ein. „Es gibt dazu nichts mehr zusagen. Was ich mit meinen Sklaven tue, ist meine Angelegenheit.“
Ron und Hermine sahen sich hilflos an. Sie wussten, wann eine Diskussion beendet war. Diese war zu Ende. Ginny verschwand weinend in ihr Zimmer. So hatte sie sich den Empfang nicht vorgestellt. Ron lief in seinem Trainingsraum und warf Feuerbälle gegen die Schutzmauer, bis er erschöpft zusammenbrach. Hermine floh zu Snape, der zu Meditationsübungen riet. Die Sache mit dem Alkohol erwähnte der Tränkemeister nicht.
Theseus lag endlich wieder in seinem Bett. Er war sehr zufrieden mit sich selbst. Er konnte seinem Herrn helfen. Sein Lord hatte ihn nicht getadelt, als sie miteinander gesprochen hatten. Sie waren allein in Lord Potters kleinem Salon gewesen. Theseus liebte dieses Zimmer mit den interessanten Artefakten. Vor allem der Sprechende Hut hatte es ihm angetan. Hier konnte er dem Dunklen Lord alles anvertrauen. „Warum bist Du zu mir gekommen?“, hatte ihn der Herr ruhig gefragt, nachdem sie sich gesetzt hatten. „Der wunderschöne Garten für Lady Weasley ist zerstört. Minerva hat gesagt, dass Lady Weasley dann vielleicht enttäuscht ist. Naja und da habe ich gedacht…“ Das Kind blickte nervös herum, obwohl Lord Potter dieses Wegsehen nicht mochte. „Schau mich an und rede weiter.“, befahl er denn auch gleich. „Verzeihung, Mylord. Ich habe gedacht, weil Ihr der mächtigste Magierlord seid, könntet Ihr ihn vielleicht selbst wiederherstellen.“ Diese Idee war grotesk, dass musste das Kind sich tatsächlich allein ausgedacht haben.
„Vielleicht mit Blutmagie. Da gibt es dieses Buch „Die reine Macht – Anwendungen der Blutmagie für Meister“ in der Bibliothek. Ich habe es nur mal durchgeblättert. Es war viel zu schwierig. Aber Ihr könntet es bestimmt.“ Lord Potter sah den Jungen nachdenklich an, nippte an seinem Absinth und antwortete letztlich: „Es ginge in der Tat. Allerdings mächtige Blutmagie benötigt Menschenblut, Theseus. Sehr mächtige Blutmagie benötigt sogar viel davon. Woher sollte ich es nehmen?“ Mit der Liebe, zu der nur ein Kind fähig ist, sagte Theseus strahlend: „Wenn meines geht, dann nehmt das.“ Prüfend lag der Blick des Dunklen Lords auf dem Kind. Er trank den Absinth aus und entschied mit eiskalter Gelassenheit: „Dann soll es so sein. Komm morgen früh eine Stunde vor Sonnenaufgang in den Garten. Es wird alles für das Ritual bereit sein.“ Der Junge dachte noch einmal an das Gespräch und schlief lächelnd ein.
Der Junge bemerkte nicht, wie jemand den Raum betrat. Der Unbekannte strich ihm zärtlich über das Gesicht. Dann zog er seinen Zauberstab und sprach einen starken Schlafzauber über das Kind. Der Magier drehte es vorsichtig auf den Rücken. Er öffnete das Pyjamaoberteil mit einem Zauberstabschwenk. Er schnitt sich in den rechten Oberschenkel, nahm unter einem komplizierten Zauber das Blut der Arterie mit dem Stab auf und verschloss die Wunde. Mächtige Schutzrunen lösten sich golden und silbern aus dem Stab, sanken langsam auf die nackte Brust des Jungen und bildeten dort einen Phönix. Die goldene Tätowierung wurde von der Haut des Jungen vollkommen aufgenommen. Der Magier küßte das Kind auf die Stirn, schloß den Pyjama magisch und löste sich in Luft auf.
Die Sonne ging auf. Draco zog sich hastig an und suchte nach Theseus, wie schon am Abend zuvor. Den Jungen hatte er gestern Abend, nachdem er von dem Unglück gehört hatte, nicht mehr gefunden. Er wollte dem Jungen, das Felix geben. Felix Felicis schützte gegen den Avada Kedavra. Es lenkte sogar den Todesfluch ab. Auf dem Weg zu Theseus Quartier hielt ihn der Dunkle Lord auf. „Draco, serviere mir bitte Kaffee und Croissants im Salon. Danach werde ich mir den Garten ansehen.“ Malfoy blieb nichts übrig, er musste gehorchen, wenn er nicht jetzt schon Ärger erzeugen wollte.