Auch der Sonntagmorgen kam mit strahlendem Sonnenschein. Alfred rief an, er dürfe nicht mit Passagieren von Porec nach Österreich oder Bayern fliegen, wegen des Zolls. Schon die Zwischenlandung mit dem Ausstieg der Passagiere war eigentlich illegal gewesen. Also mussten die drei am späten Nachmittag nach Pula zum Flughafen. Das war kein Problem, Mirko würde sie fahren, doch so wurden sie schmerzlich daran erinnert, dass auch dieses besonders schöne Wochenende vorbeigehen würde, weshalb sie jede Minute des Sonntags ganz bewusst genossen. Nach dem Frühstück konnte Michael endlich wieder einmal Wasserskifahren, weil er Mirko als Bootsführer hatte. Silvia und Tommy staunten nicht schlecht, wie lässig er den Ski abwarf und mit dem Monoski weiterfuhr. "Es ist wie Radfahren!" meinte er, als er wieder ins Boot kam, "Das verlernt man auch nie!" Nun lenkte Michael das Boot und Mirko machte ebenfalls eine gute Figur auf den Skiern. Schließlich überredeten sie auch Silvia noch, es zu probieren, aber sie hielt die Starts nicht durch. Als sie dann auch noch ein Wenig Salzwasser schluckte, Hatte das Bootfahren ein Ende. So schnell war es Mitttag geworden.
Sie aßen nun alle gemeinsam wie eine Familie bei Mira zu Mittag, auch Branka saß bei ihnen. Sie schien ein Wenig eifersüchtig auf Silvia zu sein. Mira wusste schon lang, dass Branka Michael etwas mehr als nur gern "mochte", hatte es aber nie sonderlich ernst genommen. Immerhin war Branka gut acht Jahre jünger als Michael und Mira sah sie an wie blutsverwandt, was natürlich völliger Unsinn war. Michael war das nie aufgefallen, weil Branka es nie auch nur in irgendeiner Weise signalisiert hatte, wenn er alleine zu Besuch gewesen war. Heute jedoch, fiel ihm auf, dass sie Silvia sehr kritisch musterte und offensichtlich keinen Gefallen an der Tatsache fand, dass er mit Silvia liiert war. Als sie aufstand um die ersten Teller abzuräumen, entschuldigte er sich kurz, so als müsste er auf die Toilette und folgte ihr in die Küche. "Branka?" Sie drehte sich um. "Ja Michael?" - "Du magst Silvie nicht. Wieso?" Branka sah ihn an. Ihre grünen Augen schienen zu funkeln. Mit einer lässigen Kopfbewegung warf sie ihre feuerrote Mähne in den Nacken. "Das willst du nicht wissen!" - "Und wenn doch?" Branka ging auf ihn zu und blieb sehr knapp vor ihm stehen. "Michael, diese Frau liebt dich. Und du liebst sie ebenfalls, genauso, wie ihren Sohn. Aber du wirst mit ihr nicht glücklich werden. Sie wird dich sehr enttäuschen, obwohl ihre Liebe echt ist... so wie Meine, die du nie erkannt hast... Leider! Ich würde dich nie im Stich lassen, Michael! Und du darfst es ruhig wissen: Ich liebe dich! Und zwar schon sehr lange, aber ich weiß, wann es Zeit ist aufzugeben!" Sie küsste ihn voll auf den Mund, drehte sich mit tränennassen Augen um und ging aus der Küche. Michael brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren, was da eben gelaufen war... Es tat ihm furchtbar leid, Brankas Gefühle nie erkannt zu haben! Es war eine sehr unangenehme Situation für ihn... und für Branka wohl noch mehr. Verwirrt kehrte er zurück an den Mittagstisch. Branka sah er an diesem Sonntag nicht mehr...