Die schwere Limousine glitt lautlos durch die Einfahrt von Grunnings. Die gesammelte Belegschaft schaute durch die Fenster. Heute kam mit deutlicher Verspätung der neue Eigentümer, von dem man faktisch nichts wusste. Man kannte nicht einmal seinen Namen. Grunnings war jetzt Teil der Shadows Unlimited. Über das Unternehmen gab es nur sehr wenige Informationen. Scheinbar gehörten ein Sicherheitsunternehmen, einige Hotels, eine Modelagentur und mehrere Eventgastronomien und eine Immobilienverwaltung dazu. Wie diese Zusammenstellung Sinn ergeben sollte, blieb auch den Führungskräften ein Rätsel.
Die Limousine hielt direkt vor dem Haupteingang. Der Chauffeur öffnete die Wagentüren. Eine illustre Gruppe von Männern stieg aus. Den Anfang machte ein schlanker, junger Mann Anfang 20 im eleganten Businessoutfit. Die Damen aus der Verwaltung reckten die Hälse. Der Typ hatte schulterlanges, silberblondes Haar und eine tolle Figur. Der teure, graue Anzug saß körperbetont und unterstrich seinen Sexappeal. Ihm folgte sein optisches Ebenbild. Der Mann schien etwas älter zu sein vielleicht um die vierzig, aber absolut gut in Form. Er hatte ebenfalls langes, blondes Haar und eine Art Faschingskostüm an. Es bestand aus einem schwarzen, bodenlangen Umhang, schwarzen Reiterstiefeln und einer silbernen Seidenhose. Auf den Umhang war ein Drache gestickt. Der Mann wirkte bösartig, aber ausgesprochen interessant.
Als nächstes stieg wiederum ein junger, attraktiver Mann Anfang zwanzig aus. Die Damen aus der Verwaltung fächelten sich Luft zu. Er trug Designerjeans und eine elegante Lederjacke dazu ein weißes T-Shirt. Sein schwarzes Haar glänzte seidig. Er zog die Lederjacke aus und warf sie dem Chauffeur zu, der sie in den Kofferraum legte. Jetzt kamen die trainierten Oberarme zum Vorschein. Seine Augen konnte man unter einer schicken Sonnenbrille nicht sehen. Er war offensichtlich der Chef der Gruppe – vermutlich so ein unsäglicher Businesspunk, spekulierte Vernon Dursley. Die Werksstudentin aus der Personalabteilung schmachtete ihn an, und nicht nur sie. Zum Schluss stieg der Anwalt Scotsman aus. Er war hier bereits bekannt.
„Mylord Potter,“, versuchte Lucuis Malfoy ausgesprochen vorsichtig: „ich kenne mich mit Muggelgeschäften nicht aus. Vielleicht sollte die Aufgabe lieber an jemanden anderen übertragen werden. Ihr könntet enttäuscht werden.“ Potter lächelte überraschend freundlich: „Lucuis, Du hasst Muggel nicht wahr?“ Es war nicht der richtige Zeitpunkt zu lügen: „Ja, Mylord. Meiner Meinung sollten Muggel den Zauberern dienen.“ Er wusste nicht, wie der Dunkle Herr die Sache sah. Lord Potter pflegte sehr viel Umgang mit Muggeln, sogar sein Chronist war Muggel. Den kleinen, dicklichen Mann mit dem kastanienroten Haar schleppte der Dunkle Herr überall hin mit, damit er über ihn schrieb. Er schrieb viel über ihn. Er hieß Matthew oder so. Der Dunkle Lord las es gern. Also blieb er im Schwarzen Schloss. Man erzählte sich, Potters Chronist wäre sogar in seinem Schlafzimmer dabei.
Nun ja. Der Dunkle Lord war exzentrisch. Sein Chronist verhielt sich äußerst diskret. Auch auf der Fahrt schien er faktisch nicht da zu sein. Aber die Meinung von Lucuis Malfoy über Muggel war hinlänglich bekannt. Potter lächelte noch immer: „Mit dieser Einstellung erfüllst Du die perfekte Erwartungen an Deine Tätigkeit.“ Draco nickte seinem Vater ermutigend zu. „Ich helfe Dir dabei. Grunnings ist eine Bohrmaschinenfirma. Weißt Du wozu man Bohrmaschinen braucht?“ Malfoy Senior hatte nicht die leiseste Idee. Also riet er aufs Geratewohl. „Damit schlagen Muggel Sahne und Eier.“ Scotsman rang um Fassung und Potter schmunzelte. „Nicht direkt. Man bohrt Löcher damit.“, klärte ihn Draco auf. „Löcher? Wozu braucht man denn Löcher?“ Malfoys Verwirrung stieg. Lachend ging Potter ihnen voraus zur Eingangstür. Er hatte wirklich Spaß. Laut sagte er: „Reinblüter in der 20. Generation.“ Scotsman grinste leicht.
Vernon Dursley empfing die Zauberer widerwillig. Er zerbrach sich seit dem Verkauf den Kopf darüber, warum er die Firma verschleudert hatte. Es ging ihm nicht in den Kopf. Der Anwalt von Grunnings Mr. Butcher hatte ihm die Sache erklärt. Grunnings gehörte nun zweifellos zu 100 Prozent dieser Shadows Unlimited. Er erkannte sofort, dass es sich um Zauberer handeln musste. Der lächerliche Typ mit dem Umhang ließ keine Zweifel zu. Der Businesspunk nahm die Sonnenbrille bei Reinkommen ab. Dursley schnappte nach Luft. „Hi Onkel Vernon,“ begrüßte ihn sein Neffe mit eisiger Höflichkeit. Er stellte seine Leute vor. „Das hier ist Mr. Lucuis Malfoy. Sein Sohn Draco – mein Freund und Mr. Scotsman kennst Du ja schon. Ich bin alleiniger Inhaber der Shadows Unlimited.“ Potter ließ sich in den Bürostuhl von Dursley fallen. „Machen Sie bitte weiter, Mr. Scotsman. Vernon, wo bleiben Kaffee und Kekse? Sag Deiner Sekretärin Bescheid. Sie möge sich beeilen.“
Dursley versuchte die Situation langsam zu erfassen. Sein unnützer Neffe hatte Grunnings gekauft. Der Anwalt erklärte die ersten Änderungen. Dursley lief rot an: „Junge, reiß Dich zusammen. Du bist hier nicht bei Deinen Freaks.“ Zum ersten Mal ergriff Lucuis Malfoy das Wort. Potters Aufforderung dem Muggel Respekt beizubringen, passte ihm gut. „Vernon, ich darf Sie doch so nennen. Lord Potter ist kein Freak. Er ist der Dunkle Herr auf Dunklem Thron, der Fürst der Schatten und der Kinder der Nacht. Vor allem aber ist er Ihr Boss. Grunnings wird sich unter meiner Leitung grundlegend verändern. Seine Lordschaft besteht auf Gehorsam und Respekt. Beides werde ich hier Grunnings für ihn durchsetzen. Sollte die Änderungen nicht umgesetzt werden, leite ich die notwendigen Maßnahmen ein. In der Welt der Freaks, wie Sie sagen, bin ich ein gefürchteter Folterer und Mörder.“ Dursley erbleichte, denn Malfoys ruhiger und sachlicher Ton machten ihn unglaublich glaubwürdig.
„Lucuis, mein Onkel interessiert sich sicher, für Dudley. Informiere ihn darüber, wie im Schwarzen Schloss Sklaven behandelt werden. Dudley ist bisher nicht wirklich nützlich, aber im Prinzip geht es ihm noch gut.“ Dursleys Kopf schien zu explodieren. Potter ging mit Draco hinaus, nachdem er den Anwalt beauftragt hatte, alles weitere zu klären. Sie sahen sich die Werkshallen an. Die Firma war wirklich gut in Schuss. „Wenn mein Vater es nicht schafft, Gewinne einzufahren…“, fragte Draco leise. „Das entscheide ich dann, Sweetheart.“, unterbrach ihn Potter knapp. „Natürlich, Harry.“ Die Leute starrten sie an, als Harry Draco aufreizend küsste. „Deine Devotion ist wirklich heiß.“, hauchte er. „Deine Dominanz macht mich wahnsinnig.“