"Gut, Merlin!", ein Mann mittleren Alters verneigte sich vor dem gebrechlich wirkenden Mann mit weißen Bart.
"Wir werden darauf zurückkommen!", der alte Mann hüstelte.
"Ich werde deine Tarnung nie verstehen.", der andere, deutlich jüngere entfernte sich durch den wunderschönen Garten.
Ein Rascheln in einem der Büsche forderte die Aufmerksamkeit des Alten.
"Wer bist du den?", Merlins Stimme klang amüsiert über den kleinen Jungen, der zum Vorschein kam.
"Ich bin Finn und ich bekomme bald eine kleine Schwester!", erklärte der Junge stolz, seine türkisen Augen funkelten vor Aufregung.
Merlin schmunzelte: "Ich habe zwei Töchter und bekomme bald eine Dritte. Also haben dann zwei davon auch kleine Schwestern!"
Der kleine Junge riss die Augen auf: "So viele Mädchen? Sie sind bestimmt hübsch, oder?"
Merlin lachte: "Ja, aber sie können nicht bei mir sein. Die Älteste lebt in der Welt der Menschen, die andere habe ich in die Obhut einer alten Freundin gegeben, damit der Dunkle sie nicht findet."
Der kleine Finn hörte andächtig zu: "Ich werde den Dunklen vernichten damit du bei deinen Kindern sein kannst!"
Merlin war gerührt über diese Worte: "Du kannst mir einen Gefallen tun! Ich habe gehört du brichst öfter einmal aus, bist jetzt schon besser im Teleportieren als deine großen Brüder."
Finn nickte eifrig: "Das stimmt, das bin ich! Ich bin immer in allem der Beste, weil ich so fleißig bin und niemals aufgebe."
Merlin gab ihm eine Kette, schwarzer Stein mit einem Loch in der Mitte: "Bring das nach Osilia, zu einem Mädchen namens Nelina, sie wohnt im Schloss der Nebulas. Bekommst du das hin?"
Finn winkte ab: "In Osilia war ich schon hundert Mal, es liegt direkt vor dem schwarzen Thron, ich versuche nah an den Feind zu kommen, um Informationen zu sammeln."
Merlin grinste zufrieden und verschwand.
"So kam es, dass der junge Finn sich auf den Weg nach Osilia machte, und dort Nelina, Merlins Tochter, eine Kette schenkte.", die Stimme einer Frau riss Delina aus ihrer Vision.
Vor ihr kniete das Wesen, welches ihr die Kette gegeben hatte.
"Die Gestalt, die du bei Nelina gesehen hast, an dem Tag als sie starb, war Finn.", erklärte das Wesen ihr, "Aber das hast du schon vermutet, oder?"
Delina setzte sich auf und nickte: "Ich wollte sicher gehen. Aber ich finde es seltsam an wenn ich dachte..."
"Sprich es nicht aus!", das Wesen half ihr hoch.
Delina sah die seltsame Frau fragend an.
"Ich weiß, wessen Erinnerungen du gesehen hast. Und du hast es auch vermutet. Prinz Finn ist nicht mehr, wer er einmal war. Du darfst es nicht verraten.", erklärte das Wesen.
"Dann hatte ich also Recht!", Delina schluckte. Ihr einziger Freund war der männliche Erbe des weißen Throns. Die DNA Vorlage für den blonden Finn. Sie wollte sich nicht ausmalen, was man ihm angetan hatte.
"Nicht nur sein Körper ist entstellt!", erklärte das Wesen weiter, "Auch seine Seele."
Delina nickte, dann aber wollte sie wissen, was damals geschehen war: "Was meinte Merlin, damit als er sagte, dass Nelina sein Kind wäre?"
Das Wesen sah sie abschätzend an: "Delina, auch du bist Merlins Kind!"
Delina zuckte zusammen, auch das hatte sie vermutet: "Aber..."
"Es muss schwer sein das zu begreifen! Aber Merlin hat euch sehr geliebt. Darum spürst du auch immer nur große Macht, kannst sie allerdings kaum anwenden.", das Wesen schien Merlin zu kennen, "Merlin brauchte ein Siegel an euren Hinterköpfen an, damit die arkane Energie, die euch durchströmt, kanalisiert und gedrosselt wird."
Delina verstand. Niemand hatte je dieses Siegel entdeckt aufgrund ihrer langen Haare, nicht einmal sie selbst.
"Was ist damals geschehen, in der Nacht als Osilia gebrannt hat?", fragte sie dann trotzig.
"Es geschah weil Prinz Finn und Nelina Freunde waren. Sie drohten ihm damit Nelina und dich zu töten, er hat natürlich seine Familie trotzdem nicht verraten und einen Weg gefunden, um zu entkommen. Aber es war zu spät. Der Dunkle hatte Treplew geschickt um Osilia zu vernichten. Aber es passierte, das die Wut des Prinzen euch in einer Zeitschleife gefangen hielt. Jahre vergingen, dann entdeckten ein blonder Junge und sein treuer Gefährte einen Riss, und kamen hindurch um so viele sie konnten zu retten. Einige wurden Jäger, du eine Rächerin. Darum fühlst du dich auch oft älter, als du eigentlich bist, die Zeitschleife war eine endlose Wiederholung.", das Wesen lächelte Delina eigenartig an.
"Ich war in einer Zeitschleife...", Delina seufzte, "Ich hörte davon das Osilia verschwunden war, aber das habe ich nicht geahnt. Aber wer bist du in diesem Gebilde, warum erzählst du mir das alles?"
Das Wesen streckte die Hand auf und klopfte Delina auf den Hinterkopf: "Ich bin hier um das Siegel zu öffnen. Es gibt noch so viel, dass du wissen musst. Aber alles zu seiner Zeit!"
Im selben Moment verlangsamte sich alles um Delina herum und das Wesen ließ sie einfach stehen.
"Warte!", rief sie aufgebracht, "Ich habe noch so viele Fragen!"
"Die Masse ist nicht dein Problem, Shanora!", Suma grinste und fixierte sie, "Sondern ich! Mir wird die Ehre gebühren dich zu vernichten."
Shanora schluckte und machte sich bereit. Suma stürmte auf sie zu, verwandelte sich in einen gewaltigen schwarzen Panther und setzte zum Sprung an.
Shanora konnte die Macht des Nachtschattens in seinem Körper pulsieren sehen. Sie schien ihn beinahe zu zerreißen.
"Wenn ein Gegner übermächtig ist musst du schneller sein als er!", schossen Cash Worte Shanora in den Kopf, das hatte er ihr beim Training gesagt.
Also wich sie aus, als die unnatürliche Großkatze auf sie zusprang, rollte sich zur Seite ab und kam wieder auf die Beine, als Suma zum nächsten Sprung ansetzte.
"Spielen wir jetzt Mäuse fangen?", grölte seine verzerrte Stimme.
"Nein, Katzen töten!", brüllte Claude, der sich im selben Moment in einen riesigen Wolf verwandelte und Suma angriff. Der Wolf schleuderte den Panther weg von Shanora, diese betrachtete das ganze fasziniert.
"Geht es dir gut?", Shanora musste lächeln, als sie die Stimme knapp hinter sich vernahm.
"Deseis, schön das du deinen Partner mitgebracht hast.", Shanora drehte sich um und nickte dem Raben zu.
Dieser zog einen langen Degen, der aussah, als hätte er ihn aus Finns Sammlung entwendet.
Schatten begannen sich darum zu winden: "Ich kümmere mich um die Arme, du solltest nicht hier sein!"
Shanora winkte ab: "Ich bin genau wo ich sein soll!"
Dann eilte sie mit Claude, der Suma zurückgetrieben hatte und Deseis zu den anderen, die sich vor der unheimlichen Masse an aufgebaut hatten.
"Du hast ihn aufgehalten?", Silas warf Deseis einen dankenden Blick zu.
Deseis nickte und Claude verneigte sich leicht: "Wie ihr befohlen habt, Meister!"
Celles dämmerte, dass Silas der eigentliche Kopf und Diliculum war.
"Bekommen wir noch Verstärkung?", Allister kam zu ihnen, "Ich habe die Jäger versorgt und die Kreischer wurden erfolgreich zurückgeschlagen! Allerdings glaube ich nicht, dass wir die Festung halten können!"
Delina kam ihm nach: "Ich denke ich bin die Verstärkung? Wo sind Celles und Saphira?"
Allister schien sich ehrlich zu freuen, dass Delina doch noch nachgekommen war.
"Ich bin doch hier!", Celles stand plötzlich neben ihr, "Saphira begrüßt gerade das erste mal ihren Sohn, dank dir, Deseis!"
Deiseis schien nicht zu wissen, wie er mit diesen positiven Worten umgehen sollte, also schwieg er.
"Wie ist der Plan?", wollte Delina wissen, sie war nervös angesichts der Armee, und dem lachenden Treplew, der mit seinen Klauen spielte.
"Wir verbrennen sie alle, dann gehen wir etwas essen!", meinte Celles und lächelte breit.
Delina verstand nicht, wie sie jetzt noch lachen und Witze machen konnte.
"Passt auf, Suma will uns nur testen, sonst würde er nicht mit solchen Mitteln spielen!", Shanora entdeckte Suma, der sich neben Treplew gesellt hatte und auf Silas zeigte.
"Du denkst du hast gewonnen?", wollte Silas wissen, er lachte, schien wirklich amüsiert zu sein.
"Einer deiner Leute ist zu mir übergelaufen!", Suma deutete auf die vier großen Portale, die in einem Quadrat um seine Armee aufrechterhalten wurden.
"Denkst du das wirklich? Du bist dümmer, als ich dachte.", Silas hob die Hand und über ihm teilten sich die Wolken, sodass ein Lichtstrahl hinunterglitt.
"Vincent, was tust du?", entfuhr es Suma, als aus den Portalen eine Quadratische Barriere wurde, die Sumas Armee einschloss.
"Er tut, was ich ihm befehle, Suma!", erklärte Silas ihm, "Und jetzt werden wir euer Potential, also die Masse, mit Können vernichten!"
Suma war wütend, er saß genau wie Shanora und ihre Begleiter in einer magischen Falle, die ihm seine Armee kosten konnte.
"Delina, ein wenig Nebel wäre nett!", Shanora hatte alles schon durch gedacht, sie verstand den Plan ihres vermeintlichen Verbündeten.
Delina nickte und schloss die Augen, sofort bildeten sich Nebelschwaden, die allen die Sicht nahmen.
"Habt ihr noch Platz für einen Schatten?", Church tauchte zur allgemeinen Erleichterung doch noch auf.
Sogar Celles freute sich ein wenig ihn zu sehen.
"Ein Schatten braucht nicht zu sehen!", Church deutete Deseis auf die linke Seite zu gehen, "Wir werden sie das Fürchten lehren!"
Shanora nickte: "Die Mitte bleibt Claude vorbehalten, tu dort einfach, was du am besten kannst!"
Claude grinste: "Kommt mir ja nicht in die Quere, bei dem Nebel sehe ich nicht wenn ich in Fetzen reiße!"
Silas ließ die Klinge der Auslöschung erscheinen: "Ich kümmere mich um Suma und Treplew! Bitte bleibt hier und kommt mir nicht in die Quere!"
"Auf sie!", Shanora gab den Befehl zum Angriff, dem alle folgten.
Claude stürmte los und berserkte, Delinas Nebel verhüllte das Schlachtfeld, sodass die niederen Dämonen keine Orientierung mehr hatten.
Trotzdem waren es viele, Shanora sah, wie Finn in der Gestalt des weißen Tigers erschien und um sich herum die Dämonen abwehrte, Celles brachte kaum mehr eine Flamme zustande und kam ins Schwanken.
Selbst Silas schien unter der Flut der Dämonen die über die hereinbrach langsamer zu werden.
Allister hatte gut zu tun damit die Verwundeten zu bergen und zu versorgen.
Plötzlich verzog sich der Nebel, Delina schien verwirrt darüber zu sein, also ging es nicht von ihr aus.
Dann erhob sich Churchs Körper in die Lüfte und um ihn wurde es Dunkel, Schatten durchzog alles, und die Angreifer um ihn starben.
„Finn!“, Shanora schlug mit ihrem Schwert eine Bresche durch die Dämonen bis hin zu ihrem Bruder.
Finn nutzte die kurze Verschnaufpause und sah zu Church: „Du musst dich beruhigen, das letzte Siegel ist schon angebrochen!“
Church schüttelte den Kopf: „Kyra, Marbas und Silas, bringt alle in Sicherheit!“
Shanora schüttelte den Kopf: „Ich bleibe!“
Allister eilte zu ihr: „Und ich werde dich schützen!“ Finn beschloss ebenfalls, das er das sehen musste, was beim Bruch des letzten Siegels zum Vorschein kam.
Alle versammelten sich um Allister und Silas gelang es gerade noch die übrigen Jäger nach Illutia zu bringen, dann brach das Siegel.
Shanora und die anderen, geschützt unter einer Gold glänzenden magischen Schicht, hörte das Brüllen einer gewaltigen Monstrosität durch den übrigen Nebel und den Staub, den der Sturm aus Schatten ausgelöst hatte.
Auch Suma und Treplew hatten es überlebt, aber die Armee, die sie gehabt hatten war fast vollzählig niedergemetzelt worden.
„Der Baal ist der Herr der Zerstörung, ein uraltes Titanengeschlecht! Der ältere Sohn erhält immer diese Gabe der Zerstörung und wird zur Reinkarnation des Titans der Zerstörung. Belial war der Erstgeborene.“, erklärte Deseis dann.
Aus dem Rauch und dem Schatten erhob sich ein riesiger Drache, ähnlich dem Nachtschatten.
Er war tiefschwarz gepanzert und schien in Finsternis gehüllt zu sein.
Sein gehörntes Haupt fixierte Suma, der ungläubig die Augen Aufriss.
„Verschwindet!“, grölte die Stimme des Drachens.
„Er will Sumas restliche Armee erledigen!“, stellte Delina fest.
Shanora nickte: „Kyra, ein Portal nach Illutia bitte! Lassen wir den Schattenkönig freies Schussfeld!“
Silas nickte: "Kyra soll das machen, ich kümmere mich selbst um Suma und Treplew."
Vincent erschien neben ihnen und wehrte Celles Schlag ab, der seinem Gesicht gegolten hätte.
"Willst du es wirklich durchziehen?", wollte der Hexenmeister von Silas wissen.
"Ja, wir müssen die beiden vernichten!", Silas und Vincent verschwanden.
"Ich bleibe und helfe den beiden!", beschloss Finn, "Schließlich sind es meine Brüder, gegen die sie kämpfen müssen."
"Nein, das wirst du nicht tun!", Celles versuchte Finn zu packen, aber der schoss in Gestalt des weißen Tigers los.
Shanora folgte ihm, wie Celles befürchtet hatte.
"Ich werde auf sie aufpassen, wenn ich da durch komme!", sagte Celles zu den anderen.
"Das Portal ist bereit!", ließ Kyra sie wissen, "Viel Glück Celles!"
Delina blieb stehen und drehte sich zu der Dunkler-Tochter um: "Ich bleibe auch!"
Kyra war überrascht: "Warum? Ich kann das Portal nicht viel länger offen halten!"
Delina sah zu Celles: "Ich kann hier von Nutzen sein!"
Aus dem Nebel kamen drei große Wölfe hervor, Delina schwang sich auf den Rücken von einem der beiden. Shanora kam zurück zu ihnen, tat es ihr sofort gleich und tätschelte das Nebeltier begeistert.
Celles beäugte das Nebeltier misstrauisch, sie glaubte kaum das es ihr Gewicht halten konnte, auch wenn Delina ihr deutete es ihr und Shanora nachzumachen.
"Komm schon!", ermutigte Delina sie, "Wir können Finn einholen!"
Celles stieg widerwillig auf den Rücken des Nebelwolfs, es fühlte sich, wie erwartet, höchst eigenartig an.
Wie auf ein stummes Zeichen rannten die Wölfe los und verfolgten den weißen Tiger, der es schon fast bis zu Suma und Treplew geschafft hatte.