Nach dem Erlebnis mit seiner einstigen Liebsten Lumnia und dem Einblick in ihre Gedanken und Erinnerungen war Dabog- der Untote, doch seltsam nachdenklich geworden. Auch wenn er keinerlei Gefühle mehr empfand, arbeitete doch sein Verstand auf Hochtouren und er dachte darüber nach, was diese junge Priesterin zu dem Wahnsinn bewogen hatte, hierher zu kommen. Sie hätte doch wissen müssen, was sie erwartete. Die Menschen waren die grössten Feinde der Verlassenen. Er blickte auf seine Hände und dachte daran, dass er damit Lumnia beinahe umgebracht hätte. Es hätte nur noch wenig gefehlt, gaanz, gaanz wenig. Doch dann hatte sie diesen teuflischen Zauber auf ihn gewirkt. Er war ihm machtlos ausgeliefert gewesen und nur deswegen war er nun so durcheinander.
Sein Blick wanderte hinunter zu seinen Füssen, wo noch immer der seltsame Kristall lag, den sie ihm hatte geben wollen. Er hob ihn auf und betrachtete ihn, ein dunkles Lächeln umspielte seinen Mund. Wie hatte sie nur glauben können, er wolle diesen Stein und er wolle überhaupt seine Seele zurück? Er hob seinen Arm und wollte den Stein fortschleudern, doch… aus irgendeinem unerfindlichen Grund, entschied er sich dann doch dagegen und steckte ihn in seine Tasche. Vielleich konnte er ihn ja irgendwo verkaufen, redete er sich ein und machte sich auf den Weg zurück zu Tarrens Mühle. Dies würde seine letzte Nacht hier sein, denn danach wurde er nach Unterstadt zurückbeordert. Irgendwas war geschehen und sie brauchten dort neue Wachen. Dabog war es eigentlich egal wo er sich aufhielt. Er war dazu da, seinem Volk und seiner dunklen Fürstin Sylvannas Windläufer zu dienen. Er machte dies nicht aus Liebe oder Hingabe, eher weil es als Verlassener einfach sein Auftrag war. Seine Seele war längst fortgegangen und würde auch nicht mehr zurückkehren…
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Ein unbeschreiblicher Frieden erfüllte Dabogs Seelen- Ich, als er durch die Welt des Smaragdgrünen Traumes wandelte. Er ging langsamen Schrittes zwischen den gewaltigen Urwaldbäumen hindurch, von deren smaragdgrünen Zweigen, smaragdgrüne Schlingpflanzen hingen. Alles um ihn herum, schien in diesem Grundton gefärbt zu sein, bildete eine Einheit. Der Himmel spannte sich über ihm wie eine Kuppel von hell-türkisen, bis tiefgrünen Abstufungen. Wie Edelsteine funkelten die Sterne. Doch es war nicht dunkel. Es war mehr so... als ob eine grüngoldene Dämmerung über diesem Land läge, denn auch die Sonne war nicht so, wie er es von seinem früheren Leben her kannte. Während die ihm bekannte Sonne, von gleissendweiss, über gelb, rosa und orange alle Farben haben konnte, erinnerte ihn diese Sonne hier eher an einen, von innen heraus leuchtenden Aventurin (ein türkisgrüner Edelstein), neben dessen Schein auch die Sterne und der silbern-grüne Mond bestehen konnten. Es gab hier alle Gestirne gleichzeitig zu sehen, was es sonst in der, ihm bekannten Welt, eher selten gab. Irgendwie berührte ihn diese Erkenntnis sehr. Die Sonne und der Mond, beide vereint am selben Himmel... ganz nahe beieinander stehend, ohne dafür auf die Dämmerung warten zu müssen...
All das hier war so besonders, so voller Heiligkeit und Stille. Einer Stille, die es in einer von der Zivilisation beeinflussten Welt, nicht geben konnte. Es schien noch gänzlich unberührter Urwald, eine gänzlich wilde Umgebung zu sein und er fühlte sich beinahe schwerelos, als er so dahinging Und doch… wusste er nicht genau, wohin er eigentlich gehen sollte. Er war nun schon so lange hier, wanderte durch diese seltsamen Astraldimensionen, des Smaragdgrünen Traumes, ohne genau zu wissen, was eigentlich sein Ziel war. Er versuchte sich dessen zu entsinnen. Seit er seinen Körper verlassen hatte, der nun von den Untoten wiederbelebt und für deren Zwecke benutzt worden war, befand Dabogs Seele sich nun hier. Er konnte nicht weitergehen ins ewige Licht, doch auch zurück in seinen Körper, konnte er nicht. Was also tun?
Er ging zu einem glasklaren Teich und kauerte nieder. Nachdenklich betrachtete er sein Spiegelbild. Ein kräftiger Mann, mit einer leicht bronzenen Haut, langen nun offenen, tiefschwarzen Haaren, blickte ihm entgegen. Er trug einen schönen bestickten, dunkelblauen Stoffanzug, der an die Kleidung erinnerte, welche man sonst am Mondfest trug. Ja…das Mondfest! Er hatte wundervolle Erinnerungen daran...!