Es dauerte nicht lange und die ersten Ruinen der einstigen Nachtelfenstadt kamen in Sicht. Der Himmel begann sich auf einmal zu verändern, von samtenem Schwarz, verwandelte er sich nun in seltsames violett und alle Sterne und der Mond verschwanden ganz plötzlich von der Bildfläche. Eine seltsame Beklemmung umfing Dabog auf einmal, sein Körper reagierte indem er erschauderte. Aber konnte das sein? Diser Körper war doch schon lange tot. Was also brachte ihn zum Erschaudern…? Doch Dabog konnte nicht näher darüber nachdenken, nun war noch allerhöchst Vorsicht geboten, denn im Zwielicht des seltsamen, violetten Himmels, konnte er nun die ersten Silhouetten von Anhängern der Brennenden Legion ausmachen. Er ging hinter einem Felsen in Deckung und merkte, dass auch Gwydyon ein paar hundert Meter vor ihm dasselbe tat. Dabog beschloss sich ohne Reittier näher an den Zirkel das Mannoroc heran zu schleichen. Gwydyon tat dasselbte, ebenfalls ohne sein Reittier. Und dann tauchten weitere Dämonen auf. Einige davon, waren wie Erdelementare aus Steinen zusammengesetzt, doch diese Steine waren umgeben von einem schmutzigen gelblich-grünen Leuchten. Diese Dämonen, man nannte sie Höllenbestien, waren relativ schwerfällig, da waren die Verdammniswächter mit ihren gelben mit langen Spitzen bewehrten, gelben Oberkörpern und Köpfen, doch einiges intelligenter und gefährlicher. Sie trugen meist schwere Äxte bei sich, mit denen sie mühelos Knochen und Schädel zu spalten vermochten. Es gab auch noch einige Magiejäger, wolfsähnliche Kreaturen, welche mit ihren Tentakeln auf dem Rücken jemandem das ganze Leben und alle magische Kraft aussaugen konnten. Auch die Sukkuben fehlten hier nicht. Sie trugen alle ihre schwarzen Schmerzenspeitschen bei sich und stellten ihre drallen Formen, in knappem Lederoutfit, zur Schau. Dabog war zu seinen Lebzeiten noch nie in Desolace gewesen und irgendwie schockierte ihn die Ballung der dunklen Mächte an diesem Ort zutiefst. Einen Augenblick lang, beneidete er den Blutelfen Hexenmeister, welcher sich mit diesen dämonischen Kräften einiges besser auskannte und sogar im Stande war, gewisse Dämonen unter seinen Willen zu zwingen. Wie nur hatte dieser jedoch seine Macht über Vilevere verloren? Diese Frage trieb den einstigen Menschenkrieger nun immer mehr um und so schlich dem Blutelfen leise hinterher.
******************************
Gwydyon verfolgte die Spur von Vilevere schon seit Anbeginn seiner Reise. Banar, sein blauer, geisterhafter Leerwandler, hatte ihm dabei geholfen, indem der sich im Nether gründlich umgesehen und die Sukkubus schliesslich beim Zirkel aufgespürt hatte. „Ihr…euer Kind ist gewachsen, es wird schon bald geboren werden Meister, vielleicht noch diese Nacht. Der Wachstumsprozess, geht bei Dämonen und Halbdämonen viel schneller vonstatten.“ Als Gwydyon diese Botschaft erhielt, fuhr eisiger Schrecken in seinen Körper und seine Seele. Er hatte sowieso vorgehabt, dass allein durchzuziehen und nun eilte es noch mehr. Wenigstens war der Zirkel des Mannoroc in der Nähe von Schattenflucht. Vilevere hielt sich irgendwo hier auf. Ihre leuchtendblaue Spur verblasse aber bereits, denn sie hatte sich durch ihre böse List von Gwydyon befreit, welcher nun nicht mehr ihr Meister war. Sie würde das Kind an diesem Ort gebären, denn hier herrschte eindeutig eins der grössten, magischen Potenziale auf diesem Kontinenten und die, mit violetten Runen verzierten Steinportale, welche die brennende Legion hier errichtet hatte, sorgten immer wieder für neuen Nachschub an Dämonen, was den Zirkel zu einem besonders sicheren Aufenthaltsort für Vilevere und deren Nachwuchs machte. Azrethoc war ein recht mächtiger Dämon und wenn er der Sukkubus zur Seite stand, dann konnte beinahe nichts mehr schiefgehen. Dieser würde das Kind so schnell wie irgend möglich dem Bösen weihen und dann war Vileveres Ziel erreicht. Was genau dann mit dem Kind passieren würde, war Gwydyon noch nicht ganz klar, nur eins war ihm glasklar: Er musste das unbedingt verhindern, denn so ungern es sich auch eingestand, das Kind war auch seins. So schlich er sich näher und näher an den Ort der Verderbnis heran. Es gab einige Dämonen hier, Dämonen welche jedoch für einen begabten Hexenmeister wie ihn normalerweise kein Problem darstellten. Noch wusste er jedoch nicht, ob seine Kräfte durch das Erlebnis mit Vilevere nicht geschwächt worden waren. Das konnte er erst feststellen, wenn es zu einem Kampf kam. Doch wenn irgend möglich versuchte er das zu verhindern. Er kam auch recht gut an den vielen Dämonen vorbei. Der Nachteil in der Nacht war einfach, dass er einen Feind nicht gleich schnell kommen sah, wie am Tag.
Sein Ziel war eine Gruppe, mit groben Tierhäuten bespannte Zelte, wohin die nun immer blasser werdende, hellblaue Spur von Vilevere führte. Da das Kind halb irdischer Abstammung war, musste sie es auch hier zur Welt bringen.
Schon von fern hörte Gwydyon Schreie und diese Schreie kamen ihm beängstigend bekannt vor. Es war Vilevere welche hier schrie und zwar bereits unter den ersten Geburtswehen! Um die Zelte herum, gab es eine Menge Dämonen und auch eine erstaunlich grosse Menge an Hexenmeistern. Diese Hexenmeister kamen aus den verschiedensten Völkern von Azeroth und gehörten der Brennenden Klinge an, welche schon lange mit den Dämonen paktierte. Die Hexenmeister trugen besondere Roben, welche sie als Anhänger der Klinge auswies. Gwydyon überlegte einen Augenblick, wie er am besten in das Zelt von Vilevere hinein gelangte. Er schlich eine Weile um das Zeltlager herum, in seinen Ohren immer wieder die Schreie der Sukkubus. Das zerrt an seinen Nerven, denn die Zeit drängte. Er musste sich der Dämonin entgegenstellen, so lange sie geschwächt war und er musste unbedingt verhindern, dass sie das Kind in ihre Fängen kriegte.