Dabog beobachtete alles von seinem Versteck aus. Als Gwydyon dann jedoch in das Zelt ging, war er alarmiert. Das konnte nicht gut gehen! Jemand musste dem Hexenmeister doch den Rücken freihalten. Es waren zu viele Feinde hier, für einen allein. Obwohl, Gwydyons Tarnung, schien funktioniert zu haben, denn niemand hatte ihn davon abgehalten ins Zelt zu gehen. Dabog hörte die Schreie der Dämonin, unter ihren Geburtswehen ebenfalls und der seltsame Gedanke kam ihm in den Kopf, dass er wirklich nicht in ihrer Haut stecken wollte. Was würde Gwydyon wohl mit ihr machen: Sie töten? Das Kind ebenfalls töten? Nein, letzteres konnte er sich nun doch nicht so recht vorstellten. Aber was dann?
Seine Fragen wurden ihm beantwortet, als er Gwydyon mit einem seltsamen Bündel im Arm das Zelt verlassen sah. Er hatte die Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht gezogen und versuchte unbemerkt an den Wächtern vorbei zu kommen. Dabog glaubte schon, er würde es schaffen, doch als der Blutelf schon beinahe in der Dunkelheit verschwunden war, wurde einer der Hexenmeister, ein kräftiger Mensch, auf einmal auf ihn aufmerksam. „Halt! Wer bist du?!“ Gwydyon fuhr herum und der Umhang in welchen das Kind gewickelt war, rutschte etwas zur Seite und legte den nun schon etwas getrockneten Schopf, und das erstaunlich hübsche Geschichtchen des Kindes frei. Dabog wusste dass er jetzt unbedingt handeln musste. Er zog seinen Dolch, der in seinem Gürtel steckte und schleuderte diesen zielsicher auf den feindlichen Hexenmeister. Er traf ihn mitten in den Kopf und spaltete ihm sozusagen den Schädel. Etwas Gehirnmasse quoll hervor und Blut lief seinen Hinterkopf und Rücken hinab. Unheimlich geräuschlos, sackte er zu Boden und blieb dort reglos liegen. Der Wichtel der ihn begleitete, nahm nun Dabog mit seinem Feuerstrahl ins Visier und Dabog hob seinen Schild, den er immer mit sich auf dem Rücken trug. Damit wehrte er den Strahl ab, doch der Schild wurde dabei so heiss, dass er an der Stelle wo der Strahl auf das Metall getroffen war, zu glühen begann. Zum Glück hatte der Schild einen guten, stabilen Leder Griff.
Dabog schnellte vor und schlug ihn dem Wichtel gegen den Kopf. Der kleine Dämon taumelte und schüttelte sich, um die Benommenheit, die durch den Schlag verursacht worden war abzuschütteln, doch Dabog rammte ihm sogleich sein Schwert in den Leib. Der Wichtel kam nicht mehr zum Zaubern, er sackte in sich zusammen und löste sich auf. Da niemand ihn wieder beschwören konnte, blieb er auch verschwunden. Das war gut so, denn nun waren natürlich auch die anderen Feinde auf Dabog aufmerksam geworden und ein Verdammnisfürst und sein wolfsähnlicher Begleiter, ein Teufelsjäger mit spitzenbewehrten Haupt und todbringenden Tentakeln auf dem Rücken, griffen ihn an. Dabog wirbelte herum und wehrte den Schwertschlag des Verdammnisfürsten ab, dann schlug er zurück. Der Teufelsjäger bedrängte ihn ebenfalls. Doch in diesem Moment traf ihn ein violetter Blitz! Dabog nahm aus dem Augenwinkel wahr, dass Gwydyon diesen geschleudert hatte und der Teufelsjäger ging nun auf ihn los. Doch der Blutelf schickte sogleich einen weiteren, flammenden Blitz gegen den Feind und brachte ihm eine klaffende, gelbgrün blutende Wunde bei. Der Dämonenwolf, hauchte sein Leben aus und fiel in sich zusammen. Die Tentakel auf dem Rücken, welche vorhin wild herumgeschlenkert hatten, erschlafften und wurden leblos und blass.
Zwei weitere Dämonen griffen Dabog an: Einer der eher schwerfälligen Höllenbestien, ein Geschöpf bestehend aus glühenden Steinen und noch ein Verdammnisfürst. Der Krieger wich dem vernichtenden Schlag der Höllenbestie behände aus, liess sich auf die Knie fallen und als der Dämon nochmals angreifen wollte zog er das Schwert unter selbigem hindurch und schnitt ihn in zwei Teile. Die glühenden Steine, aus denen dieser bestand, fielen auseinander und von dem Angreifer blieb nichts als ein Haufen Schutt übrig. Dabog nutzte die Bewegung in der er sich befand aus, um eine Rolle nach vorne zu machen und mit einem Sprung einen weiteren Hieb des Verdammnisfürsten abzuwehren. Er schlug jenem die Axt mit einem Schildhieb aus der Hand und durchbohrte auch ihn. Doch der Feind war zäh und griff trotz der Verletzung erneut an. Er packte Dabogs Schwertarm drückte ihn zur Seite und wollte seine ihm zugewandte, verletzliche Seite mit seinen mächtigen Klauen aufreissen. Doch der Krieger trat ihm mit seinem Knie in den Unterleib und schlug dem Dämon mit aller Kraft den Schild gegen den grässlichen Kopf. Der Getroffene taumelte, wollte nach seiner am Boden liegenden Axt hechten, doch Dabog war schneller und hieb dem Gegner den Kopf ab. Das grässliche Haupt flog davon und landete ein paar Meter weiter weg auf dem sandigen Boden. Der Körper blieb noch einen Augenblick taumelnd stehen und fiel dann wie ein Sack nach vorne.
Dann jedoch durchfuhr Dabog ein brennender Schmerz, der ihn aufschreien liess. Eine tiefe Wunde befand sich im unteren Teil seines Rückens, er fasste instinktiv dorthin, da war aber kein Blut. Natürlich… ein Untoter blutete nicht mehr, sein Blut war schon lange geronnen… er drehte sich um und vor ihm stand ein feindlicher Hexenmeister, der wohle einen Feuerzauber gegen ihn gesandt hatte. Der Wichtel, der ihn begleitete, tat es ihm gleich nach und die Wucht seines darauf folgenden Zaubers, schleuderte Dabog zurück… Dabog fasste sich an seine Brust, wo nun eine weitere tiefe, an den Rändern verkohlte Wunde klaffte. Zwar waren die Schmerzrezeptoren bei den Verlassenen nicht mehr so ausgeprägt, wie zu Lebzeiten, doch es reichte um Dabog nochmals laut aufschreien zu lassen, dann fiel er zu Boden und… erneut verliess seine Seele, seinen zerschundenen Körper…
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«Nein nicht jetzt, verdammt! Ich habe das so satt!» schrie er zornerfüllt in die sanfte Stille hinein, die ihn umgab. Seine Stimme widerhallte seltsam in selbiger. «Wer ihr auch immer seid, die mich hier festhalten! Lasst mich endlich gehen. Entweder ins Licht oder wieder zurück! Ich ertrage das alles nicht mehr! Hört ihr! Ich ertrage es nicht mehr! Verdammt! Hört mich denn niemand!? Jemand muss doch an diesem Ort sein, der mich hört, der für diesen Laden hier zuständig ist! Was um alles in der Welt soll das? Warum quält ihr mich so? Warum? Warum?» Verzweiflung machte sich in ihm breit und er sank in die Knie. Tränen brannten in seinen Augen. Er fühlte sich so macht- und hilflos.
«Du allein bist es, der dich hier festhält. Du könntest gehen, aber du triffst keine Entscheidung, du wagst es nicht weiter zu gehen, aber auch nicht zurück zu gehen,» sprach auf einmal eine weibliche Stimme hinter ihm. Er fuhr herum. Vor ihm stand eine wunderschöne Frau in Elfengestalt, umgeben von einem grün- goldenen Leuchten. Das lange grüne Haar, fiel in sanften Locken über ihre Schultern, bewegte sich wie Seetang in den Wellen des Meeres. Ihr wallendes Gewand, bestand aus smaragdgrünem, fliessendem Stoff, der bestickt war mit Blumen und Ranken in allen Farben. Auf ihrem Haupt hatte sie jedoch grüne, elegant geschwungene Hörner.
Eine Elfin war sie also doch nicht, zumindest keine Reinrassige. Sie bewegte sich anmutig, schwebte beinahe über dem Boden, so leicht und federnd waren ihre Schritte, als sie nun auf ihn zu kam. Dabogs Seelen- Ich starrte sie fassungslos an. «Wer bist du?» fragte er, gebannt von ihrer Erscheinung. Ein sanftes Lächeln huschte über ihr schönes Gesicht mit der lila Haut. Über der Stirn trug sie ein Diadem in Form einer Mondsichel. Sie berührte dieses leicht mit ihrem Finger und sprach: «Weisst du das nicht? Du hast nach jemandem gerufen, der diesen… wie du es nanntest Laden schmeisst und siehe, hier bin ich.» «Du… du bist Ysera, der grüne Drachenaspekt. Aber wie kann es sein, dass du hier bist? Bestimmt spielt mir meine Fantasie wieder einen Streich, wie damals als sich alles auf einmal in diese grün-schwarze Masse verwandelt hat und überall Ungeziefer war. Damals wurde Lumnia von irgendwelchen spitzen Ästen durchbohrt, aber ich wusste es ist nicht real. So wird es auch mit dir sein.»
Als er das sagte, huschte ein Schatten über das schöne Antlitz von Ysera. «Wann hattest du diese seltsamen Erscheinungen?» fragte sie und ihm war, als zittere ihre Stimme leicht. «Vor einiger Zeit, wann genau kann ich nicht sagen, denn die Zeit vergeht hier anders. Ich habe… ehrlich gesagt gar keinen richtigen Zeitbegriff mehr.» «Das kann hier schon mal vorkommen. Du reist auch immer hin und her zwischen hier und deinem alten Körper. Doch dir ist schon klar das dies nicht so weitergehen kann? Stattdessen könntest du dich nützlich machen und mir helfen den seltsamen Vorkommnissen die sich hier gerade abspielen, auf den Grund zu gehen. Es geht hier nämlich etwas Eigenartiges vor. Ich weiss nicht was es ist, aber es befällt immer mehr Teile des Traumes.» «Warum unternimmst du nicht dagegen? Du hast mehr Macht als ich. Was kann ich schon ausrichten?» «Du könntest mir Bericht erstatten. Wenn sich dieser Alptraum weiter ausbreitet, dann greift er immer mehr über, auf die reale Welt und es wird immer mehr Schläfer geben, die die alles in Schutt und Asche legen. Wir müssen die Quelle dieser Verderbtheit deshalb unbedingt finden. Irgendwas hat es mit dem Verschwinden von Malfurion Sturmgrimm auf sich, noch habe ich ihn jedoch nicht gefunden.» «Malfurion Sturmgrimm? Der erste Druide?» fragte Dabog. «Genau. Du hast ihn nicht zufällig gesehen?» «Nein, bisher nicht. Aber einen anderen Druiden traf ich einst an. Es war Varunna, ein Tauren.» «Varunna!» Yseras grünleuchtende Augen blitzten wissend auf. «Ja, ihn kenne ich. Er ist ein ganz besonderer junger Tauren, wie du ein ganz besonderer Menschling bist. Euch beide verbindet etwas. Etwas von dem ich glaube, dass es Azeroth von grossem Nutzen sein könnte.» «Also ich kenne Varunna, aber nicht dass wir Freunde wären oder so. Er begleitet drei Blutelfen nach Darnassus.
Ich wollte mich ihnen eigentlich anschliessen, um vielleicht eine Lösung für mein… Seelenproblem zu finden. Ich kann ja nicht immer hin und her hüpfen zwischen hier und meinem alten Körper.» «Du bräuchtest einen neuen Körper, doch zu so einem Körper zu kommen ist nicht so einfach, da du ja nicht einem andren Menschen seinen Körper wegnehmen kannst. Das wäre eine grosse Sünde.» Ysera schaute sehr ernst und tadelnd. «Das habe ich auch nicht vor, dennoch irgendwie muss es doch weitergehen. Meinen alten Körper kann ich nur noch eingeschränkt gebrauchen, denn er zerfällt immer mehr und wer will schon in so einem stinkenden Leib leben. Auch eine normale Liebesbeziehung ist darin nicht möglich. Kannst du mir nicht einen Tipp geben Ysera, du gehörst doch zu den grossen Drachen.» «Leider habe ich auch nicht die Macht, einen neuen Körper für dich zu erschaffen. Sollte sich jedoch irgendwer bereit erklären, dir seinen Körper nach seinem Dahinscheiden zu überlassen, dann könntest du diesen theoretisch, wenn er noch frisch ist, beziehen und ihn mit neuem Leben beseelen.» «Meinst du wirklich das ginge?» «Ich denke schon, immerhin hast du es aus unerfindlichen Gründen auch geschafft, in deinen alten Körper zurück zu kehren. Meine Erfahrung lehrte mich, dass nichts ohne Grund passiert. Allerdings könntest du dich auch entscheiden, weiter ins Licht zu gehen. Doch das geht nur, wenn das was dich noch hier hält, auflösen kannst.»
Dabog dachte angestrengt nach. Ja, warum eigentlich nicht weitergehen? Er war ja schliesslich wegen Lumnia nicht weitergegangen. Doch nun, da diese scheinbar mit Dadga ihr neues Glück gefunden hatte, der sie nun sicher auch sehr gut beschützte, war sein Auftrag eigentlich erledigt. Was also hielt ihn noch zurück?
Doch er konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn auf einmal liess ihn ein eisiger Windhauch erschaudern und um ihn herum wurde es plötzlich finster. Die Zweige der wunderschönen, smaragdgrünen Baumriesen, begannen zu ächzen, als würde die Hand eines Riesen sie bis an die Grenzen des Möglichen verbiegen. die Blätter rauschten und einige von ihnen verdorrten augenblicklich und fielen auf die Erde hinunter. Ysera schaute sie erschrocken um: «Es geht wieder los, es ist… der Alptraum… er ist… hier…» Die Dunkelheit zog sich immer mehr über der wunderschönen Drachenlady zusammen, grünlicher Nebel hüllte sie ein. «Nein! Ysera!» schrie Dabog und wollte sie festhalten, doch sie entglitt seinen klammen Fingern, mit einem stummen Schrei auf ihren Lippen...