Leicht benommen, öffnete Dabog seine Augen und blickte in einen sanft- türkisen Himmel der von einer blassen, jedoch goldrötlichen Sonne erleuchtet wurde. Diese Sonne zeigte ihm, dass er nicht mehr im Smaragdgrünen Traum war. Obwohl einige mächtige Baumriesen über ihm emporragten. Er erhob sich erstaunt und blickte sich um. Dieser Ort, kam ihm irgendwie bekannt vor. Wo um alles in der Welt war er? «Wir sind in Nachthafen auf der Mondlichtung,» hörte er Varunnas Stimme sagen. Er blickte sich um, doch der Tauren war nirgends zu sehen. «Du musst mich nicht im Aussen suchen, wir teilen uns zur Zeit einen Körper,» sprach der Tauren. «Wie bitte? Erlaubst du dir einen dummen Scherz mit mir?» fragte der einstigem Menschenkrieger ärgerlich und suchte erneut nach dem Tauren. «Ich mache keine Scherze. Es ist mir völlig ernst. Es war die beste Möglichkeit dich dort raus zu holen. Ich reiste zuvor durch mein Druidenportal auf die Mondlichtung, um einen hochrangigen Druiden namens Loganaar um Rat zu fragen, was deine Geschichte betrifft. Ihr erzählte ihm, dass du es irgendwie geschafft hast, in deinen alten Körper zurück zu kehren und dass dir das gelungen ist, als dieser grüne Nebel in Unterstadt auftauchte. Als ich von dem Nebel erzählte, der so viele Leute einschlafen lässt und sie zu gewalttätigem Verhalten als Schlafwandler treibt, berichtete er mir von ähnlichen Vorkommnissen in Darnassus und noch in andren Städten. Teldrassil der grosse Baum in dessen Krone Darnassus liegt, ist ausserdem krank und niemand weiss genau warum. Vor Kurzem ist die Hohepriesterin Tyrande Whisperwind auf die Suche nach ihrem Liebsten Malfurion gegangen, der im Traum verschollen scheint und kehrte bisher ebenfalls nicht zurück. Die Druiden versuchen alles, um dieser Sache auf den Grund zu gehen und reisten teilweise schon selbst in den Traum, um erschrocken festzustellen, dass dort irgendwas Böses am Werk ist. Sie nennen es den Smaragdgrünen Alptraum und versuchen nun eine Lösung zu finden, aber das Ganze ist äusserst rätselhaft.
Als ich von den Gefahren hörte, die im Smaragdgrünen Traum auf dich lauern beschloss ich, dich dort endlich rauszuholen. Ich nahm meine astrale Traumform an und hatte dich schnell gefunden. Dann zog ich deine Seele mit mir in meinen Körper zurück und hier sind wir nun, also benimm dich gefälligst!» Die letzten Worte sagte Varunna mit einer Mischung aus Strenge und Humor. Dabog blickte an sich herunter und stellte fest, dass er tatsächlich in einem grossen, kräftigen Taurenkörper steckte. Er musterte noch immer ungläubig, die riesigen Pranken und die fellbedeckten Arme. «Aber… warum bin ich hier und nicht in meinem alten Körper?» «Dein alter Körper ist… nun sagen wir mal, ziemlich stark beschädigt worden, als du Gwydyon aus diesem Dämonennest gerettet hast. Ausserdem, da ich gerade hier war, wollte ich die Gunst der Stunde nutzen. An diesem stillen, geheiligten Ort, fällt die Reise in den Traum leichter.
Wir sollten nun als nächstens nach Darnassus reisen, die Nachtelfen brauchen jede Hilfe die sie kriegen können und wir waren ja eh auf dem Weg dorthin.» «Was ist eigentlich mit den Blutelfen und Aeternias?» «Gwydyon hat nun ja ein Kind, ein sehr spezielles Kind, wie du weisst. Es ist ein Halbdämon und wächst ausserdem erstaunlich schnell. Gwydyon muss dieses Kind jetzt schnellstmöglich dem Licht weihen, damit es überhaupt eine Chance hat, das Böse in sich zu besiegen und… menschlich zu werden. Wo wäre ein besserer Ort für diese Weihe als im Mondtempel, in der Nachtelfen Hauptstadt? Zwar ist Tyrande Whisperwind nicht selbst anwesend, aber sie hat ja auch Priesterinnen die sie vertreten. So kann Gwydyon das Kind weihen und zugleich können wir eine Lösung für dein Seelen- Problem suchen. Deine einstige Liebste… wie hiess sie noch gleich, ach ja Lumnia, wollte ja eh mit dir nach Darnassus, nun ergibt sich das von selbst.» «Hast du schon etwas mehr über Lumnia in Erfahrung bringen können?» «Ja, wie ich schon mal andeutete, geht es ihr im Augenblick gut. Sie hat nach wie vor diesen Paladin Dadga an ihrer Seite. Ich hörte, dass sie noch immer nach Darnassus reisen will, sie scheint dich noch nicht aufgegeben zu haben. Wann sie aber genau dort sein wird, ist noch nicht ganz klar. So viel liess sich für mich als Mitglied der Horde nicht herausfinden.» Varunna schwieg nun einen Augenblick. Dann sprach er plötzlich: «Du bist scheinbar doch noch nicht ganz über Lumnia hinweg?» «Wieso denkst du?» fragte Dabog überrascht. «Weil da gerade ein kleiner Funken Eifersucht war. Du weisst wir teilen einen Körper und sind darum auch gedanklich verbunden.» «Achso nun ja, dann kann ich das wohl nicht leugnen. Ja ich bin ein wenig eifersüchtig auf Dadga. Immerhin scheint er mich bestens zu vertreten,» etwas Sarkasmus schwang in Dabogs Stimme mit, doch dann meinte er: Aber wie auch immer! Eigentlich gönne ich Lumnia ja ihr neues Glück auch, aber ganz unberührt bin ich davon noch nicht, da hast du schon Recht. »
«Da sind aber auch noch andere Gefühle,» sprach der Tauren. «Gefühle ebenfalls sehr stark für… Balduraya!? Hast du dich etwa in Balduraya verliebt?» «Waas? Äh…» stotterte Dabog. Einen Augenblick lang wollte er eine Ausrede finden, doch das hätte eh nicht viel genützt. «Okay ich mag Balduraya schon sehr gern. Aber es gibt sowieso keine Zukunft für uns.» «Man sollte die Hoffnung nie aufgeben.» Trauer ergriff Dabog. «Nur, dass ich nicht mehr viele Optionen habe. Mein alter Körper ist nun wirklich nicht mehr zu gebrauchen, um mit einem lebendigen Wesen näher in Kontakt zu treten. Auch du kannst nicht ewig deinen Körper mit mir teilen. Deshalb… irgendwann werde ich weitergehen müssen. Wohin weiss ich zwar noch immer nicht so recht, aber früher oder später, muss ich zwangsläufig Abschied nehmen.» «Ausser wir finden eine andere Lösung,» wendete der Tauren ein. «Daran glaube ich nicht so wirklich. Ich bräuchte einen neuen Körper und dann erst noch ein Körper, der mir freiwillig von einem andren menschlichen Wesen überlassen wird und wer sollte sowas schon wollen? Darum stelle ich mich jetzt langsam auf das Loslassen ein. Nur durch dieses Loslassen kann ich schlussendlich den Weg gehen, der für mich vorgesehen war, oder ist.»