Tyrande und vor allem Balduraya, schauten den Tauren mit grossen Augen an. Schliesslich fragte Gwydyons Schwester: «Also dann ist Dabog jetzt also, zusammen mit deiner Seele, in deinem Körper drin?» «Ja. Ich weiss es ist seltsam aber so ist es. Wir hoffen natürlich auf eine gute Lösung, denn auf ewig ist dieser Zustand auch nicht wirklich tragbar…» «Du willst mich also loswerden!?» rief Dabog mit gespielter Enttäuschung. «Dabei haben wir doch so viel Spass miteinander!» Varunna verdrehte seine Augen. «Er kann ziemlich nervig sein unser Dabog.» «Ich kann das immer noch nicht recht glauben!» Balduraya trat ganz nahe an Varunna heran und musterte ihn, als ob sie Dabogs Seele so irgendwie ausfindig machen könnte. «Ach sie hat einfach wunderschöne Augen!» schwärmte Dabog. «Schau sie dir nur an!» «Varunna machte taumelnd einen Schritt zurück. «Jetzt hör endlich auf!» schimpfte er lautstark. «Sorry Raya ich meinte nicht dich!» «Spricht er denn gerade mit dir?» «Ja… leider. Es spricht manchmal… pausenlos. Deine Augen gefallen ihm!» «Sag ihr das doch nicht!» rief Dabog erschrocken. «Und warum nicht? Sie soll nur wissen, was du für sei empfindest.» «Nein, nein das will ich ihr nicht auf diese Weise sagen.» «Warum nicht?» «Weil… das ist einfach zu schräg!» «Selbst schuld!» «Nein, tu auf keinen Fall das, was ich glaube, dass du gleich tun willst!» schrie Dabog nun beinahe. Doch es war schon zu spät, Varunna sprach: «Er fühlt sich sehr verbunden mit dir Raya, das ist schon seit einiger Zeit so.» «Du mieser Verräter!» zeterte Dabogs Seelen- Ich. «Jetzt oder nie. Man weiss nie was die Zukunft noch bringen wird.» erwiderte Varunna in Gedanken. «Das werde ich dir heimzahlen! Glaub mir, das werde ich!» «Das werden wir noch sehen. Im Augenblick bist du der Trittbrettfahrer hier.» Varunna grinste in sich hinein.
«Du meinst… Dabog hat Gefühle für mich?» wollte Balduraya wissen und ihr Herz klopfte auf einmal heftig. «Ja, das kann man so sagen und ich denke, das beruht auf Gegenseitigkeit.» Der Tauren lächelte die Blutelfin an. «Machst du auch keine Scherze Varunna? Du weisst, sowas würde mich sehr verletzen.» «Ich sage die Wahrheit, das schwöre ich bei der Erdmutter. Dabog befindet sich gerade in meinem Körper und wir müssen baldmöglichst eine Lösung finden, denn in seinen alten Körper kann er gerade gar nicht zurück und ich glaube, er will das auch nicht mehr. Jetzt… da er wieder spürt, wie sich Leben anfühlt.»
Dabogs Seelen- Ich konnte Varunna da nicht widersprechen. Tatsächlich war es ein ganz anderes Gefühl in einem wirklich lebenden Körper, mit allen Sinnen und allen Empfindungen zu sein, als in einer toten, kalten Hülle, wie der eines Verlassenen. Auch wenn er irgendwie wütend auf Varunna war, dass dieser ihn geoutet hatte, so fühlte er sich doch irgendwie auch sehr erleichtert, dass die Blutelfin nun von seinen Gefühlen zu ihr wusste. So musste er ihr dieses Geständnis schon nicht mehr machen, wenn er hoffentlich bald wieder, zu einem eigenen Körper kommen würde. Aufgeregt beobachtete er jede Regung der Blutelfin. Es schien wirklich beinahe so, als ob sie ganz ähnlich für ihn empfand, wie er für sie. Gerade sprach sie: «Aber… ich dachte immer Lumnia wäre seine grosse Liebe?» «Ja, das war sie auch. Doch ich denke, das hat sich verändert. Lumnia hat nun sowieso diesen Paladin Dadga als neuen Partner und Dabog scheint sich nun in dich verliebt zu haben. Ich hoffe natürlich für Dabog, dass du ähnlich empfindest…»
Raya war gerade sprachlos. Sie musste sich setzen und musterte Varunna immer noch mit einer Mischung aus Zweifel und Bewegtheit. Irgendwo hinter den tiefgründigen Augen des Tauren, blickten ihr auch die Augen von Dabog entgegen. Was sie wohl für eine Farbe hatten? Die Augen von Dabogs Untoten- Körper hatten stets eher stumpf gewirkt, ihrer Farbe war verwaschen gewesen und nur ab und zu mit Leben erfüllt, wenn Dabogs Seele sie vorübergehend belebt hatte. Auch Tyrande musterte den Druiden eingehend. «Das ist kaum vorstellbar, all das…» sagte sie leise. «Ja, ich weiss,» erwiderte der Tauren verständnisvoll. «Irgendwie wäre jedoch der Gedanke Dabog wieder unter uns zu wissen, sehr schön,» fuhr Balduraya fort. «Denn wie gesagt… ich habe ihn sehr vermisst. Ich mochte ihn wirklich besonders, also ich mag ihn besonders. Diese Gefühle, die er für mich scheinbar hat, sie bedeuten mir sehr viel. Es geht mir wirklich ganz ähnlich…» «Hah siehst du!» rief Varunna in Gedanken triumphierend. «Sie hat sich auch in dich verliebt! War doch gut, habe ich etwas gesagt, nicht wahr?» Doch Dabog konnte gerade nicht antworten. Zu sehr überwältigte ihn der Gedanke, dass die schöne Blutelfin sich tatsächlich auch in ihn verliebt hatte. Im Hinblick darauf, dass sie ihn bisher erst in seinem Untoten- Körper kennengelernt hatte, war das beinahe unglaublich! Vor kurzem war der einstigen Menschenkrieger noch so voller Kummer und Angst gewesen, wegen Lumnia. Doch nun, hatte er nur noch Augen für Balduraya. Sie hatte es geschafft, sein gebrochenes Herz zu heilen und im neuen Lebensmut zu geben. Nun glaubte er, alles bewältigen zu können und er war davon überzeugt, dass sich alles zum Guten wenden würde. Irgendwie würde er zu einem neuen Körper kommen, einem Körper in dem er Balduraya endlich in seine Arme schliessen und ihr seine Liebe richtig zeigen konnte…
«Wenn ich dich jetzt umarme Varunna?» fragte in diesem Moment Balduraya «spürt Dabog das dann auch?» «Ja, das wird er.» «Darf ich…?» Der Tauren zögerte ein wenig, denn es war eine etwas seltsame Situation das alles. Doch wenn Balduraya das wollte, dann musste er im Interesse der beiden Liebenden zurücktreten und Dabog das Feld kurz überlassen. «Okay,» sprach er zu selbigem. «Einen kurzen Moment werde ich meine Seele so gut es geht zurückziehen, dann kannst du sie umarmen. Aber sei anständig, Okay?» «Natürlich!» sprach Dabog bewegt «Danke Varunna!» «Schon gut. Was tut man nicht alles für die Liebe.» Er wandte sich nun an Balduraya: «Ich werde kurz meinen Körper verlassen und dann ist er wirklich Dabog, der dich umarmt.» Die Blutelfin nickte vertrauensvoll und Varunna konzentrierte sich, so als ob er in den Traum hinübergehen würde. Doch er blieb neben seinem Körper stehen und beobachtete alles nun von ausserhalb. Sogleich veränderte sich der Ausdruck in den Augen des Tauren und Raya glaubte nun tatsächlich Dabog anzuschauen. Sie hätte diesen Ausdruck aus hundert anderen heraus erkennen können. Ja, Varunna hatte die Wahrheit gesagt! Dabog war wirklich da drin und diese Gefühl erregte sie irgendwie. Endlich konnte sie den Mann, den sie eigentlich schon lange liebte, mal richtig umarmen und seine Nähe spüren.
Auch Dabog konnte sein Glück kaum fassen. Was der Tauren da für ihn tat, war wirklich grossartig. Er fühlte sich nun so lebendig, so stark, so voller Vitalität. Und endlich, nach endlos scheinender Zeit, spürte er wirklich und wahrhaftig wie kostbar das Leben eigentlich war!
Von diesem Moment an, gab der dem ewigen Licht ein Versprechen: Sollte er irgendwann tatsächlich wieder zu einem neuen Körper kommen, dann würde er mit diesem vorsichtiger umgehen. Er würde nicht mehr ständig in irgendwelche Kriege ziehen. Er würde jeden Moment dieses kostbaren Lebens auskosten und Raya all die Aufmerksamkeit schenken, die er früher, wegen seiner Leidenschaft für den Kampf, nicht hatte geben können. Erst jetzt wurde ihm klar, wie oft Lumnia wegen dieser Leidenschaft, auf ihn hatte verzichten müssen und wir schwer es manchmal für sie gewesen sein musste. Wenn ihm jetzt jedoch ein neuer Körper geschenkt werden würde, dann wollte er das Kämpfen wenn irgend möglich, vermeiden. Er wollte kein Krieger mehr sein, er wollte nur noch ein liebender Mann sein, welcher für Balduraya da sein würde.
Er umarmte die Blutelfin deshalb mit all diesen tiefen Gefühlen, die ihn gerade bewegten und dabei spürte er wie die Energie zwischen ihnen hin und her floss. Die Empfindungen waren so stark, so tief bewegend, dass es ihm fast den Atem raubte und er wusste, er hatte eine neue, grosse Liebe gefunden!
Auch Balduraya schien es so zu ergehen. Als sie Dabog das erste Mal richtig umarmte und die Liebe spürte, die er ihr zufliessen liess, begann auch ihre Liebe wie ein leuchtender Strom zu fliessen und für einen Augenblick lang, vergass sie alles um sich herum. «Ich liebe dich!» flüsterte Dabog ihr ins Ohr und küsste sie sanft auf Wangen und Stirn. Leider war dies ja der Körper eines anderen und er wollte warten, bis er wirklich seinen eigenen Körper besass, um sie richtig zu küssen und ihr seine Leidenschaft, in ihrem ganzen Ausmass, zu zeigen. «Ich… liebe dich auch!» hauchte die Elfin. «Schau, dass du bald zu einem neuen Körper kommst, okay?» Dabog lachte während er seine Stirn gegen ihre legte. «Auf jeden Fall, denn jetzt habe ich ein wichtiges Ziel vor Augen und zwar bei dir zu sein und zu bleiben.»
Als Dabog Balduraya schliesslich wieder losliess, taumelte sie leicht und schaute ihn eine Weile lang wie verzaubert an. Auch Dabog konnte sein Glück kaum fassen. Doch dann sprach er. «Nun muss ich aber wieder Varunna das Feld überlassen, schliesslich ist das hier sein Körper!» Balduraya war es einen Augenblick lang, als würde sie aus einem schönen Traum gerissen und sie nickte etwas betrübt. «Ja, vielen Dank Varunna, dass du das für uns getan hast.» «Das ist gerne geschehen,» erwiderte nun der Tauren und die Blutelfin sah, wie sich sein Ausdruck wieder veränderte. «Er ist also erneut weg,» sprach sie leise und irgendwie musste sie beinahe weinen. «Nein, er ist da und hört immer noch was du sagst, doch er hat mir wieder das Steuer überlassen.» Varunna legte Raya tröstend die Hand auf die Schulter. «Sei nicht so traurig! Wir werden schon einen Weg finden, Dabog wieder zurück in die Welt zu bringen,» versprach er ihr.