"Dann war die Razzia deinetwegen?", fragte Phoebe.
Nadja sah von dem Buch auf, in dem sie soeben geblättert hatte. Sie standen auf dem Campus einer Universität, in der Bibliothek, wo sie um diese Stunde fast allein waren.
Nadja schüttelte den Kopf und erwiderte flüsternd: "Das war vermutlich wegen der Ereignisse in letzter Zeit."
"Wie, was ist denn passiert?", fragte Phoebe und kam sich furchtbar dumm vor. Sie, die immer so stolz darauf gewesen war, über alles informiert zu sein.
"Die Anschläge in Bremerhaven, die kannst du doch nicht verpasst haben!", staunte Nadja.
Phoebe schüttelte bitter den Kopf: "Nein, habe ich nicht. Ganz und gar nicht. Aber ich weiß nichts darüber."
"Oh. Nun, das übliche. Ein Haufen Idioten, die denken, für irgendeinen Gott oder Glauben die Welt in eine Hölle verwandeln zu müssen."
Phoebe schluckte. Sowas passierte doch immer nur weit entfernt!
"Es gab mehrere Anschläge", wisperte Nadja gedämpft, denn in der Bibliothek war es erdrückend still: "Überall in Deutschland. Manche Politiker reden schon von Krieg."
"Krieg?", echote Phoebe entsetzt.
Nadja seufzte: "Große Worte, wo hoffentlich nichts hinter steht. Man hat viele der Drahtzieher gefangen. Vielleicht ist es auch vorüber. Was, wenn man es genau bedenkt, Pech für uns wäre."
"Pech?", Phoebe registrierte, dass sie dem Grand Canyon Konkurrenz zu machen begann: "Wie kann man da von Pech reden - oder von Glück, wenn die Anschläge weiter anhalten?"
"Shh!", machte Nadja und warf einen Blick aus der Regalreihe, um zu sehen, ob Jemand sie belauschte: "Im Großen ist es natürlich gut, wenn die Anschläge aufhören. Aber das bedeutet, dass die Polizei sich wieder auf andere Dinge konzentrieren kann. Auf Ausreißer und Bankräuber, um genau zu sein. Sie hatten dich, bevor die Anschläge begannen, beinahe erwischt, ist dir das klar?"
Phoebe sah mit großen Augen zu Nadja auf: "Was? Aber - ich dachte, ich hätte sie gerade abgehängt."
"Ein junges, abgerissen aussehendes Mädchen, dass allein durch die Straßen irrt, weckt nun mal Aufmerksamkeit", erwiderte Nadja nur.
Phoebe seufzte und ließ die Schultern hängen, worauf Nadja sie angrinste: "Dafür hast du ja mich!"