Ululala forderte sie auf sich auf einige der Kissen gegenüber der goldenen Sonnenfreske zu setzen, dann sprach er: „Wie ihr bestimmt merkt, soll euch dieses Elemente Ritual helfen euch ganz auszurichten, um die Weltenwanderung in Angriff zu nehmen.“
Dies ist nicht sehr einfach, denn es bedarf einer besonderen Konzentration, die man sich nur mit viel Ausdauer und Vertrauen aneignen kann. Der Raum der Stille ist dafür geschaffen, denn nur wenn man die nötige Ruhe hat, in sich hineinzuhorchen, kann man die nötige Kraft finden und das scheinbar unmögliche möglich machen.“ „Was war das eigentlich für ein Lied, dass du vorhin gesummt hast?“ fragte Pia neugierig. Der Magier lächelte träumerisch: „Es ist das Elemente- Lied, ein Lied, dass mir sehr viel bedeutet. Dieses werde ich euch bald auch lehren. Es geht folgendermassen:
Das Feuer ist des Schöpfers Licht, es reinigt wärmt und ist voll Kraft!
Die Luft sie trägt die Seele fort, des Schöpfers Haucht hat sie gemacht!
Die Erde lebt, trägt goldne Früchte, hält alles lieb in ihrem Schoss!
Das Wasser fliesst, verändert sich, auch seine Kraft ist grenzenlos!
Oh Schöpfergeist, voll Lieb und Kraft, wie hast du alles schön gemacht! Wir lieben dich von Herzen sehr und wolln dich niemals lassen mehr!“
„Das ist wirklich ein sehr schönes Lied!“ sprachen die Geschwister. Wir würden es gerne lernen!“ „Dazu werden wir noch erst noch kommen. Zur Zeit stehen noch etwas anspruchsvollere Lektionen an.“
„Was müssen wir tun?" fragte Benjamin. „Ihr werdet nun die grösste Zeit im Raum der Stille zubringen. Ich empfehle euch eine Zeit lang nichts zu essen und wenig zu trinken, so wird euer Geist offener für das Ewige. Ich habe das bei meiner ersten Sphärenwanderung auch getan.
Wie ihr wisst, war das Fasten schon immer ein wichtiger Faktor, für Menschen die den Weg des Geistes gehen wollten. Ich weiss aus alten Schriften, dass es bei euch auf der Erde auch Religionen gibt, die die sogenannte Meditation oder Kontemplation vervollkommnet haben. Sie konnten dadurch schon Großes erreichen. Ihr könnt euch vorstellen, dass es anfangs schwer für euch sein wird, alle Gedanken aus euren Köpfen zu verbannen und den inneren Frieden zu erlangen. Ihr werdet bestimmt leiden, den Hunger, den Durst und die Müdigkeit spüren. Doch schliesslich werdet ihr es schaffen diese Gefühle zu vergessen. Ihr werdet dann ganz eingebettet sein in der göttlichen Harmonie und nichts mehr um euch herum wahrnehmen. Eure Köpfe werden leer sein, euer Herz voll Ruhe und Frieden. Wenn ihr das geschafft habt, ist der erste Schritt zur Sphärenwanderung gemacht.
So werde ich euch nun alleine lassen und euch ab und zu etwas zu trinken bringen. Ihr werdet etwas Zeit brauchen, doch es ist wichtig, dass ihr nicht zu schnell aufgebt. Ihr habt die Kraft dafür in euch. Ausserdem werde ich euch mit guten Gedanken und Gebeten zur Seite stehen.
So gehe ich also nun und hoffe ihr werdet es bald schaffen.“ Mit diesen Worten verliess er den Raum und liess die Geschwister ganz allein zurück. Die beiden fühlten sich auf einmal ziemlich verloren. Was wohl erwartete sie?
Das alles war für sie ganz neu. Wie nur sollten sie die Sache angehen? Sie sassen auf den Kissen und versuchten sich zu konzentrieren. Die Zeit schien zu kriechen. Nach einer Weile, begannen ihre Rücken und Hinterteile weh zu tun. Am Nachmittag, kam dann auch noch der Hunger, der Durst und die Müdigkeit dazu. Sie konnten sich noch immer nicht recht konzentrieren. ihre Gedanken drehten sich wild im Kreis, meilenweit von dem entfernt, was Ululala ihnen beschrieben hatte. Sie ärgerten sich darüber sehr, doch das lenkte sie nur noch mehr ab. Der Hunger wurde schlimmer und die Müdigkeit auch. Schliesslich, fielen ihnen die Augen zu und sie schliefen ein...
Als Ululala um zwei Uhr nachmittags den Raum der Stille das erste Mal betrat, fand er die Turner Kinder auf den Kissen schlafend vor. Sie sahen so friedlich aus, dass er es kaum übers Herz brachte sie zu wecken und doch wusste er, dass er eine gewisse Strenge walten lassen musste, wenn er Pia und Benjamin in so kurzer Zeit in die Sphärenwanderung einführen wollte. Deshalb stiess er sie zuerst nur leicht an. Die Geschwister gaben einen grunzenden Laut von sich und schliefen weiter. Ululala, wurde nun etwas energischer und die Jugendlichen, erwachten schliesslich. „Was soll denn dass?!" rief der Magier streng „der Raum der Stille, ist doch kein Schlafsaal!" Pia und Benjamin, wussten erst gar nicht recht, was eigentlich los war und sahen Ululala verschlafen an. „Los aufstehen!" befahl dieser „ihr habt eine Aufgabe!" Erst jetzt begriffen die zwei und stammelten eine Entschuldigung. Sie schämten sich sehr. Ululala bedauerte seinen energischen Tonfall, doch er musste das tun, wenn er etwas erreichen wollte. Im Innern jedoch lächelte er, wenn er an seine ersten Versuche dachte. Ihm war es damals nicht besser ergangen, doch das sagte er seinen Schützlingen natürlich nicht. Dafür fragte er: „Wie fühlt ihr euch?" „Wir haben Hunger und grossen Durst“, erwiderten die zwei. „Ich habe euch etwas Wasser gebracht, essen solltet ihr erst wieder, wenn ihr den ersten Schritt geschafft habt." Mit diesen Worten, reichte er Pia und Benjamin einen Krug mit einem selbstgebrauten, stärkenden Kräutertee. Die Kinder tranken in gierigen Zügen. Danach fühlten sie sich etwas besser. Auch ihr Magen schien nicht mehr so leer zu sein. „Jetzt werdet ihr es nochmals versuchen“, meinte der Zauberer dann „und ich hoffe, es klappt diesmal etwas besser." „Entschuldige Ululala“, sagte Benjamin zerknirscht. „Schon in Ordnung, aller Anfang ist schwer. Ich habe es euch ja gesagt, doch ihr werdet es sicher noch lernen. Nun lasse ich euch wieder allein." Mit diesen Worten, verliess der Magier erneut den Raum.
die Geschwister waren ziemlich beschämt, dass sie geschlafen hatten. Das würde ihnen nicht noch einmal passieren! Sie setzten sich wieder aufrecht auf die Kissen und betrachteten die grosse Sonne an der gegenüberliegenden Wand. Mit aller Kraft, versuchten sie sich darauf zu konzentrieren. Mit der Zeit gelang es ihnen schliesslich tatsächlich, etwas einfacher in sich zu gehen.
Ululala, war währenddessen auf die Terrasse getreten. Sein Blick schweifte über die Schlossanlage, doch seine Gedanken waren bei seinen Schützlingen und eine leise Angst beschlich ihn. Was würde geschehen, wenn sie es nicht schafften? Was würde dann aus dem Omniversum und seinen Geschöpfen werden? Um ihren Auftrag zu erfüllen, war die Weltenwanderung für die Turner Kinder unerlässlich. Was aber, wenn sie nun doch nicht die waren, für die er sie hielt. „Ach was!“ wies er sich zurecht. „Nicht umsonst wurde mir die wahre Mission der Turner Kinder enthüllt. Wie sollen sie die Kraft finden ihren Weg zu gehen, wenn sogar ich an ihnen zweifle?“ Er schloss die Augen, um in sich hinein zu horchen und die göttliche Allweisheit durch seinen Seelenfunken um Rat zu fragen. Auf einmal, drang eine leise Stimme, tief aus seinem Bewusstsein empor: „Fürchte dich nicht, die beiden werden es bestimmt schaffen! Doch du musst schon etwas Geduld mit ihnen haben! Du weisst selbst, wie lange du gebraucht hast, um die Sphärenwanderung zu erlernen. Die Turner Kinder sind nun in der Obhut meiner treusten Diener. Vertraue ihnen!" Ululala öffnete die Augen wieder und sprach von neuer Zuversicht erfüllt: „Ja, alles wird gut. Bestimmt wird alles gut...“