Nach einer unserer ersten Sphärenwanderungen, die wir unternahmen, kamen Benjamin und ich in das wundervolle Reich der Wassergeister! Hier wirkte der grünblaue Himmel richtig kitschig, ebenso die Felswände, welche die Buchten jeweils umrahmten. Alles erinnerte uns irgendwie an pastellfarbigen Zuckerguss. Viele wundervolle Strände aus rosafarbenem Sand und unberührte Lagunen, in intensivem Türkis leuchtend, gab es hier. Farbenprächtige Fische belebten die Gewässer. Ihre Farben liessen das klare Wasser, teilweise wie ein Regenbogen leuchteten.
Wir legten uns ein wenig in den rosafarbenen, warmen Sand, um etwas auszuruhen. Doch dann auf einmal spritzten Wassertropfen in unsere Gesichter! Wir öffneten die Augen und da sahen wir sie das erste Mal: Die Undinen! Dies waren wundervolle, zarte Wesen ,mit Gewändern die aussahen wie Schleier, unterlegt mit perlmutterfarbenen Stoffen. Ihre Haut bessass einen bläulichen Schimmer, ihre Augen leuchteten in intensivem Grünblau. Die langen, geschmeidigen Haare waren meistens hellblau und mit herrlichen Muscheln und Seesternen geschmückt.
Sie führten uns hinunter zum goldenen Unterwasserschloss des Meereskönigs, mit den hohen Zinnen. Wir hatten ein paar Beeren von unserem Freund, dem Magier Malek erhalten, welche uns das Atmen, Sprechen und Sehen unter Wasser ermöglichten. Das Schloss des Meereskönigs Nikso war wirklich eindrucksvoll. Der weissbärtige Mann mit dem roten Fischschwanz, herrschte mit seiner Familie, hier über das sogenannte Zuckermeerreich. Doch es gab auch noch ein Silbermeerreich, dorthin sollte es uns später auch noch verschlagen. Wir trafen damals auch das erste Mal auf die Meerjungfrauen und Meermänner. Ebenfalls wundervolle Geschöpfe, mit ebenso farbenprächtig schillernden Schuppen an ihren anmutigen Schwänzen, wie es bei den vielen bunten Fischen der Fall war. Sie besassen meist recht helle Haut. Manchmal war sie weisslich, oder bläulich, wie die der Undinen. Die Brüste der Frauen waren entweder mit glänzenden Stoffen, oder grossen Muscheln bedeckt. Die Oberkörper der Männer, meist recht kräftig. Sie alle besassen glänzende Haare, meist passend zu ihrem Schwanz.
Sie konnten sich jedoch für kurze Zeit auch Beine wachsen lassen, um an Land besser vorwärts zu kommen. Wir suchten damals in dieser Meereswelt, den ersten Teil des sagenumwobenen Medaillons der vier Gewalten, welches einem ermöglichte in fast alle Welten des gewaltigen Omniversums (die sichtbaren und unsichtbaren Welten, sind darin eingeschlossen) vorzudringen. Doch es sollte noch eine ganze Weile dauern, bis wir das ganze Medaillon zusammengefügt hatten…
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Benjamin zu uns tritt. „Na ihr beiden, sucht ihr das Meer nach irgendwelchen Nixen ab?“ fragte er. Ich zucke zusammen und schaue unsicher zu Manuel herüber, welcher aufgehorcht hatte. Wie konnte Benjamin nur so einen dummen Witz machen? Wir sollten doch eigentlich über das schweigen, was wir alles sehen können. Es ist unser Geheimnis und Manuel würde das doch niemals glauben, oder verstehen.
Umso mehr erstaunte es mich (… oder erstaunte es mich auch wirklich so?) als Manuel erwiderte: „So abwegig ist der Gedanke doch gar nicht, dass es solche Geschöpfe gibt. Es gibt vermutlich viel mehr zwischen Himmel und Erde, als wir ahnen.“
Benjamins Grinsen verwandelte sich auf einmal in einen ernsten Ausdruck und er fragte: „Glaubst du denn an solche Dinge?“
Manuel zögerte einen Moment, dann erwiderte er: „Ja… eigentlich irgendwie schon.“
„Das ist aber aussergewöhnlich, das weisst du oder?“
„Ja, aber was soll‘s! Euch kann ich das sicher sagen. Glaubt ihr nicht auch an solche Dinge?“
Ich zögere und wäge jedes Wort ab, bevor ich ihm antworte: „Ja… das tun wir.“ ich blicke hilfesuchend zu Benjamin, wie jetzt weiter?
Ben kommt mir zur Hilfe und spricht: „Es gibt tatsächlich vieles, das jenseits des Sichtbaren liegt.“
Manuel wollte etwas sagen, liess es dann aber bleiben denn… auf einmal, drang ein leises, unheilvolles Grollen an unsere Ohren. Es war, als ob Mutter Erde laut aufseufzen würde und urplötzlich ziehen schwarze, unnatürliche Wolken am Horizont auf…