Pia und Benjamin, waren nun schon ein paar Tage bei den Waldelfen zu Gast. Es war eine herrliche Zeit. Sie waren in einem der schönsten ausgestatteten besonders hoch liegenden Baumhäuser einquartiert, welche es in dem kleinen Heimatdorf von Hungoloz gab. Sie waren dort ganz für sich.
Oft sassen die Geschwister auf dem grossen, wunderschönen, von einem Holzgeländer begrenzten Balkon und blickten über die grün-goldenen Baumkronen des endlos scheinenden Waldes. Wie auch heute wieder. Zu ihren Füssen herrschte reges Treiben. Die anmutigen, meist in Grün- und Braun- Tönen gekleideten Waldelfen, bereiteten das grosse Sommerfest vor. Dieses Sommerfest wurde jedes Jahr gefeierten. Diesmal jedoch, hatten sie es zu Ehren ihrer hoch geschätzten Gäste, der beiden Menschenkinder, vorgezogen.
Pia und Benjamin war es manchmal fast etwas unwohl, dass man ihretwegen so einen Aufwand betrieb. Das lag aber einfach daran, dass die Anwesenheit zweier Menschen, im Reich der Märchen, Sagen und Legenden, stets ein aussergewöhnliches Ereignis war. Ausserdem hatten die beiden Geschwister sowieso eine wichtige Funktion für das ganze Omniversum.
Im Augenblick jedoch beschäftigten aber vor allem Pia, andere Gedanken. Sie hielt immer wieder nach dem jungen Waldelfen Hungoloz, mit den blonden, halblangen Haaren und den wunderschönen, goldenen Augen Ausschau.
Seit sie ihn das erste Mal bei ihrem Lehrmeiste Ululala ( Ein Magier, der die Geschwister in der Sphärenwanderung unterwies) angetroffen hatte, ging er ihr nicht mehr aus dem Kopf. So beobachtete sie stets, was er gerade tat. Von ihrem Baumhaus aus, hatte sie einen sehr guten Blick auf die grosse Lichtung, in deren Mitte nun ein mächtiges Feuer aufgestapelt wurde. Der junge Waldelf, packte überall tüchtig mit an. Er hatte geholfen Holz zu sammeln und gerade hängte er bunte Lampions, rund um den Festplatz, auf. Das Mädchen schaute ihm zu, wie liebevoll er das tat und wurde rot, wenn er ab und zu, zu ihr emporblickte und ihr zulächelte. Dann zog sie sich verlegen auf den hinteren Teil des Balkons zurück. Sie gab sich alle Mühe, ihn ihr Interesse an ihm, nicht zu sehr spüren zu lassen. Doch leicht fiel es ihr nicht, zumal auch der hübsche Elf an ihr Interesse zu haben schien. Dennoch, sie machte sich keine Illusionen über eine Beziehung mit ihm, denn schlussendlich kamen sie aus ganz unterschiedlichen Welten. Irgendwann würde sie zur Erde zurückkehren müssen und er konnte auch nicht mit ihr gehen. Zumal er ja der Sohn des Häuptlings war und dessen Nachfolge früher oder später antreten würde. Pia konnte sich ebenfalls nicht vorstellen, für immer hier zu bleiben, zu sehr hing sie noch an ihren Eltern und ihrer Heimat. Dennoch ging ihr der junge Elf einfach nicht aus dem Kopf.
Langsam brach der Abend herein und das Zirpen der vielen Zykaden und Grillen, erfüllte die Dämmerung. Die ersten Lampions wurden angezündet, diese strahlten je nach ihrer Farbe, ein andersfarbiges Licht aus. Am Waldrand und teils auf der Wiese der Lichtung, leuchtete ausserdem die kleinen Lichtlein der Glühwürmchen, welche gerade auf Brautschau waren. Pia blickte verträumt von ihrem Balkon herunter auf das Schauspiel. Sie trug ein Gewand, welches ihre eine der Waldelfenmädchen ausgeliehen hatte. Ein wunderschönes, figurbetontes, langes Kleid, mit weitschwingenden Ärmeln. Goldenen Zierbändern an Hals und Oberarmen und mit einem eierschalenfarbenen Futter. Ihre goldenen Haare, steckte Pia an beiden Seiten etwas hoch und schmückte sie mit Blumen und Efeu.
Als sie die Treppe ihres Baumhauses hinunterstieg, richteten sich sogleich alle Blicke auf sie. Einige stiessen bewundernde Rufe aus und Hungoloz der gerade half das grosse Feuer zu entzünden, während der Vollmond silbern über den Baumkronen aufging, hielt sogleich in seiner Tätigkeit inne und musterte sie mit grossen Augen. Kein Wort kam aber über seine Lippen.
Leicht verlegen gesellte sich Pia zu den bereits Anwesenden. Mit einigen der Waldelfen hatte sie sich schon gut angefreundet, darunter auch mit einem Mädchen namens Lejana. «Du siehst wirklich wunderschön aus heute,» sprach sie und dann mit etwas gesenkter Stimme: «Du scheinst die Aufmerksamkeit unseres Häuptlingssohnes auf dich gezogen zu haben.» Dabei stiess sie Pia neckisch in die Seite und blickte verschwörerisch zu Hungoloz herüber, der dummerweise gerade auch zu ihnen rüberschaute. Pia reagierte aus ihrer Verlegenheit heraus etwas zu schnell und sagte extra laut genug und mit einem Lachen: «Und wenn es auch so sein sollte. Eine Beziehung mit einem Elfen, so gerne ich euch auch habe, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Zumal wir in so verschiedenen Welten leben. Ich bin zwar sehr gerne hier, aber ich habe trotzdem immer mal wieder Heimweh. Ich könnte nicht von der Erde weg und ihr würdet auch sicher nicht von hier weg wollen.» Lejana nickte verständnisvoll, doch Pia hätte sich im selben Moment am liebsten selbst geohrfeigt, denn sie sah die Enttäuschung in Hungoloz’s Augen. Abrupt wandte er sich ab und schaute dann auch nicht mehr zu ihr herüber. Das Mädchen spürte einen tiefen Stich im Herzen. Doch sie redete sich ein, dass es wohl besser war, wenn der Waldelf sich keine Hoffnungen machte.
Nach und nach wurden nun auch die verschiedensten Speisen aufgetragen. Es gab unglaublich viele Leckereien und dazu Met und Minzsirup. Immer mehr Elfen kamen dazu. Auch Benjamin hatte sich in Schale geworfen und zog ebenfalls einige Blicke, der vor allem weiblichen Anwesenden, auf sich. Er war ja auch wirklich ein sehr schöner Bursche. Auch für Pia schwärmte der eine oder andere, doch sie war gerade zu sehr damit beschäftigt zu verarbeiten, dass Hungoloz sie nun beinahe ganz ignorierte. Er schien wirklich verletzt zu sein. Das hatte sie doch eigentlich gar nicht gewollt. Was war nur über sie gekommen, sowas zu sagen? Aber es war doch die Wahrheit gewesen. Warum aber machte es ihr nun doch so zu schaffen?
Um sie herum schienen alle so glücklich zu sein. Es wurde gelacht, getanzt, gejubelt und Lieder gesungen. Hungoloz war ziemlich beschäftigt, redete da ein paar Worte, oder tanzt dort mal mit einer Frau. Das weibliche Geschlecht schien sowieso sehr von ihm angetan zu sein. Pia beobachtete das mit Missfallen. Der junge Elf, hatte sich seit ihren wohl doch etwas ungeschickten Worten, deutlich von Ihr distanziert.
Dennoch schien er sich nur allzu schnell getröstet zu haben…» Groll machte sich in Pias Eingeweiden breit. Bestimmt waren seine Gefühle für sie eh nur ein Strohfeuer gewesen. Möglicherweise sah er auch ein, dass es für sie keine Zukunft gab. Weshalb fühlte sie sich dennoch so elend und verraten?
Gerade wieder unterhielt sich Hungoloz mit einem aussergewöhnlich hübschen Elfenmädchen. Sie lachten und scherzen zusammen. Als sie dann auch noch miteinander tanzten und einander dabei tief in die Augen blickten, wurde es Pia zu viel. Zornig erhob sie sich und verliess die beleuchtete Lichtung. Benjamin und einige andere, schauten ihr erstaunt nach, doch sogleich wurden sie wieder von anderen Eindrücken in Beschlag genommen.
Pia schlenderte dem Rand des Dorfes entlang, sie fühlt sich traurig und allein. Zorn stieg in ihr hoch, Zorn über Hungoloz und auch über sich selbst. Wütend schlug sie mit der Faust gegen einen Baumstamm. Warum nur, hatte sie solche Gefühle? Warum war es ihr so wichtig, was Hungoloz tat? Sie hatte sich von Anbeginn gegen eine Beziehung zwischen ihr und ihm aufgelehnt, weil es doch eigentlich so aussichtslos war. Dennoch... sie hatten sich von Anbeginn sehr gut verstanden, waren sich in vielem auch ähnlich und doch verschieden, was ja auch den Reiz ausmachte. Ihnen beiden lagen auf jeden Fall dieselben Dinge am Herzen: Frieden, Einheit und Liebe… Ja Liebe! Sie war es doch die alles bedeutete und sie Pia, hatte sich der Liebe entzogen, hatte alles falsch gemacht! Und dennoch dachte sie sogleich wieder daran, wie sich Hungoloz heute verhielt, wie er mit all diesen Mädchen flirtete und wieder wurde sie von Zorn erfasst. Was für ein grausames Spiel trieb Hungoloz da mit ihr? Oh nein sie würde sich das bestimmt nicht gefallen lassen! Und auch das heutige Fest, würde sie sich nicht verderben lassen! Sie drehte auf dem Absatz und und wollte wieder zum Lagerfeuer zurückkehren, als ihr Hungoloz entgegenkam. Seine goldenen Augen blickten besorgt. «Was tust du denn hier ganz allein?» fragte er. «Du warst plötzlich verschwunden.» «Ein Wunder, dass dir das aufgefallen ist," antwortete Pia sarkastisch. «Natürlich ist mir das aufgefallen.» Seine Stimme klang ärgerlich. «Du warst aber sehr beschäftigt,» «Beschäftigt?» fragt Hungoloz, dann lachte er. «Ach du meinst weil ich mit diesen Mädchen getanzt habe?» "Du hast dich offenbar sehr amüsiert, besonders mit der vorhin.» «Feste sind doch da um sich zu amüsieren, oder nicht?» meinte er betont gleichgültig.
Pia wurde noch wütender. «Du bist in Wirklichkeit doch nur ein Weiberheld! Ich hätte es wissen müssen!" Hungoloz schaute sie zuerst etwas entgeistert an. Dann jedoch funkelten seine Augen ebenfalls wütend: «Glaubst du eigentlich, ich mache mich ständig zum Narren?» sprach er zornig. «Ich habe dir bestimmt klar genug gezeigt, wie viel du mir bedeutest, doch du wusstest ja nichts Besseres, als mich völlig zu entmutigen!
Du kannst dir keine Zukunft mit einem Waldelfen vorstellen, darum werde ich mich jetzt auch versuchen zu distanzieren. Kannst du mir das wirklich zum Vorwurf machen? Diese anderen Frauen interessieren mich nicht wirklich, doch wenn du für uns keine Chance siehst, gönn mir wenigstens ein wenig Spass. Du wirst mich bald wieder verlassen und ich kann das alles nicht verkraften, wenn ich jetzt nicht endlich lerne, ohne dich zu leben.» Er wandte sich ab und es war Pia, als würden Tränen in seinen Augen glänzen.
Das Mädchen blickte den Waldelfen tief bewegt hinterher. Sie schien ihm doch mehr zu bedeuten, als sie ihm, in ihrem verletzten Stolz, unterstellt hatte. Wie nur, hatte sie ihn so verletzen können? Auf einmal war es ihr egal, ob sie anderen Rassen angehörten, ihr war egal, dass sie in verschiedenen Welten lebten. Sie liebte diesen jungen Mann und der Liebe konnte man nun mal nicht befehlen! Sie war einfach da und sie war doch so wunderbar!
Pia lief dem jungen Mann hinterher und hielt ihn am Arm fest. «Bitte geh nicht weg!» flehte sie. «Es tut mir alles schrecklich Leid, ich liebe dich doch auch!" Tränen schossen ihr in die Augen und sie schlagen die Arme um Hungoloz. Er erwiderte dir Umarmung. Pia fühlt es sich so geborgen bei ihm und ihr war es, als ob ihre beiden Herzen, im Einklang miteinander schlagen würden. Ein noch nie gekanntes Gefühl, erfasste sie. Sie spürte Hungoloz’s Berührung, seine beschützenden Arme. Sie roch den vertrauten Geruch nach Wald und Erde. Hungoloz wischte sich über seine Augen und lächelte. Der goldene Schimmer selbiger, umhüllte das Mädchen. Es war ein Blick voller Zuneigung und Leidenschaft. «Du willst es also mit mir wagen?» fragte er. «Ja… ja!» schluchzte Pia «schon seit ich dich kenne, fühle ich mich zu dir hingezogen!» Der Waldelf, wischte ihr nun zärtlich die Tränen von den Wangen. Sie liess es geschehen und gab sich ganz und gar seiner sanften Berührung hin. Seine Hände mit den schönen, schlanken Fingern, streichelten nun auch ihr goldenes Haar. «Du bist so wunderschön!» sprach er leise. «Darf ich dich küssen?» «Ja gerne!» sprach Pia ohne jegliche Angst. «Seine Lippen, näherten sich vorsichtig den ihren. Für Pia war ist der erste , richtige Kuss und es war wundervoll! Alles zog die beiden zueinander hin. Leidenschaft und Liebe durchströmte sie in Wellen, übertrug sich auf ihre weiteren Küsse. Sie sanken in die Knie und küssten sich immer weiter.
Zusammen legten sich in das weiche Gras. Eng umschlungen und genossen ihre neu gewonnene Zweisamkeit in vollen Zügen.
Schliesslich lösten sie sich voneinander und Hungoloz fragte: «Was denkst du? Sollen wir noch etwas tanzen gehen? Die anderen vermissen uns sicher bereits und sie sollen ruhig sehen, welchen Bund du ich heute geschlossen haben.» «Okay,» erwiderte Pia. Die beiden erhoben sich und kehrten zum Lagerfeuer zurück. Den Rest des Abends, tanzten Pia und Hungoloz stets miteinander. Die anderen Anwärter und Anwärterinnen, beobachteten das noch eine Weile, doch dann wandern sie sich von dem verliebten Paar ab und den anderen allein stehenden Festbesuchern zu.
«Deine Schwester und mein Sohn, sind jetzt wohl ein Paar!» meinte der Häuptling schmunzelnd an Benjamin gewandt. Hungoloz würde sich nie so verhalten, wenn es ihm nicht ernst wäre mit Pia. Er zeigt offensichtlich, dass sie die Frau ist, mit der er das Leben teilen will. Die anderen jungen Leute verstehen das, denn wenn ein Paar fünf Tänze, direkt nacheinander miteinander tanzt, dann haben sie ernste Absichten. wir nehmen das hier sehr genau.
Ja Hungoloz und Pia, wussten um die Bedeutung dieser Tänze und vor ihnen würde noch eine wundervolle Zukunft liegen.
Ende