„Ich hasse dich", flüsterte Hermine leise, nachdem ihr Schluchzen soweit zurückgegangen war, dass sie ihre Sprache wiedergefunden hatte.
„Ich weiß", erwiderte Lucius Malfoy ebenso leise: „Ich weiß."
„Nein!", fuhr sie ihn wütend an: „Du verstehst nicht. Das hier ... oh Gott. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist."
„Lust", stellte Malfoy sachlich fest: „Ich habe dich verführt und deine Neugier gepaart mit ein wenig Alkohol hat deine Bedenken verstummen lassen und Lust zugelassen."
„Ich bin doch kein triebgesteuertes Tier!", widersprach sie heftig: „Ich bin ein rationaler Mensch, der rationale Entscheidungen treffen sollte. Und das hier ... das ... ist einfach nur Wahnsinn."
„Du bist wirklich ein ... eine muggelgeborene Hexe, nicht wahr?", fragte er leise: „Reagierst du deswegen so heftig? Weil du mit jemandem geschlafen hast, den du als nichts anderes als den Feind sehen kannst?"
Hermine schluckte. Das war nur ein Teil der Wahrheit, aber im Grunde lief es tatsächlich darauf hinaus: Lucius Malfoy konnte für sie nichts anderes sein als der Feind: „Ja."
„Wenn ich dir sage, dass ich das hier gerne wiederholen will ... würdest du vermutlich ablehnen?"
Mit aufgerissenen Augen starrte Hermine ihn an: „Wiederholen?!"
„Der Sex war gut", sagte Malfoy ernst: „Ich habe es genossen, ich habe dich genossen. Und egal, was du jetzt denkst, du hattest auch Spaß."
Dass sie diesen Fakt nicht leugnen konnte, machte es nur noch schlimmer für Hermine. Sie hatte nicht nur mit ihm geschlafen, sie hatte es auch noch während des Akts genossen. Die Aussicht, noch einmal solche Lust zu verspüren, war verlockend. Und genau dieses Gefühl rief eine neue Welle der Schuldgefühle und Verzweiflung hervor.
„Jean", riss Malfoy sie aus ihren trüben Gedanken: „Jean, hör mir zu. Du bist eine attraktive, intelligente, erstaunlich leidenschaftliche Frau. Und ich bin einfach nur ein Mann, der dir Lust und Erfüllung schenken kann. Ja, ich bin Lucius Malfoy, aber glaub mir, der Name hat noch nie so wenig bedeutet wie heute. Kannst du mich nicht einfach als Mann sehen?"
Verzweifelt schaute Hermine ihn an. Sie wünschte wirklich, er wäre jemand anderes gewesen, irgendjemand, damit sie sich auf diese Affäre einlassen konnte. Seine Arroganz, die sie zuvor so verachtet hatte, hatte heute Abend unheimlich anziehend gewirkt, es war seine selbstgefällige Art, die ihr die Knie hatte weich werden lassen.
„Ich kann nicht", flüsterte sie. Sie hatte bereits jetzt einen großen Fehler begangen, sie würde nicht so weiter machen. Sie musste einen Strich unter diesen Abend ziehen und versuchen, alles zu vergessen.
„Ich verstehe", murmelte Malfoy ebenso leise. Langsam erhob er sich aus dem Bett und kleidete sich an. Hermine saß mit gesenktem Blick im Bett, die Decke bis unter ihr Kinn gezogen, unfähig, ihm in die Augen zu schauen. Sie wusste, dass es beinahe beleidigend war, wie sie sich ihm gegenüber verhielt, doch sie musste ein deutliches Ende signalisieren, sonst würde er nicht aufgeben. Mit einem letzten Blick, der ihr deutlich zeigte, was er von ihrer Entscheidung hielt, entriegelte Malfoy das Schloss und verließ ihr Zimmer. Erschöpft sank Hermine in die Kissen und ungeachtet der Aufregung, die noch in ihren Gliedern steckte, fiel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
oOoOoOo
Hermine fühlte sich wie ein Zombie. Den ganzen Tag über hatte sie sich scheußlich gefühlt, nicht nur, weil ihr die Reste des übermäßigen Weinkonsums noch in den Gliedern steckten. Viel schwieriger war es gewesen, sich gegenüber Harry und Ron nichts anmerken zu lassen. Niemals durften die beiden erfahren, was sie in der Nacht zuvor getrieben hatte. Wie eine aufgezogene Puppe hatte sie den Tag an der Seite der beiden verbracht, automatische Antworten gegeben und gelacht, wann es nötig war, doch sie hatte immer das Gefühl, irgendwie neben sich zu stehen. Die Welt wirkte nicht real.
Der Abend brach herein und Hermine erwischte sich dabei, ernsthaft darüber nachzudenken, ihr Abendessen alleine in ihrem Zimmer zu sich zu nehmen, um der Erinnerung an den vorigen Abend zu entgehen. Doch als Harry und Ron an ihre Tür klopften, um sie zum Essen abzuholen, brachte sie es nicht über sich, ihrem lächerlichen Gedanken nachzugehen.
„Ist alles okay, Hermine?", fragte Harry leise, während sie hinter Ron die Treppe hinunter gingen. Unsicher blieb sie stehen: „Wie meinst du das?"
„Du wirkst heute schon den ganzen Tag etwas abwesend", erklärte er: „Macht dir irgendetwas zu schaffen?"
Sie brachte ein gequältes Lächeln zustande: „Ich habe heute Nacht davon geträumt, dass endgültig Krieg ist und irgendwie hat mich das nicht richtig losgelassen", log sie: „Tut mir leid, dass du dir Sorgen machst."
„Du kannst jederzeit mit mir darüber reden, das weißt du hoffentlich?", flüsterte er ernst: „Ich träume auch jede Nacht. Von Sirius, weißt du? Ich kann es einfach immer noch nicht fassen."
Mitfühlend ergriff Hermine seine Hand. Mit den Augen suchte sie nach Ron, der offenbar nicht mitbekommen hatte, dass sie stehen geblieben waren, doch statt seine roten Haare zu finden, blieb ihr Blick an einer anderen Gestalt hängen.
„Was will der denn hier?", knurrte Harry wütend, der ihrem Blick gefolgt war: „Ich fasse es nicht, dass Malfoy es wagt, sich hier zu zeigen."
Entsetzt drückte Hermine sich an die Wand, um aus dem Blickfeld von Lucius Malfoy zu verschwinden. Nicht auszudenken, wenn er sie hier sehen und erkennen würde. Warum war er wieder hier? Panisch schaute sie zu Harry: „Du machst doch jetzt hoffentlich keine Szene?"
„Keine Sorge", presste er angespannt hervor: „Wir haben da oft genug drüber geredet. Dass er nicht mehr in Azkaban sitzt, kann nur bedeuten, dass die Todesser das Ministerium schon gut unterwandert haben. Ich werde hier keinen öffentlichen Streit suchen, nur um am Ende von Todessern ganz offiziell ins Gefängnis gesteckt zu werden. Aber der Appetit ist mir gründlich vergangen."
„Manchmal bist du richtig erwachsen", antwortete Hermine erleichtert, doch in ihrem Innern arbeitete es. Es war ihr unmöglich, jetzt auch in den Gastraum runter zu gehen, doch sie musste sich eine gute Ausrede einfallen lassen, um Harry nicht misstrauisch zu machen. Rasch schlug sie vor: „Wollen wir vielleicht lieber auf dem Zimmer essen? Ich würde ungerne einen Raum mit dem da teilen."
„Gute Idee!", stimmte Harry ihr zu: „Ich geh nur schnell runter, um Ron zu holen. Hoffentlich hat der Malfoy noch nicht entdeckt, denn ich bezweifle, dass er sich zurückhalten wird."
Er drückte ihr den Schlüssel zu seinem Zimmer in die Hand und lief die Treppen hinunter, während Hermine umdrehte und ins Obergeschoss zurückkehrte. Mit klopfendem Herzen ließ sie sich in dem gemeinsamen Zimmer von Ron und Harry auf eines der Betten sinken. Es war unwahrscheinliches Glück, dass sie Malfoy bemerkt hatte, ehe er sie gesehen hatte, doch seine Anwesenheit hier verhieß nichts Gutes. Suchte er nach ihr?
Es dauerte nicht lange, bis Harry und Ron in Begleitung einer Bedienung nachkamen. Sie gaben ihre Bestellung auf, dann saßen sie stumm und betreten im Zimmer. Mehr noch als in der Nacht zuvor wurde Hermine sich bewusst, welch ein Wahnsinn es gewesen war, sich auf Malfoy einzulassen.
oOoOoOo
Genau dieser Wahnsinn kannte ganz offensichtlich keine Grenzen. Hier war sie, in ihrem Zimmer, vor ihrem Spiegel, die Haare wieder geglättet, ein wenig Schminke aufgetragen, und überlegte tatsächlich, in den Schankraum hinunter zu gehen, um zu schauen, ob Lucius Malfoy noch da war. Ron und Harry hatten nach dem Essen eine weitere Partie Schach angefangen und so hatte sie sich erneut alleine zurück gezogen.
Sie wusste nicht, was es war, aber irgendetwas zog sie hinunter. Sie musste wissen, ob Malfoy wegen ihr gekommen war. Und sie wollte testen, ob sie wieder so kopflos auf ihn reagieren würde. Nein, sie wollte sich selbst beweisen, dass sie ihm bei einem zweiten Treffen völlig neutral und vor allem rational gegenüber treten konnte. Ohne Alkohol hatte er keine Macht über sie. Tief atmete sie ein, dann verließ sie ihren Raum.
Schon auf der Treppe sah sie, dass Malfoy noch da war. Er saß am selben Tisch wie am Abend zuvor, erneut alleine, erneut mit einem Glas Wein vor sich. Als habe er nur auf sie gewartet, fiel sein Blick sofort auf sie. Mit einem selbstgefälligen Grinsen hob er das Glas zum Gruß, doch sie ignorierte die freundliche Geste. Mit einem leichten Rucken des Kopfes deutete sie auf den Hinterausgang der Kneipe, der in den Hinterhof und zum Tor in die Winkelgasse führte. Sie wartete nicht ab, ob er ihrer Aufforderung folgen würde, sondern steuerte geradewegs auf die Tür zu.
Er folgte keine fünf Minuten später.
„Einen wunderschönen guten Abend, Jean", schnurrte er: „Ich wusste, du würdest mich nicht enttäuschen."
„Was willst du hier?"
„So kalt", spottete er, doch ihre grimmige Miene zeigte ihm, dass sie eine Antwort erwartete: „Da du mich so außerordentlich höflich hier hinaus gebeten hast, dürftest du nur zu genau wissen, was ich hier will."
„Habe ich mich gestern nicht deutlich ausgedrückt?", verlangte sie zu wissen.
„Doch, sehr. Aber du warst auch völlig durch den Wind und aufgewühlt. Wer weiß, ob deine Entscheidung von gestern heute auch noch steht", erwiderte Malfoy kühl: „Und deswegen bin ich hier. Denkst du immer noch so wie gestern?"
„Ich bin mehr als zuvor überzeugt, dass die gestrige Nacht ein Fehler war."
„Sicher?", hakte er nach, während er näher an sie heran trat. Instinktiv wich Hermine einen Schritt zurück und registrierte entsetzt, dass direkt hinter ihr die kühle, feste Mauer des Gasthauses war. Defensiv verschränkte sie die Arme vor der Brust: „Ich habe heute keinen Alkohol getrunken, du wirst also keinen Glück haben, wenn du denkst, du kannst mich wieder verführen."
„Als ob nur der Alkohol schuld gewesen ist", flüsterte er ihr zu, während er einen weiteren Schritt an sie herantrat und eine seiner Hände locker an der Wand neben ihr abstützte: „Alkohol bringt uns nicht dazu, etwas zu tun, was wir nicht tun wollen. Er senkt lediglich die Hemmschwelle, damit wir etwas, wozu wir sonst nicht den Mut hätten, tun können."
„Er vernebelt das Urteilsvermögen!", schoss Hermine zurück: „Wäre ich bei klarem Verstand gewesen, hätte ich die Situation anders beurteilt."
„Möglich", gab Malfoy zu: „Das ändert nichts an der Tatsache, dass du insgeheim doch den Sex mit mir wolltest. Du fühlst dich zu mir hingezogen."
„Blödsinn! Ich hasse dich!", fuhr Hermine ihn an, doch er grinste nur herablassend: „Das sagst du ziemlich oft. Ich glaube dir das sogar. Aber trotzdem findest du mich anziehend. Und weißt du, warum?"
„Da bin ich jetzt aber gespannt!"
Er trat so dicht vor sie, dass sie die Wärme seines Körpers und den Hauch seines Atems auf ihrer Haut spüren konnte. Ein nervöses Flattern bemächtigte sich ihres Magens, doch sie zwang sich, seinem intensiven Blick Stand zu halten.
„Weil ich mich zu dir hingezogen fühle. Du kannst nicht anders als die Erregung zu erwidern, die ich in deiner Gegenwart spüre. So funktioniert Chemie zwischen zwei Menschen."
Und mit diesen Worten beugte er sich zu ihr hinab und küsste sie. Protestierend öffnete Hermine den Mund, doch er nutzte das nur aus, um mit seiner Zunge nach ihrer zu tasten. Die Hand, die zuvor auf dem kühlen Stein geruht hatte, vergrub sich in ihrem Haar, während seine andere ihre Hüfte näher an seine Hüfte zog.
„Das ist Leidenschaft, Jean", brachte er zwischen zwei Küssen heraus: „Das hier kannst du nicht leugnen."
Obwohl sie sich geschworen hatte, standhaft zu sein, sich zu beweisen, dass nur der Alkohol schuld gewesen war, schmolz Hermine erneut dahin. Es war, als kannte Malfoy die richtigen Schalter, um überschäumende Lust in ihr auszulösen. Wütend erwiderte sie den Kuss, biss in seine Lippe, krallte ihre Fingernägel in seinen Nacken.
„Du bist in deinem ganzen Hass einfach nur umwerfend", stöhnte er, während er unbewusst sein Becken an ihrem rieb.
„Halt die Klappe!", fuhr Hermine ihn verärgert an. Sie hasste ihn mit aller Macht, doch seine Küsse, seine offensichtliche Erregung, die leichte Bewegung seiner Hüfte, das alles erregte sie selbst mindestens ebenso stark wie am Abend zuvor. Und diesmal war kein Alkohol im Spiel. Sie musste einen Schrei unterdrücken, als eine seiner Hände plötzlich zwischen ihre Beine fuhr.
„Nicht hier!", keuchte sie: „Nimm deine Finger da weg."
„Wenn ich mir sicher wäre, dass du deinen Protest ernst meinst, würde ich das tun, aber leider verrätst du dich selbst!", erwiderte Malfoy lächelnd, während er zuerst mit einem, dann mit zwei Fingern in sie drang.
„Ich meine es ernst!", sagte sie gehetzt: „Es könnte jeden Augenblick jemand hierher kommen."
„Das macht es doch nur noch aufregender, meinst du nicht?", fragte er, ohne die Bewegung seiner Hand zu unterbrechen. Schon wollte Hermine ihren Protest wiederholen, doch zu ihrer Erleichterung ließ Malfoy von ihr ab.
„Schön, dass du doch noch zu Verstand gekommen bist!", zischte sie, während sie sich darum bemühte, ihre Kleidung und ihre Haare wieder in Ordnung zu bringen. Lucius Malfoy hingegen hatte nicht vor, diese Chance einfach so zu vertun. Entschlossen ergriff er Hermines Hand und zog sie in eine dunkle, unbeleuchtete Ecke unter ein kleines Vordach, wo ein flüchtiger Blick sie nicht preisgeben würde.
„Wenn du wirklich nicht an Aufmerksamkeit interessiert bist, schlage ich vor, du bemühst dich, leise zu sein!", raunte er ihr zu. Ehe Hermine wusste, wie ihr geschah, hatte er sie umgedreht und mit der Brust voran an die Mauer gepresst. Sie hörte mehr als dass sie es sah, wie er sich an seiner eigenen Hose zu schaffen machte und gleich darauf spürte sie sein heißen, steifes Glied an ihrem Hintern.
„Du erwartest doch nicht, dass ich hier draußen Sex mit dir habe?", verlangte sie überrumpelt zu wissen. Die Vorstellung, unter freiem Himmel, praktisch auf dem Präsentierteller für jeden, der den Tropfenden Kessel als Übergang von der Muggelwelt in die Winkelgasse nutzte, mit Lucius Malfoy zu schlafen, war beängstigend. Der verwegene Teil ihres Selbst schrie bei dem Gedanken daran jubelnd auf.
„Du hast gar keine andere Wahl, liebste Jean", raunte er ihr ins Ohr, während er mit beiden Händen nach ihrem Hintern griff, um sich zu positionieren: „Oder willst du wirklich, dass ich jetzt aufhöre?"
Wieder drang er mit zwei Fingern in sie ein, während er auf ihre Antwort wartete. Mühsam versuchte sie, ein Stöhnen zu unterdrücken, doch es misslang jämmerlich. Ein leises Lachen hinter ihr bedeutete ihr, dass er nur zu genau wusste, wie erfolgreich sein Überredungsversuch war. Amüsiert wiederholte er die Frage: „Also? Soll ich dich in Ruhe lassen?"
„Deine arrogante Art ist widerlich!", zischte sie ihn wütend an: „Schön, tu halt, was du nicht lassen kannst!"
„So nicht, Fräulein", erwiderte Malfoy gespielt streng: „Ich vergehe mich doch nicht an unwilligen Frauen. Du musst mich schon bitten, wenn du etwas von mir willst."
Die ganze Zeit über hörte er nicht auf, mit seinen Fingern unendlich langsam in sie zu stoßen, während er sicherstellte, dass sie sich seiner Erregung bewusst war. Verärgert, aber auch so erregt, dass sie es kaum noch aushielt, presste sie hervor: „Ich will gar nichts von dir, also werde ich dich auch um nichts bitten."
Augenblicklich zog er seine Finger zurück: „Wenn das so ist ..."
Kurz befürchtete Hermine, dass er es sich tatsächlich anders überlegt hatte, doch dazu war die Erregung von ihm schon zu groß. Mit einem: „Wir werden ja sehen, ob du es künftig nochmal wagst, mich so ablehnend zu behandeln!", versenkte er sich in ihr. Ein lautes Stöhnen entfuhr Hermine. Rasch presste sie sich ihre eigene Faust auf den Mund, um weitere Laute zu unterdrücken. Malfoy hatte Recht: Sie sollte besser leise sein, sonst würde man sie wirklich bemerken.
Es war anders als bei ihrem ersten Mal am Tag zuvor. Er war anders. Es hatte nichts von seiner Zärtlichkeit und Vorsicht, stattdessen stieß er so gewaltsam in sie, dass ihr mit jedem Stoß die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Sein Mund war direkt neben ihrem Ohr und sie hörte deutlich sein angestrengtes, erregtes Stöhnen, das mit jedem Stoß tiefer zu werden schien. Plötzlich, als sei er darum bemüht, seine eigenen Laute zu unterdrücken, vergrub er seine Zähne in ihrem Nacken. Ein Schrei entfuhr ihr, kaum durch ihre Hand gedämpft, halb vor Schmerz und halb vor Lust. Seine Bewegungen wurden schneller und noch härter, bis er schließlich mit einem heiseren Stöhnen in ihr kam.
„Bei Merlin", keuchte er erschöpft, ohne sich aus ihr zurückzuziehen: „Du bist einfach phänomenal. Denk bloß nicht, dass du mich so schnell wieder loswirst."
„Ich habe jetzt also einen Stalker?", fragte Hermine, die ebenfalls nach Luft ringen musste: „Ich könnte dich anzeigen wegen Verführung einer Minderjährigen."
„Als ob du das vorhast", schnaubte Malfoy, während er ganz langsam von ihr weg trat. Rasch richtete Hermine ihre Unterwäsche und ihre in Mitleidenschaft genommene Bluse, darum bemüht, ihn nicht anzustarren, während er seine eigene Kleidung wieder in Ordnung brachte.
Stück für Stück meldete ihr Verstand sich wieder in Hermines Kopf. Sie konnte es nicht fassen, dass sie sich wieder auf ihn eingelassen hatte, doch im Gegensatz zum vorigen Abend brach keine Verzweiflung über sie herein. Mit kühlen Augen blickte sie den hochgewachsenen Mann vor sich an: „Du bist dir bewusst, dass ich in dieselbe Stufe gehe wie dein Sohn?"
Ein Grinsen huschte über Malfoys Lippen: „Durchaus."
„Du findest das nicht irgendwie komisch?"
„Wie ich schon sagte: Du bist attraktiv, leidenschaftlich und intelligent. Und damit nicht nur den Frauen in deinem Alter, sondern den meisten Frauen überhaupt um einiges voraus. Ich wäre ein Narr, wenn ich mich da von einer Kleinigkeit wie unserem Altersunterschied davon abhalten ließe, mit dir zu schlafen."
Er machte tatsächlich nicht den Eindruck, als sei er sich irgendeiner Schuld bewusst, stellte Hermine fest. Sie holte tief Luft und verschränkte die Arme vor der Brust: „Wenn du glaubst, dass ich dir jetzt kopflos verfallen bin, hast du dich getäuscht."
Mit ebenfalls vor der Brust verschränkten Armen erwiderte Malfoy ungeduldig: „Das erwarte ich gar nicht, und ich würde es ehrlich gesagt vorziehen, wenn das niemals passiert."
„Gut", stellte Hermine kalt fest: „Denn tatsächlich ist es so, dass ich immer noch alles an dir hasse. Alles. Zufälligerweise ist Harry Potter mir nämlich sympathisch, und dass du ihn vor den Sommerferien töten wolltest, wirft kein gutes Licht auf dich."
Malfoys Miene verfinsterte sich: „Ich hatte nie die Absicht, irgendeines der Kinder zu töten. Ich sollte ... etwas von großer Wichtigkeit besorgen, dazu musste ich Potter in eine Falle locken. Der Kampf und ... alles danach war nicht geplant."
„Oh, ich bin mir sicher, dass du nicht geplant hattest, erwischt zu werden und nach Azkaban zu kommen!", spottete Hermine. Sie wusste, dass sie ihm nicht zeigen durfte, wie viel Ahnung sie von dem hatte, was in der Mysteriumsabteilung vorgefallen war, aber sie hatte nicht vor, ihn so einfach vom Haken zu lassen.
„Glaub meinetwegen, was du willst, Jean", presste er hervor: „Aber ich bin kein Mörder. Ich habe noch nie einen Menschen getötet und das ist auch nichts, was ich jemals zu tun gedenke."
Mit zusammen gezogenen Brauen musterte Hermine ihn, doch schließlich gab sie nach. Sie hatte keine Beweise dafür, dass Lucius Malfoy jemals jemanden getötet hatte, und egal, was sie von seinen Ansichten und Loyalitäten hielt, das bedeutete alles noch lange nicht, dass er tatsächlich ein Mörder sein konnte oder wollte.
„Und wie soll ... das hier jetzt weiter gehen?", fragte sie schließlich, um das Thema zu wechseln. Sofort entspannte Malfoy sich sichtlich: „Ganz einfach. Ich besuche am Wochenende Hogsmeade und wir treffen uns auf einem Zimmer im Eberkopf. Nichts leichter als das."
„Du hast dir das ja schon gut zurecht gelegt", schnaubte Hermine: „Aber denkst du wirklich, dass ich mich auf ... auf eine Affäre mit dir einlasse?"
„Du hast jetzt schon zweimal mit mir geschlafen, warum solltest du es nicht wieder tun?"
Sie schüttelte den Kopf. Es war Wahnsinn, wenn sie ihn auch noch während der Schule wieder sah, doch gleichzeitig spielte es jetzt auch keine Rolle mehr. Die Erkenntnis, dass der atemberaubende Sex mit ihm nichts daran änderte, dass sie ihn hasste, ließ sie merkwürdig kühl auf ihre Beziehung schauen.
„Schön. Ich schicke dir eine Eule, wenn ich darüber nachgedacht habe", sagte sie schließlich: „Aber dafür verlange ich, dass du dich den Rest der Woche hier nicht mehr blicken lässt. Haben wir uns verstanden? Ich meine das wirklich ernst. Wenn ich dich nochmal hier sehe, ist die Sache abgeblasen."
„Wie Ihr wünscht, Madam!", antwortete Malfoy mit zusammen gebissenen Zähnen. Hermine konnte ihm ansehen, wie wenig ihm ihr Tonfall gefiel, doch wenn er sie wollte, würde er sich daran gewöhnen müssen. Sie war niemand, die sich dem Willen anderer Menschen unterwarf.