In mir brodelte es! Im Laufe des Tages hatte ich erfahren, dass genau dieser Hauptkommissar sich gegen meinen Hubschraubertransport in die Klinik ausgesprochen hatte und auf eine vorherige Einvernahme Selinas bestanden hatte. Mittlerweile verlangte er das sechste mal ein Gespräch mit ihr und war dabei offensichtlich bemüht sie anzugraben. Wenn der eine Möglichkeit gesehen hätte mir was anzuhängen, der hätte das sicher getan. aber noch war nicht aller Tage Abend und ich hatte der Polizei nicht vergessen, dass man den GPS-Diebstahlscode meines Cayenne ungeprüft an meinen Attentäter weitergegeben hatte, was in weiterer Folge zu meinen Schussverletzungen geführt hatte. Vollgepumpt mit Schmerzmittel und stinksauer wartete ich auf den Moment, in dem dieser Kretin glaubte, mich vernehmen zu müssen. Es kam, wie es kommen musste...
Die Tür ging auf, Selina kam gefolgt von Herrn Hauptkommissar Walther ins Zimmer. "Michael, Ich sagte Herrn Walther bereits, dass du eigentlich noch nicht vernehmungsfähig bist, aber er wollte sich selbst ein Bild von deinem Zustand machen...." Ich bemühte mich ganz ruhig zu bleiben und wartete darauf das Walther, den ich persönlich noch nicht gesehen hatte, sich vorstellen würde. Aber er eröffnete sofort: "Ich mache sie darauf aufmerksam, dass mein Besuch amtlichen Charakter hat und keinen Aufschub duldet!" - "Aha." - "Herr Montar, sie scheinen das nicht ernst zu nehmen, aber es stellt sich immer noch die Frage, wie es zu dieser leidigen Sache überhaupt kommen konnte, und wieso ein honoriger Security wie Herr Lejbosz dermaßen Amok lief!"- "Möchten sie das wirklich in Erfahrung bringen?" fragte ich. "Was soll die Frage?" Ich war ganz kurz vorm Explodieren, was Selina erkannte und noch zu verhindern suchte: "Du darfst dich nicht aufregen, Liebling! Der Mann macht nur seine Arbeit. Herr Hauptkommissar, Michael steht voll unter Schmerzmittel!" Das war mein Moment. "Selina, Wenn dieses arrogante, inkompetente kleine Arschloch und seine Kumpane ihre Arbeit getan hätten, mit amtlichem Charakter, oder auch nicht, dann hätte der honorige Viktor nie erfahren, wo wir sind und hätte folglich nie auf mich schießen können! Und nun wende ich mich an Sie persönlich, Herr Hauptkommissar: Nachdem sie meinen sofortigen Transport in die Klinik leider nicht verhindern konnten, bin ich noch am Leben! Also hören Sie gefälligst auf damit, meiner zukünftigen Frau den Hof zu machen! Wenn Selina ihr geistiges Niveau erreichen wollte, würde sie schon am Boden kriechen, sie geistiger Wurm! Und nun können sie mich festnehmen, oder aber schnellstens aus dieser Klinik verschwinden. Möglichst bevor ich eine Gehhilfe nach ihnen werfe oder ihr skandalöses Versagen an die Medien berichte!" Selina versuchte noch, die Situation zu retten. "Ich hab ihnen ja gesagt, er steht unter Schmerzmittel..." - " Selina, der Herr findet alleine raus! Und sag ihm, das nächste mal soll er jemanden schicken von dem man wenigstens glauben kann, er sei kompetent!"
Als Selina wieder hereinkam, war sie noch völlig perplex. Ich lächelte sie an: "Ich bin vielleicht ein halbes Jahr jünger als du, mein Schatz. Aber ich hab immerhin 37 Jahre dazu gebraucht, dich zu finden und ich gebe dich auch nicht her!" Selina musste lächeln. Du bist unglaublich! Was war das eigentlich mit "meiner zukünftigen Frau?" Ich spürte, dass ich schon wieder errötete. "Pschhhht!" sagte ich schlagfertig, "Sie weiß es noch nicht! Ich muss sie erst fragen..."