Selina hätte sich ohrfeigen können! Ihr Versuch, ihren überängstlichen Mann aus der Sache rauszuhalten war gründlich aus dem Ruder gelaufen. Das machte alles nur noch schlimmer. Michael war nach wie vor ihr Traummann! Er war lieb und treu und wirklich der perfekte Familienvater aber er war eine furchtbare Glucke! Er hatte das Erlebnis mit Silvie und Tommy nie verarbeitet. Er war im Bezug auf die Familie einfach furchtbar übervorsichtig. Das nervte sie einfach. Dabei liebte sie diesen Mann nach wie vor von ganzem Herzen.
Gestern hatte sie mehrere Anrufe bekommen, in denen ihr angeboten wurde Bilder von sich in eindeutiger Situation kaufen zu können oder sie morgen in der Zeitung zu finden! Selina wusste, dass es solche Bilder nicht geben konnte! Aber sie wollte dieses Schwein kassieren, dass sie hier zu erpressen versuchte. Nachdem Michael ohnehin immer übervorsichtig war und selbst im Moment bedroht wurde, hatte sie den Entschluss gefasst, ihn nicht einzuweihen, weil der dann sicher die Vortragsreihe geschmissen hätte um bei seiner Familie zu sein. Sie hatte ihn noch nie so enttäuscht gesehen, wie vorhin. Zitternd stand sie an der Haustür und realisierte plötzlich, dass sie ihm reinen Wein einschenken musste. Wie Michael eben an ihr vorbeigefahren war, verhieß nichts Gutes. Plötzlich fühlte sie Marias Hand auf ihrer Schulter. "Ach Selina, was tun sie denn?" - "Was soll ich denn tun, Maria?" - "Rufen sie ihn an!" Als sie gewählt hatte, hörten sie es läuten: Der Rover! Michaels Handy lag darin. "Ach Maria!" Selina wischte sich eine Träne ab. "Jetzt hab ich richtig Scheiße gebaut!" schluchtzte sie. Maria nahm sie in den Arm. "Ach Kindchen. Ich fürchte sie haben recht! Kommen sie." Sie gingen in die Dienstwohnung. Selina erzählte Maria den ungefähren Hergang. Nach einiger Zeit läutete ihr Handy. "Ja, Ines?" - "Wo bist du denn? Michael wollte gerade Melina bei mir abholen, weil er glaubte, du hättest sie zu mir gebracht! Bist du nicht in der Klinik?" Selina ließ sich auf einen Sessel fallen. "Melina! Verdammt! Ich hab vergessen, dass sie auf mich wartet! Ines bitte sieh sofort nach, wo sie ist! Bitte! Schnell!" - "Ich dachte, Michael hat sowieso Personenschutz für euch angeordnet." - "Das hat er, und ich hab ihn abgeblasen! Bitte such sofort mein Kind!" - "Bleib ruhig, Selina! Ich rufe dich sofort zurück!" Selina fühlte sich elend. Eigentlich hatte sie nur Michael schützen wollen und anfangs hatte es auch gut ausgesehen. Sie hatte den Mercedes bemerkt und war ihm mit Max gefolgt. Sie hatten die Übeltäter geschnappt und sie hatte Michael ein für allemal seine Übervorsicht austreiben wollen. Ihm zeigen, dass sie selbst entscheiden könnte, wann sie Personenschutz braucht. Sie konnte gerade heute keinen brauchen, weil der Unbekannte mit den Fotos kommen wollte. Das Handy läutete. "Ja, Ines?" - "Mami, ich bin's!" - "Oh Melina, Gott sei Dank! Wo bist du?" - "Bei Papi!" - "Gib ihn mir, bitte!" - "Der mag nicht! Er hat nichts zu sagen, sagt er... und ob wir dir den Brief mitbringen sollen, den mir der Mann gebracht hat, als du nicht da warst..."