Albus Dumbledore hatte es geschafft Theseus die Verwandlung der Nadel endlich in ein Streichholz bei zu bringen. Der Junge strahlte vor Stolz. Eine vorwitzige Strähne fiel ihm immer wieder ins Gesicht. Er erinnerte Dumbledore immer wieder an die Malfoys. Silberblondes Haar und graue Augen verbunden mit einer natürlichen Eleganz schienen auf eine gewisse Familienähnlichkeit hinzuweisen. Albus beschloss Nachforschungen anzustellen. Wer konnte wissen, wohin die Nachforschungen führen.
Lord Potter betrat das Arbeitszimmer leise. Er kannte das Passwort für den Wasserspeier, akzeptierte in der Regel jedoch Albus Recht auf Privatheit. Der alte Man sagte gerade: „Liebe ist der Schlüssel zum schönsten und besten in jedem Menschen.“ Zunächst rollte Lord Potter nur mit den Augen. Dann machte er sich bemerkbar. Natürlich erzählte der Alte dem Jungen wieder nur seinen manipulativen Unsinn, dachte er. Mit solchen Sätzen hatte Dumbledore den jungen Harry dazu gebracht, jeder Zeit zu funktionieren. Einsam und wehrlos wie er als Kind gewesen war, hatte er alles für den Schulleiter und den Orden getan. Heute mochten sich einiger seiner sogenannten Freunde sich daran nicht mehr erinnern. „Liebe…,“ sagte er mit klarer, verachtender Stimme. „Erzählst Du wieder Deinen Unsinn über Liebe, Albus?“ Auch wenn Albus Potters Ansichten über Liebe und Macht kannte, erschreckte ihn die Kälte in der Stimme leicht.
„Mylord Potter. Guten Tag.“ Theseus sprang aus dem Sessel auf und verbeugte sich genauso, wie es ihm Draco beigebracht. „Du kannst Dich wieder setzen, Theseus.“ Albus lächelte sanft und ließ sich wie immer nicht einschüchtern: „Ihr habt aus Liebe die Dunkle Magie angenommen, Lord Potter. Was sollte daran Unsinn sein?“ Potters ohnehin kühle Miene kühlte weiter ab. „Die Macht der Dunkelheit rief nach mir. Ihr folgte ich. Der Rest ist nicht wichtig.“, antwortete er schneidend. Er legte seine Hand auf die Schultern des Jungen, ein wenig wie Lucuis Malfoy es früher bei Draco getan hatte. „Komm Theseus. Wir gehen zu mir. Ich will nicht, dass Du diese Manipulationen glaubst.“
Theseus folgte ihm ohne zu widersprechen. Der Junge war verwirrt. Im Dunklen Lord sah er seinen Beschützer und Vaterersatz. Bei ihm fühlte er sich geborgen und sicher. Immerhin hatte Potter die Werwölfe bestraft, die seine Eltern getötet hatten. Er hatte Theseus ein Zuhause gegeben und kümmerte sich um ihn. Lord Potter verlangte unbedingten Gehorsam, den Theseus zu geben bereit war. Sie erreichten den Salon, in dem sie schon öfters geredet hatten. Lord Potter befahl Poody, die verstört in der Ecke stand, ihm einen Tee zu servieren. „Theseus, was genau hat Dir der alte Mann erzählt?“ Das Herz des Jungen schlug laut, denn er spürte die verhüllte Wut seines Herrn deutlich. Einen Moment zog er lügen in Erwägung, aber der Gedanke gefiel ihm auch nicht. Lord Potter belügen, kam nicht in Frage. Eiskalte grüne Augen trafen auf einen zärtlichen Blick, der davon nicht erfror.
Der Dunkle Lord hörte sich an, was der Elfjährige erzählte. Mit der typischen, ruhigen Art, mit der er immer mit Jungen sprach, sagte er: „Liebe ist, wenn Du für jemanden den Preis zahlst. Aber wenn Menschen Dir sagen, dass sie Dich lieben, wollen sie Dich dazu bringen, ihren Preis zu zahlen. Je mehr von Liebe geredet wird, umso höher der Preis, den Du zahlen sollst. Man kann zusammen eine gute Zeit haben, sich gegenseitig Vergnügen schenken, zusammen kämpfen und feiern. Aber die Liebe ist ein Wort, dass die Menschen ausschließlich zur Manipulation verwenden.“ Der Junge sah ihn mit wachen Augen an. Er glaubte dem Dunklen Lord in der Regel jedes Wort. Lord Potter hatte es nicht nötig zu lügen. Dennoch fühlte er Liebe und Zugehörigkeit zu Draco und auch zu seinem Lord, also irrte Lord Potter einfach.
Malfoy betrat seine kleine Kammer, in der er sich eigentlich nur aufhielt, wenn er mal einige Minuten Ruhe hatte. Mittlerweile schlief er meistens vor Potters Bett, daran hatte er sich gewöhnt. Meistens konnte er sich morgens kurz duschen und hatte bis zur Nacht sehr viel Arbeit. Es ging ihm gut, zumindest im Vergleich zu seiner Begrüßung im Schloss. Natürlich Potter benutzte und demütigte ihn. Was hatte er denn nach dem Krieg zu erwarten gehabt - Askaban oder den Tod? Während seiner Schulzeit war es ihm gelungen, den Unwillen und Zorn des kompletten Goldenen Trios auf sich zu ziehen. Jetzt zahlte er den Preis. Wenn er etwas für seine Eltern tun könnte, wäre vielleicht sogar zufrieden. Harry behandelte ihn besser, als Riddle Lucuis behandelt hatte, nachdem dieser versagt hatte.
Draco legte sich einen Moment auf die schmale Pritsche. Noch einmal träumte er sich in seine glücklichen Kindertage. Dann fiel ihm eine merkwürdige Szene aus dieser Zeit ein. Seine Mutter und sein Vater sprachen mit ihm über seine künftige Gattin. Er war damals gerade vierzehn geworden. Sie schlugen ihm einige reinblütige Mädchen vor. Aus irgendeiner albernen Laune heraus hatte er plötzlich gesagt: „Ginevra Weasley ist auch ein Reinblüterin. Außerdem knutscht sie nicht mit jedem, wie Pansy.“ Sein Vater hatte ihn damals zum einzigen Mal in seinem Leben geohrfeigt. „Du heiratest keine Blutsverräterin.“, brüllte Malfoy Senior. Selbstverständlich hatte sich seine Vater sofort entschuldigt und Draco sich auch. Selbstverständlich wurde er mit Astoria Greengrass verlobt.
Er schloß die Augen und war fast augenblicklich eingeschlafen. Snapes ironische Stimme weckte ihn auf: „ Draco, wach´ auf. Du musst hier raus.“ Etwas verschlafen und unwillig öffnete er die Augen. „Master Snape, wohin soll ich gehen?“, fragte er müde aber akkurat. „Lord Potter hat eine passendere Unterkunft für Dich. Geh´ zu ihm und beeile Dich. Er hat Verwendung für Dich.“, sagte Snape mehrdeutig. Dieses Mal zeigte Severus keinerlei Freundlichkeit. Malfoy verstand und verhielt sich gehorsam. Hinter Snape stand ein abgemagerter Mann, der Draco vage bekannt vorkam.