Der Morgen danach und Vergangenes
So fiel ich wieder erschöpft und müde in das Bett meines Lehrers, das ich erst gestern verlassen hatte, und schaute auf das schlafende, markante Gesicht, des sonst so strengen Mannes. Wenn man einmal angeschlagen war, war es wohl ein Teufelskreis. Draco hatte mich doch damals auch in der Toilette, während der Zugfahrt, gestellt und damit den Anfang unserer beginnenden Intimität gelegt.
Dass aber Harry auch so unbewusst Snape attackiert hatte, hoffentlich hatte er keine Gehirnerschütterung. Ich hoffte nun mal, dass es nur ein kleiner Schlag auf den Kopf gewesen war, als er auf der Mauer auftraf und dass das Reißen und Aufplatzen der Nähte zum Bewusstseinsverlust geführt hatte, aber wir mussten ja auch mal Glück haben, nicht?
Und so zog ich mir wieder mein Kissen zurecht, ja ich betrachtete es jetzt schon als meines und bettete meinen Kopf darauf. Als es mir dann doch zu kalt wurde, schlüpfte ich kurzentschlossen mit unter die Decke, blickte auf die Seite und beobachtete das regelmäßige Senken der Brust von Snape. Es würde ihm bald wieder gut gehen, es war aber auch ärgerlich, auf der anderen Seite konnte ich mich gar nicht so darüber aufregen, vielleicht war das der entscheidende Weg für Harry?
Harry, Harry, das war wirklich heftig und ich fand es gut, dass er diese ungeschönte und ehrliche Wahrheit erfahren hatte, es war nie gut, andere Personen zu glorifizieren, wir alle waren Menschen, machten Fehler und waren alles andere als perfekt.
Es war gut, dass Harry nun wusste, dass auch seine Eltern nur fehlerhafte Menschen gewesen waren! Auch seine Mutter, der er ja auch nachtrug, in dieser Ausnahmesituation nicht richtig gehandelt zu haben, aber wie gesagt, ob er mein Argument gelten lassen würde, dass wir alle nur Menschen waren und Fehler begingen? Ich denke nicht, Harry konnte in seinen Meinungen sehr halsstarrig sein.
Sein Richtig oder Falsch, da hatte er ganz klare Vorstellungen und wie gesagt, diese Szene, die er mir da geschildert hatte, fiel unter Falsch bei Harry! Vielleicht sah Harry das als so schlimm an, weil es ihm, bis er nach Hogwarts kam, auf der Muggelschule ähnlich ergangen war? Dies hatte er mir in der ersten und zweiten Klasse auf Hogwarts anvertraut, da sein Cousin ihm dort das Leben zur Hölle gemacht hatte und er meinte, er wüsste deshalb, dass Neville und er es mit Malfoys verbalen Attacken noch gut getroffen hätten, wenn er sich an diese sehr brutale und schutzlose Zeit seines Lebens zurückerinnerte. Harry war ein durch und durch von Gewalt, Misshandlung und Vernachlässigung gezeichnetes Kind.
Er hatte versucht, mir durch die Blume zu sagen, dass ihm körperliche Gewalt nicht fremd war und ich wusste ja selbst, wie bösartig kleine Kinder zu ihren Kameraden sein konnten, das prägte für den Rest des Lebens.
Einen Außenseiter wie Snape oder auch Harry und mich selbst, ja, auch in Hogwarts waren wir nicht Mitglieder der Masse und stachen aus dieser heraus wie seltene Diamanten, solch einen Außenseiter, der es nie einfach und es eh schon jeden Tag schwer genug hatte, dann noch in unserem Alter so zu brüskieren, zu demütigen und zu blamieren, , ihm so etwas anzutun, das war für Harry ein No-Go und das verachtete er zutiefst, was verständlich war.
Seit diesem Schuljahr hielt sich nicht nur Draco mit Anfeindungen zurück, das hatte er schon im vierten Schuljahr begonnen so zu halten, nach der für ihn beschämenden Attacke von dem falschen Moody, als dieser ihn in ein Frettchen verwandelte. Aber auch Harry war den Kindereien entwachsen und hatte seit Schulbeginn kein einziges böses oder giftiges Wort mehr zu Draco gesagt, der einzige, der mal einen blöden Spruch brachte, war Ron aber nie Harry.
Ich… wir konnten uns jetzt nur überraschen lassen, wie sich Harry entscheiden würde, wie er mit diesen neuen Informationen umgehen sollte. Ich war gespannt. Dass Harry sich dann auch noch so rührend um den Professor gekümmert hatte, das überraschte mich dann schon ein wenig, da ich ihn sonst nicht so kannte. Aber ich hatte sehen können, dass er entsetzt war, zu erfahren, wie schwer Snape verletzt gewesen war, wenigstens wusste er jetzt, dass ich ihn wirklich nicht angelogen hatte, zwecks meines gestrigen Tuns.
Ich hatte sehen können, dass Harry absolut geschockt und angeekelt war von dem Anblick der offenen Brust und ich glaube auch, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass ich nähen musste. Woher sollte er auch auf solche Gedanken kommen? Er hatte sich noch nie mit Heilmagie beschäftigt und so döste ich über diesen Überlegungen ein.
Ich wurde umgehend wach als sich Snape unruhig hin und her warf und so überprüfte ich alles gewissenhaft und erneuerte alle Heilungsprozesse, stand auf und ging ins Bad, wo ich mich herrichtete. Als ich wiederkam stand Harry über dem, dank des Trankes, nun wieder ruhig schlafenden Snape.
„Hallo, Harry, willst du ins Bad?“, fragte ich gelöst, da ich erfreut war, dass die Wunden wirklich gut zu heilen schienen.
„Mhm, hi, Hermione, ja… ich meine, glaubst du, ich darf?“, meinte er sehr unsicher und warf mir einen besorgten Blick zu.
„Nein, wohl eher nicht, aber was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß! Also geh schnell!“, zeigte ich mich unbesorgt frech und zuckte lässig die Schultern.
„Ich weiß nicht, ich meine, er wird über mich verärgert genug sein!“, wandte er besorgt ein, dabei blickte er sorgenvoll wieder auf den Schlafenden hinab.
„Stell dich nicht so an, gib Gas, hier!“, forderte ich forsch und hielt ihm die Tür auf, winkte ihn durch und er trat, mit staunenden Augen, in das wirklich außergewöhnlich aussehende Bad. Ich hoffte, dass Draco nicht heute wieder nach Snape sehen würde, das wollte ich noch nicht, es reichte wenn Snape und Harry aufeinanderprallten, da brauchte ich nicht noch Harry und Malfoy.
Da ich wusste, dass der Professor die nächsten zwei Stunden noch durchschlafen würde, was ihm gut tat, ging ich ins Wohnzimmer und ließ mich auf der Couch nieder.
„Was würde ich für einen Kaffee geben“, nuschelte ich vor mich hin, als es plötzlich neben mir ploppte und ich ein Zusammenzucken wirklich schwer unterdrücken musste.
„Dobby!“, rief ich perplex aus und der kleine Hauself schlackerte aufgeregt mit den großen fledermausartigen Ohren, seine schrecklichen Socken, die er trug und die absolut nicht zusammenpassten, taten mir in den Augen weh.
„Miss! Was tun Sie denn in Professor Snapes Räumen?“, piepste die hohe, durchdringende Stimme des Hauselfen und ich war echt erstaunt, ihn hier so plötzlich neben mir zu haben.
„Ich nun, ich… Harry, schön dass du schon da bist!“, rief ich aus und dachte nur, puh, meine Rettung, wenn Harry da war würde der Kleine mich vergessen.
„Dobby!“, rief Harry erfreut und ein Strahlen glitt über seine übermüdeten Züge.
„Harry Potter, Sir! Was machen Sie hier, wenn Dobby fragen darf, Sir?“, zeigte sich Dobby erfreut und eilte wuselnd zu Harry.
„Dobby, nenn mich doch nicht immer, Sir, einfach Harry!“, gab Harry ihm dramatisch die Hand.
„Daankee, Mister Harry Potter!“, quietschte es in einer schrillen Tonlage und ich verdrehte die Augen.
„Und was wir hier tun? Wir mussten dem Professor helfen, nichts Schlimmes, warum bist du denn hier?“, fragte Harry sanft und einfühlsam das kleine, aufgedrehte Wesen, das keine Sekunde stillstehen konnte.
„Jemand hier muss um etwas zu essen oder zu trinken gebeten haben. Dann kommt immer ein Hauself!“, erklärte der kleine Wicht geschäftig und wrang dabei das saubere Geschirrtuch, das ihn bedeckte.
„Oh, ich wollte einen Kaffee!“, meldete ich mich zu Wort und zuckte die Schultern, das hatte ich nicht gewusst, man lernte anscheinend nie aus, hier in Hogwarts.
„Wenn das so ist nehm ich auch einen, bitte und äh, Dobby, bitte verrate uns nicht, das wäre nicht gut!“, bat Harry eindringlich, währenddessen setzte sich Harry wieder auf das Sofa zu mir.
„Mister Harry Potter braucht sich keine Sorgen machen. Dobby wird niemandem sagen, dass die Miss und Mister Harry Potter, Sir, in den Räumen von Professor Snape waren!“, entgegnete der Hauself eifrig, dabei nickte er wie wild mit dem Kopf und da verschwand er auch schon eilig.
„Puh, Harry, das war schlau von dir“, sagte ich erleichtert, er lächelte verschmitzt. „Aber sag mal, seit wann trinkst du denn Kaffee, ich dachte nur Tee und Schokolade sind deins?“
„Ich weiß nicht, heute hab ich Durst auf Kaffee! Ich wollte es mal probieren!“, kam es etwas verschämt von ihm, er warf mir einen Seitenblick zu.
„Sag mal, Harry… kann es sein, dass wir um den heißen Brei herum reden?“, fragte ich nun provokant, da blickte er mich nun direkt an und es schien ein kleines Lächeln seine Lippen zu umspielen.
„Das kann schon sein, Hermione! Ich denke, ich bin einfach nur noch nicht ganz darüber hinweg! Das alles… auf Snapes Couch geschlafen zu haben und nun hier zu sitzen und…“, als wie durch Zauberei ein Tablett vor uns erschien. Dobby schien auch der Meinung zu sein, wir sollten was essen, da er Toast und verschiedene Beilagen aufgefahren hatte. „Wow, der ist schnell!“
„Wo du recht hast und wie schmeckt dir der Kaffee?“, wollte ich neugierig wissen, er hatte die Tasse ergriffen und ich wusste, den ersten Schluck mochten die Leute nicht gerne, er war ihnen zu bitter, aber danach waren wir alle Koffein Junkies, nicht wahr?
Er roch vorsichtig und dann trank er wagemutig und verzog sofort angewidert die Miene: „Bäh, was schmeckt dir daran, das ist vielleicht bitter?“
„Hier, nimm ein bisschen Milch und auch du wirst nun höchstwahrscheinlich süchtig werden!“, prophezeite ich ihm, er sollte nur nicht darauf hören, ihr kennt ja auch mein nicht vorhandenes Wahrsagetalent.
„Wie… wie geht es ihm? ... Und hast du tatsächlich bei ihm, mit ihm zusammen geschlafen?“, wollte er nun unwohl wissen, dabei schluckte er sichtlich schwer.
„Der Reihe nach! Es geht, wenn er später aufwacht und aufsteht wird es wieder gehen. Er wird unterrichten können. Nur werde ich ihm diesmal nahelegen, sich einen Tag zu schonen, dann dürfte das schnell vergessen sein, wofür haben wir Magie? Ach, dein Schildzauber muss wirklich durchschlagend stark gewesen sein, so wie die Nähte aufgeplatzt waren, also freu dich! Du bist stark…“, kam es emotionslos von mir und Harrys Mund war aufgeklappt, da ich zum ersten Mal so redete wie mit Snape und der Cottageconnection, wie ich mal Draco, Blaise und die Twins umschrieb. „… Und deine nächste Frage… ja, hätte ich denn auf dem Boden schlafen sollen? Es war gut, dass ich da war. Da er, bevor ich ins Bad ging, mich geweckt hat, da er sehr unruhig wurde und ich so mitbekommen habe, dass es Zeit für die nächsten Tränke, Sprüche und Salben ist, denn dass das nochmal aufreißt, darauf hab ich echt keine Lust!“, rechtfertigte ich mich verärgert und funkelte Harry eindringlich an, ich hasste es, mich zu rechtfertigen.
„Wow, Hermione, du kannst, wenn du so resolut bist, einem echt Angst machen! Ich hoffe, du weißt das?“, meinte er recht tonlos.
„Ja, schon gut, was denkst du denn jetzt wegen der ganzen Sache und was machen wir mit Ron und den Gryffindors?“, wollte ich nun wissen und nippte selbst an meinem heißen Getränk.
„Was… was weiß denn ich…? Ich möchte es Ron nicht sagen, da ich denke, der Professor bevorzugt es, wenn es nur wir beide wissen und ich möchte seine Wünsche respektieren, das bin ich ihm schon alleine schuldig, da ich ihn jahrelang einen Lügner geschimpft habe und ihn auch jetzt noch beinah umgebracht hätte! Die Gryffindors sind egal, da schweigen wir!“, bestimmte er, dabei zeigte er ein sehr eigenwilliges Profil, er reckte sein Kinn stur nach vorne, aber auch Entschlossenheit war erkennbar.
„Gut, Harry, wie du wünschst, aber was sagen wir Ron?“, forschte ich weiter und bisher gefiel mir was ich hörte.
„Wir sagen, wir haben die Nacht im Raum der Wünsche verbracht… wenn dir das recht ist?“, wollte er vorsichtig fragend wissen, denn dass damit Gerüchte einhergehen würden, dass wir dort mehr taten als schlafen war irgendwie logisch, als ich sachte nickte.
„Geht klar und was ist mit Snape?“, kam ich zum nächsten Problem und zuckte gleichgültig die Schultern. „Was ist mit der Erinnerung, was denkst du?“
„Das weiß ich noch nicht, aber du bist die erste, die es erfährt, was hältst du davon? Ich weiß immer noch nicht, was ich denken soll… aber sobald ich es weiß, komm ich zu dir, geht das in Ordnung? Es verwirrt mich alles sehr, das ist alles so anders als ich erwartet habe, ich weiß nicht, was ich davon halten soll? Gib mir Zeit…“, bat er überfordert und blickte mich unsicher an, knackste unruhig mit den Fingern.
„Ich werde dir die Freiheit geben, die du brauchst und hoffe, du verstehst nun auch mich noch ein bisschen besser?“ Harry sah mich sehr ernst an und nickte mir nur zu, zum Antworten kam er nicht mehr, da wir aus der offenen Schlafzimmertür Geräusche hörten und uns sofort angespannt erhoben.
„Professor Snape, Sie erwachen genau zur rechten Zeit!“, trat ich gespielt fröhlich in das Zimmer und sah mich einem griesgrämigen, missgelaunten Blick aus tiefschwarzen Augen gegenüber.
„Sie unerträgliches Weib, haben Sie kein eigenes Bett hier in Hogwarts? Müssen Sie mich terrorisieren?“, schnarrte er mir kalt entgegen, wenigstens ging es ihm so gut, dass er gleich mit Beschimpfungen loslegen konnte.
„Ich weiß ja nicht, an was Sie sich erinnern? Aber ich denke, Sie sollten mich… lieben!“, entgegnete ich provokant, Harrys Blick, der in meinem Rücken stand und noch verborgen war, wollte ich bei dieser netten und ach so freundlichen Debatte gar nicht sehen, er war höchstwahrscheinlich bis auf die Knochen entsetzt, wie wir miteinander sprachen.
„Professor, Sie sollten wissen, dass Harry vor der Schwelle der Tür wartet!“, informierte ich ihn dann doch rasch, bevor er etwas sagte, was uns auffliegen ließ, indem er zum Beispiel nach Draco fragte.
„Was? Was hat Potter in meinen Räumen verloren? Haben Sie den Verstand verloren? Ach, ich vergaß, Sie haben ja nie einen besessen!“, keifte er wie ein Rohrspatz, zu viel Schlaf schien dem Guten zu viel Kraft zurückzugeben, vielleicht sollte ich mal in seine Brust pieken, wenn er mich weiter ärgerte, dachte ich böse! Dabei sah ich ihn seelenruhig an, was ihn zusätzlich zu ärgern schien, da mir nicht die Beine vor ihm schlotterten.
„Professor, ruhig Blut, Sie haben gestern schon wieder genug davon verloren und ich denke, Sie hassen es, auch nur einen weiteren Tag ein Invalide zu sein!“, beschied ich ihm und ich liebte dieses Wort, Mann, war ich gemein und Mann, tat das gut. Ich konnte auch bösartig sein, mein Lieber. Er schien kurz sprachlos, da er nun bestimmt und harsch rief:
„Potter, reinkommen!“, befahl er barsch und versuchte, sich immer höher zu kämpfen und ich kletterte in dieses viel zu große Bett, um ihm zu helfen. „Lassen Sie das! Ich bin kein Kleinkind, Miss Granger!“, fauchte er mich an und riss sich herum, dabei funkelte er mich böse an und ich schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln aber auch einen eiskalten Bick.
„Das nicht, Sir, dafür sind Sie eindeutig zu groß, aber Sie benehmen sich wie eines!“, meinte ich seidig, dabei stopfte ich ihm ein Kissen in den Rücken, beschwor Verbandszeug und legte mir alles zurecht, als er kurz sprachlos schien, bevor er wieder seine Stimme fand.
„Miss Granger, ich denke, Sie nehmen sich zu viel heraus!“, donnerte er los, ich hatte auf Durchzug geschaltet und nun war Harry vorsichtig an das Bett getreten und sah aus wie ein kleiner Schuljunge, hängende Schultern, hängender Kopf, er wirkte als hätte er Prügel bezogen. „Und Sie, Potter, was haben Sie da gestern angestellt? Ich weiß, Sie haben Erinnerungen gesehen, die Sie absolut nichts angehen! Sie impertinentes Balg!“, zischte er in einem leisen, bedrohlichen Tonfall und schien Harry mit seinen Blicken töten zu wollen.
Ich ließ mich von seiner Schimpfkanonade nicht beeindrucken und versorgte ihn weiter, zog an seinen Schultern, auf dass er noch mehr saß und ich ihm so den Verband um den Brustkorb binden konnte und er ließ mich gewähren, während er sich Harry vorknöpfte, der mit gesenktem Kopf die so vorzügliche Laune von Snape über sich ergehen ließ. Ich fand Harrys Taktik genau richtig, weiter so, Harry, damit schaffst du es noch, ihn in den Wahnsinn zu treiben, biss ich mir in die Wange um nicht zu lachen, da Harry so gar keine Reaktion zeigte.
„Stehen Sie gefälligst gerade und nicht so, als wären Sie ein Schluck Wasser in der Kurve, wenn ich mit Ihnen rede! Wo ist Ihr Respekt? Bringen die Ihnen gar nichts bei? Bei Ihren Löwen? Oder lernen Sie da nur, wie man lauter Unsinn brüllt?“, brüllte nun er und ich erlebte, wie sich Harrys Körper unbewusst straffte, er die Schultern hob, aber der Kopf blieb unten. „Was haben Sie getan, als ich nach Ihrem Angriff das Bewusstsein verlor?“, wollte Snape nun eingeschnappt wissen.
Mann, das war so gut und beeindruckend, er saß hier im Bett, den Oberkörper nackt, nur der Verband lag um ihn geschlungen und doch dominierte er die Lage total und machte uns ein schlechtes Gewissen über unsere Unzulänglichkeiten.
„Ich… ich, Sir. Ich habe… Hilfe geholt. Ich habe Hermione geholt, nichts weiter, Sir!“, stotterte Harry kurz überwältigt, um sich dann doch zu trauen es zu sagen und ich spürte unter meinen Händen, wie die Anspannung von Snape, die er sich rein äußerlich nicht hatte anmerken lassen, aus seinen Muskeln wich, bei dieser für ihn guten Nachricht. „Anscheinend habe Sie einmal in Ihrem Leben Ihre noch nicht abgestorbenen Gehirnzellen genützt, die Sie noch besitzen auch wenn es betrüblich wenige sein dürften…“, schnarrte er gehässig, juhu, er lief zur Hochform auf, es schien ihm richtig gut zu gehen, freute ich mich. „Miss Granger, rückte nun ich in den vernichtenden Fokus, ach nee, ich beendete gerade die Arbeit und war zufrieden.
„Ja, Sir?“, immer schön höflich, nicht dass noch eine Ader platzte und er ein Aneurysma bekam.
„Wie sieht es aus?“, fragte er zu meiner Verwunderung geschäftig kurz.
„Die Wahrheit? ... Nun, ich würde empfehlen, im Bett zu bleiben. Schsch… sparen Sie sich den Atem, ich weiß, dass Sie es nicht tun werden, deshalb rate ich Ihnen, langsam zu machen, keine ruckartigen Bewegungen, eigentlich verheilt es sehr gut. Übermorgen früh dürfte sich die Naht vollständig geschlossen haben, nur war Harrys Schildzauber sehr stark. Es hat wirklich alles wieder aufgerissen, darum haben Sie auch viel Blut verloren, ich würde vorschlagen, dass sie zwei Blutbildungstränke über den Tag verteilt zu sich nehmen, dann haben Sie alles wieder drinnen! Also immer schön langsam, Sir!“, riet ich ihm ernsthaft und beendete meinen Rapport und blickte nun zu Harry, der sich immer noch weigerte, den Kopf zu heben.
„Miss Granger, ich weiß ja nicht, warum Sie denken so mit mir reden zu können, wenn ich hier aufstehe, sehen Sie zu, dass Sie Land gewinnen, haben Sie das verstanden? Sonst werden Sie bereuen, mich herausgefordert zu haben!“, hauchte er mir eisig entgegen und obgleich er angeschlagen war, traute ich ihm alles zu.
„Natürlich, Sir“
„Und Sie, Mr. Potter, können davon ausgehen, dass ich Ihre Unverschämtheit und Unverfrorenheit nicht vergessen werde, ich denke, Filch wäre noch zu sanft und zu nett, für Ihr Vergehen! Aber ich denke, einmal die Woche dürfte angemessen sein, für den nächsten Monat! Auf dass Sie lernen, Ihr Temperament zu beherrschen! Und demütig zu sein!“, schnarrte es bestimmt vom Professor.
„Ja, Sir!“, sprach Harry ernst und mit einem Respekt im Ton, dass es mich erstaunte, aber nicht nur mich, auch Snape sperrte seine Augen sehr weit auf, auch wenn er ansonsten seine kalte Maske aufrecht erhielt. „Wie Sie wünschen, Sir!“ meinte Harry immer noch fest.
„Sie beide waren die ganze Nacht hier, Mr. Potter?“, fragte Snape kühl.
„Ja, Sir, aber Hermione war hier bei Ihnen, ich war auf der Couch, Sir!“, bekannte Harry rasch, oh oh, Harry, du bescherst dem guten alten Snape noch einen Schock, wenn du dich weiter so unterwürfig präsentierst.
„Ich hoffe, ich muss Sie nicht extra darauf hinweisen, dass wenn Sie auch nur Ihrem Gewissen etwas von den Geschehnissen dieser Nacht erzählen, Sie sich dann wünschen würden, nicht geboren worden zu sein!“, zischte Snape sehr, sehr böse und eindringlich seine ernstgemeinte Drohung.
„Das wünsche ich mir öfters, Sir, aber ich verspreche Ihnen auch gerne mit einem Schwur, dass ich niemandem etwas erzählen werde!“, bot er an, dabei hatte er nach seinen ersten Worten aufgeblickt und Snape fest ins Visier genommen und hatte aufrecht sein Angebot zu Schweigen abgegeben.
Snape zögerte nicht und sprach sofort den Credere Tacientiae und verband meinen und seinen Namen mit dem Verschwiegenheitszauber, den ich entwickelt hatte. Ich sagte nichts, was wohl auch besser war, sonst lief ich Gefahr, dass er mir noch den Hals umdrehen würde. Harry blinzelte hinter seiner runden Nickelbrille wie eine Eule und schaute überrumpelt aus, denn auch ich hatte nicht mitbekommen, woher Snape seinen Stab so schnell hergezaubert hatte.
„Was, Potter? Sie haben doch aus freien Stücken eingewilligt zu schweigen! Oder war es nur so lapidar dahingesagt? Bei euch Gryffindors soll dies ja oft vorkommen, dass sie erst plappern und dann denken!“, meinte der Professor gleichgültig über Harrys überrumpeltes Aussehen.
„Natürlich, Sir, wenn Sie sich dann sicherer fühlen! Und nein, mein Angebot war ernst gemeint und wohlüberlegt, ich war nur perplex, woher Ihr Stab so schnell kam, ich…“, hatte sich Harry schnell gefangen und erklärte sich nun gerade ausschweifend, was Snape auf die Geduldsprobe stellte, da er Harry rüde unterbrach.
„Ich wünsche, dass Sie jetzt gehen, wir reden ein anderes Mal weiter“, winkte Snape uns mit seiner Hand, wie als wenn er lästige Fliegen verscheuchen würde, hinfort.
„Wie Sie wünschen, Sir!“, kam es reichlich ergeben von Harry und er wandte sich ab, aber als er fast raus war, drehte er sich noch einmal um. „Ich wollte mich noch einmal bei Ihnen entschuldigen, Professor“, wartete er auf keine Reaktion und ging zu seinem Glück einfach flott weiter. So erlebte er das totale Erstarren von Snape nicht mehr.
„Tja, Sir, auch wenn es Ihnen nicht gefallen wird, Sie scheinen Eindruck auf Harry gemacht zu haben… und schauen Sie nicht so, egal was Sie ihm jetzt an Strafen aufbürden, er kann wahrlich mit Ihrem sturen Schädel mithalten, er wird seine Meinung, Sie betreffend, nicht mehr so schnell ändern!“, wies ich ihn zurecht, dabei konnte ich genau ausmachen, wie sehr ich ihn nervte. „… Soll ich auch Draco gegenüber schweigen?“, flüsterte ich nun leise, da ja Harry im Wohnzimmer auf mich wartete.
„Ja, mein Patensohn muss nicht alles wissen!“, bestimmte er, wobei er mich fest ins Auge fasste.
„Wie Sie wünschen, Sir und achten Sie auf sich, bitte!“, wisperte ich, stand nun selbst auf und ging.
„Harry komm, wir sollten in der Halle fertig frühstücken, nicht dass Ron und die anderen noch misstrauischer werden!“
„Ja, klar, Hermione, du hast recht!“, schloss ich die Tür hinter uns und überließ Snape seinen Gedanken, die bestimmt unseren Tod beinhalteten, wovon ich schwer ausging.
Hermiones Sicht ende
Snapes Sicht
Endlich waren Pest und Cholera von mir gegangen, ich dankte allen Göttern! Verdammt, ich fühlte mich wie überfahren, das war kein einfacher Schildzauber, den Potter unbewusst verwendet hatte. Wenn dieser idiotische, verblödete Junge so etwas tat, wusste ich wenigstens immer, warum er vielleicht doch einmal in der Lage sein sollte, dem Dark Lord die Stirn zu bieten, denn eines musste ich ihm, so ungerne ich es tun wollte, zugestehen, stark und mächtig waren seine Zauber, leider!
Jetzt knurrte ich wieder auf, wenigstens hatte er Granger geholt und nicht den Alten, oder einen anderen der bis ins Mark nervenden Lehrerschaft, oder noch schlimmer, diese impertinente Krankenschwester!
Ich rief mit dem Accio den Prohibitio Sorbitio, den verbotenen Trank, zu mir und holte tief Luft, dies war eine brillante Erfindung von mir, die ich vor sechzehn Jahren, nach langen Forschungen, entwickelt hatte. Ich würde ihn heute nach sehr, sehr langer Zeit wieder nehmen, genau zwei Tropfen. Das letzte Mal, dass ich diesen Trank zu mir genommen hatte war vor gut fünfzehn Jahren gewesen.
Mit diesem Trank ging ich sehr sparsam und pfleglich um, denn seine Wirkung war durchschlagend. Die Heilung der schlimmsten und hartnäckigsten Verletzungen setzte sofort und unmittelbar ein, an sich gleichgültig welchen Ursprungs. Das Problem an solch genialen Erfindungen war, erstens man konnte von dem Trank rasant süchtig werden und zweitens, je öfters man ihn nahm, desto mehr ließ seine Stärke und Kraft in der Heilung nach.
Nun gut, nach wie gesagt fünfzehn Jahren dürfte die Wirkung zufriedenstellend sein.
Und so maß ich akkurat die Tropfen ab und schluckte sie und ahhhrrr… ich hatte vergessen, dass es sich anfühlte als würde Eiswasser durch die Venen schießen. Als würden spitze, eiskalte Nadeln in mich stechen, ich schloss gepeinigt vor Schmerz die Augen und atmete flach, als ich wieder zurück in das Bett fiel. Die Heilung setzte augenblicklich ein. Ich fühlte, wie die von Granger genähten Risse sich vollständig zusammenführten und zusammenwuchsen. Somit zog ich mir den Verband aus, wickelte ihn ab und konnte dabei zusehen, wie sich meine Haut wieder verschloss und sich regenerierte. Dies war eine meiner genialeren Erfindungen gewesen, ich musste mich vollkommen wiederherstellen, das dauerte mir nun schon zu lange. Es war demütigend genug, dass Potter, dank dieser unglückseligen Umstände, dazu in der Lage gewesen war, mich zu überrumpeln. Ich hasste derartige Gebrechlichkeit, umsonst hatte ich diesen Trank nicht entwickelt, wie konnte mir so ein Fehler unterlaufen, ärgerte ich mich noch immer über den Zusammenstoß mit dem Orden.
Potter, diese kleine Kanaille, sein Vater war schon so ein Nagel an meinem Sarg und sein Sohn hieb in dieselbe Kerbe. Ich stöhnte leidlich auf und schloss gepeinigt die Augen und sank während dieser Überlegungen wieder in die Kissen zurück. Potter, was sollte ich von diesem Kind, mit dem Heldensyndrom halten? Was auch immer er dachte, ich hatte noch nie nachvollziehen können, was in diesem erschreckend leeren Hirn vorging.
Was war mit Potter los, wollte er mich mit seinem ewigen „Sir“, verspotten? Das sollte er mal versuchen, aber irgendetwas in diesen so grünen Augen drückte keinen Spott wie sonst aus, was hatte sich verändert?
Potter schien die Erinnerung ernst zu nehmen, die eine meiner schlimmsten war, da sie eine der demütigsten und die, mit den fatalsten Folgen war, am darauf folgenden Wochenende, in Hogsmeade, hatte ich Lucius getroffen und mein Schicksal endgültig besiegelt. Dieser junge Gockel war, als ich 15 Jahre alt war, schon 21, stand somit mitten im Leben, er war seit zwei Jahren mit Narcissa „glücklich“ verheiratet und arbeitete zusammen mit seinem Vater Abraxas im Familienimperium und verfolgte zielstrebig seine eigenen Interessen im Ministerium.
Dank der Familien Prince und Malfoy kannten wir uns gut und waren eng verwandt, aber auch seit Jahren trotz des Altersunterschiedes gut befreundet, da wir zwei schon früh erkannt hatten, dass wir dieselben Interessen teilten. In der Magie teilten wir diese, aber wir hatten auch denselben Humor und Lucius sah in mir so etwas wie ein Spielzeug, das er aufbauen musste um ihm mehr Selbstvertrauen zu geben, auch war ich geistig auf jeden Fall sehr frühreif und konnte mithalten, das war schon immer eine meiner Gaben gewesen, dass ich vom Verstand her reifer war.
Meine Mutter Eileen hatte damals, in einer unerklärlichen Geschmacksverirrung Tobias Snape, einen Muggel, geheiratet. Sie hatte damit die Familienehre der Princes mehr als beschmutzt, sie hatte sie terminiert und das war… fatal, sie war die letzte der Familie und mit ihrer Entscheidung war sie aus dem Stammbaum getilgt worden. Ihr Vater hatte meine Mutter nicht gleich gezwungen, nach ihrem Abschluss einen Reinblüter zu heiraten, was Großmutter Honoria ihm nie verziehen hatte, da somit Eileen auf dumme Ideen kam, sie lebte ihr Talent in Zaubertränke aus und heiratete erst spät und dann auch noch einen Muggel.
Einen Mann, bei dem ich jetzt noch in Gedanken am liebsten den Avada sprechen würde.
Trotz der Verbannung meiner Mutter, zeigte meine Großmutter großes Interesse an mir, da ich der Letzte der Linie war und was auch immer Mutter getan hatte, ich war der Erbe und so vermittelte mir meine Großmutter die Werte und das Wissen der Purebloods, auch wenn ich nur ein verachtenswertes Halfblood war. Obwohl Honoria ihre Tochter Eileen Zeit ihres Lebens nicht mehr sah, verbrachte ich die ersten siebeneinhalb Jahre meines Lebens so gut wie nur bei Honoria Prince. Meine Mutter hatte mich nach dem ersten unbeabsichtigten Ausbruch meiner Magie im Alter von ein paar Monaten immer wieder und immer öfter zu meiner Großmutter abgeschoben, mein Vater mochte mich nicht, das schreiende Kleinkind und mit Magie konnte er nichts anfangen und so brachte mich Mutter zu meinem eigenen Schutz schließlich weg.
Erst als Honoria starb, als ich acht Jahre alt war, musste ich fast zwei Jahre lang durchgängig im Haushalt meiner Eltern in Spinner's End ausharren, was für eine Strafe. Zuvor hatte ich hier nur drei, vier Monate im Jahr verbracht, was mir schon reichlich schwergefallen war. Dies waren keine schönen Erinnerungen an meine frühe Kindheit, denn hier erlebte ich Missbrauch, Vernachlässigung und körperliche Gewalt kennen. Ich konnte Hogwarts gar nicht mehr erwarten! Als ich dann endlich nach Hogwarts kam, wurde die Situation daheim immer unerträglicher, zum Glück musste ich nur in den Ferien nach Hause und selbst da kam ich nur in den großen Ferien. Vater wurde von Mal zu Mal brutaler, bösartiger und versoffener, ich verachtete ihn dafür, was er mit meiner Mutter tat, die sich alles von ihm gefallen ließ.
Als sie dann in meinem vierten Jahr ganz plötzlich und überraschend verstarb, war ich direkt froh für sie, dieses Martyrium nun hinter sich zu lassen, da sie nun endlich Ruhe und Frieden finden würde. Die Ferien in jenem Sommer waren eine Katastrophe von unvorstellbaren Ausmaßen, wir hassten uns inbrünstig, ohne die trennende Person meiner Mutter wurde dies dramatisch sichtbar und ich war seinem Zorn und seiner Brutalität ungeschützt ausgesetzt, erst jetzt erkannte ich, wie sehr mich meine Mutter beschützt hatte! Mein Vater und ich, wir prallten so aufeinander, dass keiner aus dieser Auseinandersetzung unbeschadet herausging. Ich schleppte mich verletzt, wie ich war, zu Lucius und verbrachte die restlichen Ferien bei ihm, keine zehn Pferde würden mich zu diesem Tyrannen von einem Vater zurückbringen.
Honoria war eine geborene Malfoy und Abraxas war ihr zehn Jahre jüngerer Bruder und sie hatten, unglaublich aber wahr, ein inniges Verhältnis zueinander, obwohl sie Malfoys waren. Da als die Mutter der beiden im Kindbett starb, Honoria für Abraxas die Mutterrolle übernommen hatte und damit standen sie sich sehr nahe und so ging ich in der Zeit, die ich bei Honoria verbrachte, in Malfoy Manor ein und aus.
Lucius sah in mir, dem fünf Jahre jüngeren, den Bruder, den ihm seine Mutter nicht schenkte und so wurden wir enge Freunde. Er zeigte mir dies deutlich, als er mir mit dreizehn die Ehre zuteilwerden ließ, sein Trauzeuge zu werden. Da, wie er sagte, leider nur ich mit seiner Intelligenz und Brillanz mithalten konnte und ich ihn nur nicht einholen dürfte, da ich ja jünger war. Zum Glück heirateten Narcissa und er an Weihnachten, somit war es für mich kein Problem, mit ihm ins Manor zu gehen und meinen Eltern zu erzählen, ich würde in der Schule bleiben. Mein bösartiger Vater hätte dem niemals zugestimmt und Mutter, so sehr sie mich auch lieben mochte, war noch nie in der Lage gewesen, sich gegen Tobias Snape zu behaupten.
Tja, damit erklärte sich unser inniges Verhältnis, während ich nun gerade darüber nachdachte und mir diese alte Demütigung von Potter wieder einfiel und wie es das Schicksal so wollte, traf ich Lucius am nächsten Wochenende in Hogsmeade und als er meine Wut und Verbitterung erkannte, meinte er, auch wenn ich noch jung sei, fast zu jung, so sei ich doch schon bereit, den nächsten Schritt zu tun und er erzählte mir vom Lord und seinen Zielen und auch von seinen Anhängern und offenbarte mir sein Dark Mark.
Ich war erstaunt. Als er mir aber erzählte, dass auch Abraxas, der mit dem Lord die Schule besucht hatte, ein gezeichneter Anhänger sei, da war mein Interesse mehr als erwacht. Lucius meinte, dass ich die nächsten Wochen, bis zu den Ferien, wenn ich ins Manor kommen sollte, mir Gedanken machen sollte, ob ich eine Audienz beim Dark Lord wünschte. Er würde sie für mich möglich machen, als ich ihn dezent darauf hinwies, dass ich nicht wüsste, ob ich kommen könnte, da ich ja wieder zu meinem verachteten Vater musste und dann erst wieder verprügelt abhauen konnte, um dann bei den Malfoys Schutz zu suchen. Da lachte Lucius nur schallend kalt auf und meinte, ich sollte mir mal keine Sorgen machen, er würde sich schon um seinen „kleinen Bruder“ kümmern und ich sage es ungern, aber es tat mir gut, zu hören, dass es Menschen gab, die mich mochten und sich um mich kümmerten.
Am letzten Schultag vor den Ferien erhielt ich eine Eule, die ein weißes Pergament, mit Trauerflor an den Rändern, zu mir an den Frühstückstisch von Slytherin brachte. Ich habe noch nie in meinem Leben eine solch tiefe, innere Freude und Befriedung wie an diesem Tag verspürt, als ich die Nachricht erhielt, dass mein Vater verstorben war. Ich war so glücklich, es war als würde eine Last von Jahrzehnten von meinen Schultern fallen, endlich war ich frei und musste diesen Mann nicht mehr ertragen, der schon meiner Mutter ihr viel zu kurzes Leben vergällt hatte. Wie er gestorben war interessierte mich überhaupt nicht. In den kommenden Jahren erzählte mir Lucius mal so nebenbei, dass er sich darum gekümmert hätte, ich hatte daraufhin nur genickt und genau erfuhr ich es als ich mein Erbe antrat aber dies passierte erst Jahre später.
Die zweite Eule, die auf mich zu segelte war vom Ministerium und brachte mir die Information, dass Abraxas mein Vormund sein würde und nun auch mein Muggelerbe verwalten würde, wie er auch seit Honorias Tod das Erbe der Princes verwaltete und ich das Erbe mit meiner Volljährigkeit würde übernehmen können, nun gut, dies alles tangierte mich nicht wirklich.
So stieg ich zum ersten Mal, seit ich Hogwarts besuchte, beschwingt und losgelöst in den Zug, da ich der Knechtschaft meines Vaters entkommen war und fuhr als freier Mensch in die Ferien. Ich genoss diese kurze Zeit der Freiheit. Als ich am Ende der Ferien wieder den Hogwarts Express bestieg, hatte ich diese Freiheit gegen eine andere Knechtschaft getauscht, die übereilten und fehlerhaften Entscheidungen der Jugend!
Denn auf Malfoy Manor erhielt ich meine Audienz und konnte den Dark Lord mit meinem Wissen und Können fesseln, oh ja, ich war ein sehr begabter Zauberer und Tränkebrauer, so schickte er mich in diesen Ferien durch ein hartes körperliches sowie geistiges Training und obwohl ich der jüngste Teilnehmer war schlug ich alle. Was mir die ungeteilte Aufmerksamkeit des Lords einbrachte. Ich hatte mich seit dieser Demütigung von Potter und Black entschieden, mehr für mich und meinen Körper zu tun und trainierte seit diesem Vorfall hart daran, meinen Körper meinem Willen zu unterwerfen, am Ende der Ferien sah man die ersten, beeindruckenden Erfolge.
Aber dies änderte nichts und alles daran, dass der Lord für mich eine Ausnahme machte und sich am letzten Tag, den ich im Manor verbrachte, dazu herabließ, mich zu zeichnen. Er brannte mir das Dark Mark ein und machte mich somit im zarten Alter von fünfzehn Jahren zum Jüngsten existierenden DeathEater, da ich erst am 09.01. sechzehn werden würde.
Oh und ich fühlte mich großartig, ich kam als völlig neuer Mensch in Hogwarts an! Ich hatte mich nicht nur körperlich verändert, dank den Malfoys trug ich nun gescheite, edle und teure Kleidung, die mir mein Vater nie zugestanden hatte, obgleich wir nicht bettelarm waren. Aber er war ein alter Geizhals gewesen. Ich wollte nichts Auffälliges, ich fand hier schon, meinem Stil entsprechend, edle Stoffe in schlichtem Schwarz für mich angemessen, da ich mich eh immer am liebsten in den dunklen Ecken herumdrückte. Auch strahlte ich jetzt ein neues, bis dahin nicht gekanntes Selbstbewusstsein aus, ich war mir selbst beim Training meiner magischen Stärke und Macht immer bewusster geworden und so trat ich nun auch auf, zwar immer im Hintergrund aber doch selbstsicher.
Meine frühere Unsicherheit fiel vollständig von mir ab, auch verschrieb ich mich vollkommen und ganz und gar der Dunkelheit, der schwarzen Magie und ihren Verlockungen, dies war nun mein erklärtes Ziel und das sandte ich auch unbewusst aus. Wo man mich vorher mied, da ich der abgedrehte Nerd war, mied man mich jetzt, da man die Finsternis fürchtete, die ich mit mir brachte, was mir recht war. Ich war kein Menschenfreund, war es nie gewesen und würde es nie sein.
In diesem sechsten Jahr lernte ich sehr viel. Schlussendlich, nach Blacks letzter idiotischer Tat, als er mir verriet, wie man an der Peitschenden Weide vorbeikam, sodass ich Lupin folgen konnte und ich die Verfolgung tatsächlich aufnahm und dieser Trottel von Potter dachte, mich vor dem wildgewordenen Werwesen schützen und retten zu müssen, hasste ich diesen Fatzke nur noch mehr. Schließlich hätte ich den Werwolf töten können. Meinen ersten Mord beging ich dann auch an Weihnachten, in meinem letzten Schuljahr, da sprach ich zum ersten Mal den unverzeihlichen Todesfluch und fühlte mich gut. So wurde ich langsam, aber stetig zu dem gefährlichen Mann, der ich heute war, selbst Potter und Konsorten nahmen sich immer mehr zurück und versuchten nicht mehr, mich zu ärgern oder zu demütigen, nachdem ich mich auch nicht eingeschüchtert zeigte, dass sie einen Werwolf in ihren Reihen hatten, eher fürchteten sie mich, dass ich sie an die Presse und das Ministerium verraten könnte. Sie straften mich in unserem letzten Jahr mit Nichtbeachtung. Mir sollte es recht sein und wie es schien hatte Potter in dieser Zeit nur eins im Sinn, seiner Liebe zu Lily Evans zu frönen.
Lily Evans, Lily Potter!
Hier unterbrach ich meinen geistigen Vergangenheitsausflug brüsk und stand entschlossen auf, man sollte Vergangenes nicht zu sehr aufwärmen, schritt ich resolut zur Tür und um Potter würde ich mich schon noch kümmern, entschied ich entschlossen.
Snape Sicht ende