"Was haltet ihr davon, mal auf die Inseln raus zu fahren?" - "Au ja, das wär super!" Michael war klar gewesen, dass Tommy mit dem Motorboot sofort losziehen wollte. "Michael, ich weiß nicht... Du legst uns die Welt zu Füßen. Du verwöhnst uns derart... das musst du doch nicht! Wir lieben dich auch, wenn du nur mit uns in der Sonne liegst. Du bist ein ganz großartiger Mann und ein lieber Vater für Tommy. Du brauchst uns nicht ständig Superlativen zu bieten, du bist einzigartig und wir lieben dich!" Michael trat an sie heran. "Ich liebe euch auch! Alle beide! Darum möchte ich auch, dass ihr Spaß habt mit mir." Er küsste sie. "Jetzt muss nur noch mein Lebenswerk auf den Markt, dann lebe ich ein perfektes Leben..."
Mira stand auf der Dachterrasse und sah den Dreien von dort aus zu. Sie wollte ihre Betten machen, doch Silvia hatte bereits Ordnung gemacht. Sie mochte es nicht, ihre Gemächer unaufgeräumt zu verlassen. Das gehört sich nicht, war ihre Ansicht. Ein weiterer Pluspunkt auf Miras Skala. Die mochte Michaels Freundin und auch den Jungen, aber sie hatte irgendwie kein gutes Gefühl. Silvia liebte ihren Michael zweifellos sehr und auch der Bub war einfach entzückend. Sie hätte es Michael so sehr gegönnt. Sie waren eine süße kleine Familie und Mira konnte nicht sagen warum, aber sie fühlte, dass sich über Michael ein Gewitter zusammenbraute... aber ein Gewaltiges!
Sie erinnerte sich, abends mit Mirko zu Bett gegangen zu sein. "Ich habe heute mit Schliermann gesprochen. Er ist ein guter Chef. Ich hab ihm die Situation erklärt und er wäre bereit, Micha in den Ferien als Praktikant ein paar Wochen arbeiten zu lassen. Wenn er sich gut anstellt und davon bin ich überzeugt, dann würde er ihm nächstes Jahr eine Lehrstelle geben." - "Oh Mirko! Das ist ja wunderbar! Du bist eben mein Mirko! Du biegst alles irgenwie hin, Liebling!" - "Ja ich hab ihn auch gern. Ich kann gar nicht versteh'n, wie dieses dumme Luder so einen lieben, wohlerzogenen Sohn verdient!" - "Mirko!" - "Ist doch wahr! Mira, ich werde es ihm noch nicht sagen. Ich glaube er wird mich bald fragen, was er tun soll, und da möchte ich schon was auf Lager haben. Aber du stehst jetzt vor einer schwierigen Aufgabe! Du musst Renate sagen, sie muss sich um eine Lehrstelle kümmern. Dann wird sie natürlich nichts unternehmen und wenn sie der Lehrer dann anruft, (den ich ihr vorher aufhetze), dann kommst du plötzlich mit einer Lösung an. Sonst unterschreibt die womöglich gar nicht und verdirbt dem Jungen alles!"- "Das könnte funktionieren, Liebling! Ja, das muss einfach funktionieren!"
Tatsächlich bekam Michael die Gelegenheit, in den Ferien als Praktikant drei Wochen zu arbeiten. Mirko, der inzwischen wieder Tagschicht hatte, nahm den Jungen morgens mit in die Firma und abends wieder heim. Mchael kam gut an bei den Mitarbeitern dort. Seine freundliche Art und seine Geschicklichkeit, ließen ihm die Arbeit leicht von der Hand gehen und so durfte er sogar auf der Drehmaschine und auf der Fräse je ein Werkstück machen, die er auch nach Hause nehmen durfte. In der zweiten Woche, er war mittags in der Werkstatt geblieben, baute er zusammen, was er abends beim Aufräumen für einen bestimmten Zweck aufgehoben hatte: Eine Spanabsaugung für die alte Fräsmaschine. Er hatte ein Venturirohr gebastelt und ein Fünfundzwanzig-Liter-Fass mit zwei Rohren und einem Schlauch bestückt. Das Fass wirkte wie beim Staubsauger als Abscheider. An den Schwanenhals der Lampe hängte er den Schlauch und richtete ihn auf das Spannfutter aus. Wenn er nun beim Fräsen die Pressluft einschaltete, wurden die Späne automatisch abgesaugt . Währen er es ausprobierte war Horst Schliermann unbemerkt aus seinem Büro in die Werkstatt gekommen und hatte ihm schon ein paar Minuten zugeschaut.
"Michael, du darfst noch nicht alleine fräsen!" - "Entschuldigung, Herr Ingeneur, ich wollte nichts Verbotenes tun. Ohne Absaugung geraten immer liegengebliebene Späne auf die Oberfläche und dann sieht das Werkstück einfach nicht so... na einfach nicht so schön aus, wie es sollte. Jetzt hab ich mal aus Abfällen eine Absaugung gebaut, um zu probieren, ob das was bringt." Schliermann sah sich das Machwerk nun genauer an. Er schaltete ein und probierte die Absaugung. "Hmm... Bevor du heute nach Hause gehst, will ich dich in meinem Büro sehn, mein Junge!" - "Ja, Herr Schliermann! Ich bau es gleich weg!" - "Nein, Michael! Lass das so wie es ist! Mach jetzt endlich Pause!" - "Ja, Herr Schliermann."
Michael war nicht ganz wohl bei der Sache. Dass er gleich ins Büro musste... Er hätte halt vielleicht fragen sollen! Als Mirko von der Pause zurückkam, erzählte er ihm gleich, was vorgefallen war. Mirko sah sich die Absaugung an. "He, seht euch das mal an, Leute!" Die Kollegen kamen und bestaunten Michaels Sauger. "Gute Idee, Micha!" Den Kollegen gefiel das Teil wohl besser als dem Chef. Kurz vor Arbeitsschluss klopfte Michael an Schliermanns Tür. Er wurde aufgefordert einzutreten. Schliermann unterschrieb gerade ein paar Unterlagen. "Setz dich mein Junge." Michael setzte sich, immer noch in dem Glauben, sich für seine Tat nun rechtfertigen zu müssen. Schließlich schob der Chef die Unterlagen zur Seite und Richtete das Wort an Michael. "Du bist mir aufgefallen, Michi! Und zwar recht positiv. Du bist höflich, flink, und fleißig! Und du hast von dir aus etwas zur Verbesserung unseres Werkzeuges unternommen. Ich will neben den Anderen keinen Neid schüren, darum hab ich dich hereingebeten. Aber da du erst in zwei Wochen Zahltag hast, bekommst du von mir heute eine Belohnung! Ich möchte aber nicht, dass du das den anderen Praktikanten sagst, ok?" - "Ja, Herr Schliermann. Danke!" Schliermann stand auf, zückte seine Brieftasche und gab Michael fünfzig Mark! "Aber Herr Schl..." - "Lass gut sein Mein Sohn, aber das bleibt unter uns!" Michael hatte zum ersten Mal mit einer von ihm entwickelten Vorrichtung etwas verdient...