Seit ihrer Ankunft im Schwarzen Schloss stöberten die Weasleyzwillinge neugierig durch die verschiedenen Räume. Sie versuchten all´ den Spaß wieder zu finden, den sie früher hier gehabt hatten. Die Dunkelheit und Grausamkeit überstrahlten jedoch das frühere Glück und die Freude. Sie empfanden Mitleid mit den Gefangenen. Fred verstand immer weniger, warum der Orden von Harry diesen entsetzlichen Schritt gefordert hatte. Immer wieder sah er in seiner Erinnerungen, den schüchternen Jungen den Sprechenden Hut aufsetzen. Damals als sie in Gryffindor unendlich stolz gewesen waren, dass Harry Potter in ihr Haus kam. George erinnerte sich oft an das Trimagische Turnier, wie beeindruckt alle vom zweiten Champion von Hogwarts gewesen waren. Harry hatte ihnen das Startkapital für den Laden gegeben.
Sie waren in Hogwarts beste Freunde geworden. In dieser verhängnisvollen Nacht war Harry kurz bei ihnen gewesen. Er hatte sie beide nur eine Minute lang angesehen. Dann hatte er plötzlich gesagt: „Ihr beide seid es wert. Für Euch tue ich es, damit Ihr das Lachen in der Welt haltet.“ Sie hatten gelacht, wie immer wenn er pathetisch wurde. Er hatte mit gelacht und in seinen Augen glänzten Tränen der Angst. Etwas später hatte Molly nach ihren Zwillingen geschaut. Sie umarmte beide. „Macht Euch keine Sorgen. Es wird alles gut“, hatte sie gewispert wie zu einem kleinen Kind. Harry zog sich zurück und trank den ersten Absinth seines Lebens mit Severus Snape.
Gerade als sie nun den Korridor hinuntergingen, trafen sie einen sehr gereizten Lord Potter. Er bestrafte Poody, die offensichtlich in seinem Weg gestanden hatte. Poody sollte wohl die Bodenvasen polieren. Auf dem schwarzen Porzellan blieb jedes Stäubchen sichtbar. Die Unglückliche war einen Schritt rückwärtsgegangen, um zu sehen, ob die Vase wirklich tief schwarz glänzte. Potter hatte ihr ausweichen müssen. Heute Morgen hielt er einen Folterfluch für dieses Verbrechen – seine Worte- angemessen. „Hör ´mit dem Mist auf, Harry.“, mischte sich Fred unvorsichtiger Weise ein. Er konnte Ungerechtigkeiten nicht ertragen. „Mit meinen Sklaven mache ich, was ich will.“, konterte Lord Potter kalt. „Poody, bestrafe ich dich zu hart?“, fragte er die zitternde Elfe höhnisch. „Nein, Mylord. Poody hat die Strafe verdient, Mylord.“ George schluckte hart und verdrängte an den Harry, der Dobby einstmals aus der Sklaverei befreit hatte. Taktisch klüger stieg er in das Gespräch ein: „Wir wollten gerade runter zum Quidditchfeld, Krum beim Training zu sehen. Also lass die dumme Elfe sein und komm mit.“ Lord Potter dachte kurz nach und ging dann mit.
Später nach dem Training trafen die drei Jungs Theseus und Draco, die im freien Korridor miteinander Angriffs– und Verteidigungszauber übten. Theseus brachte einen ordentlichen Schildzauber zustande. Seine Flüche schienen jedoch eher schwach für einen Jungen seines Alters, was der Dunkle Lord kritisch anmerkte. „Du musst Dich im Duell besser konzentrieren. Spür die Einheit der Magie Deines Zauberstabes und Deiner inneren Magie und leite sie auf Deinen Feind. Wir machen das zusammen.“ Er stellte sich hinter den Jungen, nahm seine Hand mit dem Zauberstab und befahl Draco: „Los greif´ an. Theseus einen Protego, der uns beide beschützt.“ Der Junge ließ sich leicht leiten. Er fühlte die Verbindung ihrer Magien. Ungekannte Macht floss in seinen Zauberstab und auf sein „Protego!“ entstand ein leuchtend grüner Schild, der beide Zauberer mit einer Schutzkugel umhüllte. Dracos „Stupor!“ hatte keine Chance „Gut, Theseus. Lass die Magie für Dich arbeiten. Jetzt probieren wir den Stupor. Draco, Fred und George wehren ihn gemeinsam ab.“ Die drei Männer stellten sich auf und richteten die Zauberstäbe. Gleichzeitig flogen Stupor und Protego aufeinander. Dieses Mal schoss die Energie in den Stab des Kindes. Theseus nahm die Macht an. Sie durchzog den Fluch. Der Stupor durchbrach mit Leichtigkeit den mächtigen Schildzauber. Draco fiel zu Boden. „ Enervate!“, rief Potter und löste die Erstarrung unmittelbar. Die Zwillinge reagierten schockiert auf die unverhüllte Magie, die Potter in einer einfachen Übung entfesselte. Sie hätten es nicht für möglich gehalten, dass ein Zauberer einen dreifachen Schildzauber erfahrener Kämpfer durchbrechen konnte. „Malfoy muss wohl noch ein bisschen üben.“, grinste George. Fred reichte Draco die Hand, damit er sich hochziehen konnte.
Potter ließ sie alle vier im Korridor stehen, um sich dienstlichen Angelegenheiten zu widmen. Zumindest drückte er sich so aus. Snape kam Lord Potter entgegen und berichtete von dem Ergebnis des Absinthanalyse: „Die Flasche enthielt 85% Alkohol, Anis, Fenchel, Ysop, Zitronenmelisse, pontischen Wermut, Kalmus und Koriander - ein ziemlich klassisches Absinthrezept. Sie wies keinerlei Hinweise auf Verzauberungen oder ähnliches auf, Mylord“ teilte er leidenschaftslos mit. Lord Potter nickte unbestimmt. „Wie auch immer. Es ist nicht weiter von Belang. Danke, Severus. Ich bin auf dem Weg nach Godric's Hollow. Heute Abend komme ich sicher wieder zurück.“
Kurz bevor er ging, hielt Potter nochmals an: „Eine Frage noch, lebt Lestrange?“. „Bellatrix lebt noch. Sie ist unter Poppys Obhut. Dieses Mal war es knapp.“, berichtete Snape ruhig. „Sorg´ dafür, dass sie ein paar Tage Ruhe hat. Ich will nicht, dass sie jetzt stirbt. Sie hat mir zu viel genommen, um jetzt schon Frieden zu finden.“
Lord Potter hasste Bellatrix Lestrange. Er hasste sie vielmehr, als zum Beispiel die Malfoys. Narcissa interessierte ihn nur als Mittel zum Zweck, Draco oder Lucuis zu quälen. Die Malfoys liebten einander innig. Das war ihr Schwachpunkt. Lestrange hatte ihm den einzigen Menschen genommen, der ihn jemals einfach akzeptiert hatte - Sirius Black. „Severus, mach Rudolphus Hoffnung. Er braucht Hoffnung, wenn ich sie brechen will. Es macht sonst keinen Spaß.“ Diese typische, gnadenlose Präzision des Denkens hatte Snape an seinem früheren Schüler schätzen gelernt. Potter verfügte über einen klaren, berechenbaren, analytischen Verstand.