Er hatte mal wieder gewonnen. Es war ein gutes Gefühl die verschiedenen Spielarten seiner eigenen Macht zu erleben. Lächelnd stand er in seinem privaten Arbeitszimmer und betrachtete sein Machtmittel. Der Spiegel hatte die Wahrheit gezeigt. Ein absolut effizientes Mittel der Unterwerfung war Korruption. Der große Spiegel mit seinen geheimnisvollen Verzierungen und Runen gehörte ihm genauso wie alle anderen Geheimnisse von Hogwarts. Jeder Mensch hatte seinen Preis und der Spiegel enthüllte ihn unbestechlich.
Seitdem er im ersten Schuljahr das Geheimnis des Spiegels Nerhegeb kennengelernt hatte, war Lord Potter davon fasziniert gewesen. Er erinnert sich noch gut, an das Gefühl seinen innersten Wunsch zu sehen. Stundenlang saß er vor dem Spiegel und sehnte sich nach seinen Eltern, nach dem Schutz, dem man ihm versagt hatte. Gnadenlos hatten ihn seine sogenannten Gefährten, die Erwachsenen, den Dursley ausgeliefert. Wie oft musste er hungern, sich verprügeln lassen und erniedrigen?
Gleichzeitig musste er bereits mit elf einen unerbittlichen Kampf aufnehmen. Dumbledore, McGonagall, das Ehepaar Weasley und die anderen zwangen ihn jedes Jahr wieder in die Hölle zurück. Damals vor dem Spiegel fühlte er sich behütet und gut. Schon damals waren Ron und Hermine die einzigen echten Vertrauten. Er hatte das Geheimnis des Spiegels mit Ron geteilt. Heute teilte er Reichtum und Macht mit Ron. Lord Potter zahlte seine Rechnungen pünktlich und mit Zinsen.
Die Dunkelheit in seinem Herzen verhinderte jetzt, dass der Nerhegeb Potters Herzenswunsch entdeckte. Lord Potter hatte keinen Herzenswunsch mehr. Keine echte Sehnsucht konnte der Spiegel zeigen. Über einen Jahr intensiver Forschung hatte der Dunkle Lord aufgewendet, um den Spiegel passend zu modifizieren. Die Modifikationen waren viel besser. Die Magie enthüllte den größten Herzenswunsch jedes Wesen, dass der Dunkle Lord vor dem mächtige Spiegel imaginierte.
Unzählige Fehlversuche konnten Potters Entschlossenheit das Artefakt zu verändern nicht bremsen. Endlich gelang ihm der Durchbruch. Auf diesem Weg hatte er das kleine schmutzige Geheimnis der Zwillinge entdeckt. Er gab ihnen, was sie sich wünschten und bekam, was er wollte Unterwerfung. Fred und George galten überall als integere, liebenswerte, große Jungen mit reinem Herzen. Sie eigneten sich perfekt als Imageträger des Schwarzen Schlosses. Außerdem konnte er auf diese Weise eine alte Rechnung begleichen.
Langsam ließ er sich auf das schwarze Meditationskissen vor dem Spiegel nieder. Er leerte seinen Geist völlig. Jedes Mal amüsierte er sich vor der Übung, dass Snape ihm die Selbstbeherrschung, seinen Geist zu leeren, immer abgesprochen hatte. Tief atmete er die Magie ein, die er spürte und wurde eins mit ihr. Sie ergriff von ihm Besitz. Sein Körper hielt die Spannung und nahm das Prickeln der Magie auf. Seine Augen geradeaus auf den Spiegel gerichtet, sprach er dem Zauber, der den Spiegel aktivierte. Die polierte Fläche verschwamm und zeigte diverse Bewohner und Gäste des Schlosses. Keiner von ihnen ahnte, dass der Lord sein Wissen über den Preis sehr oft aus dem Nerhegeb bezog.
Lord Potter konzentrierte sich auf Theseus. Das hübsche Gesicht des Jungen erschien strahlend auf der flirrenden Fläche. Das Kind winkte einem, nein zwei Männern im Hintergrund zu. Beide flogen mit dem Wind um die Wette. Jetzt stieg der Junge auf seinem Besen in den Himmel über das Schwarze Schloss. Die Männer blieben zunächst unklar und verschwommen. Überhaupt schob sich seltsamer Weise ein leichter Schatten über das Bild.
Lord Potter konzentrierte sich etwas mehr und der Schatten verschwand. Das erste Gesicht, das ihn ernst und freundlich aus dem Spiegel ansah, war zu seinem Erstaunen sein eigenes. Ungewohnt weich und offen winkte die Illusion der anderen zu. Sein Selbst im Spiegel flog ein sehr spezielles Manöver, bei dem er auf dem Besen stand, wie ein australischer Surfer. Erstaunlich dieses Manöver flog Harry ziemlich oft. Er hatte es sich im Krieg angewöhnt. Nützlich. Der Junge lachte vor Vergnügen und strahlte vor Stolz, als es ihm gelang, das Manöver nachzumachen. Hoch im Himmel. Jetzt kam der zweite Mann näher.
Aristokratische Haltung und begnadeter Besenflieger - ganz klar Malfoy. Nun stieg auch er auf den Besenstiel. Zu dritt standen sie im Himmel. Sie flogen vollkommen synchron. Theseus hielt sich in der Mitte. Beide Männer hielten ihn an den Händen. Sein Selbst lächelte warm und glücklich. Malfoy lächelte frei und unbeschwert. Sie sahen aus, wie eine Familie. Der Dunkle Lord beendete die Meditation. Wie ähnlich der Wunsch dieses Jungen seinem eigenen Wunsch in diesem Alter doch war. Er hatte Kopfschmerzen und seine Glieder taten von der Meditationshaltung weh.
Er rieb sich die Schläfen, nahm einen Heiltrank gegen Kopfschmerz und entschloss nach seinem Cousin zu sehen. Dudley sollte sich nur nicht zu wohl fühlen.