Die Bootsdemonstration
Es war nebelig. Die Sicht in der nebeligen Dunkelheit betrug nur wenige Meter. Einsam und alleine fuhr ein Wagen durch die Nacht. Das blaue Licht erleuchtete diesig die Umgebung. Immer dann wenn es aufblitzte. So ging es über leere Landstraßen und durch Innenstädte. Auf der Autobahn, war ein Stau, doch der Wagen nahm sich die Freiheit, durch die Rettungsgasse zu fahren, die ihm gemacht wurde. Ein Glück dass es zu keinen Unfall gekommen war. Sonst hätten sie noch helfen müssen. So fuhr der Wagen langsam durch die Rettungsgasse. Ein Hubschrauber kreiste über der Stadt. Er filmte von Oben das Geschehen. Aus den verschiedensten Richtungen kamen blau blinkende Fahrzeuge. Bei den Autobahnen hatten sie sich zu mehreren zusammen getan. Der Nebel lichtete sich nur leicht. Die Brücke über die der Wagen fahren wollte war gesperrt. Doch sie wurden durchgelassen von der Person die die Straßensperre errichtet hatte. Wie war in roter Einsatzkleidung und freundlich. Erklärte kurz, wohin man fahren musste und wie der Ablauf an der Rampe sei. Dann ging es weiter. Hinter der Brücke war ein Zelt aufgestellt. Dort bekam jeder eine Karte an einem Schlüsselanhänger. Die Wagen fuhren zur Rampe. Aus jedem Bus stiegen drei bis 8 Personen aus und ließen die Boote zu Wasser und die Wagen formatierten sich. Es war inzwischen Hell geworden und der Nebel hatte sich fast gelichtet, als ein lang gezogener Heulton erklang. Er war sehr laut und weckte bestimmt die umliegenden Häuser auf, falls jemand noch um 9 schlafen sollte. Und die Wirkung der Sirene wurde nicht verfehlt. Sofort öffneten sich mehrere Fenster in den Umliegenden Häusern.
„Achtung, Achtung. Start in drei, zwei, eins, los!“, ertönte ein Männerstimme durch Lautsprecher. Auf dem Fluss fuhren alle gleichzeitig die 2000 Boote los. Es waren kleine und große. Einige aus Plastik, andere aus Metall, einige rot, silbern, andere orange schwarz, Schnittig oder plump. Schlauchboote oder Massive Boote. Doch allen gemeinsam war die Leuchtendgelbe Aufschrift an der Seite, und der Geräteträger mit dem blinkenden Blaulicht. Eine Schiffsparade bei schönstem Sonnenschein und dennoch eisiger Kälte. Doch das störte die Bootsbesatzungen nicht. Alle dicht verpackt in ihre roten Einsatzkleidungen. Und den Rettungswesten. Langsam fuhren sie los. Die Brücke, die gesperrt war, füllte sich mit Zuschauern. Der Tag erwachte. Eine Bootsparade, wie sie es selten gab. Der normale Schiffsverkehr wich und überall strömten die Menschen zu den Ufern und schauten. Auf großen Schildern sah man Sprüche mit politischem Inhalt. Doch der Höhepunkt der Parade war definitiv eine motorisierte Badeplattform. Auf ihr saß eine riesige gelbe Bade Ente. Auf dem Bauch Stand groß DLRG. Die Schilder waren provokativ und mahnend.
„Schließt nicht die Bäder“ oder „Jeder nicht Schimmer ein Schwimmer, jeder Schwimmer ein Rettungsschwimmer“, waren zu lesen. Von überall kamen die Menschen und schauten.
Ein Neptun sprach: „Weniger Schwimmbäder bedeutet mehr Ertrinkungstote.“
Und das war die bittere Wahrheit.
Zak und Livia waren beide auf einem Schiff. Zak steuerte es und Livia hatte sich auf den Beifahrersitzt gesetzt. Da sie offiziell nicht beim DLRG war hatte sie nur eine Jacke bekommen. Dennoch durfte sie mitfahren, da sonst zu wenige auf dem Boot gewesen wären und sie dann nicht mehr hätten mitfahren dürften.
Sie strahlte glücklicher als alle anderen und schaute oft verliebt und verträumt zu Zak. Sehr zum Ärger einer anderen vom DLRG, die auch schon auf Zak ein Auge geworfen hatte. Aber dies konnte diesen wunderbaren Tag nicht vermiesen.
Wie ein roter Heuschreckenschwarm legte sich die DLRG auf den Flüssen nieder. An den Zahllosen Informationsständen war riesiger Andrang, bis sich die Sonne dem Horizont neigt.
„Großer Andrang auf den Flüssen und was das zu bedeuten hat.“, meinte die Nachrichten Sprecherin für die Kindernachrichten.
„Wenn man heute auf den Rhein, die Elbe, den Main oder die Spree geschaut hat, hat man überall rote Boote gesehen.“, führte sie wenig später aus. Im Hintergrund waren Fotos der Demonstration gezeigt, die das Ausmaß im Regierungsviertel darstellten.
„Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft – DLRG – hat heute eine Demonstration in ganz Deutschland gemacht. Die sorgten überall für großes Aufsehen und das war auch gut so, denn ihre Botschaft ist mehr sehr ernst. Sie demonstrierten gegen die Schließung der Hallenbäder. Was das bedeutet und was die DLRG eigentlich ist, erklärt uns jetzt Uwe Schtarbach.“
„Die DLRG ist die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft. Das bedeutet sie rettet die Menschen, wenn sie ertrinken. Dafür sind über 1 Millionen Ehrenamtlich in ganz Deutschland ehrenamtlich tätig und bewachen Strände, Flüsse und Schwimmbäder. Aber sie bringen auch den Nichtschwimmern das Schwimmen bei und das geht nur wenn die Hallenbäder geöffnet sind. Da aber immer mehr Hallenbäder geschlossen werden, lernen immer weniger Kinder Schwimmen und die Zahl der ertrinkenden steigt, was nicht gut ist.“, sprach Uwe Schtarbach zu der gezeichenten Reportage.
Auch die zwanzig Uhr Nachrichten zeigten ausführlich von der Bootsdemo. Man sah unzählige Boote mit noch unzählig mehr ehrenamtlichen Rettern. Und die Demonstration hatte in der Bevölkerung und in der Politik Anklang gefunden. Immer wieder hatten Politiker sich für den Unterhalt der Bäder ausgesprochen. Doch das reichte nicht.
„Wenn die Bäder nach und nach geschlossen werden, dann ist das eine Katastrophe. Sie werden viele Tote fordern. Viele die sonst in den Fluten nicht ertrunken wären. Wir müssen verhindern, dass die Bäder geschlossen werden.“, meinte ein Pressesprecher vor Ort zum Journalisten. Und auch Zuschauer fanden es wichtig, dass die DLRG auf dieses Problem aufmerksam machte.
„Ich finde es gut, dass es die DLRG gibt und auf das Problem aufmerksam macht“, hörte man so wie: „Ich finde es doof das die Bäder geschlossen werden, da so wir nicht mehr mal eben planschen können. Deshalb bin ich glücklich, dass die so eine tolle Veranstaltung machen.“, oder: „Dank der ehrenamtlichen Retterinnen und Retter der DLRG habe ich ein zweites Leben bekommen. Ich finde es gut, dass es sie gibt und dass sie auf das immer stärker werdende Problem aufmerksam machen. Ich habe meine Hochachtung vor denen.“
„Und so ging ein Tag voller DLRGler zu Ende.“, meinte der Reporter abschließend.
„Schau mal, da sind ja wir!“, meinte Livia entzückt zu Zak. Zak stoppte die Nachrichten und tatsächlich im Hintergrund sah man sie, wie sie das Boot slippten und einstiegen.
„Tatsächlich.“, meinte Zak. Nun hatten mehr als 10 Millionen ihn gesehen.
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