Es war einmal ein versteckter, geheimnisvoller Ort im kleinen Städtchen „Olasi“. Dieses Geheimnis wird immer vom alten Schulwart an den neuen Schulwart weitergegeben und wenn die Kinder in den Pausen zu stürmisch werden, setzt sich der Schulwart im Schulhof auf die kleine Bank unter der großen Linde und im nu sitzen alle Kinder um ihn herum im Kreis auf der Wiese und er beginnt zu erzählen:
jedes Jahr zur Sommersonnenwende, wird immer am oben genannten Ort, auf einer großen Wiese hinter einer alten Schule, umgeben von dichten und in allen Farben blühenden Rosenbüschen ein Wettkampf ausgetragen, um für die kommende Periode die Reihung in der Hierarchie des Schicksals neu festzulegen. Die Jury hatte in der Vorbereitung des Spektakels alle Hände voll zu tun, damit alles seine Richtigkeit aufwies. Es ist oftmals schwierig, alle Mitstreiter zusammenzubringen, die eigentlich zu Konträr sind, um miteinander, gegeneinander antreten zu können und nun ist es wieder einmal soweit.
Der Streit schlüpfte als erster durch den Dornenbusch, er will sich die Strecke heuer ganz genau ansehen, denn im letzten Jahr hat ihn ein kleiner Ast aus der Bahn geworfen.
Die Freude hüpft mit einem Sprung durch über die Hecke und ist bei der Begutachtung der Bahn erleichtert und stellt fest, dass sie heuer locker gewinnen kann.
Der Hass schlängelt sich gekonnt zwischen den Dornen durch, nickt wohlwollend mit dem Kopf, eine Kleinigkeit für ihn.
Das Glück, es ist einfach da und es setzt sich bequem in die Wiese und wartet entspannt auf den Start.
Die Freundschaft verschafft sich mit den bloßen Händen den Zutritt und hat sich mit einigen Kratzern und Rissen den Weg durch die Rosen gebahnt, sie vertraut auf ihren Instinkt, heuer wieder einen guten Platz erreichen zu können.
Die Hinterlist hat sich im Schatten der Freundschaft auf die Wiese geschlichen, sie beäugelt ganz genau die Strecke, vielleicht kann sie irgendwo eine kleine Abkürzung nehmen, um einige Plätzt herauszuschinden.
Plötzlich neigt sich ein Rosenbusch zur Seite, und es erscheint die Liebe, die mit ihrer Ausstrahlung und ihrer Schönheit alle Blicke der Anwesenden auf sich zieht und sogleich geht ein Raunen und Murmeln durch die Menge. Die Liebe ist sich ihrer Ausstrahlung bewusst, jedoch gibt es immer wieder einige, die davon keine Ahnung haben, dass es sie gibt und sie neigt huldvoll ihren Kopf zum Gruß.
Der Friede trifft als letzter auf der Weise ein, er ist einer der Gründer dieser Vereinbarung, die etwas Ordnung in das Schicksal bringen sollte und nun kann der Wettkampf beginnen.
Alle stellen sich nebeneinander, auf die gekennzeichneten Plätze und schon vor dem Startschuss beginnen die Intrigen, die Hinterlist steigt der Freundschaft auf die Füße, der Hass verunsichert mit seinem giftigen Blick den Frieden und der Streit schlägt dem Glück blitzschnell mit der Faust in den Magen, sodass diese taumelt und von der Liebe festgehalten wird und die Freude steht nachdenklich daneben. Wie zum Teufel soll dieser Kampf fair über die Bühne gehen, wenn vor dem Start schon alles schiefzulaufen droht.
Der Kampfrichter hebt den Arm, alle stehen in Position und der Startschuss hallt über den Platz. Es sind vier Runden zu bewältigen, mit vielen verschiedenen Prüfungen, unten durch, oben drüber, im Slalom durch Stangen, alle Teilnehmer schwitzten und keuchen, sie geben alle ihr Bestes, da jeder dieses Jahr an der Spitze der Hierarchie stehen will, um dem Schicksal hilfreich unter die Arme greifen zu können und ganz oben hatte man die Beste Möglichkeit dazu. Ein schriller Pfiff hallt durch die Menge, die Hinterlist hat sich bei einer Prüfung seitlich vorbeigeschlichen und wurde prompt erwischt, Ausschluss. Es gibt noch eine kleine Debatte, doch die Hinterlist muss sich geschlagen geben, aus und vorbei. Doch diese Debatte hat der Streit benutzt um dem Frieden seinen Ellbogen in die Seite zu stoßen, der Friede strauchelt und schafft es, mit Unterstützung der Freundschaft seinen guten Platz zu halten. Die Teilnehmer geben ihr letztes und erreichen das Ziel:
Die Freundschaft und der Friede passieren gemeinsam das Ziel, nebeneinander,
nach ein paar Sekunden trifft die Liebe am Ziel ein, atemlos, aber glücklich, dass sie wieder so weit vorne gelandet ist,
nach einigen Minuten kommt keuchend und schnaubend das Glück, die an der Hand die Freude ins Ziel schleppt, an.
Hinterlist, Hass und Streit werden im diesem Jahr, auf der den untersten Stufen der Hierarchie des Schicksals stehen.
Dann hebt der Schulwart die Hand und meint, „Kinder gebt acht, damit die letzten drei niemals an die Spitze gelangen können, denn sie werden es im nächsten Jahr sicher wieder versuchen“.