Kriminaloberkommisar Schmeisser war von der Erscheinung her ein großer, grobschlächtig/wuchtig gebauter Mann, den man wohl eher für einen Bauern gehalten hätte. Von der menschlichen Seite aber, das erkannte ich sofort, war er ein feinfühliger, lieber und sehr intelligenter Mensch, der seinen Beruf als Dienst an der Menschheit verstand. Ihm verdankte ich schließlich auch, dass Selina mein Bein, bzw mich noch retten hatte können. Er hörte sich auch unsere Geschichte an und verstand, das es zwischen Schwarz und Weiss auch noch einen Graubereich gibt. (Das Dimitri einem geplanten Stromschlag erlegen war, sagten wir ihm natürlich nicht!) Schmeisser nahm unsere Situation ernst und versprach, uns auf jeden Fall auf dem Laufenden zu halten. Außerdem versprach er mir (unter vorgehaltener Hand), dass er Hauptkommissar Walther von uns fernhalten würde. Er schien ihn übrigens genauso zu mögen wie ich. Er verabschiedete sich mit den Worten: "Na dann Servus die Herrschaften und paßts gut auf euch auf!" was ihn für uns beide zu einem sympathischen Mitstreiter machte.
Selina rief Schwester Ines herein, die etwas kleinlaut wirkte. "Ist schon gut, Ines, Ich weiß dass man ihm schwer was abschlagen kann, diesem Lump! Ich hatte dich zwar gewarnt, aber ich werde selbst immer weich. Hol bitte Verbandmaterial, ich möchte die Wunden sehn." Ines nickte und ging aus dem Zimmer. "Wie lange kennst du sie schon?" fragte ich. Mir war aufgefallen, dass sie Ines duzte, was auf eine gewisse Vertrautheit schließen ließ. "Sehr, sehr lange, noch aus UNI-Zeiten. Wir sind gute Freundinnen. Ich stelle doch nicht irgendwen als deine persönliche Krankenschwester ab. Der muss ich schon vertrauen können." - "Inwiefern?" - "Du fragst zuviel, Liebling! Ich möchte mir jetzt nochmal deine Wunden anschauen und dann entscheide... Ah, Ines! Sehr gut. Assistier mir bitte." - "Selina Schatz, du weißt aber schon, dass Männer sehr viel intensiver leiden als Frauen!" - "Michael! Ich hab dir weiß Gott gestern sehr wehgetan! Dagegen wird das hier ein Spaziergang. So kenn ich dich gar nicht..."
Die beiden nahmen die Verbände vorsichtig ab und fachsimpelten über die Wundränder und dass das sehr gut aussähe und dass eigentlich nichts dagegen spräche. Ich war gespannt was sie ausbrüteten , aber ich hielt mich zurück und fragte lieber nicht. Ich musste dann versuchen das Bein anzuwinkeln und ein paar ähnliche Bewegungen probieren und freute mich darüber, dass es zwar schmerzte, aber offenbar langsam wieder funktionierte. Selina verband den Schenkel neu und nahm die Infusion von der Dauernadel, während Ines aus dem Zimmer ging.
"Michael, ich hab eine Überraschung für dich. Nachdem wir davon ausgehen können, dass Viktor in Tschechien unterwegs ist, und wir noch hierbleiben müssen, werden wir beide uns heute einen gemütlichen Abend in der Chefwohnung machen, denn du musst ja nicht unbedingt in einem Krankenbett liegen. Außer du möchtest das...!" - "Wow, das klingt gut Schatz!" Sie beugte sich ein wenig zu mir herab und küsste mich. Einen Moment lang wünschte ich mir, dieser Kuss solle nie enden. "Selina, ich bin sehr glücklich darüber, dass du in mein Leben getreten bist. Weißt du das?" - "Ja mein Schatz! Ich kann es spüren. Ich hätte es nie geglaubt, dass man einen Menschen in so kurzer Zeit so liebgewinnen kann, aber ich will dich nie mehr hergeben..."Schwester Ines kam mit einem Rollstuhl herein. In der linken Hand hatte sie Zwei Krücken. Die beiden setzten mich mit vereinten Kräften in den Rollstuhl und legten mir die Krücken auf den Schoss. "Ein Glück, das Mister Walther nicht zugegen ist!" scherzte Selina, "Michael ist bewaffnet!" Sie brachten mich in ein gemütliches Wohnzimmer und halfen mir auf die Couch. Ines schickte sich an hinauszugehen. "Schwester Ines" rief ich ihr nach. Sie drehte sich um. "Bitte?" Danke! Danke für die liebevolle Betreuung! Ich weiß, das ich ein Schlingel bin!" Das hab ich doch gern gemacht Herr Montar. Und Ines reicht." - "Ich weiß es zu schätzen, Ines. Und ich heiße Michael... Gute Nacht." - "Gute Nacht Michael!"
Selina setzte sich zu mir und ich wetzte solange herum, bis ich mit dem Kopf auf ihrem Schoss lag. Sie lächelte zu mir herab und streichelte mich ganz zart an der Schläfe. Wie schön sie war. "Wenn ich ein Kater wär, dann würde ich jetzt schnurren, Kleines."
Ich hatte es jahrelang verdrängt. Ich hatte mit Silvia damals alle Liebe verloren, zu der ich je fähig gewesen war, doch jetzt lag ich in Selinas Schoss und war so glücklich wie noch nie. "Ich kann dir nicht sagen was du mir bedeutest." - " Bist du glücklich?" - "Ja Selina, jetzt endlich weiß ich, wie es sich anfühlt, glücklich zu sein..."