Kapitel 6
„ Wo bliebt nur Ellen?“, besorgt suchte Amy die nahe Umgebung mit den Augen ab. „ Ach, die kommt bestimmt jeden Moment vorbei“, genüsslich schaufelte Marie eine Handvoll Himbeeren in den Mund. „ Ich mache mir Sorgen, weil das Bandenversteck der Jungs unmittelbar in ihrer Nähe liegt“ Amy nahm eine Blaubeere und schluckte sie herunter. Schon ganze zehn Minuten warteten sie auf Ellens Rückkehr mit einer Schiffsladung Brombeeren. Erst wollten sie warten, um die Beeren gemeinsam verspeisen aber sie bekamen grossen Appetit auf die frischen Waldbeeren und schlugen zu. „ Du bist wie deine Mutter, ständig von Sorgen geplagt“, nuschelte Marie hinter den Beeren hervor. Amy schnaubte: „ Und du wie deine Mutter, ständig boshafte Bemerkungen machen!“ Marie leckte die Beerensaft verkleckerten Fingern sauber und wollte protestieren. „ Hört, sofort auf!“, wütend stampfte Ellen aus dem Unterholz, in der rechten Hand hielt sie eine spärliche Menge Brombeeren. „ Ja, Boss, wir erwarten deine weiteren Befehle“, schnauzte Marie sie an. „ Ich habe Besuch mitgebracht“, Ellen versuchte den Streit wegzustecken. Die Tannenzweige knackten und die frechen Tiger zeigten ihre verborgenen Gesichter hinter den grünen Tannennadeln . „ Ellen, was soll das werden?“, vor Schreck liess Amy die Himbeeren fallen. „ Du hast uns verraten!“, wütend funkelte Marie ihr entgegen. „ Hat sie nicht“, beruhigte Levin die wütende Marie. „ Okay, wir haben sie gefangen genommen und sie hat den Streich von gestern Nacht gestanden“, fing Sascha an, die aufgescheuchten Mädchen aufzuklären. Marie schlug sich gegen die Stirn. Wie konnte sie nur so dumm sein! „ Aber sie hat uns von dem fallenden Ast erzählt und wir schwören wir waren es nicht“, fuhr Noé die Erklärung von Sascha fort. „ Deshalb...“, Nino machte eine Pause und starrte Amy in die Augen. „ Deshalb?“, Amy sah Nino fragend in die schwarzen Augen. „ Haben wir vorgeschlagen für heute einen Waffenstillstand eizulegen“, beendete er die Information. Die Verwunderung stand Marie ins Gesicht geschrieben. „ Ist das euer Ernst?“ „ Hundertprozentig“, versicherte ihr Levin und seine stahlblauen Augen verritten die Ernsthaftigkeit. „ Wir laden euch zu einem herrliche Frühstück ein, mit Kaffee und Kuchen“, murmelte Noé schüchtern. Amy wusste nicht was sie sagen sollte aber das zwinkernde Auge von Ellen sagte so viel aus wie: Dieses Angebot sollten wir uns nicht entgehen lassen. „Kann man ihnen wirklich trauen?“, flüsterte Marie, als sie sich mit den Jungs auf den Weg machten. „ Klar“, flüsterte Ellen optimistisch zurück. Sie betraten kurz drauf das Nest und Maries Minne hellte sich auf, als sie der gedeckte Tisch mit einer riesigen Auswahl entdeckte. Sieben Teller, siebe Gläser stand eng nebeneinander platziert, Umgebung von einem Tablett mit Toast, Erdbeermarmelade, frischen gepresstem Saft und einige Kuchenstücke. „ Sieht echt einladen aus“, lobte Amy den Geschmack der Jungs. „ Meine ältere Schwester Chiara hat die ganze Mahlzeit vorbereitet“, verkündete Sascha und setzte sich an den Tisch. Marie und Ellen teilten sich einen Stuhl und langten herzhaft zu. Amy stellte rasch die Keksdose (gefüllt mit Waldbeeren) in die Mitte des Tisches. Sie musste sich ein Stuhl mit Nino teilen, obwohl es ihr äusserst peinlich war. „ Keine Sorge wir werden uns schon noch für euren Streich rächen aber heute lassen wir es Ruhen“, Nino biss ein Stück vom Zitronenkuchen ab. „ Ist uns klar, Nino“, antwortete Amy leise, sie strich eine dicke Sicht Marmelade auf den angebrannten Toast. Nino schmunzelte und schnappte sich die letzten Beeren. Ellen fühlte sich glücklich, während Noé sie die ganze Zeit über anstarrte. Was Marie natürlich nicht entging, die schadenfreudig lächelte und vom Saft nippte. Dabei kam ihr die Sache wieder mit dem Traum, dem Stein und dem Ast in den Sinn. Was für ein grosses Erlebnis, vermutlich aber ist Stein eine Fälschung, der Traum und der Ast Zufall und der Unbekannte ein scheues Waldtier. „Hast du kein Hunger mehr?“, Sascha streckte ihr ein Marmorkuchenstück vor die Nase. Dankend nahm Marie das warme Stück und genoss den süssen Geschmack. Wenn man schon von seinen Feinden verwöhnt wurde, musste man dies ausnützen.
„ Danke für dieses köstliche Mahl“, Ellen unterdrückte einen Rülpser, während sie sich auf dem ausgeleierten Sofa bequem machte. Das rote Sofa roch so moderig„ Gern geschehen“, Sascha verträumte die verkrümelten Porzellanteller in einer schwarzen Einkaufstüte. Maire erhaschte einen Blick auf ihre Armbanduhr. „ Verdammt, schon halb zwölf mittags.“ Im nächsten Augenblick stand sie mit der roten Jacke unter dem Arm bei der Tür. „ Ich muss nachhause“, murmelte sie traurig. „ Könnt ihr das Zelt ohne meine Hilfe abbauen?“ „ Geh Ruhig“, Amy wollte ihr keinen Hausarrest wünschen. „ Danke, für alles“, antwortete sie beruhigt und schlüpfte aus dem Türspalt. „ Für mich wird es auch Zeit“, Levin wippte ungeduldig auf den Zehenspitzen. „ Hab meinen kleinen Bruder versprochen Fussball zu spielen.“ Nino schluckte ein Schokoladenstück hinunter. „ Sei froh, du hast wenigsten einen Bruder“, Nino beneidet alle Menschen mit Geschwistern. Er hatte nämlich keine und langweilte sich am Wochenende fürchterlich. Levin nickte Sascha zu und verabschiedeten sich eilig. „ Also meinen nerviger zweijähriger Halbbruder könnte ich ruhig eintauschen“, grummelte Noé, als Levin nicht mehr im Bandennest war. Vermutlich erinnerte er sich an die Wochenende, an denen Noé bei seinem Vater verbrachte, wobei ihm das Geschrei des kleinen Bruders gewaltig auf den Keks ging. „ Kenn ich gut“, Amy fühlte mit ihm. Sie liebte ihre über alle jüngere Schwester aber manchmal, wie kleine Geschwister eben sind, hatte sie die Nase voll.
In Windeseile rollte Marie den Schlafsack unordentlich zusammen und verstaute ihn im untersten Fach des Rucksackes, danach folgte die Scherzartikeltüte. Ein bisschen fühlte sie sich schuldig, das Zelt unberührt stehen zu lassen aber sie musste für ihren Bruder ein Mittagessen kochen. Ihr Vater bevorzugte Timo immer, weil er ein Junge war und das kleine süsse Nestkästchen. Schnell warf sie den Rucksack auf den Rücken und verliess das Zelt. Sie traute ihren Augen nicht, als der blonde Langzwerg, wie sie Levin heimlich nannte an einem Baum, gegenüber vom Zelt, lehnte. „ Was hat dich hierher verschlagen?“, wollte sie wissen und steuerte zum Pfad. „ Ich wollte mir nur schnell den Ast ansehen, bevor ich mich auf den Rückweg mache“, gab er zu und eilte an Maries Seite. Die beiden schwiegen und schlenderten gemeinsam durch den Wald. „ Ziemlich knappe Ladung mit diesem Ast“, Levin versuchte Marie in ein Gespräch zu verwickeln. Marie nickte betroffen: „ Er hätte Ellen und Amy beinahe getroffen.“ „ Wirst du es deinen Eltern erzählen?“, fragte Levin vorsichtig. „ Bist du verrückt?“, kam die aufgewühlte Reaktion. „ Du kennst doch meine Eltern.“ Levin nickte und wechselt das Thema. „ Und geniesst du das schöne Wetter?“ „ Du stellst mir eine Frage über das Wetter?“, über Banalität hatte sie Schönlinge„ Sieht danach aus“, antwortete Levin und strich sich eine verschwitze Strähne aus dem Gesicht. „ Ja, ich geniesse jeden Sonnenstrahl und…“, Marie verstummte. An der nächsten Wanderwegkreuzung stand eine Richtungstafel, unterhalb von einem grauen Bergstein, darauf sass die weiße Katze, die sie im Fluss umhergesehen hatte. Hoch konzentriert beobachtete sie die beiden kommenden Menschen mit den honiggelben Augen. Von dieser Nähe sah die Katze noch prächtiger aus, ihr Pelz war schneeweiss mit dicken schwarzen Streifen, der breite, muskulöse und grazile Körperbau wies auf einen Kater hin. „ Ein sehr schöner Kater, kennst du ihn?“, fragte Levin interessiert. „ Ist mir heute schon einmal über den Weg gelaufen“, murmelte Marie zurück. Sie liefen an der Katze vorbei, welche Marie die ganze Zeit mit den Augen fixierte. Es schauderte ihr bei dem eisigen, festen Blick den ganzen Rücken hinunter, bis sie den Waldausgang erreichten und ausser Sichtweite verschwanden, danach sprang der Kater in die entgegengesetzte Richtung davon. „ Bis Montag“, verabschiedete sich Levin bei der nächsten Wiesengabelung. „ Ja, bis bald“, rief sie zurück. Levin schritt glücklich den schlammigen Wiesenweg davon, da rief Marie ihm noch nach: „ Warum wart ihr übrigens heute so nett?“ Levin zuckte mit den breiten Achseln. „ Weiss nicht genau aber irgendeinmal kann jede Bande einen Waffenstillstand mit der anderen Bande einlegen.“ Marie lächelte ihm zu und eilte schliesslich über die Blumenwiese.
Ellen stampfte über die Wiese. Das Gewicht des Zeltes lagerte auf ihren wackligen Schultern. Vor fünf Minuten hatte sie noch Amy an der Seite aber bei der Verzweigen musste Amy den Weg nach links einschlagen und Ellen rechts. Das spendierte Frühstück hatte ihr sehr gefallen aber eigentlich passte die Gastfreundschaft ganz und gar nicht zu den Manieren der freche Tiger. Zum Abschied hatte ihr Sascha aber sie ermahnt: „ Der Waffenstillstand ist aber Montags wieder beendet, denkt daran.“ Müde torkelte Ellen bei der Hecke vorbei und lauschte dem Gezwitscher der vielen Vögeln. Irgendetwas jedoch, an diesem sonnigen Nachmittag war anders, dies spürte Ellen innerlich, als sie einem Ligusterstrauch den Rücken zu wandte stachen zwei Augenpaare in ihren Rücken. Dieses Gefühl war ein bisschen wie der sechste Sinn, man spürt ihn, wenn jemand einem aus dem Hinterhalt beobachtet. Ihre Augen, nach einem Lebewesen absuchend, entdeckten nichts ausser den Sträuchern mitsamt ihren Blättern. „Kräh!, Kräh!“ ein weiteres Geräusch schreckte Ellen auf. Eine Krähe schoss aus den Kronen eines Haselstrauches und rettete sich fluchend in die Lüfte. Verwirrt blickte Ellen der Krähe nach, wie sie mit sanften schwingen der Flügel das Weite suchte. Seit wann beobachten Krähen Menschen?, fragte sie sich selbst. Ratlos fuhr sie ihren Weg fort. Spinne ich heute eigentlich? Erst der merkwürdige Wunschstein, der keine Wünsche erfüllen konnte, danach dieser wirre Traum mit diesen Katzen, der fallende Ast, das unbekannte Etwas, die schwimmende Katze, die herzliche Einladung und dieses seltsame Gefühl machte ihr zu schaffen. Amy hat einen Wunsch ausgesprochen aber wenn der Stein wirklich funktioniert hätte, dann könnten sie sich nun zu Katzen umwandeln. Ellen wünschte es sich innerlich und stellte sich selbst in Katzengestalt vor, wie sie geschickt über einen Zaun balanciert und Spitzmäuse im Wald fing. Es geschah aber nichts, weder Schnurrhaare sprossen aus den Backen, noch Krallen schossen aus ihren Händen. Es Raschelte ein weiteres Mal hinter ihrem Rücken. Ellen bekam Angst. Oder war ihr vielleicht ein Verrückter auf den Fersen? So schnell wie es nur gehen konnte, preschte über den Kieselsteinweg, ohne sie ein einziges Mal umzudrehen.
An diesem leicht regenverhangen Sonntag, schlurfte Marie genervt mit drei Einkaufentaschen in Richtung Dorfladen. Das trübe Wetter machte ihrer schlechten Laune und sie zog die Kapuze enger ins Gesicht. Ihr Vater hatte sie zum Brot, Milch, Käse und Schokolade Nachschubholdienst beauftragt, während ihr Bruder zuhause Fernsehe schauen konnte. Aber wenn die vier wichtigsten Schweizerprodukte im Schrank fehlten, musste die älteste Tochter einkaufen gehen. Wie gewohnt schlenderte Marie der regennassen Strasse entlang. Ihr Fuss rutschte in ihrem bequemen, gestreiften Turnschuh, deshalb ging sie in die Hocke und band rasch ihren aufgegangen schwarzen Schnürsenkel. Dabei betrachtete sie eine dicke Gartenhecke einer Villa. Ein leises Rascheln erklang aus den dicken Zweigen der Lorbeerhecke. Marie überlegte nicht lange und drückte die Zweige aus dem Weg, ums sehen zu können, was im inneren der Hecke herumraschelte. Doch sie entdeckte nur Spinnweben mit ihren hässlichen achtbeinigen Bewohner. Ein lautes Bellen liess Marie verstummen. Verdammt der ich habe den Wachhund aufgescheucht! Das aggressive Bellen kam näher, ebenso hörte Marie hinter der Hecke, hektische Pfoten über die Wiese donnern. Zu Maries Erstaunen wurde das Bellen, des Hundes leiser, als ob er von etwas anderem abgelenkt wurde. Verwundert stand sie wieder auf und kratze sich nachdenklich an der Stirn. Über die Hecke konnte sie nicht spähen, die war viel zu hoch, während sie noch rumgrübelte merkte sie nicht, wie ein Schatten aus dem Hinterhalt auf ihren Nacken fiel. Sie bekam von zwei kräftigen Händen einen Stoss und krachte gegen die nasse Hecke. Empört rappelte Marie sich auf und funkelte ihrem Angreifer wütend entgegen. Nino hielt sich vor Lachen den Bauch. „ Der Waffenstillstand ist heute vorbei.“ „Sehr witzig“, brummte Marie ihm zu und fischte ein Blatt aus dem schulterlangen Haar. Nino streckte ihr noch seine rosa Zunge hinaus und düste davon. Maire knurrte und versuchte ihre nasse Hose trocken zu Rubeln. Warum musste der Waffenstillstand nur so kurz sein? Anderseits verstand sie es, so ein mieser Streich, den sie ihnen gespielt hatten, konnte niemand einfach ein Auge zu drücken. Knappe zehn Minuten vergingen, bis Marie den winzigen Dorfladen erreichte. Udligenswil gehörte für Marie zu den schönsten Dörfer auf Erden, die winzigen Häuser umgeben von Wiesen und Wälder. Es lag auf dem Längengrad wundervoll und auf dem Breitengrad Langweile. Die pummlige, brillenträgen
de Verkäuferin lächelte Marie in dem warmen Dorfladen breit entgegen. Marie lächelte zurück, obwohl ihr nicht ganz nach Lachen zu Mute war und steuerte gleich auf das Brotregal zu. Der Geruch von frisch gebackenem Brot stieg ihr in die Nase und Marie wählte ein frisches Dinkelbrot aus, verstaute es sachte in der Tasche und wählte anschliessend im Kühlregal Vollmilch und Appenzeller Käse aus. Auf der Verpackung des Käses stand fett gedruckt: Das Rezept des Käses bliebt geheim! Genervt schmiss sie den Käse in die Tasche. So ein dummer Werbespruch für einen dämlichen Käse! Nun kam das beste Produkt an die Reihe, Schokolade. Während sie das vollgefüllte Regal mit leuchtenden Augen durchkämmte, blieb ihr Blick an dem Rücken eines Mädchens hängen. Es hatte kurze blonde Haare, die einen zerzausten Eindruck machten. „ Hallo, Amy!“, erschreckte Marie das Mädchen aus dem Hinterhalt. Es zuckte zusammen und wirbelte herum. „ Hast du mich aber erschreckt!“, ihr klopfende Herz könnte Marie hören. Sie hob eine rote Tüte: „ Meine geliebten Maltesers sind heute ausgegangen“, erklärte sie. „ Und was hat dich hierher verschlagen?“ „ Einkäufe für die Familie“, erwiderte Marie und hob ihre Tasche in die Höhe. „ Ausserdem bekam ich Lust auf Tunfisch aus der Dose“, fügte Amy noch hinzu. „ DU isst Tunfisch?“, Marie klang ganz erstaunt. „ Ich dachte das ist dein unliebstes Essen.“ Amy zuckte mit den Schulten. „ Hab aber Appetit bekommen.“ Marie wählte drei Tafeln dunkle Schokolade und ging gemeinsam mit Amy an die Kasse, nachdem sie bezahlt hatten schlenderten sie Seite an Seite über den leeren Dorfplatz. Amy konnte nicht auf den Thunfisch warten und begann ihn aus der Dose mit der blossen Hand zu verspeisen. „ Es scheint, der Fisch schmeckt dir“, kommentierte Marie die schlechte Angewohnheit. „ Ja und wie“, Amy schob sich eines der weiteren Tunfischstücke in den Mund. Wortlos schlenderte Marie neben der schmatzenden Amy an einer Laterne vorbei. Marie kam die Erinnerung über das unheimliche Geräusch von der Hecke wieder in den Sinn. „ Amy ich..“, sie brach ab. Auf der Steinmauer eines ein Familiengrundstück sass wieder die weiße Katze aus dem Wald. „ Bewunderst du Katzen?“, mit vollem Mund musterte Amy die schweigende Marie. „ Es ist jene, die im Fluss schwamm, jene dich ich auf dem gestrigen Heimweg erneut gesehen habe“, hauchte sie verblüfft. „ Sie ist dir gestern noch einmal über den Weg gelaufen?“, wollte Amy wissen und schluckte das letzte Stück Tunfisch hinunter. „ Jawohl“, antwortet sie und blickte wie gebannt auf die weiße gestreifte Katze. Diese gelben stechenden Augen fixierten jede einzelne Bewegung, die Marie ausübte, worüber sie Weile benommen in ihre stechenden gelben Augen schaute. Ein Bild spiegelte sich in ihren schwarzen Schlitzen ab, soweit Marie es erkennen konnte war es eine schwarze Katze mit weißen Flecken und blauen Augen. Marie blinzelte mit den Augen, das Bild war verschwunden. Wird erfasst sie diese gelben stechenden Augen der Katze, dass ihr schwindlig wurde und Amy sie stützen musste. „ Alles klar mit dir, du hast zu lange in ihre Augen gestarrt?“, Amy musterte Marie besorgt, als sie Marie von der Katze wegschleifte. „ Alles wieder in Butter, nur diese stechenden Augen“, Marie begann sich die ermüdeten Augen zu reiben. „ Allerdings“, murmelte Amy, die eine selbe Erfahrung gemacht hatte. „ Ich habe in ihren Augen eine weiße Katze gesehen…“, Marie unterbrach Amy. „ Bei mir war es eine schwarz Gefleckte.“ Amy drehte sich zur Mauer um, doch die weiße Katze war verschwunden. „ Es ist Zeit, dir noch etwas anderes zu berichten“, murmelte Marie ermüdet. „ Heute auf dem Weg zum Dorfladen habe ich mich beobachtet gefühlt“, begann Marie die Geschichte. Amy spitze die Ohren und wurde mucksmäuschenstill. „ Hinter der Hecke von Herrn von Rotzes Haus war etwas verborgen.“ „ Pff, dieser stinkreiche Fettsack, der schon herumbrüllt wenn man einen Zentimeter seines Grundstückes beansprucht“, Amy blähte die Nasenflügel auf. „ Ich wollte nachsehen aber da kam dieser Wachhund angetrabt und ich…“, Amy unterbrach Marie schon wieder. „ Der grosse braune Boxerhund?“, fragte sie ängstlich. Amy hatte nämlich fürchterliche Panik vor grossen Hunden. Im Kindesalter wurde sie von einem grossen Hund angesprungen und verletzt, seit diesem Erlebnis hat sie Angst und eine Narbe mehr. Deshalb ging sie grossen Hunden immer aus dem Weg. „Genau, der Boxerhund, ich hörte wie er auf die Hecke zu raste und auf einmal flüchtete er wieder..., Amy unterbrach Marie erneut. „Warte, du hörtest wie er auf dich zu rannte und auf einmal wechselte er die Richtung?“ Marie überlegte laut: „Du denkst also der Hund rannte auf die Hecke zu und verjagt den Beobachter?“ „ Genau, apropos Ellen hat mir heute früh telefoniert und halt dich fest, auch sie wurde beobachtet.“ Marie riss die Augen handbreit auf. „ Da muss es einen zusammenhanggeben!“, sie vergrub die schweissnassen Hände in ihrer roten Regenjacke. Amy linste auf die Kirchturmuhr. „ Ich sollte nachhause aber wir könnten heute Abend uns im Chat treffen“, schlug sie vor. Marie nickte einwilligend, obwohl sie fast nie chattete. Trotzdem hatte ein Profil auf einer Jungendchatseite. Amy verabschiedete sich hastig und eilte in einer schmalen Seitengasse davon. Marie starrte ihr lange nach. In den letzten Tagen ereigneten sich seltsame Dinge, die sich nicht von selbst erklären liessen, als würde Magie im Spiel sein.