Kapitel 25
Brombeere konnte gerade noch sehen, wie Donner mit Streif hinter dem Hügelkamm verschwand. Sturm half Blitz Seite an Seite Langnarbe zu bezwingen, es war eine hartnäckiger Kampf, dies konnte Brombeere in ihren Augen glitzern sehen. Langnarbe verpasste Sturm eine blutige Schramme am Genick, jedoch biss Blitz in seine hässliche Visage und rächte sich für seinen besten Freund. Brombeere stand in der Mitte des Kampffeldes und wusste nicht wo sie anfangen sollte. Dabei bemerkte sie nicht, den goldfarbigen Kater mit einem weissen Kopf, der sich ihr gefährlich vom Hinterhalt näherte. Ein böses Knurren fiel und eine schwere Last erdrückte ihre Lunge. Der Kater oder die Kätzin, Brombeere konnte dem Angreifer nicht ins Gesicht sehen, bohrte spitze Krallen in Brombeeres Rücken. Sie strampelte nach allen Seiten um den Rücken des Angreifers irgendwie verletzen zu können. „Lass sie los“, knurrte eine andere Stimme. Stern biss in den Oberschenkel eines goldbraunen Katers. Brombeere rollte rasch zur Seite und fand sich wieder auf allen vier Pfoten, während Stern auf den breiten Rücken des Katers einschlug. Ein Kater also, na warte!
Der Kater schüttelte wilden den Köper aber Stern war langsam schon geübte Rodeo Reiterin. Brombeere holte zu einem Schlag aus, verpasste dem Kater ein blutendes Ohr und schlug ihm die Krallen in den Bauch. Der Kater heulte auf und fauchend, mit gefälschten Zähnen verjagten die beiden den Kater übers Schlachtfeld. Der vor Angst fliehende Kater landete direkt in den Krallen von Fleck, wo er noch einige Schläge mehr abkassierte.
Aus dem Augenwinkel konnte Brombeere einen gestreiften Kater beobachten, der versuchte auf den Baum zu klettern, wo Nebel und die Jungen zitternd verharrten. Stern nickte Brombeere zu, eilte Blatt zur Hilfe, die die maisgelbe Kätzin vorgeknöpfte und einige Probleme hatte. Während Brombeere hektisch über das Schlachtfeld bis zum Baum preschte. Der Schattenjäger erreichte jeden Moment Nebel und die Jungen und nach einer letzten Anstrengung stand er auf dem wackeligen Ast. Der Kater fauchte und die Kleinen quiekten vor Angst aber Nebel stand mit ausgepolstertem Fell stützend vor ihren Jungen. Die sonst zurückhaltende Kätzin, schlug nach dem Feind und traf ihm direkt Gesicht. Sie gab ihm, zum Abschied, einen heftigen Tritt mit den Hinterbeinen in den Bauch. Der Kater segelte rücklinks den Baum hinunter, machte eine sekundenschnelle Drehung in der Luft und landete elegant auf allen Pfoten. „Überlass den mir“, Sturm schob Brombeere aus dem Weg und nahm sich den Kater vor. In seiner Haut möchte ich jetzt nicht stecken, dachte Brombeere, als Sturm ihn windelweich prügelte.
Brombeere suchte nach einem neuen Gegner. Als sie wild umher lungerte, gefror ihr das Katzenblut in den Adern. Langnarbe stand ganz in ihrer Nähe aber sein einziges gebliebenes Auge fixierte zu Brombeers Glück eine andere Richtung. Es war nicht Blitz, den Langnarbe ins Visier genommen hatte, sondern Stern! „Stern vorsich...“, Klaue überrumpelte Brombeere aus dem Hinterhalt bevor sie Stern warnen konnte. Klaue schnappte gefährlich nach ihrer Kehle. Fleck eilte herbei und stiess Klaue mit dem Kopf von ihr weg. Brombeere hatte wertvolle Sekunden verloren und raffte sich mühsam auf die Pfoten. Langnarbe knurrte und war Stern, die ihm den Rücken zu drehte, schon gefährlich nah. Er spannte seine dicken Hinterbeine an und sprang. „Stern!“, kreischte Brombeere aus lautester Kehle. „Hinter dir!“
Zu spät, Langnarbe überrumpelte Stern., erwischte sofort ihre Kehle und biss mächtig mit den Kiefern zu. Stern wurde wild in seinem Maul geschüttelte, anschliessend schleuderte er sie herzlos durch die Luft. Sie krachte wie ein nutzloses Stück Fleisch gegen einen Baumstamm und blieb nachdem Aufprall regungslos liegen. „Nein!“, blankes Entsetzten stand Brombeere ins Gesicht geschrieben. Die Welt brach vor ihren Augen zusammen. Nur noch in Zeitlupe nahm sie den Kampf um sie herum wahr. „Mörder, Monster!“, schrien Flamme und Bach schrill, die beiden Katzen warfen sich mutig auf Langnarbe. Brombeere hatte nicht einmal mehr bemerkt wie Langnarbe auch sie angreifen wollte aber sie dachte nur an Stern. Mit zerfetztem Herz stürmte Brombeere zu Stern hinüber und vergrub ihr Gesicht in dem weissen Fell und weinte bitterlich. Die Tränen liefen ihr die Wange hinunter, wenn eine Katze weint, dann muss es etwas schlimmes sein. Vorsichtig mit den Pfoten wendete Brombeere ihren schlaffen Körper. Stern hatte geschlossene Augen, ihre Brust hob sich nicht mehr aber das Schlimmste war der Hals. Tomatenrotes Blut tropfte aus einer grossen Wunde und färbte das Brustfell Rot. Brombeere warf sich auf ihren Bauch, die Berührung, der Geruch und die Wärme von Stern tröstete sie leicht. „Brombeere!“, Monds Stimme polterte gegen ihre Trommelfelder. Doch vor Trauer beachtete Brombeere kein Geräusch, nicht Mal eine laute, schreiende Stimme. Mond stiess sie grob in die Rippen. „Lass mich zu ihr“, befahl sie panisch. Brombeere reagierte nicht und kuschelte sich enger an Stern, nie mehr wollte sie von ihrer Seite weichen. Zwei schwarze Vorderbeine umschlagen den Bauch von Brombeere. Der Griff zog Brombeere von Stern weg , die sich mit jeder möglichen Kraft wehrte. Nochmals packten sie zwei weitere getigerte Vorderbeine und Brombeere gab auf, der Griff war zu stark. „Los lassen!“, knurrte sie verzweifelt. „Mond muss ihr helfen“, flüsterte Kralle ihr ins Ohr. „Beherrsch dich endlich!“, knurrte eine andere Stimme, die zu niemand andrem gehörte als zu Teiger. Rasch drückte Mond eine riesige Menge Unkraut auf die blutige Kehle von Stern. Aus dem Seitenwinkel konnte Brombeere erkennen wie die Jäger des Waldes ihre Feinde zurück drängten. Mond schloss die Augen und murmelte: „Saesta, Miame,Gkrate, Maera, Alenste, Ehnue.“ Das grelle Licht blendete jedes Katzenauge. Brombeere kniff schnell ihre Augen zusammen. Eine helle Druckwelle sauste über den Boden und liess die Schattenjäger blenden, dann war das Licht wieder verschwunden. Endlich liessen Kralle und Teiger von ihrem Festhaltegriff los und Brombeere kam langsam wieder zu klaren Sinnen.
Eine feuchte, raue Zunge weckte Stern aus der Bewusstlosigkeit. Dieser stechende Schmerz, der Kampf und das grelle Licht hatte sie nur noch Erinnerung. „Du bist wach!“, miaute eine lebendige Stimme. Etwas verschwommen konnte Stern die blauen Augen von Donner erkennen neben zwei gelbe Augenpaare. „Was ist geschehen?“, stöhnte Stern und wollte sie aufrichten. Donner jedoch drückte sie sanft zurück. „Blieb noch ein wenig Liegen.“ „Langnarbe hat dich angegriffen und schwer verletzt aber Mond hat dich gerettet“, berichtete Brombeere immer noch ganz aufgebracht. „Zum Glück haben dich Kralle und Teiger rechtzeitig von Stern weggezogen“, Mond tippte Brombeere auf die Schulter, wodurch Brombeere leicht grunzte. Stern stand trotz Donners Ratschlag schwankend auf. „Ich verdanke dir dein Leben“, miaute sie mit einem respektvollen Kopfnicken an Mond gewandt. „Gern geschehen“, Mond blinzelte ihr freundlich entgegen. „Danke Brombeere“, Stern drückte sich an ihre beste Freundin. „Wofür?“
„Dafür, dass du nicht von meiner Seite gewichen bist, ich habe nämlich alles in einer Art Traum beobachtet.“ Oder in einer halbtoten Auferstehung, fügte Donner leise hinzu.
„Und der Kampf?“, Stern sah in alle Richtungen um aber kein Schattenjäger war weit und breit in Sichtweite. „Verjagt“, miaute Donner. „Aber das Beste, wir haben einen Gefangen oder bessergesagt MEIN Gefangener.“
Der Gefangene, von dem Donner gesprochen hatte, war der kleine schildpattfarbene Kater. Die Jäger des Waldes umringten ihn neugierig und zugleich auch mit vollem Zorn. Ängstlich und zitternd kauerte die Jungkatze in einer Wurzelebene. Blitz, Fleck und Flamme umringten ihn böse. Die drei Freunde erkämpften sich zu dritt einen Platz in der zweiten Reihe. „Schön, dass es dir wieder gut geht“, flüsterte Blatt bei Sterns Anblick ihr zu. Stern nickte dankbar und setzte sich.
„Von wo wusstet ihr von unserem Aufenthalt?“, Blitz begann dem Verhör. „Er hat Späher und die melden ihm jeden einzelnen Standort“, piepste er los. „Ich wette, wenn Schatten erfährt, das der Kleine alles auspludert, dann kann er sich ein Grab schaufeln“, flüsterte Dunkel Nacht zu. Brombeere stieg Mitgefühl für den Kleinen auf, er war vielleicht halb so alt wie sie und musste schon hart fürs Überleben kämpfen. „Was weiss er sonst noch alles“, forderte Blitz ihn weiter zum Reden. Der Kater schwieg und starrte in die Leere. „Rede!“, befahl Kralle und zückte seine Krallen. Die schwarzen Krallen liessen den Kleinen zusammen zuckte und brabbelte ohne zu Überlegen los. „Er weiss, ihr wollt ihn umbringen.“ „Er weiss, ihr seid auf dem Weg zur Schlucht der Dunkelheit.“ „Das hab ich mir gedacht schon“, murmelte Flamme Blitz zu. „Und er weiss von der Prophezeiung“, ergänzte der Kleine. Bach knurrte frustriert. „Warum musste er gerade davon Wind kriegen!“ „Da stimmte ich dir zu, Bach, aber so lange wir nicht wissen wen oder was damit gemeint ist, wird er es auch nicht erfahren“, beruhigte Blitz die Kätzin. „Was passiert nun mit dem Gefangenen?“, fragte Streif aus der Menge. „Töten, was denn sonst, er hat’s verdient“, knurrte Fleck und funkelte den Kater an. Der Keine begann zu Wimmern als Fleck seine Krallen zeigte. „Halt, Fleck, so nicht!“, Blitz baute sich vor Fleck auf bevor er einen weiteren Schritt machen konnte. „Wir handeln nicht wie die Schattenjäger und ausserdem ist er ein noch Kind!“, knurrte er und forderte ihn auf, sofort die Krallen einzufahren. „Ja, wir sind keine kaltblütigen Katzen, lassen wir ihn Laufen!“, Sturm schloss sich Blitz an. Nebel atmete neben ihm beruhigt auf und nahm den Schweif von den Augen ihrer Kinder weg. Zustimmende Laute erfülltem die Menge. Der Kleine sah wirklich nicht so aus, als könne er eine von diesen bösen Killerkatze sein.