Kapitel 32
„Was zum Teufel soll dieser alberne Streich?“, knurrte Stern erneut. „Klappe halten!“, zischte Donner und schien es todernst zu meinen. „Aber…“, murmelte Brombeere aus der Ecke. Donner drückte ihr ein Lorbeerblatt ins Maul um endlich vollkommene Stille zu erreichen. Stern wollte erneut protestieren aber sie vernahm nach einem Luftstoss einen fremdartigen Geruch in der Nase. Trockene Lorbeerblättern wurden unter Pfoten vermahlt und im nächsten Augenblick erklangen Stimmen. Zwei Umrisse von Katzen wanderten an dem Lorbeeren Busch vorbei. Ein goldfarbener Kater, dessen Fell in der Sonne glänzte, und an seiner Seite schlenderte eine kleine schildpattfarbene gefleckte Kätzin. So gut es ging drückten sich die Freundinnen auf den mit toten Blättern übersäten Boden und wagten kaum zu atmen. Die Beiden gehörten zu den Jägern des Schattens! Nur sie wurde von einem Duft verfolgt, der nach toten Dachsen stank, Verzweiflung stieg in Donner auf.
Die Katzen kauerten sich bei dem Klippenrand hin. „Von hier kann man genau den Felsvorsprung beobachten, wo sich die Jäger des Waldes verstecken“, die Kätzin besass eine kratzige Stimme. Donner und Brombeere schauten sich verdutzt ins Gesicht. Die Jäger des Waldes versteckten sich also weiter unten!
„Diese jämmerlichen Kreaturen können nicht wissen, dass sie bei der Ankunft gesichtet wurden“, miaute der Kater schadenfreudig. „Alle werden nur wegen Mond in eine Falle tappen, was für ein Desaster“, fügte die Kätzin hinzu. „Wir sind in der Überzahl, das gibt ein herrliches Blutbad“, die Gefleckte rieb sich die Pfoten. „Die hat aber eine blutige Schraube locker“, zischte Brombeere. Wie kann jemand auch nur so kalt sein?
Der Goldfarbene stand auf. „Die greifen bestimmt jeden Moment an“, er lief in die Richtung von der sie gekommen waren. „Dies will ich unter keinen Umständen verpassen“, rief die Kätzin freudig und eilte ihm nach.
Gleich nachdem sie verschwunden waren, schlüpften die Lauscher hektisch aus dem Strauch. „Wir müssen schleunigst die Jäger des Waldes warnen“, drängte Brombeere ganz ungeduldig und angelte sich die Blätter aus dem Fell. Stern schaute sie ernst an. „Glaubst du etwa diesen Kürbisköpfen von vorher?“ Brombeere hüpfte von einer Pfote auf die andere. „Wenn dies eine Falle für uns wäre, hätten sie uns gleich angreifen können“, widersprach sie energisch. Stern überlegte kurz. „Haben wir überhaupt einen Plan?“ Donner nickte: „Jawohl!“, und raste ohne ein weiteres Wort davon. Brombeere nahm die Verfolgung auf und schliesslich setzte sich auch Stern in Bewegung. Was einer tut, tun schliesslich alle!
Der Klippenrand senkte mehr und mehr ab. Ein starker Wind peitschte ihnen in die Gesichter. Donner lief an der Spitze bremste aber plötzlich abrupt ab. Fast vor ihren Pfoten lag der Felsvorsprung, des angeblich Jäger des Waldes Versteck. Der Felsvorsprung und der Boden des Felsenkessels waren etwa knappe vier Meter auseinander, wo sich die Jäger des Schattens in diesem Felsenkessel ungeduldig sammelten. Die wilden Krallen verbargen die Körper hinter einem Himbeeren Strauch bevor sie entdeckt werden konnten. „ Oh nein!“, heulte Brombeere, als die Jäger des Waldes aus ihrem Versteck stürzen. Mit Wut und ungesundem Optimismus in den Krallen. „Das ist reiner Selbstmord!“, kreischte Stern ihnen zu aber die Jäger des Waldes hüpften bereits mit einem ganzen Satz den Vorsprung hinab. Sofort kreisten die drei Mal so viele Schattenjäger sie ein, so dass die Jäger des Waldes näher zusammen rückten. Die angespannten Muskeln, die gebleckten Zähne und den furchtlosen Gesichtsausdruck bedeuten das gleiche. Sie wollten für Mond sogar ihr Leben opfern!
„Sie werden sie in Stücke zerfetzen“, entsetzt sprach Brombeere den Satz aus. „Uns bleibt keine weitere Zeit“, miaute Donner hastig. Stern scannte die nahe Umgebung ab. Der Felsvorsprung kompliziert runter zu klettern, würde zu lange gehen. Auch Donner suchte verzweifelt nach einem schnelleren Schlachtplan. Ihr Blick blieb bei den Ästen von einem knorrigen alten Baum hängen, der direkt neben der vier Meter hohen Klippe im Felsenkessel thronte. Der Baum hatte gleichartige benachbarte Bäume und man könnte leicht von einem Baum zum anderen Baum hüpften. Donner überlegte nicht lange, da die Äste in Griffweite waren, hüpfte mit ausgefahrenen Krallen in die Krone und landete sachte auf den Ast. „Mir nach!“, befahl sie. Fast auf Kommando folgte Stern mit einem eleganten Sprung und Brombeere folgte etwas tollpatschiger. Rasch balancierte Donner über den dunkelbraunen löchrigen Ast. „Da ist Mond!“, heulte Flamme aus der Ferne. Sturm, Blitz und Fleck stürmten auf Befahl die schwächste Stelle des Kreises um. Zusammen kämpfte sie sich im Team einen Weg frei und stürzten zu Mond hinüber. Sie wollte Mond retten, koste es was es wolle. Die Kätzin kauerte verunsichert im Schatten eines knorrigen Baumes, nur ein paar Bäume hinter ihr schaukelten Stern, Donner und Brombeere auf den Ästen. Der schwarze breitschultrige Wächter von Mond reagierte Schlag auf Schlag. Er packte Mond und hielt seine langen Krallen an ihre Kehle. „Ein Schritt näher und eure alte Seherin ist Tod!“, fauchte er drohend. „Weiter!“, schrie Stern und hüpfte zum nächsten Baum. „ Es zählen Sekunden!“
Blitz der seine Armee anführte knurrte verächtlich. Silber raste herbei und baute sich breit vor Blitz auf. Blitzs Augen schimmerten vor Wut, Liebe und Trauer, als er in ihre eisblauen Augen starrte. Die Schattenjäger umzingelten die Jäger des Waldes erneut. Sie fauchten und knurrten wild, es gab kein Entrinnen mehr. „Tut’s nicht für mich“, flehte Mond mit letzter Kraft. Ein roter Kater rammte ihr die Pfote in die Rippen und sie verstummte. „Das alte Scheusal hat recht, ihr seid wirklich dumm, Jäger des Waldes!“, rief Silber in die Runde und die Schattenjäger brachen in hässliches Gelächter aus. „Du bist ihr das Scheusal, du Schattenbraut!“, fauchte Sturm wütend. Er wollte sich auf Silber stürzen aber Flamme hielt ihn zurück. „So und nun zu euch“, Silber begutachtete die Truppe. „Der Plan ist ins Fell gegangen!“ Die Schattenjäger fauchten bösartig und zogen die Kreise enger. Angst stieg bei den Jägern des Waldes auf aber sie knurrten tapfer zurück. Blitz, der bis jetzt geschwiegen hatte richtete seine gelben Augen auf Silber. „Liefere mich Schatten aus aber lass die anderen gehen, er will nur mich“, erwiderte er mutig. „Nein, wir werden nicht gehen!“, rief Blatt verzweifelt. „Dich hat niemand um einen Kommentar gebeten, dummes Gör!“, fauchte Silber, worüber Kralle seine frisch geschärften Krallen ausfuhr. Silber beachtet das Gesindel nicht weiter und wandte sich wieder an Blitz. „Das würde dir so passen aber ihr werdet alle sterben!“, sterben kam ganz genüsslich über ihre Lippen. „Für Schatten“, heulten die Schattenjäger und brachten den Felsenkessel zum Beben. „Und Mond wird als Erste streben“, entschied sie mit einem Schweifschnippen. Schwarze Wächter nickte freudig bei dem Gedanken wie das Blut zwischen seinen Krallen herab tropfen wird. Blitz wollte zu Mond eilen und sie retten aber Silber versperrte ihm den Weg. „Für die Jäger des Waldes!“, Donner stürzte, oberhalb von Mond, wie die Superheldenkatze, namens Catwoman, aus den Ästen. Sie drehte sich in der Luft und landete direkt auf dem Rücken des schwarzen Katers. Der Kater krachte benommen unter dem schweren Gewicht zusammen. Mit aufgeplustertem Fell stellte sich Donner schützend vor Mond, als zwei Muskelkater bereits auf Donner zu steuerten. Sie hatten ein Grinsen in den Mundwinkel beim Anblick von Donners Körpergrösse. Die beiden Gorillas hatten allerdings nicht mit Stern und Brombeere gerechnet. Sie stürzten ebenfalls wie wildgewordene Tiger aus den Gabeln und streckten die Kater nieder. „Jetzt!“, brüllte Blitz und nutzte die kleine Ablenkung aus. Die Jäger des Waldes reagierten rechtzeitig und griffen an. Brombeere schlug einem gescheckten Kater die Krallen in die Schnauze. Unterdessen kämpfte Stern gegen zwei doppelt so schwere Katzen wie sie selber und jagte die Vorderkrallen in die Brust des Katers. Gelichzeitig verbissen sich ihre spitzen Zähne in den Rücken des anderen Gegners. Donner stand unterdessen immer noch vor Mond und beschütze sie wie ein Augapfel. „Wegen dir ist alles geplatzt, du Abschaum!“, fauchend stürmte Silber durch das Kampfgetümmel auf Donner zu. Donner knurrte bedrohlich. Sie würde es jederzeit mit Silber aufnehmen!
Wütend umkreisten sich die Katzen, Donner griff zuerst an und verpasste Silber einen brennenden Kratzer an der Brust. Silber fauchte und schnappte nach ihrem Nackenfell, erreichte es und schleuderte Donner von sich weg. Hart schlug Donner mit dem Kopf gegen einen Stein und blieb benommen im Gras liegen. Sekunden darauf stürzte Silber auf das Opfer und bohrte die messerscharfen Krallen in ihren den Bauch. Donner kreischte vor Schmerz und zappelte verzweifelt, dann wie durch ein Wunder stiess jemand gegen Silber und stiess sie von Donner weg. Es ist Blitz! , stellte Donner verwundert fest. Die beiden Katzen gingen in einem Staubgewirbel unter, in der Donner selbst keine Katze unterscheiden konnte. Mond eilte zu paffen Donner und half ihr auf. „Vielen Dank, dass du mich beschütz hast“, murmelte sie dankbar. „Kleine Katze mit dem grossem Herzen, du wirst für mich immer etwas bedeuten.“ Nachdem sie zu Ende gesprochen hatte füllten sich Monds Augen mit Energie und sie warf sich knurrend in den wachsenden Kampf. Erst jetzt wurde Donner bewusst wie gut Mond Kämpfen konnte, wenn sie richtig wütend war, leider benutze sie die sanftmütige Seherin Krallen viel zu selten. Ein wütendes Fauchen lenkte Donner aus den Gedanken. Immer noch kämpften Blitz und Silber mit aller Kraft gegen den Gegner. Blitz schlug Silber mit den Hinterbeinen ins Gesicht, die taumelte rückwärts, funkelte ihm aber spöttisch in die gelben Augen. „Du bist so schwach Blitz, nie hätte ich dich gewählt!“ Sein Herz wurde von diesen Worten durchstochen, er wollte sie abschütteln aber es gelang ihm nicht. „Nie, nie, nie, du bist der grösste Schwächling im Reich der Katzen!“, quälte Silber ihn weiter. Blitz wurde unkonzentrierter. Er vergass den Kampf, seine Aufgaben und nur eines konnte er noch wissen. Es spiegelte vor sich seinen Augen ab, als wäre es gestern gewesen. Ein kleines graues Kätzchen mit schwarzen Streifen gegenüber einem flauschigen wunderschönem Kätzchen, dessen Namen Silber war. Die beiden verstanden sich wunderbar aber ein weiteres Kätzchen schritt aus dem Unterholz herbei. Grösser und stärker, dessen prächtig braunes Fell, Silber aus dem verspielten Gespräch von dem Grauen abschweifen liess. Verliebt folgte sie dem Braunen hinterher und verschwand in einem dunklen Loch.
Silber überrumpelte den abgelenkten Blitz und wollte ihm an die Kehle gehen. „Du schreckliches Biest!“, Stern zerrte Silber mit einem Ruck von ihn weg.
In der Nähe kämpfte Brombeere immer mit dem gescheckten Kater, mit einem geschickten Schlag in den ungeschützten Bauch konnte sie ihn endlich aus dem Gleichgewicht bringen. Der Kater wehrte sich am Boden, in dem er seine Krallen wild herum fuchtelte. Haarscharf verpassten sie Brombeeres rechtes Auge. Wut kochte ihr hoch und sie grub ihre Krallen in seinen freien Hals. Der Kater zuckte merkwürdig, gab ein gurgelndes Geräusch von sich und klappte stumm zusammen. Brombeere stand ganz geschockt vor dem regungslosen Kater und wagte keine Bewegung mehr auszuüben. Du heiliger Bimbam, dachte Brombeere verzweifelt. Warum habe ich das getan?
Ihr Herz wurde schwerer. Sie hatte jemanden getötet!
Betäubt starrte Brombeere auf die blutbefleckte Pfote und schluckte einen dickes Schuldgefühl hinunter. „Jemanden zu töten ist nichts Schlimmes“, rief Fleck ihr zu. An seinen Lippen des Katers tropfte Blut und Brombeere vermutete, er hatte schon einige Katzenleben auf dem Gewissen. Für dich vielleicht nicht! , antwortete Brombeere gedanklich zurück.
„Das sind böse Seelen“, fügte Fleck hinzu bevor er sich wieder in den Kampf stürzte. Brombeere begutachtete den toten Kater bedauernd. Er hatte ein offenes Maul, als wollte er noch etwas sagen. Seine Augen glasig, als wollte er seine schlechten Seiten bei jeder Katze Verzeihen.
Donner erhielt von dem weiss grau getupften Kater eine blutende Schramme am Nasenrücken und sie torkelte einige Schritte zurück. „Na, schon aufgeben“, kam der siegesbewusste Kommentar des Gegners. Vergnügt griff er erneut an aber Donner hüpfte flink auf die Seite. Der Kater verfehlte sein Zielobjekt und kracht auf den staubigen Boden. „Pech gehabt, alter Knabe“, knurrte Donner. Sie bohrte die Kralle so tief in seine mageren Schultern, dass Gegner quiekte wie ein kleines Junges. Donner gab sich grosse Mühe kein Mitleid zu bekommen. „Teiger, hilft mir!“, die keuchende Stimme von Flamme traf in Donners Ohren. Der feuerrote Kater wurde von einer massigen nussbraunen Kätzin erdrückt. Teiger, der ganz in seiner Nähe kämpfte, hörte ihn nicht und griff lieber eine kleine hellbraune Kätzin an und gab der Kätzin einen Schlag ihren den weissen Bauch. Rasch zerfetzte Donne noch das Ohr des besiegten Gegners und eilte Flamme zu Hilfe. Wenn Teiger so taub ist, muss ich die Sache selber in die Pfote nehme!