Warm. Wohlig warm. Ahh! Keine Schmerzen! Aber hell. Unangenehm hell! Naja, wenn man aufwacht... Scheiße, wo bin ich? Wo ist Selina? "Selina!"
"Aber Herr Montar, beruhigen sie sich! Es ist alles in Ordnung." Eine junge Frau legte die Hand auf meine Brust und drückte mich sachte zurück in die Kissen. Sie dürfen sich nicht überanstrengen! "Was...wer sind sie? Wo bin ich?" "Ich bin Schwester Ines. Frau Dr. Bücker hat mich beauftragt, bei ihnen zu bleiben, bis sie aufwachen." - "Aber...aber...?" - "Beruhigen sie sich doch Herr Montar! Es ist alles in Ordnung! Ihre Frau...also Frau Doktor hat sie persönlich operiert und mich angewiesen, Ihnen den Aufenthalt so angenehm als irgend möglich zu machen. Ich werde der Chefin sofort Bescheid geben, dass sie nun aufgewacht sind. Sie werden übrigens ausschließlich von der Chefin behandelt. Ich bin nur dazu da, Ihr Befinden zu überwachen und ihnen machbare Wünsche zu erfüllen."
Ich hatte das Gefühl, im falschen Film zu sein. Ein freundlich gestaltetes Krankenzimmer, eine Dauernadel, ein Schmerzautomat hinter mir, der mir nach Körpergewicht berechnete Mengen an Schmerzmittel zuführte... Das war gut! Aber wohl auch gefährlich...! Boah, war ich benebelt. Selina. Wo war sie. Ich konnte noch nicht so richtig klar denken. Viktor ließ sich nicht von Öffentlichkeit beeindrucken, ich mußte sofort mit Selina sprechen... Die Tür ging auf, Schwester Ines wechselte ein paar Worte mit... Selina! Da war sie. Ganz in weiß. Dr. med. Selina Bücker stand auf einem Schildchen auf ihrem Kittel. Ines verließ das Zimmer. Selina kam zu mir und küsste mich sanft. "Oh, Michael, dein Leben hing an einem seidenen Faden. Wie fühlst du dich?" - "Jetzt, wo du da bist, besser! Aber was ist mit Viktor? Wir sind doch immer noch in Gefahr, oder?" - "Ja und nein! Alle Welt weiß nun, dass er ein Verbrecher ist. Ganz so leicht hat er's nicht mehr. Ich hatte keine Wahl, du hattest zu viel Blut verloren. Du bist dem Tod im letzten Moment von der Schaufel gesprungen." - "Ich glaube eher, du hast mich nochmal von der Schaufel runtergeholt. Dabei habe ich mir eingebildet, ich würde auf dich aufpassen... Was ist passiert, nachdem ich das Bewusstsein verlor?" Selina hatte sich zu mir aufs Bett gesetzt und hielt meine Hand. "Michael, du bist noch sehr schwach. Es wäre wohl besser , wenn du dich noch ein Wenig ausruhst, bevor ich dir alles erzähle." - "Kleines, wenn du mir jetzt davonläufst, steigt mein Blutdruck so hoch, dass du mich nicht mehr hinkriegst! Also überlegs dir!" Selina atmete tief ein.
"Also gut! Ich hatte mich kurz zu dir in die Koje gelegt, um dir ein Bisschen Körperwärme zu geben, aber ich erkannte, dass ich ohne Blutkonserve und weitere Medikation keine Chance mehr hatte, dich durchzubringen. Es waren die schrecklichsten Stunden meines Lebens, da draußen auf dem Wasser mit meinem todgeweihten Geliebten und einem Todfeind an Land. Ich wärmte dich so gut es ging und deckte dich dann gut zu. Dann ging ich an Deck um zu sehen ob Gefahr droht. Dabei sah ich, dass gut ein Dutzend Blaulichter auf dein Grundstück zusteuerten. Die Schüsse aus Viktors Maschinen-Pistole hatten mehrere Anzeigen bewirkt. sodass die Polizei mit Sonderkommandos anrückte. In Anbetracht der Tatsache, dass du schon völlig weggetreten warst, musste ich eine Entscheidung treffen. Also riskierte ich es. Ich fuhr Richtung Bootshaus und feuerte eine Notrakete ab, um einen Notfall bekannt zu geben. Die Polizei kam mit Schlauchbooten und Megafon zu mir, ich gab eine kurze Erklärung zu den Vorfällen ab und ersuchte die Polizei, uns beide mit ihrem Hubschrauber in die Klinik, Vaters Stiftung, zu fliegen, die den nächstgelegenen OP hatte. Es ging wirklich um Leben und Tod. Wir hatten das Glück, einen wirklich cleveren Beamten zu erwischen, der sofort zu unseren Gunsten entschied. Viktor war in der Zwischenzeit mit deinem Porsche abgehauen. Der Wagen übrigens war es, der uns verraten hat. Viktor hatte behauptet in deinem Auftrag deinen "gestohlenen" Porsche zu suchen und wurde per GPS direkt zu deinem Wagen gelotst. Durch seine öffentliche Präsenz als Security zweifelte niemand daran, dass er von dir beauftragt worden war. Den Chevy hat er übrigens samt Dimitris Leiche zurückgelassen. Das Problem, dass man Viktor für den Guten hält, haben wir Gott sei Dank nicht mehr. Man wollte mich natürlich erst einvernehmen, aber dank der Tatsache, dass ich Ärztin bin und einen lebensgefährlich Verletzten bei mir hatte, wurden wir sofort hierher geflogen, wo ich dich nur zehn Minuten später operieren konnte. Keine Minute zu früh, mein Liebling. Ich hatte noch nie solche Angst, zu versagen!" - "Du bist meine Göttin, Selina!" Was du in den letzten Stunden gezeigt hast, ist übermenschlich! Du musst mich wirklich noch mehr lieben, als Silvia..."
"Nein!... Bitte!... Bitte sag das nicht! Silvie, wie du sie nanntest, hat es den Rest ihres Lebens bereut, dich verlassen zu haben. Sie hat dich unsterblich geliebt... bis zum letzten Atemzug."