"Wenn du das Feuer kontrollieren willst, dann musst du erst lernen, dich selbst zu kontrollieren!", rief der Feuerbändiger und feuerte einen neuen Flammenstrahl auf ihn ab. En-Die wich aus. Es war inzwischen ein Jahr vergangen, seit er die ewige Stadt im flammenden Berg zu seinem hundertsten Geburtstag verlassen hatte, um durch die Welt zu reisen und die Elemente zu studieren. "Ich werde Feuer niemals kontrollieren können, ich bin Plasmabändiger. Ich möchte nur lernen, es so gut es geht zu nutzen", rief er zurück. "Und du denkst, dass das einfach über Nacht geschieht? Bevor du zu den Meistern darfst, musst du beweisen, dass du des Feuers würdig bist!" En-Die wurde hart zu Boden gestoßen. Hinter ihm klapperte En-Dies riesiger goldene Skorpion belustigt mit den ihrem Kiefer. "Oh du findest das also lustig Sanchandra?", fragte En-Die grinsend. "Es ist schon ziemlich amüsant", kicherte eine junge Frau mit flammenroten Haaren, die neben dem gigantischen Reittier des Schattens saß. "Nicht du auch noch Rubina", lachte der Schatten. Er erhob sich wieder und stellte sich kampfbereit auf. Der Sonnenkrieger ging zum Kampf über und En-Die wich aus, dann feuerte er zwei Plasmabälle auf seinen Angreifer, verfehlte sein Ziel jedoch auch. "Du trainierst jetzt schon seit einem Jahr hier, und trotzdem hast du es noch nicht geschafft, mich zu beeindrucken!", rief der Mann. En-Die wollte gerade etwas erwidern, doch dann erkannte er es. Das war das Geheimnis. Er durfte sich nicht provozieren lassen, er musste geduldig bleiben. All diese Übungen für Meditation und Ruhe, all das, was er im letzten Jahr gelernt hat, all das musste er jetzt nutzen. En-Die atmete tief durch und entspannte sich. Plötzlich schien alles so, als würde es in Zeitlupe ablaufen. Die Flammen kamen auf ihn zu, doch er wich aus. Dann sah er, wie sein Gegner in den Nahkampf überging. Er blockte die Faustschläge ohne große Mühe. Es war, als würde die Zeit sich langsamer bewegen als En-Die selbst. Er nahm die Hand, die sich langsam auf ihn zubewegte und schleuderte seinen Gegner zu Boden. Der Sonnenkrieger rappelte sich lachend wieder auf. "Sehr gut! Jetzt hast du es verstanden. Wenn du dich nur auf den Angriff konzentrierst, dann wirst du es niemals schaffen, zu gewinnen." "Aber sobald ich mich etwas zurückhalte kann ich die Schritte meines Gegners vorausahnen und verhindern", beendete En-Die den Satz. "Ganz genau", meinte der Feuerbändiger und klopfte ihm auf die Schulter, so dass der Schatten fast in die Knie ging. "Du bist bereit, die Meister zu treffen!"
En-Die stand am oberen Ende der riesigen Treppe. Unten wurde in eine große Tuba geblasen und die Berge begannen zu beben. Zwei riesige Drachen kamen aus den Höhlen neben der Plattform und begannen En-Die zu umkreisen. Er bewegte sich keinen Millimeter, doch er konnte ihre Augen auf ihm ruhen spüren und er wusste, dass sie ihn gerade genau prüften. Schließlich blieben sie in der Luft stehen und sahen ihn an, mit Blicken die sich anfühlten, als würden sie sich direkt in ihn hineinbohren. Plötzlich fingen sie an eine gewaltige Flammenfontäne um den Schatten zu speien, welche in den buntesten Farben leuchtete. So schnell wie es begonnen hatte, so schnell war es auch schon wieder vorbei und die Drachen verschwanden zurück in den Bergen.
„Nun, was haben sie dir gezeigt?“, fragte En-Dies Lehrer, als dieser wieder unten angekommen war. „Ich bin mir nicht sicher aber“, begann En-Die und streckte seine Hand aus. Eine Plasmakugel bildete sich in dieser. Plötzlich begann das Feuer, welches gerade von den Sonnenkriegern gebändigt wurde zu ihm zu fliegen. Die Plasmakugel wurde größer und absorbierte das gesamte Feuer. "Es sieht so aus, als wäre es das, was sie dir gezeigt haben", meinte der Feuerbändiger schmunzelnd. En-Die schoss die Kugel in die Luft, wo sie mit einem gewaltigen Knall explodierte. "Unfassbar", flüsterte er staunend. "Deine Zeit in unseren Reihen ist um, Endie, es wird für dich nun Zeit zu gehen", meinte der Mann und En-Die verneigte sich. "Ich danke Euch für alles."
Der Schatten wollte gerade mit Sanchandra die Ruinen verlassen, als die junge Frau, die am Tag zuvor bei ihrem Training zugesehen hatte, zu ihm lief. "En-Die warte!", rief sie. "Rubina? Du solltest nicht hier sein, es ist verboten den Fremden hinterherzusehen", flüsterte En-Die. "Das ist mir gleich! Nimm das hier mit auf deinen Weg, es soll dich immer an meine Liebe erinnern." Sie drückte ihm einen kleinen rot funkelnden Stein in die Hand. "Aber den Feuerstein darfst du nur einem anderen Geist geben", entgegnete er. "Trag ihn immer bei dir En-Die, er wird dich beschützen. Und wenn du ihn ansiehst so denk dabei an mich, so wie ich an dich", flüsterte sie. En-Dies Mantel hüllte den Stein ein und platzierte ihn in eine silberne Kette, welche sich um den Hals des Schattens formte. "Ich werde dich niemals vergessen Rubina, so lange ich lebe. Und wenn meine Zeit gekommen ist, so werde ich zu dir zurückkehren", versprach er lächelnd. Dann gab er Sanchandra die Sporen und ritt davon. Rubina sah ihm nach. "Und ich werde auf dich warten. Ich schwöre es", wisperte sie, dann löste sie sich in einer Rauchwolke auf.