„Aber … das ist unfair!“, tobte der riesige Gestaltwandler.
Gandalf, Saruman, Radagast und Elrond standen mit betont gleichgültigen Mienen davor und zeigten keinerlei Angst vor dem kräftigen Menschen. Allerdings hätte ein Beobachter aus einiger Entfernung meinen können, dass sie sich zusammendrängten wie junge Küken und mit winzigen Schritten etwas Abstand zu dem Gestaltwandler suchten.
„Tut mir leid, Beorn, aber der Rat ist eine Zusammenkunft der Weisesten und Ältesten Mittelerdes“, sagte Saruman beschwichtigend.
„Und ich bin nicht weise, willst du das sagen, Zauberer?“, knurrte Beorn dumpf. „War nicht ich es, der sagte, dass in Dol Guldur ein Schatten wohnt, den du, Saruman, für einen menschlichen Hexenmeister gehalten hast?“
Die dunklen Augenbrauen des weißen Zauberer rückten etwas näher zusammen und er zog scharf die Luft durch die Nase ein.
„Außerdem habe ich euch durchschaut!“, knurrte Beorn. „Euer Rat ist doch nichts weiter als ein Club für alte Männer mit albernen Augenbrauen!“
Nacheinander deutete der Gestaltwandler auf die Beweisstücke: Sarumans Augenbrauen, deren Schwarz in einem krassen Kontrast zu den langen, schneeweißen Haaren stand. Elronds Augenbrauen, die wie zwei Raupen erschienen, die sich weit über die Stirn des Elben ringelten und über der Nase trafen, womöglich, um einander leise Lieder vorzusingen. Radagasts Augenbrauen, die aussahen, als wären zwei vögel vor seine Stirn geklatscht. Und zuletzt Gandalfs strenge, immer zornig erscheinende Augenbrauen.
Die vier Weisen tauschten Blicke. Niemand widersprach Beorn.
„Und sind meine Augenbrauen nicht die tollsten von allen?“, knurrte dieser mit seinem Bass weiter. Alle Blicke klebten an den benannten Brauen, die sich wie zwei verkehrte Bärte von ihrem Platz über den Augen bis zur braunen Haarmähne des Mannes erhoben. „Warum wollt ihr mich nicht dabeihaben? Ich habe euch geholfen, diesen Berg zu verteidigen! Ohne mich hätten die Orks die ganzen Menschen und Elben und Zwerge überrannt! Das ist gestaltwandlerssistisch!“
Schwer atmend brach Beorn seine Wutrede ab. „Nennt mir einen guten Grund, warum ich nicht in eurem Rat sein darf!“
„Tja, also …“ Gandalf wandte sich hilfesuchend an Saruman, der immer noch erbost schnaubte.
Elrond schwieg lieber, und wartete die Ereignisse ab.
Worauf die Ereignisse ins Rollen kamen, als Radagast die Arme ausbreitete: „Wieso nicht? Willkommen im Rat, mein Freund!“
Beorn schnaubte und richtete sich sichtlich zufrieden auf.
Saruman knurrte leise: „Radagast gehört doch nicht mal dazu!“
Gandalf legte dem anderen Istari eine Hand auf den Arm und flüsterte so, dass es weder Beorn noch Radagast hörten: „Lass sie doch. Die beiden kehren zum Grünwald zurück und kommen nie wieder zu einem unserer Treffen.“
In Sarumans Augen blitzte es erfreut und an dem Zucken des Bartes konnte man ablesen, dass seine Mundwinkel sich zu einem Lächeln verzogen.