So, ihr Lieben, vor dem nächsten Kapitel muss ich zwei Dinge festhalten. Es besteht eine sog. Triggergefahr. Wer sich also keinem Risiko diesbezüglich aussetzen möchte, sollte den kommenden Text nicht lesen.
Zweitens habe ich aufgrund dieses Kapitels die Geschichte auf P18 eingestuft.
Ich hoffe auf allgemeines Verständnis, dass die Geschichte so weitergeht. Eine Autorenfreundin hat mir mal geraten, meine Helden bis zum Äußersten leiden zu lassen, damit sie am Ende den Wert des "Alles wendet sich zum Guten" auch schätzen können. In diesem Sinne!
Eure Sophie
'Nicht auszudenken, wenn es Rúnas Schicksal gewesen wäre.' Auch Jorunn hatte in diesem Moment ähnliche Gedanken wie der Steuermann. Es gab Menschen, für die die Götter einen anderen Weg vorgesehen hatten und ein solcher, das glaubte die Völva, lag vor Rúna.
Zwar war es einer ihrer Lieblingssprüche für Ragnar, ihm zu sagen, dass man an Herausforderungen wuchs. Aber dass körperliche Gewalt für eine Frau wie Rúna ein Grund für geistiges Wachstum sein konnte, glaubte selbst Jorunn nicht. Das galt eher für die Krieger, die lernen mussten, einen Schwerthieb einzustecken und dennoch zu siegen.
Noch war ihr die Rolle der jungen Frau im Gewebe der Zukunft nicht ganz klar. Doch sie hatte deutlich zu sehen geglaubt, dass sie im Schicksal Straumfjorðurs eine wichtige Rolle spielen würde. Auch aus diesem Grund hatte sie darauf bestanden, Rúna zur Heilerin auszubilden. Dass sie nun die kleine Solvig mitbringen würde, machte die Sache ein wenig komplizierter, doch Jorunn mochte es gar nicht unbedingt einfach.
Ihre Schülerin in der Rolle einer Mutter zu beobachten, gefiel der Völva. Obwohl sie selbst nie Kinder bekommen hatte, war ihr bewusst, was das Schicksal ihr damit verweigert hatte. Ihr Gefährte hatte ihre Unfruchtbarkeit zwar toleriert, doch als er damals von seinem letzten Raubzug nicht mehr zurückgekommen war, gab es für Jorunn keinen Grund, sich einem zweiten Mann hinzugeben und zu unterwerfen. Sie hatte sich den Geheimnissen der Kräuter zugewandt und es nie bereut.
Jetzt aber, da die kleine Solvig auch in ihre Hütte neues Leben brachte, sah sie der Kleinen duldsam und gern zu. Rúnas Fleiß blieb von ihren Bemühungen um das Kind unberührt. Ja es schien, als wolle sie durch ihre zügige Arbeit wettmachen, was sie durch die Pflege des Mädchens für Jorunn und Lathgertha vielleicht weniger leistete.
So gingen die Tage ins Land und die beiden Heilerinnen machten die letzten Herbstkräuter haltbar und begannen Moose und Pilze zu trocknen. In den stillen Abendstunden war Rúna dann stets bei Thorstein, dem es, den Göttern sei Dank, langsam besser ging. Der Steuermann fand Gefallen daran, Solvig mit Haferbrei zu füttern und wenn die Kleine dann schlief, saßen sie zufrieden bei der Abendmahlzeit und erzählten sich von den Ereignissen des Tages. Dann zog Rúna meist noch einmal ihre Spindel hervor und während sie für Lathgertha die Wolle zu Fäden drehte, erzählte ihr Gefährte für sie Geschichten von seinen Reisen.
Noch war Thorstein nicht so weit genesen, dass er stark genug gewesen wäre, um Rúna zu besteigen. Doch in den Nächten lagen sie beieinander und genossen die Nähe und die Körperwärme des jeweils anderen. Es gab wenig, was hätte besser sein können.
Eines Morgens dann hatte sich die Welt um Straumfjorður verändert. Unzählige schimmernde Reifkristalle glänzten auf jedem Zweig und jedem Schilfrohr. Das Wasser in den Pfützen war gefroren und als Rúna den Wassereimer herein brachte, lag auch hier eine dünne Schicht Eis an der Oberfläche. Der Winter war nahe.
"Es wird Zeit, dass wir die Boote aus dem Wasser holen", sinnierte Thorstein beim Morgenmahl. "Wenn es zu kalt ist, macht das Anlanden keinen Spaß. Dann ist das Gras glitschig und der Boden wird unter den vielen Stiefeln zu schnell weich."
Schweigend lauschte Rúna den Erklärungen ihres Gefährten. Er wusste so viel über die Schifffahrt und das Meer und sie empfand es als eine große Ehre, wenn er sie an seinen Überlegungen teilhaben ließ oder ihr von seinen Reisen erzählte.
Also versprach sie ihm auch sofort, am Abend zu Ragnar zu gehen und den Jarl zu einem Gespräch in ihre Grubenhütte zu bitten. Dass der immer noch bei der Atmung stark eingeschränkte Thorstein nicht durch den halben Ort laufen konnte, lag auf der Hand.
Doch bevor es so weit war, kam am Nachmittag desselben Tages die Straumfjorðurnautr zurück. Glücklich liefen die Frauen der Seefahrer zum Hafen, um ihre Männer und Brüder zu empfangen. Hochrufe wurden laut, als Rollo reichlich Handelsgüter zur Entladung freigab. Packen und Ballen wurden in die Schildhalle getragen und der ganze Ort war fröhlich, weil nun auch die letzte Reise des Jahres ein gutes Ende gefunden hatte.
Auch Thorstein war es recht, dass die Knorr zurückgekehrt war. So konnte das Einwintern für alle Boote gleichzeitig in Angriff genommen werden. Er würde die Arbeiten in diesem Jahr nur anleiten und überwachen können. Dennoch freute sich der Steuermann auf den Geruch von Teer und frischem Holz, den er bei der Instandsetzung der Schiffe wie jedes Jahr genießen würde. Vorher musste er mit Ragnar klären, wie viel Holz und Bretter der Jarl für die Reparaturen bereitstellen konnte. Die Köhler hatte Thorstein schon im Frühjahr um Teer gebeten. Genug Farbe, um die Bemalung des oberen Plankenganges zu erneuern, war auch vorhanden.
Rollos Färse stand wartend neben Hrimfaxi im Stall. Alles in allem war er somit gut vorbereitet und sah den kommenden Tagen freudig entgegen.
Rúna blieb von der guten Laune ihres Gefährten nicht unberührt. Nachdem sie Solvig am Abend schlafen gelegt hatte, packte sie die gefüllten Spindeln für Lathgertha in ein Tragetuch und machte sich flick auf den Weg zu Ragnars Haus, das im Gegensatz zu ihrer kleinen Grubenhütte wirklich eindrucksvoll war. Die Rabenschnitzereien an den gekreuzten Giebelbalken beeindruckten sie auch heute wieder. Drinnen wurde gesungen und gelacht und Rúna schob sich vorsichtig durch die halboffene Tür, bis sie im Inneren des Hauses stand.
Wäre da nicht Thorsteins Auftrag gewesen, sie wäre bei dem Anblick, der sich ihr bot, sofort wieder umgekehrt. Zusammen mit den Seefahreren der Straumfjorðurnautr saßen der Jarl und sein Bruder an der langen Tafel und feierten die glückliche Wiederkehr der Mannschaft und den erfreulichen Gewinn der Fahrt.
Lathgertha hatte die Bewirtung der Männer ganz offensichtlich ihren Sklavinnen überlassen und mehrere der Männer machten nach reichlich Bier und Met nun ihren ganz eigenen Gebrauch von Ragnars Dienerinnen. Auch auf dem Schoß des Jarls saß eine schmale Blonde und streichelte den Mann aufreizend über den Schritt. Ganz offensichtlich wusste sie, worauf es ihrem Herrn ankam.
Ragnar aber sah die verwirrte Rúna in seiner Tür stehen. Auch er hatte reichlich von dem köstlichen Honigwein aus Haithabu genossen und fühlte sich dementsprechend stark und unbesiegbar. Mit einer wirschen Handbewegung schob er seine Dienerin vom Schoß. Wer brauchte schon diese Kleine, wenn ein ganz anderer Schatz in greifbarer Nähe war?
"Rúna!", rief er durch den ganzen Raum. "Komm herein und feiere mit uns. Diese letzte Fahrt hat uns wirklich ein paar schöne Schätze beschert!"
Die so Angesprochene stand zunächst wie erstarrt. Erst das Grölen der Männer und die Hand des Jarl, die sie gebieterisch näher winkte, ließen sie zögernd losgehen. Die zotigen Bemerkungen der Krieger, die ihren Gang zu Ragnar beobachteten, nahm sie nur am Rand wahr. Der Jarl klopfte auf die Bank neben sich. "Setz dich, trink mit uns und erzähl mir, was dich herführt. Bist du Thorstein nun endgültig leid, dass du dich vor ihm davonschleichst? Oder was ist los?"
Ehrerbietig versuchte Rúna, den ungehobelten Worten Ragnars mit Respekt zu begegnen. Sie überbrachte die Grüße und die Wünsche des Steuermannes, musste aber bald feststellen, dass der Jarl ihr nur mit einem halben Ohr zuhörte. Statt dessen begann er, ihr Knie zu tätscheln. "Das hat doch alles bis morgen Zeit", ließ er sie wissen. "Heute feiern wir. Und nun, da du schon mal hier bist, wirst du dabei auch mitmachen!"
Auffordernd hielt er ihr das Methorn entgegen und Rúna blieb gar nichts anderes übrig, als einen Schluck zu trinken. Inzwischen hatten sie und der Jarl die Aufmerksamkeit einiger Männer im Raum geweckt. Keiner von ihnen außer Rollo kannte Rúna wirklich und so staunten sie über ihren Jarl, der sich ganz offenbar ein kleines neues Schmuckstück zugelegt hatte. An dem Ziel ihres Anführers hatte keiner von ihnen Zweifel, denn die Hand Ragnars fuhr immer weiter am Schenkel der jungen Frau nach oben und schob dabei auch ihren dicken Rock nach und nach höher.
Rúna aber, die schnell begriff, worauf die Annäherung ihres Herrn hinauslaufen würde, wenn sie nichts dagegen unternahm, sah sich hilfesuchend um. Keiner der Männer hier schien sich um sie und ihre Befinden Gedanken zu machen. Im Gegenteil schienen ihre Blicke Ragnar noch anzufeuern.
Vorsichtig legte Rúna ihre Hand auf die des Jarl und schob diese von ihrem Oberschenkel. "Bitte, Jarl Ragnar", flüsterte sie dem zudringlichen Mann zu. Viel mehr als Bitten war ihr nicht möglich, das wusste sie genau. Wenn sie irgendwann zu Thorstein und Solvig zurück wollte, durfte sie sich nicht offen gegen ihren Herrn stellen. Das würde Ragnar niemals ungestraft hinnehmen!
Aufatmend stellte sie fest, dass die Hand des Jarls von ihrem Bein verschwand. Statt dessen erschien das Methorn erneut vor ihren Augen und wurde ihr bald darauf spielerisch an die Lippen gehalten. "Komm, meine Schöne, trinken wir noch einen Schluck!", forderte er sie auf. "Dann bringe ich dich nach Hause."
In ihrer Erleichterung, doch noch einmal davongekommen zu sein, nahm sie das anzügliche Grinsen Rollos und zweier weiterer Männer in ihrer Nähe gar nicht wahr. Auch, dass Ragnar seinen Dolch vom Tisch klaubte und in den Gürtel schob, als er sich zögerlich erhob, erschien ihr nicht auffällig. Männer wie er brauchten Waffen an ihrem Körper. Vielleicht, und bei diesem Gedanken musste sie unwillkürlich lächeln, fühlte sich der Jarl ohne sein Messer wie nackt.
Ragnar aber sah genau dieses Lächeln und deutete etwas ganz anderes in die stille Gefühlsregung der Frau. Ob sie vielleicht doch … Vielleicht nur nicht vor den anderen Männern? Zutraulich legte er Rúna einen Arm um die Schultern und schob sie entschlossen zur Tür. "Gehen wir raus!", forderte er sie auf.
Als sie Rollo passierten, gab dieser Rúna einen Klaps auf den Po. "Ein schöner Hintern", grölte er. "Wie für einen Jarl gemacht!"
Ragnar blitzte seinen Bruder zornig an. "Lass die Finger von ihr! Sie gehört mir!"
Zu Rúna gewandt, raunte er eine halbherzige Entschuldigung. Dann waren sie an der Tür und einen Augenblick später standen sie zusammen in der Kälte der Nacht.
Für den Jarl war klar, dass sie nun zusammen an einen ruhigen, warmen Ort gehen würden. Rúna aber, die immer noch glaubte, er würde sie nun verabschieden, wandte sich dem Weg Richtung Grubenhütte zu.
Nun musste er wohl deutlicher werden. Entschlossen packte Ragnar die junge Frau am Handgelenk. "Nichts da! Erst einmal werden wir zu Ende bringen, was wir gerade angefangen haben", wies er weitaus weniger höflich an als zuvor. "Komm!"
Er zog die erschrockene Rúna mit sich, weg von dem Weg nach Hause, hin zu seiner Scheune, in der das duftende Stroh ein gutes Lager für diese Nacht sein würde. Außerdem käme kein anderer auf die Idee, sich im Besitz des Jarl zu vergnügen. Der Heuboden würde also ganz allein ihnen gehören.
Ragnar, der die Wirkung des süßen Mets nun deutlich spürte, zog Rúna hinter sich her. Dass sich die Frau schon jetzt gegen ihn wehrte, nahm er in seinem Eifer gar nicht wahr. Erst, als er sie vor dem Heulager abstellte und ihr befahl, sich für ihn auszuziehen, wurde ihm klar, dass sie sich nicht freiwillig zu ihm legen würde. Rúna nämlich nutzte einen Moment seiner Unaufmerksamkeit. Als er begann, die Schnüre seiner Kyrtel zu lösen und sich fluchend mit dem Gürtel herumärgerte, rannte sie entschlossen zum Tor. Morgen, wenn Ragnar wieder nüchtern wäre, würde er ihr diese Flucht vielleicht verzeihen. Und wenn nicht, musste sie seine Schläge eben hinnehmen. Doch nachdem sie bei Thorstein gelegen hatte, wollte sie keinem anderen Mann auf diese Weise dienen.
Ragnar aber, dessen Reaktionsfähigkeit auch jetzt noch die eines wahren Kriegers war, sprang ihr schneller hinterher als sie vermutet hatte. Noch war sie nicht einmal am Riegel, als er sie schon zurück ins Heu warf. "Du kleine Wildkatze!", lachte er sie nun ganz offen aus. "Glaubst du wirklich, du kannst mir, Ragnar Loðbrók, heute Nacht entkommen?" Mit einem Ruck riss er am Oberteil ihres Kleides, bis sich der Stoff schmerzhaft in ihre Achseln schnitt und dann unter der gewaltigen Kraft des Mannes zerriss. Ragnars Worte und die Härte, mit der er sie zu Boden drückte, ließen Rúna keinen Raum mehr zur Flucht.
Noch immer wehrte sie sich mit Händen und Füßen gegen den Übergriff und langsam wurde es dem Jarl zu bunt. Ja, er wollte mehr von dieser Frau als nur ein erzwungenes Beilager für eine Nacht. Als seine Zweitfrau - und diesen Gedanken hatte er auch nach Thorsteins Unfall nie ganz verdrängen können - sollte sie sich schreiend unter ihm winden, wenn er in ihr kam und ihm viele schöne braunhaarige Söhne schenken. Das war es, was er von ihr wollte. Für Thorstein würde er schon eine andere hübsch anzusehende Sklavin finden, gegen die er Rúna eintauschen konnte.
Konzentriert studierte Ragnar den von ihm freigelegten Oberkörper Rúnas. Sie war wirklich schön, so, wie er sie bereits einmal von ferne am Meer gesehen hatte, waren ihre Brüste klein, fest und blass, ganz so, wie er es liebte.
Auch, wenn die kleine Wildkatze sich wehrte, er musste von diesen beiden Schmuckstückchen kosten. Der Jarl setzte sich nun entschlossen auf Rúnas Unterleib, um sie von weiterem Gezappel abzuhalten. Ihre beiden Arme legte er über ihrem Kopf zurecht und fasste sie dann fest mit einer Hand, während er die andere frei bekam, um über jene Stellen zu streichen, die er gleich mit seinem Mund zu erkunden gedachte.
Rúna aber, die nun die ganze Kraft Ragnars zu spüren bekam, gab für den Moment auf. Wenn er so auf ihr lag, konnte sie ihm nicht entkommen. Angeekelt spürte sie, wie Ragnar über ihre Brüste leckte und dann schmerzhaft an den Brustspitzen saugte. Als er dabei zubiss, schrie sie vor Schmerz auf.
Triumphierend hob Ragnar den Kopf und sah ihr ins Gesicht. "Na siehst du, geht doch! Wenn ich mit dir morgen früh fertig bin, wirst du nie mehr einen anderen Mann auf dir haben wollen", versprach er ihr. "Was könnte ein Bauer wie Thorstein dir auch geben, was du nicht länger und besser von mir bekommen könntest?"
Auf diese Frage gab es keine Antwort und der Jarl schien eine solche auch gar nicht zu erwarten. Wieder wandte er sich ihren Brustspitzen zu und Rúna hielt erstarrt still, halb betäubt von dem Gedanken, dass der Jarl sie eine ganze Nacht lang besitzen wollte.
Hatte sie am Anfang noch überlegt, sich auf seine Wünsche einzulassen, um zu Solvig und Thorstein zurückkehren zu können, war diese Idee bald vergessen. Sie konnte sich dem Jarl nicht hingeben. Mit ihrer Unterwerfung würde sie Thorsteins Liebe und all seine ehrliche Zuneigung in den Dreck ziehen. Nein, wenn sie das tat, würde sie sich selbst nicht mehr in die Augen sehen können. Sie musste hier weg!
Als Ragnar wenig später begann, an ihren Röcken zu zerren und ihr dabei ein wenig mehr Bewegungsfreiheit zugestand, tat sie etwas, wovon sie selbst überrascht war. Sie trat ihm mit aller Kraft zwischen die Beine und nutzte den Schock des Mannes, um erneut aufzuspringen und zur Tür zu eilen. Doch noch einmal war der Jarl schneller, als die halb entblößte Frau, die sich in ihren Röcken verhedderte. Nun richtig zornig, stieß Ragnar sie zu Boden.
"Jetzt reicht es!", brüllte er und zog seinen Dolch. Aufreizend fuhr er mit der Klinge an ihrem zarten Hals entlang, wohl wissend, dass diese Geste ihm schon einmal Respekt und Demut eingebracht hatte. Dieses Mal ließ er ein paar Tropfen Blut fließen, nicht zu viel, nur so viel, dass diese bockige Sklavin endlich verstand, wo ihr Platz war. Dann, als sich diese vor Angst nicht mehr rührte, stieß er den Dolch neben ihrem Kopf fest in den gestampften Boden. "Wenn du dich noch einmal so gegen mich auflehnst, bringe ich dich um!", drohte er ernst.
Ragnar wusste, dass er nicht so weit gehen würde. Doch er wollte Rúna in dieser Nacht von ihm abhängig machen. Sie sollte ihm mit Leib und Seele gehören, unter ihm seinen Namen schreien vor Ekstase. Doch dazu musste sie ihm gehorchen!
Seelenruhig, da sie sich nun nicht mehr regte, entledigte der Jarl sich seiner Kleidung und ließ Rúnas zerfetztes Kleid gleich folgen. Mit seinem Gürtel band er dann ihre Hände über dem Kopf zusammen, nicht, dass das kleine Biest noch nach seinem Dolch griff und dann begann er …
Es ist müßig zu schildern, was im Laufe der Nacht geschah. Ragnar war der Herr, Rúna blieb die Sklavin, die sie in seinen Augen auch ihr weiteres Leben lang sein würde. Beflügelt von der Idee, sie für sich zu gewinnen, versuchte der Jarl jeden Trick des Liebesspiels, dessen er kundig war. Und indem er sie am Ende tatsächlich zum Stöhnen und zu einem erzwungenen Höhepunkt brachte, demütigte er Rúna mehr als mit der Vereinigung an sich. Danach ergab sie sich dem Krieger und ließ zu, dass er sie in der Nacht noch mehrmals nahm.
Ihr Aufgeben, das Ragnar für Hingabe hielt, brachten ihn dazu, gegen Morgen ihre Fesseln zu lösen. Unbeweglich blieb Rúna unter ihm liegen, als er sie ein letztes Mal nahm. Dann wälzte sich der Jarl von ihrem geschundenen Körper und schlief übergangslos neben ihr ein. Rúna aber, in ihrem Entsetzen über das Erlebte, blieb zunächst ganz still neben ihm liegen. Erst als das Schnarchen des trunkenen Mannes ihr versicherte, dass er wirklich schlief, erhob sie sich mühsam. Ihr Körper brannte. Doch der körperliche Schmerz war nichts gegen das bittere Leid, das Rúna empfand. Noch konnte sie keinen klaren Gedanken fassen, wollte nur weg von diesem Ort, je schneller, desto besser. Wie unter Trance zog sie die Reste ihres Kleides über ihre Blöße und warf sich ihr Umschlagtuch über die Schultern.
Ihr Blick fiel auf den Dolch des Jarls und sie hebelte die Waffe mühsam mit beiden Händen aus dem harten Boden. Langsam näherte sie sich dem schlafenden Ragnar, setzte die Klinge an dessen Hals. Schon stellte sie sich vor, wie sein Blut aus der offenen Kehle fließen würde, wie sie ihn mit seiner eigenen Waffe niederstreckte, diesen Mann, der ihre Gefühle in dieser Nacht einfach ausgelöscht hatte. Die Rache würde ihr guttun, ganz egal, was danach kam!
Dann aber kam ihr Lathgertha in den Sinn und der kleine Björn. Thorstein erschien in ihrer Vorstellung. Nein, sie konnte nicht … Niemals sollte Thorstein unter dem Makel leben müssen, dass seine Gefährtin eine Mörderin war. Nie konnte sie einen Menschen töten, auch wenn er noch so schrecklich war. Zitternd ging Rúna uf die Knie. Diese Unfähigkeit, Ragnar für das, was er ihr angetan hatte, die Kehle durchzuschneiden, führte sie erneut an ihre Grenzen, demütigte ihr letztes bisschen Stolz und ließ sie hilflos zurück.
Am Ende sammelte Rúna die hingeworfene Kleidung des Jarls auf und stapelte sie sorgfältig neben dem Kopf des Schlafenden als ordentliches Bündel ab. Darauf platzierte sie den Dolch. Vielleicht war es nur Zufall, dass die Spitze der Klinge auf dessen Herz deutete.