"Was machen wir jetzt, was machen wir jetzt, was machen wir jetzt?", fragte Sokka immer wieder, während er aufgeregt im Kreis lief. "Vor allem werden wir nicht in Panik verfallen", versuchte En-Die seinen Freund zu beruhigen. "Nicht in Panik verfallen? Da draußen wartet eine Armada an Kampfschiffen, Aang ist der einzige, der sie aufhalten könnte und jetzt ist er weg! Jetzt hat Zuko ihn einfach mitgenommen!", rief Sokka. "Katara hat alles getan, was sie konnte. Wichtig ist, dass ihr nun alles tut, um ihn zurückzuholen", antwortete der Schatten ihm. "En-Die hat recht, Zuko kann noch nicht weit gekommen sein", meinte Katara und versuchte, nicht nervös zu klingen. "Wir werden ihn finden." Die beiden Geschwister und Prinzessin Yue kletterten auf Appa und wollten gerade abheben, als Yue plötzlich fragte: "Halt! Was ist mit der Armada?" En-Dies Augen leuchteten violett auf. "Ich werde mich um sie kümmern, bis ihr zurück seid!", antwortete er.
Die Wasserbändiger hielten die Feuernation so gut es ging vom Einmarsch ab, doch die feindlichen Schiffe kamen den riesigen Eismauern der Stadt immer näher. Der Schatten konnte erkennen, dass sie kurz davor waren, dem übermächtigen Gegner nachzugeben. Er feuerte mehrere Plasmabälle auf die Feuerbändiger und schaffte so etwas Luft zum Atmen für seine Verbündeten. Als nächstes absorbierte er die Flammen, die die hinteren Soldaten schossen und schickte sie in Form einer Druckwelle zurück, die die gegnerischen Reihen auseinandersprengte. Die Wasserbändiger sammelten sich hinter dem Schatten und unterstützten ihn mit ihrem Bändigen. Nach ein paar Minuten hatten sie die erste Welle endlich besiegt. En-Die drehte sich zu den Menschen um. Sie hatten ihren Kampfgeist wiedergefunden, das konnte er in ihren Augen sehen. "Menschen des Nordens! Die Feuerbändiger sind in euer Land eingefallen, haben eure Häuser zerstört und versuchen jetzt noch weiter vorzudringen! Werden wir das dulden?", rief er. "Niemals!", antworteten die Wasserbändiger laut. "Seht euch um! Dies ist eure Heimat und wir werden sie retten. Eure Waffe ist der Boden unter euren Füßen! Wenn ihr bereit seid, alles zu geben, dann folgt mir!" Die Wasserbändiger und Krieger jubelten und folgten En-Die, der der nächsten Angriffswelle entgegenrannte. Zusammen kämpften sie weiter. Der letzte Schatten schlug sich durch Unmengen an Gegnerreihen, drängte unzählige Angreifer zurück und fing sogar eine der brennenden Feuerkugeln auf, die von den Katapulten der Feuernation geschossen wurden und warf sie mit voller Wucht zurück auf das Schiff. Die Minuten wurden zu Stunden und der Schatten erkannte, dass seine Gefährten sicher bald an ihrer Erschöpfung zugrunde gehen würden. Er musste nun alles auf eine Karte setzen und seinen letzten Trick aus dem Ärmel ziehen. Und er musste vertrauen, dass Aang dann bereit war. En-Die lief durch das Kampfgetümmel und kletterte so schnell er konnte auf die vorderste Mauer. Oben angekommen sah er sich kurz um, dann atmete er tief durch. Sein ganzer Körper begann violett zu leuchten, als er sich aus seiner Umgebung Plasma holte. Er holte es aus dem Wasser, aus der Luft und aus dem Eis. "Rückzug!", brüllte der Häuptling des Wasserstammes seinen Männern zu. "Der Schatten wird sein Inferno entfesseln! Zieht euch zurück, sonst werdet ihr pulverisiert!" In En-Dies Händen hatte sich eine Plasmakugel geformt, die langsam begann, alles Feuer der Feuerbändiger aufzusaugen. Die Kugel wurde größer und größer, bis ihr violettes Leuchten schließlich die gesamte Bucht erhellte. Die Wasserbändiger sahen ehrfürchtig auf den Schatten, der streng konzentriert mit der gewaltigen Menge an Plasmaenergie dort stand. Doch plötzlich geschah etwas. Es wurde dunkler. En-Die öffnete die Augen und sah in den Himmel. Der Mond war verschwunden. "Nein! Wie könnt ihr es wagen?", flüsterte er und seine Augen, die ansonsten immer hell leuchteten wurden dunkel, als er den letzten bisschen Rest an Plasma aus seinem eigenen Körper holte. Neben sich spürte er die geballte Kraft aller Schatten, die beim Vulkanausbruch gefallen waren. "Brüder, Schwestern. Ich sehe euch. Ich weiß, dass ihr da seid. Ich weiß, dass ihr meine Hand haltet", flüsterte er. "Stehen wir nun zu unserem Eid, den unsere Vorfahren vor zwanzigtausend Jahren geschworen haben! Wir werden unsere Macht immer nutzen, um diejenigen zu beschützen, die Schutz benötigen!" Der Druck der Plasmaenergie ließ En-Die fast zusammenbrechen. "Endtechnik. Schattenflammen“, presste der Schatten noch hervor, dann strahlte die Kugel auf und explodierte. Ein gigantisches Inferno brach los, welches alles verschlang, was sich ihm in den Weg stellte. Eine Wand aus lodernden violetten Flammen raste über das Wasser auf die Flotte der Feuernation zu, deren Männer entsetzt auf das geisterhafte Feuer blickten. Kaum hatte die Feuerbrunst das erste Schiff erreicht, flog es auch schon in die Luft. Es folgte das nächste, und daraufhin ein weiteres und noch eines und noch eines. Als die Flammen verschwanden lagen in der Bucht mindestens zwei Dutzend an Kampfschiffen in Schutt und Asche. En-Die wurde beinahe ohnmächtig vor Anstrengung. Mit letzter Kraft drehte er sich um und erkannte, wie sich der gigantische Geist des Meeres aus der Oase erhob und langsam auf die Flotte zukam. Er lächelte schwach. "Gutes Timing. Jetzt bist du dran Aang", flüsterte er, dann wurde dem Schatten schwarz vor Augen und er blieb regungslos auf der Eismauer liegen.