Die Mysterien der Mysteriumsabteilung
Seitdem ich den unverzeihlichsten der unverzeihlichen Flüche angewendet hatte, fühlte ich erstaunlich wenig. Ich war innerlich recht kalt und erstaunlich klar, etwas was gerade ausgezeichnet passte, da ich ruhig und gleichgültig auf die auf uns gerichteten Pfeile blickte, die drohend auf uns zielten.
Ein übelgelaunter Magorian trappte donnernd auf uns zu und hielt wutschnaubend vor uns.
„Was habt ihr hier zu suchen, haben wir nicht deutlich gemacht, dass auch ihr hier nicht willkommen seid?“, fragte er herrisch und reckte die große, starke, männliche und nackte Brust.
„Wi… Wir…!“, stotterte Harry verunsichert und wischte sich über die schweißnasse Stirn.
„Lass uns endlich ein Exempel statuieren! Die verstehen uns sonst nicht und nehmen uns nicht ernst!“, rief der Rappe namens Bane tollwütig, da bekam man ja Angst, dass den ein Werwolf in die Flanke gebissen hatte, sollte ich das zu ihm anmerken, würde sein Pfeil wohl aus mir herausragen, aber über so einen Hitzkopf durfte man sich ja wohl doch noch erheitern.
„Aber wir sind Fohlen!“, rief nun Harrys brüsk und blickte aufgeregt in die Runde der uns umzingelnden, wuchtigen Pferdekörper, die unruhig auf der Stelle scharrten, wie die Pferde, die nicht vor dem Beginn eines Rennens in die Startboxen wollten und aufbockten.
„Dieses Recht habt ihr verwirkt!“, kam es kalt von Magorian und ich bemerkte, wie besonders ich ins Visier der aufgebrachten Blicke und auch der auf uns gerichteten Pfeile geriet. Oh, sie hatten wohl einen Späher geschickt, der mich beobachtet und verpetzt hatte und dabei sollten sie froh sein, dass Umbridge keinen Zentaur in die kleinen, dicken Wurstfinger bekommen hatte. Denn das wäre für diese Mischwesen auch kein Vergnügen gewesen, wie gesagt, aber um diese niederträchtige Person tat es mir weniger leid als um Bole.
Harry wirkte bei ihrem verbohrten Verhalten mehr als erstaunt „Was meinen die?“, wisperte er neben mir leise und bewegte kaum die Lippen, er hatte bemerkt, dass ich augenblicklich ins Zentrum des Interesses gerückt war.
„Seid doch nicht so hart!“, hörten wir nun die melodische und schwermütige Stimme eines Rotfuchses, der auch auf seinem menschlichen Körper erstaunlich viele rote Haare vorzuweisen hatte und es nun wagte, sich sachte in die Diskussion einzumischen, indem er auch hervortrabte und mit Bedacht einen Huf vor den anderen setzte.
„Oh, Ronan, halt dich da raus!“, zischte ihm Bane aufgedreht zu, tänzelte dabei unruhig und vorfreudig auf der Stelle, also auf dem würde ich nie reiten wollen!
Ganz schlechter Gedanke, aber gut, sollten sie uns angreifen würde ich uns verteidigen, ohne Rücksicht auf Verlust, denn wie es schien würden sie keine Rücksicht walten lassen und versuchen uns zu töten, die Situation spitzte sich merklich zu.
Mir kam es so vor als wäre die Zeit der Toleranz, der gegenseitigen Anteilnahme, vorbei und das hatte nicht nur mit meiner bösen, wirklich bösen Tat Umbridge gegenüber zu tun, sondern auch damit, dass sich die Pferdchen hier vor mir auch immer wilder, ungezähmter und ungebärdiger gaben.
„Ja, Ronan! Bane hat recht, diese beiden hier sind keine Fohlen mehr!“, beschied Magorian scharf.
„Siehst du, Ronan, selbst Magorian sieht ein, dass diese jungen Menschen hier arrogant und überheblich sind. Sie betrachten uns nur als dumme Nutztiere und denken, dass sie sich alles in unserem Wald erlauben können!“, fauchte da wieder Bane hasserfüllt und stieg wütend in die Luft auf.
„Sie lassen sogar ihresgleichen gleichgütig zurück und beseitigen es…“, schrie er anklagend weiter und schlug mit seinen Vorderhufen aus. So, jetzt wurde ich auf die Pferdchen aber auch sauer. Ich hatte gerade meinen ersten Avada erfolgreich gesprochen und wenn sie wollten konnte ich ihn auch mal an ihnen testen. Die sollten ihre Mäuler halten, mussten die Harry das so ostentativ auf die Nase binden?
Wie gesagt, ich hatte nichts gegen die Zentauren und ich achtete Mischwesen an sich, aber deren selbstgerechte Art ging mir gerade gefährlich auf die Eier, ups… ich hatte keine, dann halt Eierstöcke, aber das überhebliche Getue nervte an sich genauso wie Umbridge, die ebenfalls von sich und ihrer Selbstherrlichkeit überzeugt gewesen war.
„Hermione, was reden die denn da?“, fragte Harry verzweifelt, ich zuckte darüber nur die Schulter, blickte aber nicht zu Harry, sondern behielt die Bedrohung vor uns konstant im Auge. Leider befand sie sich aber auch in unseren Rücken, so wie sie einen Kreis um uns geschlossen hatten, wir waren eingekesselt.
Ich wollte gerade, in dieser Sekunde meinen Zauberstab ziehen, als auch schon die ersten Pfeile auf uns zuschossen und haarscharf an uns vorbeizischten, um surrend in den Waldboden einzuschlagen und sich in ihn hineinzubohren. Harry packte sofort meine Hand und sah mich furchtsam an, unter dem einsetzenden Beschuss. Wir spürten urplötzlich die Erschütterungen des Bodens, der unter unseren Füßen erbebte und die Bäume knickten ein wie Streichhölzer, da erschien auch schon Grawps hässliches Gesicht über den Wipfeln der Bäume und ich hatte nie gedacht, dass ich mich mal so über seinen gewöhnungsbedürftigen Anblick freuen würde. Da sich die kriegerische Aufmerksamkeit der Herde sofort dem riesigen Eindringling zuwandte, der immer wieder„Hagga… Hagga… Hagga!“ rief und anscheinend Hagrid suchte, als er zu uns Winzlingen auf die Erde blickte. Da schien er mich auf einmal zu erkennen, verzog den schiefen Mund noch mehr und schrie nun:
„Hermi… Hermi!“, und ich tat das Einzige was mir einfiel, ich winkte ganz aufgeregt.
Der Riese schien dies wirklich als Aufforderung zu sehen, näher zu kommen und jagte mir einen Schock ein, als seine großen, breiten Hände, die in ihrer Größe eher an Schaufelbagger erinnerten, nach mir grabschten und die Zentauren gingen umgehend panisch und energisch gegen den Riesen vor. Sie schossen in schneller Abfolge ihre Pfeile nun mitleidlos auf ihn und die spitzen Metalle bohrten sich in die Haut von Grawp, drangen ein und dieser jaulte gequält auf und begann zu bluten. Er brüllte wütend auf, als er seine gespickte Hand zurückzog und stürzte von Rache getrieben auf die Pferde los, die jetzt in gestrecktem Galopp davonstürmten und ein wütender, alles umwälzender Riese stapfte hinter ihnen her und ich musste kurz verachtend aufschnaufen. Idioten, sich so einfach mit einem Riesen anzulegen, mit Pfeilen, die von ihrer Länge her nicht mal so tief eindrangen, wie bei Menschen ein Bienenstachel, aber nun gut, wir waren sie los.
Als Geschenk hatte Grawp noch einige Tropfen seines Blutes auf uns regnen lassen und so sahen wir recht rotbesprenkelt aus, als Harry erleichtert aufatmete.
„Scheiße, war das knapp! Sind die irre? Was geht hier ab? Jetzt spinnen alle… oder?“, zog mich Harry hektisch aber vor sich hin schimpfend immer weiter, dabei hatte er seine Hand fest mit meiner verwoben. „Was hatten die denn?“, wollte er unwirsch wissen und ich wischte mir über meine feuchte Wange, hatte dann eine rote Hand, super, es schien mir, als hätte mich ein Pfeil gestreift, der an meiner Backe vorbeigesurrt war.
„Wenn ich das wüsste, Harry! Aber ich würde mal sagen, seit letztens waren die ja eh nicht mehr gut auf uns alle zu sprechen! Zentauren sind komische Zeitgenossen… Aber jetzt erzähl doch was war… der Kaminfunkt? Was hast du erfahren?“, bat ich schnell, während wir unvermindert rasch über den unebenen Boden weiterliefen.
„Ich bin in der Küche auf Kreacher getroffen und er sagte, Sirius sei in die Mysteriumsabteilung gegangen und würde wohl nie mehr zurückkommen. Er war sehr hämisch und gehässig! Ich bin weiter in ihn gedrungen, aber dann hat mich die Kröte an der Schulter zurückgerissen!“, riss nun er seine Hand von mir los und fuhr sich verzweifelt durch die wirren Haare „Was soll ich glauben? Ich hab bei Kreacher so ein schlechtes Gefühl, er war so, so… ich weiß nicht, so schadenfroh!“, wollte Harry verzweifelt erfahren, wie er zu reagieren hatte.
„Ich weiß es nicht, Harry, ich denke immer noch, dass es unwahrscheinlich ist, dass Sirius, der gesuchte Sträfling mittags ins Ministerium marschiert. So viel Intelligenz möchte ich ihm zusprechen!“, meinte ich überlegend und versuchte nur, die Fakten dazulegen und meine Gefühle oder gar jegliche Sorge zu unterdrücken.
„Tja, siehst du, da hast du auch wieder recht! Wir hatten die Prüfungen als ich die Vision erlebte, aber Sorgen mache ich mir halt trotzdem und wenn wir jetzt zurückgehen, werden sie uns eh nichts sagen, und das mit Snape…!“, zeigte er mir einen unwohlen Blick und rang unglücklich die Hände.
„Harry, wirf ihm jetzt nichts vor… was hätte er denn in Umbridges Nähe zeigen oder offenbaren sollen?“, fragte ich eindringlich und wedelte beschwichtigend mit meinen Händen durch die Luft.
„Sag ich was…? Ich bin nicht doof! Aber was weiß ich, was ich erwartet habe? Ich hab sogar versucht, meinen Geist für ihn zu öffnen und ihm zu zeigen, was ich gesehen habe. Ich glaub nicht, dass es geklappt hat, aber dass er sich gegenüber Umbridge nichts anmerken lassen konnte ist mir auch klar… ich weiß nicht…!“, zuckte er unglücklich die Schultern.
„Das verstehe ich, aber ich denke, er ist schlau genug!“, versuchte ich Harry Hoffnung zu schenken.
„Hermione, das mag sein und ich weiß auch, es ist eine Falle! Es muss eine Falle sein aber ich hätte… ich möchte diese Chance beim Schopfe packen, sonst werde ich nie erfahren, um was es geht. Ich will ins Ministerium, nicht nur um zu überprüfen ob es Sirius wirklich gut geht, aber ich will endlich wissen, was das alles bedeutet, ich will ausbrechen! Diese ständigen Bilder von ihm, der will, dass ich dorthin komme, das macht mich wahnsinnig! Und sie werden es mir nie sagen, was dort ist… entweder ich finde es alleine raus, oder niemals… kommst du bitte mit? Jetzt ist eh schon alles egal! Dumbledore ist nicht hier, Umbridge… das ist die Frage…“, stockte er kurz und wagte nicht, mir in die Augen zu blicken, bevor er rasch fortfuhr: „ … die Auroren in der Schule, ich will jetzt nicht zurück und nichts tun!“, drängte er mit beschwörender Stimme als er sich erklärte, während ich über seine Bitte nachdachte.
Als ich nun stoppte und an einem Baumstumpf atemlos stehen blieb, bevor ich meine Antwort formulierte:
„Du hast recht und ich komme immer mit dir, egal wohin der Weg auch führt! Sei dir aber der Konsequenzen bewusst, kannst du damit leben, falls es in die Hose geht und einem von uns, oder vom Orden, etwas passieren sollte? Denn ich denke schon, dass Snape irgendwas aus dem Schloss heraus machen wird!“, zählte ich rational, wie ich war, vorausschauend auf.
„Nein, nie! Aber ich werde dann damit wohl leben müssen, wäre ja nicht das erste Mal, dass Menschen wegen mir draufgehen!“, erklang es verbittert von ihm und ein sehr abgeklärter Ausdruck legte sich in seine soeben vergrämt erscheinende Miene.
„Dann komm!“, war ich mir der Konsequenzen durchaus bewusst, aber ich wusste, in die Mysteriumsabteilung konnte ich ihn locker führen, die wäre nicht das Problem, als ich zu lachen begann:
„Hahaha… du weiß schon, dass wir nicht ganz dicht sind, oder? Sehenden Auges in eine Falle zu laufen!“, lachte ich schallend auf und freute mich auf das bevorstehende Abenteuer.
„Ich weiß, aber so kann das nicht weiter gehen. Ich werde noch verrückt, wenn ich diese lockende Holztür weiter sehe und sie nicht aufmachen kann, das halte ich lange nicht mehr aus! Ich denke auch das ist das Problem. In mir hat sich mittlerweile so eine große Neugier aufgestaut, dass ich fast nicht mehr widerstehen kann. Wenn sie doch nur einsehen würden, dass ich die Wahrheit besser verkraften und verstehen würde als diese Geheimniskrämerei, auf der dann meine Neugier gründet und Voldemort feuert sie noch weiter an. Er manipuliert mich hier gnadenlos!“, erkannte Harry sehr klar, aber ich konnte es gerade sehr gut nachvollziehen, dass es unter diesen aufwühlenden und ungewissen Umständen echt schwer war, seinen Geist zu verschließen.
„Und Dumbledore spielt ihm damit voll und ganz in die Hand!“, zog ich mein enttäuschtes Resümee. Und dann schwiegen wir kurz betroffen, bis Harry urplötzlich fragte:
„Was machen wir ohne Zauberstäbe?“, schaute er sich nun neugierig nach mir um.
„Unsere Freunde befreien!“, beschied ich ihm und ging entschlossen vorweg denn, dass ich einen Stab verborgen hielt, verschwieg ich ihm wohlweislich.
So stapften wir nun schweigend und über unserer Entscheidung brütend durch den Wald als wir plötzlich Stimmen vernahmen, die aufgebracht diskutierten. Ich hielt mir rasch einen Finger vor den Mund und Harry nickte mir zu und so schlichen wir leise auf die Gruppe zu, die sich anscheinend nicht einig war und eine Auseinandersetzung hatte, als wir die Stimmen erkannten.
„Und du glaubst wirklich, dass du gesehen hast, wie sie hier rein sind? Der Wald ist gefährlich!“, fauchte da Ron Ginny an, als wir aus dem Dickicht hervorbrachen und auf die kleine helle Lichtung traten.
„Ja, habe ich…!“, antwortete Ginny keifend und drehte sich dann zu uns um, als wir so einen Lärm machten, da die Äste laut knackend brachen, während wir uns unseren Weg bahnten.
„Harry, Hermione!“, schallte es aus vielen Mündern erleichtert. „Wie seht ihr denn aus?“, riefen sie erschrocken als sie unsere blutigen Umhänge sahen.
„Äh, lange Story, nicht so wichtig, uns geht es gut!“, winkte Harry lächelnd ab und die Anspannung wich aus den besorgten Gesichtern.
„Psst, seid leiser!“, befahl ich, schließlich wollten wir nicht wieder den Zentauren begegnen, aber die waren schließlich nicht die einzigen Bewohner dieses magischen Waldes.
Die Gesichter unserer Freunde erhellten sich zusehends, da wir unversehrt vor ihnen standen und ich hob fragend die Braue, während Harry rief:
„Leute, wie seid ihr entkommen?“, dabei freute er sich sichtlich, dass alle anderen ebenfalls wohlbehalten da waren.
„Nun, das war so… ich hab Bullstrode, die unsere Stäbe hielt, mit einer schnellen Bewegung alle aus der Hand geschlagen und dann war ein kleines Durcheinander und ich hab mir meinen gegriffen und ein paar Schocker geworfen. Neville war auch schnell und hat einen voll coolen Lähmzauber auf Goyle geschmissen, der ist zusammengeklappt und Luna kann gefährlich gut zutreten, aber Ginny war phantastisch mit ihrem Federwichtfluch, so haben wir jeden vom bescheuerten Inquisitionskommando alle gemacht! Die stehen so schnell nicht wieder auf…“, bekannte Ron, dabei sahen alle verlegen aber auch irgendwie stolz aus.
„Was? Das ist so toll, Leute!“, rief Harry erfreut aus und Ron reichte mir und Harry unsere Zauberstäbe mit einem beschämten Grinsen über das Lob. Ich sah mir die vier an und freute mich, gut, dass Draco nicht da war und gratulierte uns, dass er den Bogen gekriegt und sich aus dem Staub gemacht hatte. Aber Malfoys waren in so was exzellent, zur rechten Zeit die Biege zu machen, musste wohl am Blut liegen, dachte ich ironisch.
„Aber war doch klar, dass ihr den Dumpfbacken entkommen konntet!“, gab Harry großkotzig zu und Ginnys Wangen leuchteten bei Harrys Lob rot auf. „Hermione, kommst du?“, forderte mich Harry plötzlich zusammenhangslos für die anderen auf und hielt mir seine Hand hin. Ich ging auf ihn zu und bemerkte, wie uns alle komisch ansahen.
„Moment!“, „Halt“, „Stopp!“, „So wartet doch!“
„Wo ist die Bitch? Was habt ihr vor?“, fragte da Ron eindringlich, als Harry meine Hand wieder fest in seine nahm.
„Keine Ahnung, war auf einmal weg! Ich hab so meine Zweifel, dass sie wiederkommt. Und was wir vorhaben? Nun, wir haben uns entschieden, ins Ministerium zu gehen, um endlich zu erfahren, was das alles soll. Ich verliere sonst den Verstand, bei dieser Ungewissheit!“, bekannte Harry ereifernd.
„Wir kommen mit!“, kam es wie aus dem Zauberstab geschossen von Ron.
„Nein, das tut ihr nicht!“, kam es entschieden von mir und ich sah alle strafend an.
Ich hatte gerade getötet, das war kein Spaß, für diese Kinder wäre das nichts, die hatten keine Ahnung und mir wurde schlecht, wenn ich in ihre offenen, ehrlichen und freundlichen Augen blickte. Ich war mir sicher, sähen sie intensiv in meine, würden sie erkennen, dass sich etwas mal wieder in mir verändert hatte, eine Grenze weniger, aber sie mussten das nicht tun. Sie hatten noch immer die Wahl. Ich hatte meine schon vor langer Zeit getroffen, für mich war es zu spät.
Zu spät, zu bereuen, zu spät für eine Umkehr!
„Hermione, das ist ja wohl immer noch meine Entscheidung!“, schrie nun Ron empört und Ginny machte mit und band sich gerade kämpferisch die langen roten Haare zu einem Pferdeschwanz.
„Das ist doch nicht dein Ernst!“, flüsterte Neville.
„Harry, wir kommen mit dir, du brauchst uns!“ Falsch, Süße, Harry brauchte nur mich, das wäre das Vernünftigste, da aber Harry nicht alles wusste, bremste er etwas im Gehen.
„Harry, ich war bisher bei allen unseren Abenteuern mit dabei!“, holte Ron auf und legte seine Hand auf Harrys Schulter.
„Ich weiß, aber wir werden so oder so in eine Falle laufen. Ron, ich will nicht, dass dir was passiert!“, bekannte Harry nun offen.
„Und was ist mit Hermione?“, fragte da Ginny herausfordernd und stellte sich neben uns.
„Ich bin was anderes, Ginny!“, beschied ich ihr kalt und mit einer knappen, sehr abschätzenden Musterung.
„Aha und warum?“, fragte sie pikiert, ich war versucht, ihr zu antworten, weil ich töten kann, weil ich skrupellos bin, du doofe Ziege, begann ich mich wirklich über sie zu ärgern.
„Hört auf! Ginny! Hermione weiß, was auf uns zukommen kann!“, war Harry sofort an meiner Seite.
„Aber ich doch auch…“, warf Ron anklagend ein.
„Nein, du nicht, du weißt nicht, wie es ist einem DeathEater gegenüberzustehen!“, da gab ich Harry recht, es war kein Vergnügen und wenn es gestandene Männer wie Lucius oder Snape waren erst recht nicht.
„Ja, aber sie doch auch nicht!“, rief Ginny erhitzt und Ron nickte zustimmend und ich dachte nur, wenn ihr wüsstet, aber ich bemerkte auch Harrys kurzen, flackernden Blick, der leichte Skepsis barg. Oh, mein Lieber, was wusstest du von mir, was du mir noch nicht erzählt hast?
Aber gerade war nicht die rechte Zeit, dies zu ergründen!
„Wir kommen mit!“, bestimmte Ron kompromisslos und zeigte seine sture Miene.
„Ich komme auch mit, Harry!“, summte Luna träumerisch aber der Ernst stand ihr in den Augen geschrieben.
„Ja, ... ja, ich auch!“, stotterte Neville und ich verdrehte über diese nervende Bande die Augen.
„Und wie kommen wir da hin?“, entkam es Ginny nun aufgedreht als würden wir planen shoppen zu gehen und nicht in eine bösartige Falle zu rennen.
„Die Thestrale!“, meinte Luna verträumt und zeigte auf einmal mit ausgestrecktem Zeigefinger in eine dunkle Ecke und da bemerkte auch ich die knochigen, geflügelten Pferde zwischen den dichten Gebüschen.
Okay, ich appariere, komme was da wolle, war mir doch vollständig gleichgültig, wenn dieses Geheimnis aufflog, aber ich würde nicht auf dem da reiten, äh fliegen, oder was auch immer, auf keinen Fall, auf gar keinen Fall.
Ich hasse fliegen!
„Woher kommen die denn?“, fragte Neville verwundert und blinzelte ins Nichts.
„Ich denke, sie haben das Blut gerochen!“, erklärte Luna vollkommen ungerührt und deutete auf Harry und mein derangiertes Aussehen.
„Ihr könnt nicht mit, das ist zu gefährlich!“, flüsterte ich sehr leise und sah Harry eindringlich an. Er zuckte die Schultern und die anderen beobachteten uns und unsere Kommunikation.
„Harry, wenn ihnen was passiert, kannst du damit leben? Selbe Frage wie vorhin, kannst du das? Wenn Ron etwas passiert? Weiterleben?“, hielt ich ihn am Arm fest und drang ernsthaft in ihn.
„Warum gehst du davon aus, dass dir nichts passiert?“, fragte Neville da plötzlich sehr schlau.
„Ich kann auf mich aufpassen!“, kam es ungeduldig von mir und ich wischte seinen Einwand beiseite.
„Das kann ich auch, schließlich sind wir den Schlangen auch entkommen!“, zu süß, Ginny, du vergleichst die Babys mit Lucius?
Wow, ich denke, dass sich Ginny mit Sicherheit vor Angst in die Hose machen würde wenn Lucius versuchte sie als Steak zu verspeisen und genießend seine Zähne in ihrem Fleisch vergrub, aber ich würde immer lebend rauskommen, so oder so, dafür hatte Draco weitblickend gesorgt.
„Du weißt nicht, wovon du sprichst!“, belehrte ich sie schon kalt.
„Ich nicht, aber du Miss Neunmalklug, tu doch nicht so, woher willst du das alles wissen?“, meinte sie schnippisch und stemmte ihre Hände aggressiv in die Hüften.
Ich war kurz davor, alle hier zu verhexen. Ich war schrecklich geladen und da nahm Harry wieder meine Hand sachte in seine.
„Wenn sie mit wollen!“, sagte er bittend und ich konnte in seinem Blick sehen, wie er aufgab und über die zusätzliche Unterstützung vielleicht sogar froh war. Nur weil ich es oft vorzog alleine herumzustreunen bedeutete das nicht, dass dies auch Harry gerne tat.
„Wenn du sie mitnehmen willst, dann tue es!“, erklärte ich wütend und entriss ihm meine Hand
„Gut!“, „Endlich!“, „Lasst uns gehen!“, „Wir wollen mit, das tun Freunde füreinander!“, riefe alle vier mit überschäumender Energie und viel zu naiv für meinen Geschmack. An sich war es ja wirklich nett, aber sie unterschätzten die Lage.
Nun zog Harry mich auch schon zu den Pferden, auf keinen Fall, ich würde apparieren, entschied ich und blickte mit purem Horror auf diese geflügelten Viecher.
„Wo sind die Thestrale?“, fragte Ron irritiert und Luna packte seine Hand, legte sie auf die schwarze, glatte Haut des Tieres und Ron fuhr zurück, als er etwas im Nichts berührte.
„Wow cool, ich sehen nichts, aber da ist was!“, und schwang sich dann ohne lange zu überlegen auf, das war dann wohl das berühmt berüchtigte Gryffindortemperament.
Luna führte Ginny zu einem dieser drachenköpfigen Pferde und half ihr auf, während Neville sicher aufstieg, da ja auch er diese Wesen sehen konnte. Harry trat auf mich zu und führte mich zu einem dieser Tiere, die ich natürlich sehr gut ausmachen konnte, in all ihrer Pracht, aber er wusste dies nicht.
„Komm“, meinte er, da er meinen Widerstand durchaus wahrnahm.
„Du Harry, ich finde einen anderen Weg, wirklich!“, wehrte ich mich gegen seinen Griff.
„Das glaub ich dir sogar, aber was soll ich ohne dich tun? Bitte komm, bleib bei mir!“, bat er da so leise, dass ich von einer Sekunde zur Nächsten geschlagen die Augen schloss und mich zu diesem Tier führen ließ.
Als ich die glatte, ledrige Haut fühlte, schlug ich die Augen auf und sah, wie der Thestral seinen Kopf gedreht hatte und mich mit seiner weißen Pupille fixierte. Ich wusste, dieses Wesen erfühlte, dass ich nicht nur den Tod gesehen, sondern ihn auch schon gebracht hatte.
„Komm, ich helfe dir!“, sagte Harry und hob mich hoch, sodass ich nun auf dem Tier zum Sitzen kam. Die Knochen, auf denen ich nun saß, fühlte ich intensiv und ich krallte mich an der schwarzen Mähne panisch fest und schon schwang sich Harry auf seines und nannte unser Ziel:
„Zaubereiministerium in London!“
Ich fasste es nicht, dass ich wirklich auf diesem Ding hockte! Warum war ich so bescheuert?
Denn nun stiegen alle Thestrale wie auf Kommando in die Höhe, erhoben sich in die schwindelerregenden Lüfte. Ich verkrallte mich und presste meine Beine fest an den dünnen Körper. Sie breiteten ihre fledermausartigen Flügel weit aus und schlugen damit kräftig, um uns und sich selbst in den weiten, viel zu hohen Himmel zu erheben und ich fühlte die Sehnen und Muskeln in diesem knochigen Körper arbeiten, als es nun den Boden unter sich verlor und in die Luft abhob.
Ich hielt mich leicht verzweifelt auf dem Rumpf des Pferdes, lehnte mich nach vorne und schluckte panisch die Säure in meiner Kehle hinunter. Ich wünschte mich ganz weit weg, als ich zu meinem Leidwesen bemerkte, wie wir immer höher und höher in den Himmel aufstiegen. Wir wurden immer schneller, die Geschwindigkeit, die sie in der Luft aufnahmen, war rasant und die Erde mit den Bäumen wurde schnell immer kleiner. Der Wind blies mir die Haare aus dem Gesicht und es wurde richtig frisch in der hohen, luftigen Höhe, die wir nun erreichten.
Sie beendeten nun endlich den Steigflug und wählten den geraden Luftweg nach London. In dieser Zeit, während ich meine Panik entschlossen niederrang und versuchte mich krampfhaft zu entspannen, bereitete ich mich darauf vor, wie ich uns schnell durch das Ministerium führen könnte.
Leider dauerte der schnelle Flug trotzdem viel zu lange für meinen Geschmack und so blickte ich kein einziges Mal woanders hin als auf die Mähne meines Flugtieres, meine Gedanken wanderten zu Umbridge und ich haderte, ob ich sie wirklich hatte töten müssen.
Und die Erkenntnis, dass ich sie mit Sicherheit nicht hatte töten müssen, sondern es wollte, schmeckte mir gar nicht. Ich wollte nicht der Herr über den Tod werden und selbstherrlich bestimmen, wer leben durfte und doch hatte ich es getan, aber mir war auch klar, dass diese Frau für Harry immer eine Gefahr gewesen wäre und auch für Muggelgeborene wie mich. Sie war keine Frau, der man einen Träne nachweinen würde, aber das was ich getan hatte, war auch nicht „nett“.
Aufstöhnend verbarg ich mein Gesicht an der lederartigen Haut des Thestrals und kühlte mein erhitztes Gesicht durch die eisige Höhenluft. So lange ich nicht die Moral aus den Augen verlor, hoffte ich, noch ein „normaler Mensch“ bleiben zu können. So ähnlich wie die Soldaten bei den Muggeln, die mussten im Krieg auch zu ihren Waffen greifen und Leben nehmen, was aber nicht als Verbrechen angesehen wurde, oder sie automatisch zu Mördern machte. Man erkannte es als legal an, als Verteidigung.
Ich weiß, ich weiß, ich redete mir gut zu, aber es war so einfach gewesen, so schockierend einfach. Da war der Unsichtbarkeitszauber, der mir ja einige Probleme bereitet hatte, eine schwierigere Aufgabe gewesen. Aber der Avada ging mir so erschreckend einfach von der Hand, dass es erschütternd war. Und ich schwor mir, ihn wenn überhaupt immer nur sehr überlegt einzusetzen, aber es war eine saubere Sache, kicherte ich nun haltlos und dann zuckte ich zurück, denn ich fühlte, wie mein Pferd mir seinen Kopf zudrehte und mich aus diesen unheimlichen Augen unbewegt ansah. Auch wenn diese Augen gespenstisch waren mochte ich das Tier und es mich, diese Wesen schienen eine wahrliche Affinität für den Tod zu haben.
Als wir urplötzlich in einen abrupten Sinkflug gingen, ich mich wieder krampfhaft festhielt und die Erde in einem rasenden Tempo auf uns zukam, erblickte ich London. Die Straßen und Gassen mit den Menschen, in dem fast schon beendeten Sonnenuntergang. Die Nacht und damit die Finsternis senkten sich über die Stadt und dies war perfekt, um in die Falle zu gehen.
Ich durfte erleben, wie Harry mir auf seinem Pferd einen zweifelnden Blick zuwarf, in dem sich die Sorge und Ungewissheit, in der wir uns befanden, spiegelte. Ich schenkte ihm einen aufmunternden Blick, denn ich freute mich ein bisschen darauf, wieder in die verborgenen Geheimnisse der Mysteriumsabteilung einzudringen. Ich liebte es, das konnte ich an dem vorfreudigen Gefühl, das in mir entstand, erspüren, die Aussicht, wieder einbrechen zu dürfen und so setzten wir leicht holprig auf, aber das war mir egal, solange wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten.
Wir waren in einer verlassenen, düsteren und heruntergekommen Gasse gelandet, direkt vor einer kaputten Telefonzelle, in der es recht muffig roch.
„Wo sind wir hier?“, fragte Ron perplex und fiel erleichtert von seinem, für ihn unsichtbaren, Reittier. Da er als einziger mit Ginny zusammen die Wesen nicht sah, zog ich schon meinen Hut vor ihnen, dass sie den Mut hatten auf „Nichts“ in der Luft zu reiten, aber die beiden liebten das Fliegen, vielleicht kam daher ihre Tapferkeit.
Und auch ich sprang so schnell hinab, wie man gar nicht schauen konnte und das sehr viel besser als Ginny, Luna und Neville, die auch rasch versuchten, von den Rücken der Tiere zu kommen, aber dank meines Trainings war ich sehr gelenkig.
„Das ist der Besuchereingang!“, erklärte Harry, während mich mein Pferd in den Rücken stupste und mit seiner spitzen Drachenschnauze mit mir schmuste und das Blut von meinem Umhang leckte, die anderen Tiere machten die Mülltonnen der näheren Umgebung unsicher. Das war ja so eklig, das dachten anscheinend auch die anderen und die Grimassen ihrer Mienen waren Aussage genug.
Und so strebten wir auf die Telefonzelle zu und drängten uns alle zusammen hinein, was mit sechs Leuten recht eng war und Harry griff sicher zur Wähltastatur und ich beobachtete gespannt, wie er die Nummer eingab:
62442!
Und da ich Arithmantik belegt hatte, erkannte ich die Zahlenkombination sofort, die Ziffern ergaben übersetzt das Wort „Magic“!
Als auch schon aus dem Nichts eine amtliche Frauenstimme blechern erklang und uns einige Belehrungen erteilte und nach unserem Begehren fragte.
Harry antwortete nach einem hilflosen Blick zu uns:
„Rettungsaktion“, und schon machte es Ping und der Lift, beziehungsweise die rote Telefonzelle senkte sich samt dem Boden abrupt unter die Erde und so kamen wir mit diesem „Lift“ in der Eingangshalle des Ministeriums an.
Sie hatte sich in der Zeit seit Weihnachten nicht verändert, außer dass es vollkommen menschenleer war.
Ich meine, gut, es war nach Dienstschluss, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass niemand da war, auch kein Wachschutz und selbst der Sitz des Sicherheitszauberers war leer. Während unsere Kameraden bewundernd die Halle musterten, sah ich kalkulierend zu Harry und Harry zu mir und er nickte mir unmerklich zu, dass er es auch sehr komisch fand, dass alles so ausgestorben war, wir gingen rasch und schnell weiter.
Das ungute Gefühl in mir stieg an!
Die anderen registrierten unseren Austausch nicht, sondern glotzten wie die Ölgötzen auf die prächtige Halle, die sich ihnen darbot und so leer wusste sie durchaus zu beeindrucken, mit dem dunklen, polierten Parkettboden, auf dem unsere Schritte fast wie in einer Kathedrale widerhallten.
Das dunkle Schwarz, das hier vorherrschte faszinierte, da das verzierende Gold, das überall als Dekoration angebracht war umso stärker hervortrat und die Decke in ihrer pfauenblauen Pracht war wahrlich überwältigend! Auch der geschmacklose, goldene Brunnen „Der magischen Geschwister“ war den anderen einen überwältigten Blick wert.
„Wow, krass!“, „Ja, echt beeindruckend!“, „So eine Pracht!“, dies waren ihre verständlichen Aussagen, während sie uns hinterher liefen.
„Kommt dir das auch komisch vor?“, wisperte mir Harry besorgt zu, während die anderen sich noch immer bewundernd umsahen.
„Ja, wir rennen wie die Kaninchen in die Falle, willst du Ron, Ginny, Neville und Luna wirklich dieser Gefahr aussetzen?“, flüsterte ich nachdrücklich.
„Nein, aber du kennst sie, sie werden nicht umkehren, hast du Angst?“, fragte er besorgt nach und warf mir einen unsicheren Blick zu.
„Die Wahrheit?“ Er nickte. „Nein und du?“
„Gespannt! Das passt wohl eher, komm wir müssen weiter!“ Harry lief wie ein Getriebener zu den Liften in dem Nebenraum, öffnete eine der goldenen Gittertüren des Liftes und drückte auf den neunten Stock. Rumpelnd setzte sich der Aufzug in Bewegung und so glitten wir in die Tiefe und meine Aufmerksamkeit nahm von Sekunde zu Sekunde zu.
Damals, als ich zum ersten Mal hier war, war ich vollkommen auf mich fokussiert gewesen, aber gerade fiel es schwer, mit den anderen in meinem Rücken, deren Nervosität neue Höhen zu erreichen schein.
Die filigranen Gittertüren des Aufzugs glitten auf und gaben den Blick auf den langen, fensterlosen Gang frei, den ich schon kannte und an dessen Ende die schlichte, dunkle Holztür zu erkennen war, die den Zugang zur Mysteriumsabteilung darstellte.
Wir traten aus dem Aufzug, hasteten eilig auf die Holztür zu, während einige das hektische und nervöse Atmen nicht unterdrücken konnten und ich sprach, wie nebenbei, einige nonverbale Zauber, um zu überprüfen, ob Aufspür- oder Überwachungszauber darauf lagen. Wie ich erwartet hatte, lagen nicht einmal mehr die laschen Zauber vom letzten Mal darauf, was meine und Harrys Vermutung nur zu bestätigen schien und ich zupfte ihn am Ärmel und schüttelte den Kopf, denn er hatte meine Stabbewegungen aus den Augenwinkeln beobachtet.
Ein Erkennen war in seinen Augen aufgeblitzt, als er die Stabbewegungen verfolgt hatte, die ähnlich denen waren, die ich bei Umbridge benützt hatte.
Die anderen schlichen auf leisen Sohlen hinter uns her und sahen sich aufgrund der düsteren, ungemütlichen Umgebung unbehaglich um.
Und nach meiner Erlaubnis und Aufforderung öffnete Harry nun die Tür der Mysteriumsabteilung, die sich wie erwartet problemlos öffnete, dachten die DeathEater, wir waren dämlich?
Alle liefen in den dahinterliegenden, dunklen Raum und blieben in der Mitte des runden Raumes stehen, der wieder in seinem blauen Licht flackerte, welches unruhige Schatten auf den schwarzen Stein der Wände warf. Ich war noch nicht eingetreten und hielt die Tür weiterhin auf, da ich ja die Tücken des Raumes kannte und schmunzelte, ohne mich wären sie wie die Mäuse in die Falle des Ministeriums gelaufen, aber wofür hatten sie mich?
Ich war halt die letzte, beziehungsweise die zweite Maus und die bekam bekanntlich ja immer den Käse!
„Die sind ja alle gleich!“, erkannte Ron messerscharf, ein paar entscheidende Sekunden zu spät.
„So viele!“, hauchte Ginny ehrfürchtig. Luna summte verträumt und spielte mit ihren blonden Locken, während Neville sich unsicher umsah.
Ich schüttelte den Kopf und richtete meinen Stab auf die Ausgangstüre, die ich aufhielt und sprach den Flagrate, was die anderen herumfahren ließ, da ein Zischen ertönte, als sich das flammende Kreuz in das Holz brannte und es markierte.
„Was…?“, meinte Harry verwundert und blinzelte mich fragend an, perplex über meine überlegte Art, denn er wusste ja nicht, dass ich das Spiel hier schon kannte.
„Was? Du willst doch die richtige Tür finden!“, entgegnete ich lapidar und alle sahen mich komisch an, somit ließ ich die Tür nun zufallen, in der Erwartung, dass der Raum rotierte.
Wie erwartet begannen die Wände sich fast augenblicklich im Kreis zu drehen, was die anderen erschrocken Luft holen ließ und als es endete und meine Markierung uns zeigte, welche Tür uns in die Freiheit führte, bemerkte ich, wie mich Harry skeptisch musterte und ich sah ihn provokant an und zog langsam die Schultern hoch. Ich spürte, er ahnte oder wusste mehr als er sagte, aber das musste warten.
Ich lenkte mit einer Geste zu den Türen, auf dass Harry eine öffnete und er trat an die erste heran und rüttelte, sie ließ sich aber nicht öffnen, deshalb ging ich zu ihm und sprach den Alohomora. Nun öffnete sie sich und ich erkannte den Raum, der sich mir auch beim ersten Mal offenbart hatte, war da System hinter?
„Was ist das?“, zeigte Ron auf das Bassin, aber ich antwortete rasch:
„Das ist der Raum des Denkens!“, klärte ich alle auf und erntete betretene Ah´s und Oh´s über mein Wissen.
„Das sind Aquaviriusmaden!“, meinte Luna sehr bestimmt und alle fuhren erstaunt zu ihr herum, sie war wirklich eigenartig.
„Was ist denn das, bitte?“, fragte da auch schon Ron abfällig.
„Etwas Geheimes!“, flüsterte sie besorgt und wirkte ein wenig seltsam und sehr eigen.
Ich hatte nach meinem Einbruch hier recherchiert und herausgefunden, dass dieser Raum, wie gesagt, als der Raum des Denkens beschrieben wurde. Wir blickten in den langgestreckten Raum mit den schwarzen Schreibpulten zu beiden Seiten und dem gläsernen Bassin, welches zentriert in der Mitte des Zimmers stand und mit einer dunkelgrünen Flüssigkeit und darin schwimmenden, weißen, wabbligen Gehirnen, die lange Tentakeln hatten, gefüllt war. Aber alles klar, Luna, das dort waren Maden, ja sicher!
Hier waren wir eindeutig falsch und ich kennzeichnete auch diesen Raum.
Jetzt kam der Nächste und nun war ich mir sicher, dass die Ministeriumstypen sich das zu leicht gemacht hatten und da wirklich ein System hinter steckte, da wir die Halle des Todes erblickten, die mir wieder das kalte Grausen über den Rücken jagte. Diese unwirkliche, düstere Halle, die ja von beiden Seiten Zugänge hatte und auf deren mittigem Podest der steinerne, uralte, verwitterte Torbogen stand, mit dem fast nicht zu fassenden, wehenden Schleier. Ich erkannte, wie die anderen fasziniert in die Halle starrten und warf die Tür rasch nach der Zeichnung mit Schwung zu.
„Boah, was war das? Voll gruselig?“, murmelte Ron und rieb sich über seine Arme, als hätte er Gänsehaut.
„Die Halle des Todes!“, flüsterte ich zurück.
„Sag mal, Hermione, woher weißt du das alles? Ich meine, ich dachte, hier ist alles so geheim?“, kam es doch echt anklagend von Harry.
„Nun, sagen wir mal so, ich habe mich schon länger für diese Abteilung interessiert!“ Und schon wieder hatte sich der runde Raum schwindelerregend gedreht und Harry ging entschlossen zur nächsten Tür und hier wich das Schema zum ersten Mal von meinem Besuch ab und Harry rüttelte verzweifelt an der Tür, die er erwählt hatte.
Auch meine Sprüche, egal welche, schafften es nicht, sie zu öffnen und damit meine ich, wirklich egal welche… sie ging nicht auf und so zückte Harry das Messer, das ihm Sirius in der Vierten zu Weihnachten geschenkt hatte. Ein magisches Messer, dass, wenn alle magischen Arten versagten, das Schloss aufschneiden und somit jedes Schloss knacken konnte. Nur als er es einführte war ein Zischen zu hören und die Scheide des magischen Messers schmolz, es floss silbrig an der Tür hinab. Harry zog den Griff erschrocken zurück und starrte es erstaunt an.
„Boah!“, „Krass…!“, „Heftig!“, „Tja!“, sagte ich nach den anderen erstaunten Ausrufen recht lässig und zeichnete die Tür.
„Was ist wohl hinter dieser Tür?“, frage Ginny unbehaglich und furchtsam, während wir alle nur die Schultern zuckten.
Wir öffneten die nächste Tür und mir entfuhr sofort:
„Der Raum der Zeitabläufe, faszinierend!“, und ich erlebte, wie alle die Augen verdrehten über mich und meine belesene und wissende Art.
„Moment! Halt, das ist es, da müssen wir durch, den kenne ich von meinen Träumen!“, ging Harry sicher über die Schwelle und wir folgten ohne zu zögern. Ich zeichnete aber noch schnell die Tür und zog sie dann entschlossen hinter mir zu und wir standen in einem fantastischen, unwirklichen Raum voller Uhren.
Dieser Raum war über und über voll mit tickenden Uhren und Zeitmessgeräten unterschiedlichster Größe und Art. Standuhren oder kleine Taschenuhren. Das Ticken der Uhren ließ einem die Vergänglichkeit des Seins doppelt zu Bewusstsein kommen.
Mit deren Botschaft, die Zeit läuft!
Wir passierten Schaugläser, in denen sich Zeitläufe und Entwicklungen vollzogen, und eine Vitrine mit Zeitumkehrern erkannte ich auch, da ich ja einen schon ein Jahr lang besitzen durfte. Es war beeindruckend von allen Seiten schillerte und reflektierte es das Licht, das von einer auffällig großen Glasglocke ausging. In der befand sich ein Ei, das sich wie in einem Zeitraffer zu einem Vogel entwickelte, der lebte, alterte und dann wieder ein Ei wurde und das in schneller Folge. Wow, ich wollte dem mehr auf den Grund gehen, es erforschen.
Aber dafür war wahrlich keine Zeit, wir alle gingen staunend durch den recht lauten Raum, mit dem Ticken und Token der unzähligen Uhren.
Und so näherten wir uns mit klopfendem Herzen und einem unguten Gefühl der Tür am Ende des Raumes, die Harry zielsicher anstrebte.