Das die Verhandlungen schwierig werden würden, war allen Beteiligten klar. Wie schwierig sie werden würden zeigte sich, als Lord Potter unerwartet seine Stiefel auf den Besprechungstisch legte. Mad-Eye seufzte innerlich auf. „Coole Stiefel, Harry.“, sagte er und legte seine Füße ebenfalls auf den Tisch. „Aus einem Laden in Muggellondon.“, antworte Potter lässig. „Alistair, was soll das?“, fragte Fudge entsetzt. Moody ging nicht weiter darauf ein, ließ jedoch seine Schuhe auf dem Tisch. „Du hast auch coole Stiefel. Das Ministerium wollte mit uns sprechen. Wir sind hier.“ Schneidend und provokant klang Potters Stimme. Auch Hermine seufzte innerlich auf. Harry hatte noch nie darauf bestanden, selbst zu verhandeln. Seine Anwesenheit verkomplizierte die Sache ungemein. Außerdem fand sie sein Benehmen geradezu unmöglich. „Ich habe sie in Gordic´s Hollow gekauft. Ist Jahre her.“, meinte Moody.
Severus Snape dachte spontan an James Potters natürliche Arroganz. James hätte seinen solchen Auftritt ebenfalls gebracht. Lord Potter war wirklich wie sein Vater. Temperamentvoll, lässig und unglaublich arrogant. „In der Causa Aurora Shacklebolt…,“ versuchte Fudge auf das Thema zurückzukommen. Potter blickte gelangweilt seine Fingerspitzen an. „Malfoy, wie machst Du das nur, das Deine Hände immer besser manikürt sind, als meine.“ Jetzt seufzte Ron innerlich auf. In Harrys Gegenwart zu verhandeln war wirklich ätzend. „Ein Wunder der Magie und ein Zauber von Mrs. Zabini.“, antwortete der Gefragte ruhig. Sanft strich er mit seinem Zauberstab über Potters Hände und murmelte einen Spruch. „So besser?“, fragte Draco Harry. „Besser.“ Snape unternahm ebenfalls einen Versuch auf das Thema zurückzukommen: „Was Seine Lordschaft sagen will…“ Potter unterbrach ihn: „Danke Severus, ich rede für mich selbst. Es gibt keine Causa Aurora Shacklebolt. Ich hatte Kingsley bereits gesagt, dass ich mich mit den Sklaven meiner Diener nicht beschäftige.“
Arthur Weasley spürte wie die Dinge mehr und mehr an Schärfe gewannen. Allerdings wusste er nicht, was zu tun war. Snape biß sich auf die Lippen. Potter wollte es dem Ministerium nicht leicht machen. Ron fing einen Blick von Malfoy auf, der sich hinter Potter gestellt hatte. Zum Entsetzen von Fudge massierte Draco sehr aufreizend Potters Nacken. „Kingsley Shacklebolt hat mich grundlos angegriffen.“, stellte Ron neutral beinahe unbeteiligt fest. Jetzt konnte Snape unterstützen. „Aurora Shacklebolt hat sich vollkommen frei für einen Shadowlord entschieden.“ Fudge fuhr auf: „Das ist eine Lüge. Ich kenne sie, seit sie ein kleines Mädchen war.“ Snape blieb ruhig. „Der Shadowlord befand sich durchgängig auf dem Boden des Konkordats.“ Alistair war mit dem Verlauf des Gespräches unzufrieden. Man konnte Aurora so nicht helfen und verärgerte die Protagonisten unnötig. „Wer sollte ausgerechnet einem bekannten Lügner glauben.“ Fudge hatte die professionelle Distanz verloren. Potter beteiligte sich nun wieder am Gespräch: „Severus Snape ist der ehrlichste Lügner, den ich kenne. Außerdem Cornelius, lügen kannst Du auch ziemlich gut…“
Eigentlich waren die Gesprächen bereits gescheitert, dachte Moody. Hermine sah hilfesuchend zu Arthur, dem auch nichts einfiel. Draco glitt zum Dunklen Lord hinunter und flüsterte etwas in Potters Ohr. Lord Potter grinste leicht und fragte: „Mysterienabteilung, Draco?“ Malfoys schamloses Lächeln sprach Bände: „Ich war noch nie dort. Zeigst Du sie mir?“ Potter nahm kommentarlos die Füße vom Tisch. „Okay.“ Er stand auf und blickte in die Runde: „Ron, übernimm bitte. Es geht letztlich um Dich.“ Der Genannte nickte ruhig. „Klar, Harry.“ Lord Potter und Draco verließen den Besprechungsraum in Richtung der Mysterienabteilung.
Cornelius Fudge war völlig aufgebracht: „Mr. Malfoy kann doch nicht mitten im Gespräch mit Lord Potter im Ministerium herumspazieren und Merlin-weiß-was tun.“ Moody sah Ron an: „Mr. Malfoy hat uns gerade die Möglichkeit gegeben, ungestört zu verhandeln. Wie viel Zeit bleibt uns?“ Hermine verstand, worauf Moody hinauswollte und wurde leicht rot. Snape antwortete: „Wie ich Draco kenne mindestens zwanzig Minuten maximal eine halbe Stunde. Wir beeilen uns besser und lassen die Spielchen.“ Hermine stimmte zu und Moody war erleichtert. „Also zu Aurora…“, fing Arthur jetzt wieder an. „Aurora Shacklebolt können wir hier nicht verhandeln.“, wandte Moody ein. „Verhandeln wir besser das Konkordat.“
Sie hatten die Mysterienabteilung schnell gefunden. Lord Potter erzählte Draco seine Version der Ereignisse, die zu Sirius Black Tod geführt hatten. Sie blieben vor dem Podest, auf dem der Schleier wehte, stehen. Draco sah sich um, unendliche Reihen mit Kugeln voller Prophezeiungen. Sein Vater war nach dem Vorfall vor Jahren nach Askaban gekommen. Er hatte Potter damals gehasst, aber jetzt überwältigte ihn die Abteilung einfach nur. Er versuchte sich den Kampf vorzustellen. Es gelang ihm nicht. Sein Gedanken schweiften ab.
Wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn die Todesser die Schlacht gewonnen hätten. Ein Schauer lief über seinen Rücken. Voldemorts Wahnsinn war in Malfoy Manor sichtbar geworden. Draco erinnerte sich daran, wie Riddle seine Mutter bedrängt hatte. Es machte ihm Freude seine Launen auch im engsten Kreis auszuleben. Harry konnte Freund und Feind gut unterscheiden. Er quälte selten nur zum Vergnügen. Auch sein Benehmen im Besprechungsraum entsprach klarem Kalkül, dessen war sich Malfoy sicher. Potter zog ihn an sich und küßte ihn. Er hielt ihn fest, als hätte Angst Draco zu verlieren. Das war albern, dachte Draco. Weshalb sollte Potter Angst haben ausgerechnet ihn zu verlieren.