"Mach dir keine Sorgen Kleines!
Bussi, Sepp!"
Ein Lächeln huschte über Sonjas Gesicht, erstarb aber sofort wieder. "Was freust du dich, du dummes Stück. Du bist dabei, deinen Geliebten über den Jordan zu schicken und benimmst dich wie ein pubertäres Schulmädchen!"
Was sollte sie nur tun. Wenn sie ihn wirklich zum Partner machen wollte, musste sie ihm reinen Wein einschenken. Es war aber kaum anzunehmen, dass er sie dann noch gemocht hätte, geschweige denn ein neues Leben mit ihr begonnen hätte...
Josef trank noch einen Most mit Michl. Sie vereinbarten, morgen früh um fünf Uhr gemeinsam rauszufahren. Um diese Zeit war es schon hell genug für ein paar gute Aufnahmen und noch kein Mensch auf der Baustelle. Jansen würde erst von den Fotos erfahren, wenn die Anzeige durch war.
Josef verließ die beiden und wusste nicht recht, was er jetzt tun sollte. Er dachte an Sonja. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen. Was war nur los mit dieser Frau? Er fühlte sich so hingezogen zu ihr aber irgend etwas warnte ihn davor, sich wirklich auf eine feste Beziehung mit ihr einzulassen. Am liebsten wäre er jetzt sofort zu ihr hingefahren und hätte sie in seine Arme geschlossen, aber er brachte es nicht fertig und ärgerte sich im Geheimen über seine eigene Unentschlossenheit.
Sonja zermarterte sich das Hirn auf der Suche nach einem gangbaren Weg, doch sie wusste, dass es keinen gab, keinen geben konnte. Sie wollte zurückschreiben, hatte aber doch wieder Angst, ihn damit noch weiter zurück in die Defensive zu treiben. Aber sie konnte es nicht lassen.
"Sehen wir uns heute noch? Ich hab Sehnsucht nach dir! Ich weiß, es ist vielleicht genau verkehrt, dir das jetzt zu schreiben! Aber ich kann nicht anders..."
"Hast du Wanderschuhe?"
"Ja klar!"
"Dann mach dich fertig, ich hole dich in einer halben Stunde ab!"
Sonjas Herz schlug etwas schneller. "Ich freu mich!" tippte sie noch schnell ein, dann zog sie sich um und wartete auf Josef.
Der kam pünktlich eine halbe Stunde später angefahren und ging hinauf zu ihr in die Wohnung. Er läutete. Sie öffnete und fiel ihm um den Hals. Sie küsste ihn ungestüm. "Ich freu mich so, dass du gekommen bist! Was hast du vor?"
Lass uns ein Wenig wandern gehn. Vielleicht heute mal zur Burgruine Wartenfels. Und wenn du fit genug bist vielleicht auf den Schober. Danach können wir im Forsthaus Wartenfels eine Kleinigkeit essen. Was meinst du?"
"Was auch immer du willst, Sepp, ich bin dabei! Schön, dass du gekommen bist! Ich freu mich so!"
Sie setzen sich in sein Auto und fuhren los. Ihre unkomplizierte Art gefiel ihm, aber... Irgendwie fürchtete er ständig, plötzlich aus einem wunderbaren Traum gerissen zu werden...