Wir nehmen das Angebot der jungen Ibrani nur zu gerne an, denn wir sind langsam erschöpft, von der langen Reise und den vielen Dingen, um die wir uns schon haben kümmern müssen. Das kleine Haus ist klein, aber sehr hübsch. Ashalia ist ausserdem eine sehr liebenswürdige, charmante Gastgeberin. Sie serviert uns frisch gebackenes Brot und eine Menge leckerer Beeren und Pilze, aus dem nahegelegenen Wald. Wir erzählen ihr und Haialah, was wir vorhaben und was Hanania, meine Liebste, in ihrer Vision einst erblickt hatte. Die beiden Ibrani Frauen hören uns beeindruckt zu und werden ganz aufgeregt. Der Gedanke evtl. wieder mit den einstigen Dualpartnern zusammen zu kommen und vielleicht sogar wieder Kinder haben zu können, bewegt sie sehr. «Vielleicht gibt es auch eine Lösung für unser Problem mit Anauels Herrschaft.» meint Ashalia hoffnungsvoll. Wenn wir unsere Gegenstücke wiederfinden könnten, dann würde er mich vielleicht in Ruhe lassen.» «Das muss er so oder so,» spreche ich «so lange wir hier sind, werden wir niemals zulassen, dass irgendjemand, jemand anderem seinen Willen aufzwingt. Etwas hat sich verändert, in dieser Welt, ich spüre es deutlich, nichts ist mehr so, wie es einst war und ich könnte mir vorstellen, dass die Pfeiler des Lichts, eine tiefere Bedeutung in diesem ganzen Gefüge innehaben, als wir bisher dachten. Wir haben wieder Hoffnung geschöpft, dass sich alles zum Besseren wenden kann, dass unsere endloses Leid ein Ende finden wird. Darum machen wir diese Reise. «Ich würde gerne mit euch kommen,» spricht Ashalia «ich will selbst herausfinden, was dort auf uns wartet. Ashali wieder zu sehen, wäre ein Wunder! Sie wendet sich an Haialah: «Stell dir vor, du könntest vielleicht auch Haiali wiedersehen!» Die Angesprochene erwidert: «Ja, dennoch… ich kann es kaum glauben, dass dies möglich ist.»
Haialah ging nachdenklich in dem kleinen Haus auf und ab. Irgendwie lag Trauer in ihren Augen. «Ausserdem… was wird dann aus uns beiden Ashalia?» «Wir werden natürlich auch zusammenbleiben, doch wir hätten auch unsere Dualpartner wieder.» «Ich weiss nicht, ob das geht, denn wir stehen uns doch schon sehr nahe, wir sind selbst schon wie ein Dualpaar geworden.» «Aber das macht doch keinen Unterschied, dann leben wir einfach alle zusammen.» Hanael hörte den beiden Frauen erstaunt zu, was sie da vorhatten, war äusserst ungewöhnlich. « Jedenfalls könnt ihr natürlich mit uns kommen, wenn ihr wollt. Wir wissen allerding noch nicht wirklich, was genau uns bei den Pfeilern des Lichts erwarten wird.» «Dann finden wir es einfach heraus!» meinte Haialah resolut. «Viel haben wir eh nicht zu verlieren, wir werden ja schon vom ibranischen König verfolgt und nach Hause zurück, können wir sowieso nicht mehr.» «Dann könntet ihr euch uns ja wirklich anschliessen!» freute sich Dinael und lächelte sein herzliches Lächeln. «Zusammen ist das Reisen kurzweiliger.» «Okay, dann tun wir das!» rief Haialah übermütig und schüttelte ihre dunkelroten Locken. Sie war wirklich eine wunderschöne und so kraftvolle Frau. Ashalia musterte ihre Partnerin mit liebevollen Augen und legte ihr die Hand auf den Arm. «Also gut, ich bin auch dabei!» Und so machten sich die Gruppe, um zwei Mitglieder angewachsen, schliesslich wieder auf den Weg.
8. Kapitel
Jael der junge Acira stand noch eine ganze Weile auf der geschwungenen Brücke und beobachtete die Fische, welche sich immer wieder zu Paaren zusammenschlossen. Sie passten ihre Leiber einander stets an, dass immer wieder ein Kreis entstand und ihre Augen richteten sie nach oben, was aussah wie zwei kleinen Punkte, in jeweils einer Hälfte des Kreises. Noch immer fragte sich der junge Acira, was es damit bloss auf sich hatte. Schliesslich wurde er von einer, ihm bekannten Stimme, aus seinen Träumereien gerissen. Seine Liebste Jaella rief nach ihm. «Jael, wo bist du? Wir haben Besuch bekommen!» «Besuch?» Erstaunt blickte Jael in die Richtung seines Hauses. Sogleich lösten die Fische ihre seltsamen Formationen auf und verschwanden wieder in die tieferen Lagen des Weihers. Jael wollte dieses Schauspiel jedoch stets in Erinnerung behalten. Er ging zurück auf das Land und lief, schnellen Schrittes, zu seinem Haus herüber. Wie die meisten Acira- Häuser, war dieses aus Holz gefertigt und besassen geschwungene, bunt bemalte, mit Einlegearbeiten und Edelsteinen verzierte, Dächer und Giebel.
Jaella erwartete ihn bereits aufgeregt. Ihr schönes, ebenmässiges, ziemlich schmales Gesicht, wirkte erhitzt. «Du wirst es nicht glauben!» rief sie «wer auf Besuch gekommen ist! Mach schnell!» Jael verstand nicht, wie man um einen Besuch von irgendjemandem, so einen Wind machen konnte. Als er dann jedoch den, von schlichten, hölzernen Pfeilern getragenen Innenraum, des heimatlichen Hause betrat, blickte er ungläubig auf die Person, welche auf einigen weichen Kissen, neben einer kleinen Feuerstelle kniete und gerade Tee aufsetzte. «Ach du meine Güte Helala!» rief Jael aus «das musst doch nicht du machen! Wir sind doch die Gastgeber hier!» «Das spielt keine Rolle!» lächelte eine zierliche, wunderschöne Frau, mit einem bunt bestickten Kimono und schwarz glänzendem, dichtem, hochgestecktem Haar. «Ich finde diese Unterwürfigkeit, die mein Gemahl von allen erwartet, einfach nur schrecklich! Vor den göttlichen Eltern sind wir doch alle gleich! Einst in den himmlischen Landen, lebte alle in Freiheit und Gleichheit. Es ist schade, dass dies nicht auch hier so weitergeht. Ich bemühe mich sehr, doch wie ihr wisst, hat sich Heliel mit einigen unserer Brüdern und Schwestern, in den anderen Ländern zerstritten und nun muss ich auch langsam um mein Dasein fürchten. Das ist mit ein Grund, warum ich mich an euch wenden möchte.»