14. Kapitel
Heliel, der selbsternannte Kaiser der Aciras, kochte vor Wut. Er konnte sich einfach nicht damit abfinden, dass seine Gemahlin ihn tatsächlich verlassen wollte. Wie konnte sie nur? Das war sie ihm aus Liebe hierher gefolgt und nun stand sie doch nicht zu ihm. Ausserdem nahm sie jene in Schutz, welche sich gegen ihn aufgelehnt hatten. Das machte die Pille nochmals bitterer. Das Jael und Jaella ihm entkommen waren, ärgerte ihn unglaublich. Doch er hatte Helala nicht verletzen wollen. Ausserdem hatte sie so eine grosse Kraft, so eine Sicherheit ausgestrahlt, die seine Männer und auch ihn selbst, sehr erschüttert hatte. Es musste eine Art Zauber gewesen sein, doch diesem war Heliel nun nicht mehr erlegen und er war fest entschlossen, seine Frau wiederzufinden und das Fürstenpaar und auch sie, zur Rechenschaft zu ziehen.
Er musste es tun, wenn er seine Position im Volk der Aciras behaupten wollte. Er hatte es jetzt so weit gebracht und er war sich sicher, dass er auf dem richtigen Weg war. Eden verlangte andere Lebensweisen, als die hohen Himmel. Um weiterhin die Ordnung zu wahren, brauchte diese Welt jemanden an der Spitze, jemanden der wusste, was am besten für alle Völker war. Heliel sah sich selbst als am geeignetsten für diese Aufgabe. Die grossen Führer von einst, konnte man sowieso vergessen. Sie waren damals weggelaufen, hatten alle im Stich gelassen und so musste Heliel dafür besorgt sein, dass vor allem sein Volk, in Zukunft gut versorgt war. Heliel hatte auch schon hochfliegende Pläne der Expansion. Er wollte sein Volk die Aciras, an die Spitze der ganzen Welt bringen, alle sollten ihre Pracht sehen und bestaunen. Um dieses Ziel jedoch zu erreichen, musste er jene, die sich gegen ihn stellten, bestrafen, denn sonst verlor er an Glaubwürdigkeit. Nach dem Ereignis mit Helala, im Garten des Fürstenpaares, hatte man bereits hinter vorgehaltener Hand getuschelt und sich, wenn auch sehr diskret, über ihn lustig gemacht. Er der Kaiser, liesse sich von seiner Frau einschüchtern. Das hatte ihn noch wütender gemacht und nun wollte er seine Widersacher unbedingt finden. So verstrickte sich Heliel immer mehr in seiner inneren Finsternis und seine Schwingung nahm zusehends ab.
Schon viele seiner Leute, hatte der Kaiser bereits beauftragt, nach Helala, Jael und Jaella zu suchen, doch sie waren erfolglos geblieben. Nun musste er die Suche doch wieder selbst in die Hand nehmen. Lange hatte er nach verschiedensten Hinweisen gesucht, hatte den ganzen Hofstaat von Jael und Jaella in einen, eigens von ihm gebauten Kerker geworfen, um sie zu befragen. Schliesslich bekam er den entscheidenden Hinweis. Er hörte von einem Mann, der zur Zeit des besagten Ereignisses, im Garten des Fürstenpaares gearbeitet hatte, dass Helala von einem heiligen Kirschbaum gesprochen hatte, bei dem sie sich mit dem jungen Paar treffen wollte. Heliel suchte mit einigen seiner Männer den Baum, den er gut kannte auf und hoffte dort, weitere Hinweise zu erhalten. Doch die Spur verlor sich dort. Sie durchkämmten die ganze Gegend, um den Baum herum, doch sie fanden nichts. Heliel kochte vor Wut.
«Irgendwo müssen die doch verschwunden sein. Wir müssen unsere Suche wohl noch ausweiten…» er stutze auf einmal und bückte sich. Auf dem Boden lag eine Haarmasche, seiner Frau Helala. Sie war also tatsächlich hier gewesen. Er hob die Masche hoch, drehte sie in der Hand, roch daran. Dann konzentrierte er sich, konzentrierte sich auf die duale Verbindung, mit seiner einstigen Partnerin. Duale besassen diesen sogenannten dualistischen Sinn, was ihnen ermöglichte, ihre Dualpartner, auch auf weite Distanz, immer wieder zu finden. Heliel roch den so vertrauten Duft der Kaiserin. Vor seinem inneren Auge erblickte er auf einmal ein goldenes Licht, welches sich tief im Herzen von Eden sammelte. «Aber… das kann doch nicht…» sprach er ungläubig. «Wie kann sie dort sein?» «Ihr wisst, wo die Kaiserin ist?» fragte ihn sein Hauptmann, der eine Rüstung aus einem dicken Gewebe trug, über der er einen, genau angepassten, reich verzierten Brustpanzer, gezogen hatte. Aneinander gereihte Plättchen aus Perlmutt und Naturmaterialien, schützten Arme und Beine. Sein dunkles Haar war erstaunlich lang und zu einem Zopf geflochten. Diesen Zopf trugen alle Soldaten, die unter Heliel dienten. Er war ein Zeichen von grosser Kraft und Geschicklichkeit. «Ja,» erwiderte Heliel. Aber wie gesagt, es ist ziemlich unglaublich, zumal ich wirklich nicht weiss, wie meine Gemahlin in so kurzer Zeit so weit gekommen ist. Und vor allem… was sie dort will.» «So sagt uns schon, wo sie ist!» drängten die Soldaten.» «Nun gut…es sieht fast so aus… als wäre sie bei den Pfeilern des Lichts!»
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Die Tage, die wir bei den Indigenes verbrachten, vergingen wie im Flug. Gerne wären wir noch etwas länger geblieben, doch unsere Mission, treibt uns weiter. Dinael und die beiden Ibrani Frauen, sind einverstanden, dass Ambriel mit uns reist und Ambriel selbst ist ebenfalls überglücklich. Tatsächlich macht es den Anschein, dass er neue Hoffnung geschöpft hat. Denn er sieht nun schon viel besser aus. Seine Augen haben wieder mehr Glanz bekommen und sogar seine langen, schwarzen Haare, wirken viel gesünder und nicht mehr so stumpf. Er hat auch im Gesicht mehr Farbe bekommen und seine Haltung ist aufrecht, nicht mehr so gebückt, wie bei unserer Ankunft hier. Er scheint sehr dankbar zu sein, dass wir uns seiner annahmen. Und es ist auch wirklich ein schönes Gefühl. «Wollt ihr nicht auch mitkommen?» frage ich Orphiel und seine Frau, bei unserem letzten, gemeinsamen Abendessen. Orphiel erwidert, leicht bedauernd: «Einerseits würde es uns schon sehr interessieren, was sich bei den Pfeilern des Lichts befindet und ob es stimmt, dass dort ein besseres Leben auf uns warten könnte. Doch was sollen wir auch mit unseren beiden Tieren machen? Sie sind ein Teil von uns und gerade darum, können wir sie nicht der Gefahr aussetzen, welche von Ambriel ausgeht.» «Aber Ambriel scheint mir wieder einiges gesünder zu sein,» werfe ich ein. «Er hat jetzt ein neues Ziel, auf dass er sich ausrichten kann, vielleicht kommt es ihm dann gar nicht mehr in den Sinn, sich an irgendwelchen Erstlingstieren zu vergreifen.» «Da kann man leider nie ganz sicher sein.» «Das ist sehr schade, ihr wärt eine grosse Bereicherung für unsere Gruppe gewesen.» «Das ist sehr freundlich von dir Hanael, aber das wird wohl leider nichts.» sagt nun Orphiala ebenfalls. «Und ich kann euch gar nicht vom Gegenteil überzeugen?» «Nein, wohl eher nicht.»