Unser weiterer Weg, führt uns nun von Westen, Richtung Süden. Wir fliegen hoch über den höchsten Wipfeln der Bäume und haben so einen guten Überblick, über die ganze Umgebung. Weit in der Ferne sehe ich noch einen Teil des grossen Meeres und als ich meinen Blick mehr ins Landesinnere wende, erkenne ich dort einen dichten Nebel, welcher undurchdringlich scheint. Hinter diesem Nebel, liegen die Pfeiler des Lichts verborgen.
Das farbenprächtige Waldgebiet der Indigenes zieht sich noch eine ganze Weile unter uns dahin, bis schliesslich eine weite, trockene Ebene folgt. Hinter dieser tauchen nun die schwebenden Berge von Acrinos auf. Wir nennen diese Berge so, weil sie unten sehr schmal sind und erst oben, ähnlich wie Pilze, breiter werden. Eine Menge Pflanzen wachsen auf ihnen und bedecken den schmaleren Teil sehr oft gänzlich, so dass man nur den oberen, etwas breiteren Teil richtig sieht, was dann den Eindruck macht, als würde dieser Teil schweben.
Die Berge sind auch hier umgeben von Wald, doch dieser Wald ist nicht mehr so bunt, wie der Wald der Indigenes, sondern so grün, wie jener in unserem Reich und gleicht eher einem wilder Urwald.
Ab und zu taucht ein kleines Dorf auf, welches sich an den Fuss der Berge schmieg. Ein paar Häuser, aber vor allem Tempel, stehen hoch oben auf den Bergen. Denn die Aciras glauben, dass sie unseren göttlichen Eltern, auf diese Weise, näher sein können. Sie bauen wundervolle Tempel, reich verziert mit Edelsteinen. Die Dächer selbiger leuchten entweder golden, oder jadegrün. Diese jadegrünen Ziegel, welche sich sehr gut der Umgebung anpassen, werden gerne und oft für acirische Häuser verwendet. Das Volk im Süden liebt harmonische Formen, die der Natur nachempfunden sind und das macht ihre Baukunst auch so einzigartig.
Überall tauchen nun herrliche Gärten mit Seen, Teichen, wundervollen Blumen, eigentümlich geformten Bäumen und kleinen und grossen, hölzernen Brücken, auf. In den Gewässern schwimmen bunte Fische, einige davon sind beträchtlich gross, wenn auch nicht gar so gross, wie die grösseren Meeresfische, im Reiche der Awrighas. Als wir gerade an einem Berg vorbeifliegen, auf dem sich ein riesiger, eindrücklicher Kirschbaum, mit Blüten und Früchten gleichermassen, befindet, erblicken wir eine Gruppe von seltsam gekleideten Männern, welche sich schnell in Richtung, der Pfeiler des Lichtes, bewegen. Sie tragen vorwiegend spitze schwarze Helme und gleichfarbige, mit Metallplättchen besetzte, Leder-Rüstungen. Auf ihrem Rücken befinden sich seltsame Röhren und ihre Hosen bestehen aus rotem, dickem Gewebe, welches ebenfalls mit Metallplättchen besetzt ist. Es gibt auch eine Gruppe Reiter, die ihnen voran gehen. Sie tragen als einzige, edel verzierte Brustpanzer und lange Schwerter. Ihre aussergewöhnlich langen Haare, sind zu einem Zopf geflochten. Inmitten von ihnen befindet sich auf einem Rappen, ein in eine goldene Rüstung gekleideter Mann, ebenfalls mit einem etwas kürzeren Zopf und schwarzen Hosen. Das ist vermutlich ihr Anführer. Was aber tun sie hier? Es sieht ganz so aus, als würden sie… in den Krieg ziehen!
Dieser Gedanke behagte Hanael gar nicht und so beschloss er zu landen und die Armee zu fragen, wohin sie denn unterwegs sei. Er gab seinen Begleiter ein Zeichen mit der Hand und alle setzten zum Sinkflug an.
Direkt vor der Armee landeten sie. Ihre Paradisi stiessen einen hellen Pfiff aus und die Armee blieb erschrocken stehen und musterte die eindrücklichen Neuankömmlinge. «Wohin des Wegs?» fragte Hanael. Einer der Reiter löste sich aus der Gruppe und ritt, mit arroganter Mine auf sie zu. «Wer will das wissen?» fragte er misstrauisch. Hanael nahm das Sonnenmedaillon hervor und zeigte es dem Mann. Dieser wich etwas erschrocken zurück, als es hell aufstrahlte. «Ich nehme an, ihr kennt dieses Medaillon und so erübrigt sich die Frage, wer ich bin.»
Der Mann mit dem goldenen Brustpanzer verliess nun ebenfalls die Gruppe und musterte Hanael und seine Gefährten eingehend. «Man müsste meinen, du wärst der grosse Führer!» sprach er dann an den jungen Arienes gewandt. «Wenn der grosse Führer nur nicht längst schon verschwunden wäre. Woher habt ihr dieses Schmuckstück?» Hanael konnte die anmassende Art dieses Mannes nicht fassen. «Was erlaubt ihr euch, so mit mir zu reden?» sprach er wütend. «Ich bin wirklich der grosse Führer und das hier…» er deutete auf Hanania «ist meine Partnerin. Die anderen sind Vertreter, beinahe aller Völker von Eden und begleiten mich auf meiner Reise.» «Das könnte jeder behaupten!» sprach der Acira. «Wer bist du, dass du dich uns gegenüber so unhöflich benimmst?» wollte Hanael wissen. «Ich bin der Kaiser der Aciras, mein Name ist Heliel. Ihr habt sicher schon von mir gehört: «Heliel!?» rief Orphiel «seid ihr also jener, der mit allen Völkern Streit anfängt.» Heliel musterte den jungen Indigenes herablassend. «Wer bist du, dass du überhaupt wagst, das Wort an deinen Kaiser zu richten!» rief er. «Ihr seid ganz sicher nicht mein Kaiser!» ereiferte sich der Indigenes. «Wir dienen doch keinem Kaiser! Wir schauen selbst für unser Volk!» «Das könnte sich vielleicht schon bald ändern,» sprach Heliel drohend. «Unsere Welt, braucht einen richtigen Führer, nicht solche…» er deutete auf Hanael «Möchtegern- Führer, wie der da.» «Was erlaubt ihr euch!» rief nun Haialah zornig «Ihr redet hier mit den wahren Führern, welche einst dazu berufen wurden, Eden zu behüten. Das Medaillon beweist es doch.» «Diese Medaillon, beweist gar nichts,» schnaubte Heliel. «Er könnte es von irgendwoher haben!» «Das ist doch Blödsinn!» ereiferte sich Dinael. «Das Medaillon würde in keiner Hand so aufstrahlen, wie in der Hand der grossen Führer.» «Alles nur Taschenspielertricks!» Heliel machte eine wegwerfende Handbewegung. «Ich werde euch sicher nicht so einfach als meine Herren anerkennen.» «Es geht doch nicht darum, dass wir eure Herren sein wollen,» meinte Hanania. «Wir sind jedoch wirklich die grossen Führer und wollen mal wieder alle Völker besuchen und nach dem Rechten schauen. Eigentlich wollten wir eure Hauptstadt besuchen, um die Aciras auch wieder etwas näher kennenzulernen, nachdem wir so lange weg waren.» «Ja, ihr wart wahrlich lange weg!» rief Heliel. «So lange, dass wir euch gar nicht mehr brauchen, es spielt deshalb gar keine Rolle, ob ihr die grossen Führer seid, oder nicht. Die Aciras haben ihre eigene Ordnung erschaffen. Also macht endlich den Weg frei!» «Wohin wollt ihr überhaupt?» «Das geht euch gar nichts an!» schnaubte der Kaiser. «Doch, wenn ihr vorhabt gegen jemanden in den Krieg zu ziehen, dann schon! Wir werden uns also nicht von der Stelle bewegen, bis ihr uns euer Vorhaben näher erläutert habt.» «Ich werde euch gar nichts erläutern! Geht endlich aus dem Weg!» «Nein!» rief Hanael entschlossen. «Doch, sonst werdet ihr es bereuen!» «Wollt ihr uns etwas drohen Heliel?» «Ja genau!» Der Kaiser hob seinen Arm und rief: «Donnerstöcke laden und Feuer!» Und ehe sich Hanael und seine Mitreisenden versahen, richteten die Soldaten mit den schwarzen Rüstungen ihre seltsamen, Stöcke auf sie und feuerten diese alle gleichzeitig ab.