Tag für Tag verlangt das Leben nach mehr und mehr Schichten, die meine Verletzlichkeit schützen sollen. Aber mit jeder Schicht verliere ich immer mehr den Zugang zu meinen starken Gefühlen, unabhängig ob gut oder schlecht.
Will ich den einfachen Weg gehen? Will ich mit all der Stärke eines ausgewachsenen, vernünftigen und vollkommen unabhängigen Menschen diese Zeit bestreiten? Aber ich würde opfern, was mir nur all zu heilig ist, nämlich meine Möglichkeit in höchster und unschuldigster Form mit den Dingen der Welt verbunden sein zu können. Diese in mich aufzunehmen, als wären sie eins mit mir. Die einfachen Momente und Gefühle so intensiv zu spüren, dass nur eine Sekunde davon reicht, um einer ganzen Ewigkeit genügend Sinn einzuhauchen. Das ist das allerhöchste Gut dieser Welt und ich möchte es hüten.
Auch wenn das bedeutet, darauf zu verzichten ein leichtes Leben zu führen, unbeschwert durch das Paradies des Geldes, der Karriere und der Liebe zu gehen. Ich habe sie also wirklich, die Wahl zwischen stumpfem Empfinden mit dem Effekt, dass Trennungen, Schmerz oder große Mühe mir als ein Leichtes von der Hand gehen, und endlos feinem Empfangen der Schwingungen meiner Umgebung, das Paradoxon der Sensibilität, welches einem zeitgleich den tiefgreifensten Schmerz, aber auch das sprudelnste Wohlsein, also wahre Liebe, bringt.
Ich glaube, dass jeder Mensch diese Wahl hat und dass zu oft der erstere Weg gewählt wird. Ich sehe es jeden Tag und es bricht mir das Herz, dass nur so wenige das Privileg erkennen, was es bedeutet verletzlich sein zu dürfen.