Am nächsten Abend überwand sich Michail endlich, als er das getrocknete Blut an sich erblickte, eine Dusche zu nehmen.
Während er sich mit Duschgel abrieb, fluchte er, als seine Hände zwischen den Beinen ins Leere griffen. Seine Augen richtete er allerdings immer noch nicht darauf, denn er fürchtete sich vor diesem Anblick.
Seufzend stieg er aus der Kabine heraus, trocknete sich ab und murrte jedes Mal unwillig, wenn er automatisch an seine Leibesmitte fasste und dort nichts mehr war.
Schließlich nahm er seinen ganzen Mut zusammen und betrachtete das Malheur. Verwundert stellte er fest, dass es ja fast wie bei einer Frau aussah.
Die Haut war an der Stelle makellos verheilt und drum herum wuchsen die Schamhaare, wie um eine Lichtung.
Für Michail sah das allerdings furchtbar aus und er schlang schnell das Handtuch um seine Hüften und ging zu seinem Kleiderschrank.
Wie meistens, zog er einen Pulli und eine Jeans an, doch die Hose war jetzt im Schritt so flach. Das war der Nachteil an diesen Jeans, dass sie dort so eng saßen. Deswegen kramte er in seinem Schrank nach einer Unterhose, die er normalerweise nicht trug, aber jetzt würde er eine brauchen.
Mit einem Pärchen Socken stopfte er den Slip aus und war mit dem Ergebnis ganz zufrieden. So fiel sein Verlust nicht weiter auf.
Hoffentlich sprach sich das nicht in der Stadt herum, was er getan hatte. Würde es diese Natascha rumerzählen? Er könnte sich dann im Club oder auf Partys nicht mehr sehen lassen, keine Unsterbliche würde sich mehr auf ihn einlassen, auch wenn er seine Strafe bekommen hatte.
Michail wollte nicht komplett weg aus Moskau, aber für die kommenden vier Wochen musste er es auf jeden Fall tun.
Missmutig packte er eine Tasche zusammen, aktivierte das Sicherheitssystem seines Hauses und flog dann davon. Gern hätte er Jovanka noch eine Nachricht hinterlassen, aber er wollte nicht riskieren vor Vladimirs Haus von einem der Bewohner gesehen zu werden.
Er steuerte eine einsame Gegend an.
Marja bemerkte einen fremden Unsterblichen in ihrem Revier und beobachtete ihn eine Zeit lang. Sie fragte sich, was er hier wollte, doch der Fremde versprühte eh seine Gedanken, weil er sich allein wähnte und so erfuhr sie, was ihn beschäftigte.
Sie musste schmunzeln über die Strafe, die Irina ihm zugedacht hatte, aber das war genau das Richtige für solche Kerle. Sie kannte Irina noch aus früheren Zeiten, als sie noch in Moskau gelebt hatte. Sie beide waren in einem ähnlichen Alter.
Dieser Michail war ein ansehnlicher Mann mit seinen markanten Zügen, fand Marja. Leider fehlte ihm das Wichtigste. Wie lange war das eigentlich her, dass sie mit einem Mann zusammen gelegen hatte?
Er liebte die Frau eines Rivalen, nur war er sich selbst noch nicht über seine Gefühle im Klaren. Das war alles wirklich interessant, was sie so beim Herumstöbern in seinem Kopf, erfuhr.
***
Michail grub sich splitternackt aus dem frostigen Waldboden heraus und holte seine Kleidung unter einem Busch hervor. Zuerst streifte er sich mit den Händen die Erde von der Haut und vermied dabei konsequent den Blick zwischen seine Beine.
Marja beobachtete ihm beim Anziehen und schmunzelte wieder, weil sie noch nie einen Mann gesehen hatte, dem alles fehlte, doch sie hielt sich lieber noch im Hintergrund.
Nachdem Michail schon eine Weile durch den Wald gestreift war, stand plötzlich eine unbekannte Unsterbliche einige Meter vor ihm im Unterholz. Er hatte sie überhaupt nicht wahrgenommen, doch langsam spürte er ihre Aura, die sie davor unterdrückt hatte. Sie stand regungslos da und lächelte. Mit Unbehagen fühlte er ihr hohes Alter. Was wollte sie von ihm? Lebte sie hier und wollte ihn jetzt vertreiben?
„Hab keine Angst", sagte sie in altem Russisch.
Plötzlich stand sie direkt vor ihm und Michail machte erschrocken einen Schritt rückwärts. War sie noch älter als Irina?
„Wer bist du?", stammelte er.
Sie lächelte immer noch: „Marja. Und du? Was verschlägt dich in meinen Wald?"
Er betrachtete ihr verschlissenes Kleid, ihre nackten Füße und antwortete unsicher: „Ich bin Michail aus Moskau. Ich wollte dich nicht stören."
„Du kannst bleiben. Es war lange sehr einsam hier."
Schließlich gingen sie gemeinsam weiter und Marja zeigte ihm, wo die nächste Siedlung lag: „Wenn du Blut brauchst."
Er sah in die Richtung, in die sie zeigte: „Ja bald."
Leider früher als sonst, weil er durch die Kastration viel Blut verloren hatte.
„Was trieb dich überhaupt hierher?", fragte sie.
Michail sah zu Boden: „Ich musste untertauchen. In vier Wochen bin ich wieder weg."
„Vor langer Zeit lebte ich ebenfalls in Moskau. Und irgendwann hatte ich genug von der sterblichen Welt und fand diesen Platz hier." Er nickte zustimmend.
Der Kerl schien gar nicht so übel zu sein, obwohl er so etwas Schändliches getan hatte, fand Marja. In der Hinsicht konnte sie die Männer nie verstehen.
Michail wurde neugieriger: „Wolltest du nicht wieder in die Zivilisation zurück?" Marja sah ihn kurz verwirrt an, aber dann erkannte sie das entsprechende Bild in ihm, was er damit meinte. Dieses Wort kannte sie noch nicht.
„Nein, mir genügt, was ich durch die Gedanken der Menschen sehe. Diese ganzen Erfindungen, aber vieles kann ich nicht verstehen."
Er fragte verwundert: „Du kannst die Sterblichen bis hier draußen hören?"
Sie nickte: „Es ist wie ein Flüstern von unzähligen Kehlen und dazu kommen die Bilder. Manchmal ist es verwirrend, aber dann auch wieder ganz deutlich."
„Siehst und hörst du jetzt gerade etwas?"
Marja lächelte: „Nein, weil ich nicht hinhöre. Ich habe mich daran gewöhnt und kann es ignorieren."
Michail fand das erstaunlich: „Und ab welchem Alter fängt das an?"
Marja zuckte mit den Schultern: „Ich bin wohl über 1000 Jahre alt. So kurz davor vielleicht. Es ist schon zu lange her."
Ihr Alter flößte ihm schon von der Aura her, Respekt ein. Sie war auf jeden Fall älter als Irina. Wehmütig dachte er an sein bestes Stück, das jetzt bei ihr aufbewahrt wurde. Hoffentlich passte sie gut darauf auf.
***
Heute musste Michail trinken und strebte zu der Siedlung, die ihm Marja gezeigt hatte. Verärgert dachte er daran, dass ihm die Poltava durch die Lappen ging und Jovanka sicher dort war. Na ja, dann eben nächsten Monat.
Diese Party, wo die Unsterblichen sich ungehindert auf die Menschen stürzten, fand nicht, wie in den USA, an Vollmond statt, aber einmal im Monat.
Nun schwebte er über dem kleinen Ort, wo kaum jemand auf der Straße war. Fast alle saßen in der warmen Stube und sahen fern. So musste er jemanden nach draußen locken, oder in ein Haus hineinsteigen.
Nachdem Michail einen Sterblichen vor dessen Fernseher überwältigt und ausgesaugt hatte, kehrte er in den Wald zurück.
Aufgekratzt durch das getrunkene Blut, sprang er durch die Baumgipfel, bis er schließlich Marja in der Nähe spürte.
Suchend blickte er sich um und fand sie schließlich auf einem Ast sitzend vor, wo sie die Beine baumeln ließ und vor sich hin summte.
Er näherte sich vorsichtig: „Prevjet Marja. Störe ich?"
Sie lächelte ihm zu: „Aber nein. Setz dich zu mir."
Als er sich niedergelassen hatte, bemerkte sie: „Ich spüre deine Hitze bis hierher." Michail ahnte, was sie wollte, aber das ging ja leider nicht. Bei dem Gedanken an Sex spürte er eine Art Erregung an der Stelle, wo sein bestes Stück normalerweise saß.
Plötzlich vergrub Marja ihre Zähne in seiner Halsseite und entriss ihm mit ihrem starken Sog sein Blut. Voller Panik, stemmte er sich mit aller Kraft gegen sie, aber sie fühlte sich an wie eine Statue. So starr und unnachgiebig. „Hör auf! Lass mich los!"
Ihr Saugen hörte sofort auf und sie leckte über die Bisswunde: „Keine Angst. Ich wollte nur kosten."
Michail sah sie misstrauisch an. Da strich sie ihre langen Haare zur Seite, präsentierte ihm ihre Halsseite und fragte: „Möchtest du ebenfalls?"
Er zögerte, doch es war verlockend von einer so Alten zu trinken. Also rückte er wieder näher, berührte mit den Lippen ihre kühle Haut und senkte langsam seine Zähne hinein. Als er ihr Blut schmeckte, durchschoss ihn die Erregung wie einen Blitz. Es war unbeschreiblich lustvoll von ihr zu trinken. Er stöhnte unter seinen Zügen, klammerte sich an Marja fest und ihre Hände streichelten über seinen Rücken, während er an ihr hing. Michail konnte sich nur schwer von Marja lösen, aber er hatte genug getrunken. Ein wenig im Rausch, lehnte er seinen Kopf an ihre Schulter und ließ alles auf sich wirken. Er spürte, wie sie seine Hand nahm und auf die Innenseite ihres Schenkels legte.
„Marja, ich ..."
„Scht", unterbrach sie ihn. „Ich weiß. Mach dir keine Gedanken."
Michail glitt mit der Hand zwischen ihre Beine, worauf sie aufseufzte und ihn ebenfalls an seiner Leibesmitte berührte. Für ihn fühlte sich das ungewohnt an, als sie dort über die Haut rieb, aber es jagte ihm Schauer der Erregung durch den Körper und eine Wärme breitete sich von dort in ihm aus.
Diese kahle Stelle war sehr empfindsam und Michail wunderte sich, dass es sich fast so anfühlte, als wären sein Geschlecht noch dort. Zumindest von der Erregung her war es genauso.
Der Ast auf dem sie saßen war dick genug und so drängte er sich zwischen Marjas Schenkel und begann sich dort zu reiben, was ihr gefiel.
Sie umgriff seinen Hintern und presste ihn in diesem Rhythmus an sich.
Michail fühlte ihr feuchtes Fleisch an seiner empfindsamen Haut und wie sich seine Lust in seinem Unterleib immer weiter ausbreitete. Seine Anspannung nahm mehr und mehr zu, bis sie beide schließlich zum Höhepunkt kamen.
Michail empfand diesen Orgasmus irgendwie tiefer und die Wellen verebbten langsamer, als sonst.
Marja küsste keuchend seine Lippen: „Siehst du, das war doch gar nicht schlecht, oder?!"
Mit einem Blick auf seinen entblößten Unterleib erwiderte er: „Hätte ich wirklich nicht erwartet."
Michail fand Marja faszinierend. Vor allem wegen ihrem Alter und weil sie so losgelöst von der Gegenwart lebte. Ihr Russisch erinnerte ihn an vergangene Zeiten und ihre Lebensweise an seine sterbliche Vergangenheit, als er mit einigen Gesetzlosen im Wald lebte.
Gerade saß er an einem kleinen See und blickte auf das Wasser, während seine Gedanken um Jovanka kreisten.
Marja sagte plötzlich neben ihm: „Weiß sie, was du empfindest?"
Er zuckte erschrocken zusammen, weil sie scheinbar plötzlich neben ihm aufgetaucht war. Ihre Bewegungen waren einfach zu schnell für ihn. Dann schüttelte er langsam den Kopf: „Nein. Es hat ohnehin keinen Sinn. Sie hat bereits einen Gefährten."
Marja gefiel dieser Michail immer besser. Sie ließ ihn wieder von ihrem Blut kosten, weil er so danach gierte und das versetzte beide jedes Mal in Erregung. Die Unsterbliche wusste sich schon zu helfen, da er keinen Phallus hatte, aber immerhin Finger.
Michail hätte nie gedacht, dass er Sex ohne Geschlecht genießen könnte, aber mit Marja war es einfach berauschend und vollkommen befriedigend. Richtig mit ihr zu schlafen wäre sicher der Hammer, aber das konnte er in einigen Wochen ja nachholen. Sie wäre sicher nicht abgeneigt.
***
Inzwischen hatte Michail hier im Wald irgendwie jedes Zeitgefühl eingebüßt, so fern ab der Zivilisation. Aber er wollte den richtigen Zeitpunkt der Rückkehr nicht verpassen und strich jeden Tag in einem Taschenkalender ab. Ungeduldig zählte er die letzten verbleibenden Nächte, dann konnte er endlich zurückkehren und wieder ein vollständiger Mann werden.
„Bald kehre ich nach Moskau zurück", sagte er.
Marja sah ihn enttäuscht an: „Ich weiß. Kommst du wieder?"
Michail strich sein längeres Deckhaar zurück: „Ich weiß nicht. Aber ich denke schon. Auf Besuch eben."
Sie lächelte: „Jetzt habe ich mich bereits an dich gewöhnt. Aber du willst zu deiner Liebe zurück. Das kann ich verstehen. Erzähl etwas von ihr."
Er schmunzelte: „Was soll ich da erzählen? Sie gefällt mir eben."
Marja schüttelte lächelnd den Kopf: „Das ist doch nicht alles."
„Nun gut. Sie ist sehr hübsch, in meinem Alter, wir haben leidenschaftlichen Sex und ich komme nicht von ihr los. Mir gefällt noch eine andere. Das ist ein heißer Feger und da wird's vermutlich nie langweilig. Vom Äußeren her ist sie eher mein Typ und sie hat keinen Gefährten. Schwierig!"
Die alte Unsterbliche lächelte nur wissend. Sie wusste, wen er lieber wollte oder wem sein Herz mehr gehörte.
„Du solltest eine Weile in der Stadt leben, damit du das alles kennen lernst", sagte er zu Marja, aber sie wollte lieber im Wald bleiben. Er lächelte: „Weißt du, ich kann das verstehen. Der Wald war ja auch lange meine Heimat und dort war für mich der einzige sichere Ort."
In den Wochen, die er bei ihr lebte, hatte er viel an seine Erlebnisse als Sterblicher gedacht. An das raue Leben damals und an die furchtbare Rache seiner Schöpferin. Und dann verlor er fast 500 Jahre später wieder die Beherrschung. Er ärgerte sich sehr über sich selbst und wollte seinem jetzigen Opfer nach seiner Rückkehr das Geschehene erklären.
Dazu kehrte er bereits zwei Nächte früher nach Moskau zurück, weil er das noch erledigen wollte, bevor seine Strafe verbüßt war. Doch zuerst musste er zu Irina.
Vorsichtig und mit unterdrückter Aura, flog er zu ihrem Haus, denn er wollte auf keinen Fall von Bekannten bemerkt werden.
Er konnte nicht einfach direkt auf ihrem Grundstück landen, sonst könnte sie ihn als Angreifer ansehen. Daher setzte er vor dem schmiedeeisernen Eingangstor auf und betätigte die Türglocke.
Leider sah er nicht gerade angemessen aus, um von der Herrscherin empfangen zu werden, mit zerzausten Haaren und verschmutzten Klamotten.
Wie von Geisterhand öffnete sich das Tor und die Haustür. Die Hausherrin erwartete ihn schließlich in der Vorhalle. „Dobryy vecher, Michail. Ich hatte dich erst übermorgen erwartet." Er neigte kurz den Kopf als Demutsgeste: „Dobryy vecher. Verzeih, dass ich zu früh bin. Solange ich noch, äh ...", er sah an sich hinunter: „... unbewaffnet bin, wollte ich mit dieser Natascha reden. So hieß sie doch? Kannst du mir sagen, wo ich sie finden kann?"
Sie überlegte einen Moment: „Ich weiß, wo Natascha wohnt, aber ich kann dir nicht einfach ihre Adresse geben. Warte hier. Ich werde sie anrufen."
Sie ging in einen Raum und zog die Tür hinter sich zu.
Michail rief ihr hinterher: „Warte! Ich dachte eher an einen neutralen Treffpunkt. Vielleicht auf dem Roten Platz, wo genug Leute sind."
Er konnte sich denken, dass die junge Unsterbliche sicher Angst hatte, ihn an einem einsamen Ort zu treffen.
„In Ordnung!", antwortete Irina. Sie wählte Nataschas Nummer und als die sich meldete, trug sie ihr vor, was Michail vorgeschlagen hatte.
Er konnte das Gespräch der beiden mühelos durch die Tür hören, auch was am anderen Ende der Verbindung gesprochen wurde.
Natascha schien überrumpelt von diesem Vorschlag zu sein: „Äh, ich weiß nicht. Heute noch?"
„Es ist schon etwas spät heute, ohne Frage. Er ist nur gerade bei mir aufgetaucht mit diesem Anliegen. Es scheint ihm wichtig zu sein, mit dir zu reden; zumal er erst übermorgen von mir zurückbekommt, was ihm gehört. Du könntest ihn morgen Abend treffen, an einem belebten Platz. Du brauchst keine Angst zu haben. Michail mag schwere Fehler machen, aber er ist garantiert nicht dumm! Du kannst dir sicher sein, er weiß sehr gut, dass er sich nicht noch einmal so etwas erlauben kann und darauf hoffen könnte, nochmal so glimpflich davon zu kommen." Natascha schwieg kurze Zeit und sagte dann: „Okay, ich treffe mich mit ihm. An welchem Platz?"
„Der Rote Platz wäre ein Vorschlag."
Natascha willigte ein: „Also gut. Morgen um Acht."
„In Ordnung. Ich richte es ihm aus." Irina verabschiedete sich und ging wieder zur Tür. „Natascha ist einverstanden. Morgen Abend um Acht auf dem Roten Platz." Michail verbeugte sich daraufhin und erwiderte: „Bis in zwei Nächten."
Damit flog er wieder fort und steuerte nun in Richtung seines Versteckes in der U-Bahn, wo er sich bereits wegen dem Streit mit Vladimir verkrochen hatte und wollte dort den Tag verbringen.
Auf dem Weg dorthin begutachtete er manche Sterbliche auf den Straßen, ob deren Klamotten ihm passen könnten. Schließlich überwältigte er einen von ihnen, zog ihn aus und trank von seinem Blut. Danach streifte er der Leiche seine verdreckten Kleider über und versteckte den Körper.
Am nächsten Abend schlich sich Michail dann an die Moskwa, um sich zu waschen und die gestohlenen Kleider anzuziehen. Er war ein wenig nervös, nachher diese Natascha zu treffen und er wusste noch nicht so recht, was er sagen sollte.
Beim nackten Eintauchen in den eiskalten Fluss, fiel Michails Blick auf seine leere Leibesmitte. Morgen würde die Lücke endlich wieder gefüllt werden. Sicher ein merkwürdiges Gefühl, wenn dort abermals Etwas sein würde. Inzwischen hatte er sich fast daran gewöhnt.
Er rieb sich nach dem Bad mit dem Unterhemd seines gestrigen Opfers ab, denn das würde er nicht brauchen. Dann zog er sich zügig an, fuhr mit den Fingern durch die feuchten Haare, damit sie wie nach hinten gekämmt aussahen und schlenderte gemütlich zum Treffpunkt.
Bis Natascha kommen würde, beobachtete er die Menschen, die recht zahlreich über den Platz schlenderten. Viele Touristen tummelten sich hier und fotografierten vor allem die Basilius-Kathedrale mit ihren bunten Zwiebeltürmen. Dort setzte er sich auf eine der Bänke, unterdrückte seine Aura, um nicht von anderen Unsterblichen entdeckt zu werden und als er Natascha in der Ferne erblickte, teilte er ihr gedanklich mit, wo er war.
Sie kam auf ihn zu und versuchte selbstsicher zu erscheinen, doch er konnte ihre nervösen Gedanken hören.
Michail begrüßte sie und wies neben sich: „Setz dich!"
Die Blonde entgegnete: „Ich bleibe lieber stehen."
Er zuckte die Achseln: „Okay, wie du willst."
Sie blickte erwartungsvoll auf ihn nieder: „Du wolltest mit mir reden?"
Er nickte: „Ja, ich wollte erklären, warum das passiert ist. Ich bedaure, dass mir in dieser Nacht die Sicherungen durchgebrannt sind." Er fuhr sich durch die Haare: „Hm, wo fang ich am besten an? An diesem Abend schickte mich meine Affäre in die Wüste und ich war sehr getroffen deswegen. Dann traf ich auf dich und fand dich sehr hübsch, genau mein Typ und ich wollte mich mit dir vergnügen. Na ja, und deine Abfuhr hat mich dann noch mehr verletzt. Dazu kam noch meine Wut und Frustration über meine ganze missliche Lage. Nur noch ein kümmerlicher Rest meines alten Reviers und ein Streit mit einem anderen. Ja und dann rastete ich aus. Es tut mir leid, was ich getan habe. Als Unsterblicher war mir das noch nie passiert."
Natascha nickte und sah sich nervös um, denn sie konnte Michail nicht direkt ansehen: „Okay, ich nehme deine Entschuldigung an. Hoffentlich ist dir Irinas Strafe eine Lehre, denn ich wünsche Keiner, dass ihr sowas passiert."
Er erwiderte: „Ich habe nicht vor die Tat zu wiederholen. Leider kann ich es bei dir nicht mehr rückgängig machen, was ich mir wünschen würde."
„Na gut. Dann geh ich jetzt wieder. Ich denke, es wird mir helfen, dass du es bereust."
Nachdem die große Blonde verschwunden war, blieb Michail noch eine Weile sitzen, weil es ihm an diesem Ort schon immer gefallen hatte und er musste an Jovanka denken. Morgen bekam er seine Männlichkeit wieder, dann würde er sie am liebsten zu sich nach Hause einladen. Ach, würde sie nur ihre Meinung ändern. Dann musste er sich eben mit seiner zweiten Gespielin trösten.
Auf seinem Rückweg zur U-Bahn, spürte er plötzlich Jovankas Schwingungen und kurz darauf sah er, wie sie durch die Straßen ging. Er beobachtete sie eine Weile aus der Luft, bis sie zu nah an dem jetzigen Revier von Vladimir ankam, das früher ihm gehört hatte. Seine Wut über diese Schmach kochte hoch, äußerte sich in einem kurzen Knurren und dann hatte sich Michail wieder im Griff. Er bedauerte es sehr, dass er noch nicht zu Jovanka konnte, aber er wollte bald nochmal mit ihr sprechen. Nun, da er sie wiedersah, bemerkte er, wie sehr er sie vermisst hatte.
***
Als Michail heute erwachte, breitete sich ein freudiges Lächeln auf seinem markanten Gesicht aus. Endlich bekam er sein Geschlecht zurück, aber was ihm viel wichtiger war, dass er seine Wildkatze wieder treffen konnte. Ohne sein bestes Stück wäre das ja nicht gegangen und sie sollte es nie erfahren, was er getan hatte.
Er erhob sich, ordnete seine Kleidung, kämmte die Haare nach hinten und machte sich abermals zur Herrscherin auf.
„Ich hoffe, dein Treffen mit Natascha gestern war erfolgreich?", begrüßte sie ihn. Michail folgte ihr ins Haus: „Ich glaube schon. Sie hat nicht viel gesagt."
Irina ließ Michail kurz warten und kam dann mit einem Glasbehälter, der eine weiße Flüssigkeit enthielt, wieder herein.
‚Kunstblut!', schoss es ihm durch den Kopf, während die Dunkelhaarige das Gefäß auf einem Tisch abstellte, den Deckel öffnete, etwas heraus fischte und ihm entgegenstreckte: „Hier hast du deine Geschlechtsteile zurück."
Er nahm die triefenden Teile in die Hände und fragte unsicher: „Kann ich es bitte hier wieder ansetzen? Im Bad oder so."
Sein Glied und die Hoden waren vollkommen von dem Kunstblut bedeckt, das von seinen Händen tropfte. Er leckte seine Finger ab und verzog sofort das Gesicht: „Bäh, wer trinkt dieses Zeug?"
Irina zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Die Sterblichen haben es vor allem für ihren Gebrauch erfunden." Sie sah Michail skeptisch an. „Ok, wegen mir mach es hier." Und zeigte ihm, wo das Bad war.
„Funktioniert es auch mit diesem Kunstblut, das Ansetzen?"
„Soweit ich gehört habe, ja. Kunstblut ist in einigen Dingen nicht perfekt, aber das scheint zu funktionieren", antwortete Irina.
Er war sich erst unschlüssig, ob er es versuchen, oder sich lieber menschliches Blut besorgen sollte. Aber er wollte es jetzt schnell hinter sich bringen und ließ es daher auf einen Versuch ankommen.
Michail nahm den Behälter in dem seine Geschlechtsteile gelegen hatten mit, und betrat das luxuriöse Badezimmer.
Zuerst zog er sich nackt aus, um die Klamotten nicht zu bekleckern, legte sich dann auf den gefliesten Boden, schlitzte sich mit seinen scharfen Fingernägeln die Haut an der passenden Stelle auf und platzierte sein Glied und seine Hoden auf dem blutigen Riss. Danach goss er etwas von dem Kunstblut darüber und wartete gespannt ab.
Es dauerte einige Zeit, bis er Etwas zu spüren begann. Er fühlte, wie sich die Adern aus der Wunde heraus wanden, was ihn sehr erleichterte. Dann wartete er noch einige Minuten ab, bis auch alles fest angewachsen war, bevor er sich wieder erhob.
Schließlich wusch Michail das Kunstblut noch vom Körper, zog sich wieder an und kam dann in das Empfangszimmer zurück, wo die Hausherrin gewartet hatte: „Es scheint geklappt zu haben. Festgewachsen ist alles."
„Gut zu wissen, dass also auch Kunstblut tatsächlich dazu taugt", sagte Irina.
„Dann will ich dich nicht weiter stören und werde nach Hause gehen. Gute Nacht."
Nun konnte er auch endlich wieder zu seinem Anwesen zurückkehren, wie vor dem Antritt seiner Strafe.
Dort angekommen, leerte er zuerst den Briefkasten und fand darin eine Einladung zu einer privaten, gemischten Party und eine Nachricht von Jovanka. Darin schilderte sie ihm, dass sie ihn vermissen würde und wo er zurzeit war.
Michail lächelte glücklich und freute sich schon auf ein Wiedersehen mit ihr.
Dann duschte er sich zuerst einmal wieder richtig, stutzte seine gekrümmten Nägel und musste jedes Mal grinsen, wenn er seine Weichteile beim Abseifen berührte. Er war wirklich erleichtert, dass alles wieder beim Alten war und beim Gedanken an seine beiden hübschen Gespielinnen regte sich auch wieder etwas.
Während er sich dann vor dem Badspiegel abtrocknete, rief er gleich nach Jovanka: ‚Meine Wildkatze, ich bin zurück! Komm sobald du Zeit hast. Ich erwarte dich sehnsüchtig.'
Und ihre Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
Sie war zu Hause als sie dieser Ruf völlig unerwartet erreichte: 'Mischa? Ja, ich habe Zeit. Ich mache mich gleich auf den Weg.'
Sie freute sich sehr auf das Wiedersehen und beeilte sich zu ihm zu kommen.
Seine Haustür öffnete sich, als sie davor stand und Michail erwartete sie lächelnd an den Rahmen gelehnt.
Nach dem Begrüßungskuss fragte sie: „Wo hast du nur solange gesteckt?"
Er winkte ab: „Ach, ich musste was erledigen. Nun ist alles wieder in Ordnung." Jovanka ahnte, dass sie nicht mehr erfahren würde und erwiderte: „Dann ist ja gut. Hauptsache, du bist zurück."
Sie küssten sich immer leidenschaftlicher und er zerrte sie ins Wohnzimmer, wo sie kurz darauf am Boden lagen. „Ich habe dich so vermisst, meine Schöne."
Sie keuchte erregt: „Ich dich auch. Ich zählte die Nächte."
Erwartungsvoll spreizte sie die Beine und Michail drang langsam ein. Er war noch unsicher, ob auch alles hielt, aber das war Unsinn.
Seine Wildkatze war verwundert: „Heute so zaghaft?"
Daraufhin stieß Michail fester zu, was Jovanka mit einem zustimmenden Knurren quittierte.
Es fühlte sich unbeschreiblich an, endlich wieder bumsen zu können. Erst jetzt stellte er fest, wie sehr es ihm gefehlt hatte. Für ihn waren diese vier Wochen ohne einen Fick eine lange Zeit gewesen. Doch bei ihrem Akt merkte er, dass sein Teil noch nicht so war, wie es sein sollte.
Dieses verdammte Kunstblut verlangsamte die Heilung. Jetzt musste er sich so bald wie möglich richtiges Blut besorgen.
Später meinte Jovanka: „In einigen Nächten werde ich eine Zeit lang fort sein. Vladimir und ich machen einen Abstecher nach Rumänien. Ich möchte nach langer Zeit meine Heimat wiedersehen."
Dass sie verreiste, passte Michail so gar nicht: „Wie lange wirst du weg sein?" Sie zuckte die Achseln: „Ich weiß noch nicht. Zwei Wochen bestimmt."
Er hielt sie im Arm und seufzte: „Schon wieder getrennt."
Sie lächelte: „Es ist doch nicht für lange. Du hast ja Lidia als Ersatz."
Michail schmunzelte: „Oh ja. Aber du wirst mir trotzdem fehlen."
Jovanka strich ihm über die Wange: „Du mir auch." Dann wand sie sich aus seinen Armen: „Gehen wir auf dein Bett. Da ist es gemütlicher."
Michail nickte: „Stimmt. Gehen wir hoch."
Dort vergnügten sie sich weiter und genossen ihr Wiedersehen.