Lord Potter nahm einen tiefen Schluck Butterbier aus seinem Glas und ließ ihnen Zeit, den Schock zu verdauen. Die unendliche Peinlichkeit, dass ausgerechnet er das Geheimnis gelüftet hatte, überwältigte sie. Seitdem sie fünfzehn waren, wussten sie es beide. Fred und George Weasley liebten sich. Sie liebten sich nicht wie Brüder; sie waren ein Paar. Dieser erste verbotene Kuss unten am See hatte alles verändert - damals in der Halloweennacht nach einer ganzen Menge Butterbier.
Sie wussten, dass sie nie offen sein durften. Ein oder zweimal hatten sie versucht es zu beenden. Keiner von ihnen konnte es ertragen, vom anderen auch nur kurz getrennt zu sein. Unendliche Scham nach dem ersten Sex war auf die wunderbaren Gefühlen gefolgt, die sie miteinander teilten. Keiner von beiden wagte es, Potters Blick zu erwidern. Gnadenlos leicht sprach der Dunkle Lord weiter: „Es muss furchtbar sein, nie ehrlich sein zu können. Arthur, Molly, Ron, Charlie, Bill, Percy und Ginny. Ihr belügt sie alle ständig. Lee Jordan weiß es sicher auch nicht. Nie könnt Ihr die Winkelgasse Hand-in-Hand hinunter gehen. Immer diese Angst von den Auroren erwischt zu werden, weil es verboten ist.“ Er machte eine kleine Pause. Den Zwillingen brach der Schweiß aus. Lord Potter schlug seine Beine lässig über einander.
„Möchtet Ihr noch etwas trinken?“, fragte er den perfekten Gastgeber imitierend. „Feuerwhiskey.“, sagte Fred. George nickte trübsinnig. „Ihr wirkt ein wenig angespannt. Dafür gibt es derzeit gar keinen Grund. Wir sind völlig unter uns. Entschuldigt mich einen Moment.“, erwiderte Potter betont freundlich.
Er ging die Treppe zu seinem Gemach hinauf und ließ die Zwillinge kurz allein. „Was machen wir jetzt?“, fragte George seinen geliebten Bruder. „Keinen Plan. Er hat uns in der Hand, oder? Ein Wort an die Auroren und wir sind geliefert.“ Sie hielten sich an den Händen fest. Es gab ihnen einen kleinen Trost. George küßte seinen Bruder leidenschaftlich. Jetzt war es ohnehin egal, entweder Potter schwieg oder sie waren geliefert. Fred strich seinem Zwilling zärtlich über das Gesicht: „Wenn wir nach Askaban müssen oder man uns trennt. Ich liebe Dich und das ist es wert gewesen.“ Blaue Augen spiegelten sich in einander. Potter schritt die Treppe gemächlich und lautlos hinunter. Ein Tablett mit einer Flasche Feuerwhiskey und drei Gläsern schwebte vor ihm her. Sie bemerkten ihn erst, als er sich wieder setzte. Die Flasche öffnete sich von selbst und schenkte ein. „Das klang sehr romantisch.“, nahm er den Gesprächsfaden ironisch wieder auf.
„Was willst Du, Harry?“, fragte George direkt. Lord Potter sah zu, wie Fred seinen Drink nahm. Er hatte alle Zeit der Welt. „Nicht so gereizt. Ich verstehe Euch beide – mehr oder weniger. Jeder von uns muss seiner Natur folgen. Eure Natur ist es, Euch zu lieben. Allerdings verstößt diese Liebe gegen das Gesetz. Wenn euch jemand anzeigt, legt das Ministerium eine Art Trace auf Euch. Solltet Ihr Euch dann auch nur küssen, würde die Trace Euch überführen. Auf Inzest stehen 10 Jahre Askaban. Unangenehm. Wer mein Mal trägt, untersteht nur meiner Rechtsprechung. Das Ministerium könnte Euch nichts anhaben. Blöd nur, dass Ihr beide so gute Menschen seid. Niemals würdet Ihr das Dunkle Mal annehmen.“
Wieder machte er eine Pause. Die Verzweiflung der Zwillinge konnte man in ihren Gesichtern lesen. „Was verlangst Du, Harry?“, fragte nun Fred. Potter grinste arrogant: „Ich verlange nichts. Im Moment kann ich Euch nicht einmal etwas anbieten. Erst vor wenigen Tagen habt Ihr Euch so klar positioniert. Ihr werdet das Dunkle Mal nicht annehmen, wenn ich es Euch anbiete. Ihr seid absolut schutzlos, wenn Ihr das Schloss verlasst. Hier seid Ihr meine Gäste.“ Freds Mund fühlte sich ausgedörrt an. Natürlich kannten sie die Gesetzlage genau. Wie immer agierte George einen Tick strategischer, als sein Bruder. „Okay, es war ein Fehler, das Dunkle Mal so rigoros auszuschließen. Was wäre der Preis?“ Potters Miene verlor ihre falsche Freundlichkeit.
Geschäftsmäßig erklärte er die Bedingungen: „Es gibt drei Regeln: 1. Ich verlange dem Schwarzen Quartett gegenüber unbedingten Gehorsam und vollkommene Loyalität in jeder Situation. 2. Ich erwarte Ergebnisse und akzeptiere kein Versagen. 3. Das Konkordat wird eingehalten. Zunächst gewähre ich Euch den Schutz des Schwarzen Schlosses, unter der Bedingung der absoluten Vertraulichkeit. Niemand außer uns dreien, Ron, Ginny und Hermine wird vorerst davon erfahren. Solltet Ihr gegen die Regeln verstoßen, werde ich den Preis festsetzen. Natürlich könnt ihr bei Ärger mit den Auroren das Mal zeigen. Ich werde dann informiert. In diesem Fall begebt Ihr Euch sofort in eine der Dependancen des Schlosses und wartet auf Anweisungen.“
Die Zwillinge wussten nicht, was sie tun sollten. Einerseits hatten sie Lord Potters Grausamkeiten gesehen und verabscheuten sie zutiefst. Andererseits könnten sie endlich ihre tiefste Sehnsucht ohne Angst vor Verfolgung leben. „Alles hat seinen Preis.“, sagte Fred endlich in die Stille hinein. Schon einmal hatte Harry Potter ihnen den Weg zum persönlichen Erfolg und Glück geebnet, weshalb sollte es beim zweiten Mal nicht auch funktionieren, dachte auch George. Endlich morgens beim Aufwachen keine Angst mehr haben müssen, dass sie jemand beim zu Bett gehen gesehen hatte. Endlich einen Ort kennen an dem sie einfach ein Paar sein konnten. Endlich keine Lügen mehr vor Ron und Ginny.
Ron, Ginny, Fleur und Bill hatten das Dunkle Mal letztlich auch angenommen. „Aber wir müssen nicht Mylord sagen, wie Snape oder?“ Potter grinste jungenhaft: „Nur wenn Ihr darauf besteht. Harry reicht mir bei so alten Freunden.“ Sie hatten ohnehin keine Alternative. Die Menschen, die sie um Rat fragen könnten, würden auf sie herab sehen. Sie hatten nicht viel zu verlieren und dafür alles zu gewinnen. „Können wir das Dunkle Mal annehmen?“, fragten sie gleichzeitig. „Dann soll es so sein.“, beschloss Lord Potter das Gespräch.