"Du bist dabei dich zu verlieben, du Idiot!" Dachte ich bei mir. "Tu dir das nicht an!"
Diese zierliche Frau im viel zu großen T-Shirt mit ihrem nun offenen roten Haar, ein paar frechen Sommersprossen und den wunderschönen grünen Augen war nicht nur unglaublich sexy, sie hatte diesen Charme, der mich ganz nahe an die Unzurechnungsfähigkeit heranführte... Ganz behutsam wob sie wie eine Spinne ihr Netz rund um mich, bis es keinen Ausweg mehr gab. Aber was bildete ich mir da bloß ein. Das Leben hatte mich wohl seltsam werden lassen. Einerseits fürchtete ich mich vor einer Beziehung und doch sehnte ich mich insgeheim so sehr danach. Ob Selina merkte, wie sie auf mich wirkte? Irgendwann forderte mein Körper seinen Schlaf und wir schliefen Rücken an Rücken ein.
Stunden später, es begann draußen hell zu werden, erwachte ich auf dem Rücken liegend. Selina hatte sich auf die Seite gedreht, den Kopf auf meiner Schulter, den Arm um meine Brust gelegt und schien tief zu schlafen. Ein sonderbares Gefühl war das. Irgendwie total schön und doch so, als ob es nicht sein dürfe.
"Darf ich sie mal was fragen, Michael?" kam die Stimme von der "Schlafenden". - "Hab ich denn eine Wahl?" - "Nein!" - "Also?" - "Fühlst du das auch?" - "Du meinst das Knistern?" Sie streckte sich ein Wenig und hauchte mir einen Kuss auf die Wange: "Mhm...und wie denkst du darüber?" - "Dann hätt ich noch mehr Angst um dich!" - "Dann musst du eben gut auf mich aufpassen!" - "Nochmal würd ich so einen Verlust nicht verkraften!" - "Du könntest dich also in mich verlieben, hast aber Angst davor...?" - "Ich hab mich längst verliebt, du kleine Zecke!"
Selina richtete sich auf, setzte sich rittlings auf meine Schenkel und sah zufrieden lächelnd auf mich herab. "Wusst ich's doch...!"
Unvorstellbar zärtlich löschte sie Schmerz, Trauer und Einsamkeit der letzten sechs Jahre aus meinem Gedächtnis...