Langsam zog die Sonne ihre Bahn dem Ende zu. Das Schauspiel war wirklich so beeindruckend, wie Sepp es sich erhofft hatte. Es war ihm wichtig, dass Sonja all die unglaublich schönen Dinge des Mondseelandes kennenlernte... Er hoffte doch, dass sie sich noch fangen und ihr Geheimnis preisgeben würde. Dass sie vielleicht eine persönliche Bindung zu seiner Heimat aufbauen würde. Er fing an, sich an ihre Gegenwart zu gewöhnen und er hatte sie wirklich gern, aber den Status Geliebte, würde sie nur erreichen, wenn er Vertrauen zu ihr gefasst hatte. Was das betraf, hatte er seine Vorsätze schon gebrochen! Er wollte sie gar nicht so weit in sein Leben lassen, vermisste sie aber sofort, wenn er versuchte, sich von ihr zu lösen! Sie war aber auch ein süßer Käfer...
Nachdem die Sonne untergegangen war, gingen sie noch ins Wasser. Nackt versteht sich. Es war eine unheimlich schöne Romanze, die niemals enden sollte... Als sie wieder zur Decke kamen, leuchtete wieder sein Handy in der Hosentasche.
"Sepp, jetzt schau bitte mal nach! Das muss doch was dringendes sein, wenn der nicht aufgibt!"
"Das sind sicher nur die Idioten von der Baustelle mit ihren Todesdrohungen. Die können mich mal!"
"Du... du wirst bedroht? Und du fährst ungeschützt mit mir in der Gegend herum? Spinnst du? Bist du verrückt geworden? Sepp, wieso hast du mir das nicht erzählt?"
"Aber Sonja! Das sind Spinner! Du brauchst keine Angst zu haben, du bist sicher nicht in Gefahr!"
"Sepp! Es geht hier nicht um mich! Es geht um dich! Du wirst bedroht! Ich hab keine Angst um mich! Es geht um dich! Verstehst du das nicht!"
Renate zitterte. War sie zu weit gegangen? Sie wünschte sich nichts mehr, als dass Karls Gefühle noch nicht ganz erloschen waren. Sie fühlte, dass da noch was war. Sie hatte ihn damals sehr verletzt. Er hatte das wirklich die ganzen Jahre nicht verwunden und doch, war er heute über seinen Schatten gesprungen und hatte sie und ihre Kinder wirklich liebevoll betreut.
Sie genoss es, dass er ihr Gesicht in Händen hielt, sanft, ja zärtlich! Wie hatte sie nur so dumm sein können, ihn für Hans aufzugeben. Zwanzig Jahre lang hatte sie gebüßt für ihre Dummheit... und nun stand ihr Traummann wieder vor ihr, bereit, ihr beizustehen, anständig und ehrlich... der Mann, den sie damals mit ihrer Entscheidung so gedemütigt hatte!
Sepp konnte nicht verstehen, dass Sonja diesem Blödsinn so viel Bedeutung beimaß. Dennoch ließ er sich überreden, sich nun anzukleiden und zu ihr nach Hause zu fahren.
"Ich hab dir das heute Mittag schon gesagt, Sepp! Der Blödmann bei der Forsthütte war nicht nur sauer auf dich! Der hasst dich auf eine Art, die dir vermutlich fremd ist. Bitte lass uns zu mir fahren. Bitte! Ich werd dich ganz lieb ankuscheln, und brauch dann keine Angst um dich zu haben, wenn du bei mir bist! Bitte Sepp!"
"Na gut dann fahrn wir mal. Aber ich bin sicher, dass du das überbewertest!"
"Sepp, der Sonnenuntergang war wunderschön! Aber ich möchte noch viele Sonnenuntergänge in deiner Gegenwart erleben...