Eduard Jansen. Dieser Name war im Mondseeland mittlerweile mehr als bekannt. Er war auch hierzulande eine wirtschaftliche Größe geworden, an der man nicht vorbeikam. Als junger Mann hatte er in Deutschland mit Kunststoffprodukten Eingang in die Autozulieferindustrie gefunden und seit den Achziger Jahren unglaublich expandiert. Mit Auto-Bodenmatten und wasserdichten Kofferraumwannen hatte er damals begonnen. Die späten Siebziger und und der Trend, auf jedem noch so unspektakulären Fahrzeug Spoiler oder ähnliche Anbauteile anzubringen, brachten ihm in den Achziger Jahren den ganz großen Erfolg und einen Namen, mit dem er als Autozulieferbetrieb in ganz Europa von rennomierten Herstellern bevorzugt wurde. Diesen Industriezweig hatten längst seine beiden Söhne übernommen und erfolgreich weitergeführt.
Anfang unseres neuen Jahrtausends entdeckte er den Aufkauf ländlicher Grundstücke - insbesondere Baugrundstücke - und deren Bebauung durch Gastronomiebetriebe als Hobby für sich.
Daran gewöhnt, dass alles was er in die Hand nahm, zu einem Erfolg wurde, nahm er dafür auch kräftig Geld in die Hand und scherte sich wenig darum, wie die Genehmigungen, oder aber Flächenwidmungsplanänderungen zustande kamen. Man musste nur den richtigen Leuten genug Geld zur Verfügung stellen, die dieses "projektfreundlich" an die zuständigen Stellen verteilten. Dies erfolgte natürlich auf eine Weise, die für diese Hilfestellung auch entsprechend prozentuelle Beteiligungen ermöglichte.
Das unschöne Wort Bestechung oder gar der Verdacht, sich einer solchen schuldig gemacht zu haben, kam für Jansen nicht zur Anwendung! Er war Geschäftsmann und als solcher gewohnt, einflussreiche Leute für seine Dienste zu gewinnen. Diese Personen wurden für die "Kontaktherstellung und Genehmigungseinholung" auch offiziell von ihm entlohnt. Sollte je einer dieser Genehmigungseinholer in den Verdacht einer Bestechung kommen, war es genau dieser zuständige Mann, der sich zu verantworten hatte. Eduard Jansen hatte ihn beauftragt. Wie dieser "freie Mitarbeiter" denn agierte, um die begehrte Urkunde zu beschaffen, war für Jansen nicht relevant. Und ob sich der Beschuldigte an dem ihm zur Verfügung gestellten Geld selbst gütlich tat, war ihm völlig egal, denn der Beschuldigte hatte auch selbst dafür gerade zu stehen, wenn es denn zu einer Untersuchung kommen sollte...
Tatsächlich galt Eduard Jansen als honoriger Mann, der auch - und dem war auch zweifellos so - Arbeit und Wirtschaftsaufschwung ins Mondseeland getragen hatte.
Ebenso, hatte ihm so mancher Fußballverein in den umliegenden Gemeinden schöne Trikots zu verdanken, die für die von ihm gebauten oder aber aufgekauften und neustrukturierten Nobel-Gastronomiebetriebe warben.
Auch der Kauf von alten Fabrikgebäuden und deren Umbau in Wohnhäuser und Zweit- sowie Ferienwohnungen für finanzkräftige Klientel, gehörte zu seinem Steckenpferd.
Er war dafür bekannt, gut und pünktlich zu bezahlen. Für ihn zu arbeiten galt als sehr sicher. Kam man jedoch mit seiner Arbeit in Verzug, waren hohe Abstriche zu erleiden aber bezahlt wurde promt, sobald alles erledigt war.
Um bei seinen Großprojekten Aufträge tätigen zu können, mussten so manche kleinere Unternehmer hohe Risiken eingehen, zusätzliche Arbeitskräfte einstellen und Kredite aufnehmen, da sie für die großen von ihnen zu verbauenden Materialmengen schließlich in Vorleistung gehen mussten. Natürlich musste man auch zum Teil Leihgeräte verwenden, um effektiv mit dem aufgestockten Personal arbeiten zu können
Baustopps waren daher für so manchen Betrieb schon zum Fallstrick geworden, der zwangsläufig bis zur Insolvenz und zum Verlust von Arbeitsplätzen führte...