Burger hob nachdenklich die Brauen. Dann wandte er sich an Schwester Elke.
"Elke, seien sie so lieb und holen sie Tee für Frau Hager, damit sie ihren Durst einmal stillen kann:" und dann zu Petra gewandt: "Aber bitte nur kleine Schlucke und die Mengen langsam erhöhen, ok? Jetzt werden wir mal zusehen, dass wir sie schmerzfrei kriegen! Es stehen ihnen auch noch einige Untersuchungen bevor."
"Das mit dem Licht hätte ich nicht sagen sollen oder?" Petra sah ihn ängstlich an. "Ich meine... Jetzt werden sie mich nicht mehr ernst nehmen. Aber ich schwöre ihnen, ich hab das nie wirklich geglaubt! Und jetzt hab ich es selbst erlebt, oder aber glaube, es selbst erlebt zu haben...
Vielleicht spielt uns das unser Hirn vor, wenn es keinen Sauerstoff mehr kriegt, weil wir das irgendwann mal gehört haben. Aber ich würde sie niemals anlügen Herr Doktor!"
"Und ich schwöre ihnen, dass ich sie sehr wohl ernst nehme, Petra. Eine Frau, die solche Artikel schreibt wie sie; kompetent, sachlich, gut recherchiert... warum sollten gerade sie auf einmal zu flunkern beginnen und das ausgerechnet ihrem behandelnden Arzt gegenüber? Sie haben, was sie erzählten tatsächlich erlebt, mit Sicherheit! Aber wir wissen nicht, wie real die Ebene ist, auf der sie es erlebten. War es nur in ihrem Kopf, oder war es auf einer anderen, uns nicht bekannten Ebene, die uns Lebenden normalerweise nicht zugänglich ist? Wir wissen es nicht, genauso wenig, wie wir den Grund dafür kennen, dass ich entgegen der sonst üblichen Vorgangsweise doch ein weiteres Mal ihren Puls fühlte!
Es mag aus dem Mund eines Arztes unprofessionell klingen, aber ich hatte einfach das Gefühl, dass ihre Zeit noch nicht gekommen ist! Oder besser... noch nicht gekommen sein darf! Ich wollte sie unbedingt retten. Es hat mich persönlich betroffen, sie verloren zu haben.
Wissen Sie, ein Arzt darf solche Gefühle nicht so weit an sich heranlassen, weil er täglich mit dem Tod konfrontiert wird. Aber den Verlust ihres Lebens habe ich persönlich genommen. Umso mehr, freue ich mich darüber, jetzt an ihrem Krankenbett zu sitzen!"
Petra sah Burger in die Augen. "Ich hatte großes Glück, gerade an sie zu geraten. In ihrer Nähe fühlt man sich gut aufgehoben. Danke, dass sie mich nicht für eine Spinnerin halten! Und danke, dass sie sich so intensiv um mich bemühen."
Bei den letzten Worten hatte sie seine Hand ein Wenig gedrückt, da ihre noch immer in seiner lag.
"Aber gerne! Und... nennen sie mich Helmut! Ich muss sie nun leider verlassen, aber ich werde mich bald wieder um sie kümmern, Petra. Ich werde Schwester Elke anweisen, sie im Auge zu behalten und ich werde sie ausschließlich selbst behandeln! Sie werden sehen, sie werden wieder gesund!"
Er zwinkerte ihr zu und verließ den Raum. Zurück blieb eine aufgewühlte aber beeindruckte Petra, die sich fragte, wie sie wohl in diese Sache hineingeraten war...