Wie vom Blitz getroffen griff ich nach dem Messer, sprang auf und stellte mich kampfbereit dem Rascheln gegenüber. Doch anstatt einem zerzausten Wolf, trat hinter einem der Büsche, ein verschüchtertes Mädchen hervor. Ich brauchte einen Moment, um diese bekannten Gesichtszüge jemanden zuordnen zu können. Nathalie. Sie war das Mädchen gewesen, mit der wir Frieden geschlossen und ihr die Amulette überlassen hatten. Wütend kniff ich die Augen zusammen und funkelte sie böse an. Sie war schuld, sie hatte sich auf unseren Deal eingelassen und unsere Bedingungen nicht eingehalten. Sie war an allem schuld!
„Was willst du?“, zischte ich lauter als gewollt und machte einen großen Schritt auf sie zu.
„Nathalie?“, begrüßte Leandro sie und lief mit offenen Armen auf sie zu, als wolle er sie umarmen.
Etwas war anders an ihr, ich konnte nicht genau sagen was es war, aber irgendetwas ließ mich misstrauisch werden. Nun gut, sie hatten ihren Teil des Deals nicht eingehalten, aber es war nicht nur das. Nein es was ganz bestimmtes in ihren Augen, etwas von Habgier und Dominanz. Bevor er weiter auf sie zugehen konnte, hielt ich ihn an der Schulter zurück und versuchte ihn zur Vernunft zu bringen.
„Was willst du?“, zischte ich erneut und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich wusste noch ganz genau, wie sie am ersten Tag unserer Begegnung ausgesehen hatte. Schwarze Haare mit blauen Strähnen, roter Lippenstift, dunkler Lidschatten und dunkle Kleidung. Ihr Style hatte sich kein wenig geändert. Immer noch trug sie all das Make-up und versuchte sich damit wichtiger zu machen. Doch ihr ganzes Auftreten war anders, als ich es erwartet hatte.
„Alex!“, keifte Leandro empört, als hätte ich ihn angemacht.
„Was? Du willst sie doch wohl nicht mit offenen Armen empfangen oder?“
„Komm mal runter, sie ist dafür ganz bestimmt nicht verantwortlich.“ Fassungslos schüttelte ich den Kopf und folgte seiner Hand, die in die Richtung unseres Hauses zeigte, was wir von hier schon gar nicht mehr sehen konnten.
„Wenn nicht sie, wer dann? Hm?“
„Fragt doch mich, anstatt über meinen Kopf hinweg zu streiten?“, meldete sie sich bestimmend zu Wort und schritt bedrohlich auf uns zu. Um so näher sie kam, desto unruhiger wurde ich. Warum bekam er es nicht mit? Ich vertraute ihr kein Stück und ich fragte mich was zwischen ihnen gewesen sein musste, dass er keine Zweifel an ihr hatte.
„Na dann erzähl. Was fällt dir ein, eine Horde Werwölfe auf mein Haus loszuschicken? Du hast was du wolltest, also pfeif deine Hunde zurück und verschwinde!“, rief ich provozierend und hörte keine einzige Sekunde auf, in ihre sandgelben Augen zu starren.
„Na, na, na so redet man aber nicht mit mir.“
„Du brauchst gar nicht deinen Zeigefinger drohend auf mich richten, das schüchtert mich nicht ein!“, brüllte ich nun außer mir vor Wut. Fand sie es etwa lustig, was ihre Hunde mit unserem Haus und meiner Mum gemacht hatten? Für einen kurzen Moment, der mir wie die Ewigkeit erschien, starrten wir uns einfach in die Augen und ich konnte das Muster, ihrer nun neidgelben Augen, ganz genau betrachten. Das Starren brach sie und schon eine Sekunde später stand sie vor Leandro und umarmte ihn sehnsuchtsvoll. Verwirrt standen wir beide da und wussten nicht was sie mit dieser Aktion erreichen wollte. Einige Zeit starrte ich die beiden an und wartete darauf, dass sie ihn wieder loslassen würde. Doch dazu ließ sie es nicht kommen, stattdessen klammerte sie sich immer enger an ihn und brachte ihm das Gefühl von Geborgenheit.
Länger konnte ich das nicht mit ansehen. Mit einer unüberlegten Handbewegung zog ich sie am Jackenärmel zurück und stand ihr plötzlich ungewollt so nah, dass ich ihren warmen Atem an meinem Hals spürte, der mir eine leichte Gänsehaut über den Rücken jagte.
„Alex!“, stieß Leandro erschrocken hervor und riss seine Augen weit auf. Plötzlich spürte ich ein unangenehmes Brennen im Bauch. Es dehnte sich aus, wurde zu einem unerträglichen Stechen und zwang mich schließlich zu Boden. Der Schmerz betäubte mich so sehr, dass ich Mühe hatte bei Bewusstsein zu bleiben. Mit zittrigen Händen tastete ich nach der Ursache für meine Schmerzen. Mir stockte der Atmen, als meine Finger auf etwas Nasses trafen und plötzlich Blut an ihnen herunterrann. Mit großen Augen starrte ich das Messer in meinem Bauch an. Panik stieg in mir auf und verschlimmerte die Schmerzen. Meine Atmung wurde unregelmäßig und die ersten dunklen Flecken traten vor meine Augen.
Noch bevor die erste Panikattacke verschwunden war, überrollte mich die Nächste, als ich an meine Geschwister und meine Mum denken musste. Vor ihnen würde sie mit Sicherheit nicht Halt machen. Hilfesuchend beobachtete ich Leandro und hoffte er könnte das Messer entfernen. Doch der schien den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen zu haben und ließ sich gelassen, als würde er mit ihr spielen wollen, gegen einen Baum stoßen. Merkwürdig lang starrten sie sich in die Augen und bewegten sich keinen Millimeter. Er würde mir nicht helfen. Also musste ich es selbst in die Hand nehmen.
Mit zusammengekniffenen Augen umklammerte ich den kalten Griff und zog das spitze Messer ruckartig aus meinem Fleisch heraus, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Laut hallte mein losgelassener Schrei durch den Wald und ließ die beiden kurz aufschrecken. Trotzdem brachen sie den Blickkontakt nicht.
Alles zog sich in mir zusammen und langsam trat schwarze Dunkelheit vor meine Augen. Das Stechen in meinem Bauch wurde heftiger. Der Schmerz überrannte mich so schnell, dass ich es kaum schaffte bei Bewusstsein zu bleiben. Warmes Blut floss über meine Finger, als ich nach der Wunde tastete. Unruhe breitete sich in mir aus. Warum heilte ich nicht? Warum schloss sich die Wunde nicht von alleine? Warum funktionierte das Amulett nicht?
„Was sollte das?“, ließ Leandro´s Stimme die Dunkelheit verschwinden
„Ich wollte nur klar stellen, dass man nicht so mit mir zu reden hat!“
„War das wirklich nötig?“
„Es sollte dich nicht überrascht haben, immerhin kennst du mich ganz genau und weißt, dass ich so nicht mit mir reden lasse“, lachte sie besserwisserisch und warf ihr Haar sinnlos nach hinten. Langsam wurde mein Verstand wieder klarer und ich verstand, dass sie das gleiche mit Leandro vor hatte. Keuchend versuchte ich mich zu sammeln und schaffte es schon nach kurzer Zeit zitternd aufzustehen, um mich an die beiden ranschleichen zu können. Die Äste des Waldes knackten unter meinen schweren Schritten, doch sie bemerkten es nicht. Schließlich stand ihr so nah, dass ich mich bemühen musste, sie meinen schnellen Atem nicht im Nacken spüren zu lassen.
Dieses Mal drängte ich meine Fragen über die Bedeutung ihrer Worte in den Hintergrund und stach das Messer, mit dem sie mich zuvor angegriffen hatte, kurzerhand in ihren Rücken.
Ihr schriller Schrei drang mir unangenehm laut in die Ohren, als sie umfiel und mich mit sich riss. Ihre Sicherheit war verschwunden und stattdessen griff sie nun ängstlich nach meiner Hand und fing an diese zu zerquetschen.
Tausend vorwurfsvolle Worte von Leandro drangen mit in die Ohren und nahmen mir den Willen bei Bewusstsein zu bleiben. Ewigkeiten redete er wütend auf mich ein und versuchte sich bei Nathalie für mein Verhalten zu entschuldigen. Solange bis sie sich endlich zu Wort meldete:
„Es beruhigt mich, dass das Amulett nicht helfen wird.“
„Wie meinst du das?“, fragte Leandro ruhig, doch den Hauch von Panik konnte er nicht überspielen.
„Weder bei ihr, noch bei ihrer Mutter“, keuchte sie. Meine Mutter! Wie hatte ich sie vergessen können? Meine Bewegungen waren langsam geworden und ich hatte das Gefühl, mich nur noch in Zeitlupe bewegen zu können. Hilfesuchend warf ich Leandro erneut einen Blick zu, doch der starrte benommen ins Leere und versuchte die Situation zu verstehen.
„Mum?“, flüsterte ich heiser und robbte langsam über den Boden. Was um mich herum geschah blendete ich aus. Die Stimmen wurden dumpf, die Umgebung verschwommen und meine Sinne benebelte. Trotzdem schaffte ich es mich zu ihr zu kämpfen und meinen Kopf auf ihren warmen Bauch zu legen. Zitternd griff ich nach ihrer Hand. Als hätte mein Körper nur auf diese eigenartige, magische Berührung von ihrer und meiner Haut gewartet, verfiel er plötzlich in eine Starre. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Mein Körper war schwer wie Blei, so schwer, dass ich nicht mal mehr ein einziges Wort über die Lippen bringen konnte. Die Dunkelheit hatte mich längst eingeholt und die Hoffnung verlassen. Ich wusste nicht mehr wie ich ihr helfen konnte und so gab ich mich zum ersten Mal, ohne Widerstand, der Dunkelheit hin. Alles in mir begann zu kribbeln, als würde ich gerade auftauen und gleichzeitig überkam mich ein schwindeliges Gefühl. Eine Weile noch drehte sich alles und ich raste in unheimlicher Geschwindigkeit durch diese Finsternis, doch dann wurde mein Tempo etwas langsamer und ich merkte wie ich ans Ende dieses Ortes gelangte.
Sachte sanft kam ich auf grellem, weißen und vertrautem Boden an. Die Starre hatte meinen Körper verlassen und da ich den Ort gut genug kannte, sprang ich auf und machte mich auf die Suche. Noch wusste ich nicht nach was oder wem ich suchen würde. Doch das würde sich spätestens ändern, wenn ich es gefunden hätte. Mein Kopf war leer und aus irgendeinem Grund genoss ich es. Die Erinnerungen an die letzten Jahre meines Lebens waren verschwunden, doch das machte mir nicht einmal Angst.
Unbeschwert schlenderte ich durch die endlose Welt und hielt die Augen nach dem offen, was ich anscheinend suchte. Entspannung machte sich in mir breit und brachte mir das Gefühl, dass alles gut war, auch außerhalb dieser Welt. Wie auch immer diese aussehen mochte.
Eine Weile noch lief ich stumm durch die Weiten dieser Welt und fing schon beinahe an mich daran zu gewöhnen, hierzubleiben.
„Mum!“ Nur ein einziges Wort entkam meinen Lippen und brachte all die verlorenen Erinnerungen wieder. Und sogar noch mehr. Mit schnellen Schritten lief ich auf sie zu und wollte ihr erleichtert in die Arme fallen. Doch in meinem Rennen stoppte ich, als ich eine merkwürdige Gestalt neben ihr entdeckte. Vorsichtig wagte ich mich immer näher an sie heran, doch nur ein paar Meter vor ihnen wurde ich aufgehalten. Als stände vor mir eine durchsichtige Wand, hielt mich etwas davon ab zu ihnen zu gelangen.
Kurz nur schenkte meine Mum mir ihre Aufmerksamkeit, ehe sie sich wieder der Gestalt zuwendete. Wie hypnotisiert starrte sie dieses Etwas an und rührte sich kein bisschen.
„Mum“, schrie ich und schlug meine Faust gegen diese unsichtbare Wand. Langsam kam die Gestalt auf mich zugelaufen und damit wurden ihre Umrisse immer klarer.
Sekunden vergingen in denen der Mann mir immer näher kam und ich seine markanten Gesichtszüge langsam erkannte.
Dad? Freude brachte mich zum Lächeln und ich spürte wie mich das Bedürfnis, ihn endlich wieder in die Arme schließen zu können, überrennen wollte. Meine und ihre Augen begannen zu strahlen und schon jetzt spürte ich wie mich seine starken Arme immer enger an sich drücken würden. Wie verzaubert starrten wir ihn an und konnte es kaum erwarten seinen angenehmen Geruch einzuatmen. Ein Geruch der mir all die Zeit in unserem Haus gefehlt hatte. So sehr wünschte ich mir ihn einfach in den Arm nehmen zu können, diesen Menschen zu berühren, den ich mein ganzes Leben lang schon geliebt hatte, ohne es wirklich hatte zeigen zu können. Beinahe hätte ich mich der Versuchung hingegeben und wäre zu meinem Vater gelaufen, ohne die Konsequenzen zu beachten. Wäre da nicht dieses zweifelnde Gefühl in mir gewesen. Ich wusste nicht woher es kam oder von wem, aber ich war mir sicher, dass es dieses Mal nicht meine eigenen Gedanken waren. Vielleicht war es nur die unsichtbare Wand die mich wieder zur Vernunft rufen wollte, aber etwas in mir wollte fest daran glauben, dass dieses Gefühl von jemand ganz anderen ausgelöst wurde.
Enttäuschung machte sich in mir breit. Ich konnte ihn sehen, ich könnte ihn umarmen, aber ich durfte nicht. Im Gegensatz zu meiner Mutter waren mir die Konsequenzen bewusst. Mir war klar, dass ich mit einer einzigen Berührung mein Leben aufgeben würde. Sie war verlockend, um nicht unwiderstehlich sagen zu müssen.
Es lag auf der Hand, dass sie mir genommen werden würde, wenn meine Mutter und mein Vater sich berühren würde. Dessen war ich mir sicher. Das Problem war nur, dass ich keine Ahnung hatte was ich dagegen tun sollte. Wie sollte ich schon richtige Worte dafür finden, die es einem Unwissenden erklären könnten? Und konnte sie überhaupt noch zurück kommen? War diese Wand zwischen uns nicht vielleicht schon diese Wand, die Leben und Tod von einander trennte?
Diesen Gedankengang verwarf ich schnell und versuchte unermüdlich die richtigen Worten zu
finden.
Beide starrte sie sich nur unermüdlich in die Augen und es war nur eine Frage der Zeit bis sie sich in seine Arme werfen würde. Richtige Worte gab es nicht, wenn es die jemals in irgendeiner Situation geben konnte, also suchte ich nach Dingen, die ihr beweisen könnten, dass er nur eine Falle war. Kritisch musterte ich ihn und erst jetzt fiel mir etwas beinahe zu offensichtliches auf. In meinem Wahn hatte ich es selbst nicht mitbekommen, doch wenn man sich auch nur für eine Sekunde von ihm distanzierte, stach es einem förmlich ins Auge.
Schon seine Augen waren einen Touch zu vertrauenerweckend, es wirkte fast wie aufgesetzt und seine ganze Erscheinung wurde von einem ungewöhnlichen schwarzem Nebel umgeben. Als würde alles Böse an ihm kleben.
Als ich das endlich zu verstehen begann, rief ich einfach ihren Namen und hoffte vorerst ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch nicht nur sie gab sie mir, auch er drehte seinen Kopf in meine Richtung und setzte in eigenartiges Lächeln auf.
„Ja?“, flüsterte sie erschrocken und für einen kurzen Augenblick konzentrierte sie sich nur auf mich und meine Worte.
„Geh weg von ihm!“
„Warum?“
„Weil wir,... weil ich dich nicht verlieren darf“, murmelte ich zögernd. Wenn sie doch nur den Hauch einer Ahnung hätte...
„Was sollte er schon tun? Er ist dein Vater.“
„Nein, das ist er nicht. Papa ist tot. Ich flehe dich an, vertrau mir dieses eine Mal und folge mir“, rief ich nun energischer und versuchte alle meine Befürchtungen und Ängste in diesen einen Satz zu legen.
„Natürlich bin ich dein Vater und wenn ihr mir folgt, dann können wir so leben wie früher. Friedlich.“
„Wenn wir dir jemals irgendetwas bedeutet haben, dann lässt du uns gehen“, entgegnete ich knapp und starrte stur in seine Augen, auf der Suche nach dem letzten Stückchen, das meinen Vater ausgemacht hatte, nach dem Guten in ihm.
„Das verbitte ich mir!“ Verdutzt starrte ich ihn an. Mittlerweile zweifelte ich sogar daran, dass er wirklich mein Vater war. Diese Worte klangen verdächtig nach dem Grafen. Doch dieses Mal konnte der seine Finger nicht im Spiel haben.
„Du kennst Papa, dass ist nicht er! Ich habe keine Zeit es dir zu erklären, aber ich bitte dich an Mia, an Tom und an mich zu denken. Wir brauchen dich mehr, als du ihn brauchst!“ Sie schwieg und mit jedem Atemzug, den wir in Stille verbrachten, kam die Dunkelheit näher. Sie hatte meinen Vater eingeholt, sie umgab ihn wie ein Schleier und von Sekunde zu Sekunde kam sie auch uns näher, bereit uns zu erdrücken und uns verschwinden zu lassen.
„Ich weiß worum es geht und ich habe auch meine Erinnerungen wieder.“
„Was? Wo... wo her?“, stammelte ich ungläubig.
„Das hat mir ein Engel zugeflüstert.“ Verwirrt starrte ich sie an. Ich konnte mir nichts von diesen Beschreibungen erklären. Sie klangen wie verwirrende Fieberträume, die man nicht ernst nehmen konnte.
„Dann komm endlich mit!“, bettelte ich ein weiteres Mal und hoffte sie würde mir einfach zunicken. Doch stattdessen wendete sie sich wieder ab, blickte ihn an und hob ihre Hand, mit der sie seine Wange streicheln wollte. Ihr sah das Verlangen in ihren Augen. Verlangen nach Zuneigung, Wärme und Geborgenheit. All die Sachen konnten wir ihr auf diese weise nicht geben, wie es mein Vater getan hatte.
„Mum, du darfst ihn nicht berühren. Dann kannst du nicht mehr zurückkommen. Nicht zu Tom, zu Mia oder mir.“
„Davon hat der Engel nichts gesagt. Ich will nur eine Berührung“, flüsterte sie leise und machte einen Schritt auf ihn zu.
Als wäre die Zeit beinahe angehalten worden, musste ich zusehen wie ihre Hand seiner Wange immer näher kam. Ein Geistesblitz schoss mir durch den Kopf, der sie schockieren und umstimmen würde, doch er war mir zu spät gekommen. Als würde ein Zentner Klötze von ihren Schultern fallen, wurde ihre Haltung schlaffer und das Lächeln in ihrem Gesicht breiter, als ihre Hand seine Haut streifte. Zufrieden schaute sie ihn an und vergaß was sie uns damit antat. Schreiend fiel ich zu Boden und konnte nicht aufhören sie anzustarren. Ich hatte sie verloren. Sie auch noch. In mir zerriss alles. Auch wenn ich mein Herz seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt hatte, so begann es plötzlich zu schmerzen. Stiche breiteten sich in meiner Brust aus und wollten meinen Körper lahm legen. Die ersten Tränen lagen auf meinen Wangen, doch konnten sie nicht ansatzweise das ausdrücken, was ich gerade fühlte, was ich jetzt schon fühlte, obwohl ich es noch nicht einmal verstanden hatte.